Ehrlich gesagt kann ich die teilweise brachiale Kritik an der Boundcon nicht nachvollziehen. Nicht einmal ansatzweise.
Felice und ich waren letztes Jahr zum ersten mal dort und sind gleich voll ins kalte Wasser gesprungen - heißt: Dreitages-VIP-Ticket für 200 Euro. Nicht gerade wenig Geld, aber wir haben es einfach riskiert, weil wir dachten, dass wir uns auf die Weise Kosten (und Gedanken) um die tägliche Verpflegung sparen können. Und wir waren so begeistert, dass wir bereits auf der Heimfahrt am Sonntag beschlossen haben, nächstes Jahr wieder alle drei Tage mitzunehmen.
Und als dann das All-Inklusive-Ticket für die Boundcon 2012 erschien, haben wir keine Sekunde gezögert - auch wenn wir nicht gerade im Geld schwimmen und die 300 Euro zuzüglich der Hotelkosten daher schon recht ordentlich reinhauen. Und wieder haben wir es nicht bereut.
Ich weiß nicht, was hier manche von einer derartigen Messe erwarten. Mir ist schon vorher klar, dass die Cocktails auf einer solchen Messe alleine aus finanziellen Gründen nicht mit Absolut-Wodka gemischt werden, sondern halt mit Gorbatschow oder Jelzin. Na und? Felice und ich hatten trotzdem wieder unseren Spaß. Wir sind am Donnerstag an- und am Sonntag erst am Nachmittag wieder abgereist - uns taten zwar die Füße weh, aber wir haben keine Sekunde bereut.
Und wir haben uns gut verpflegt gefühlt, denn auch hier kommt es ja darauf an, was man erwartet. Feinsten Tafelspitz? Sicher nicht. Bereits im letzten Jahr waren wir nicht überrascht, dass uns im VIP-Bereich das Buffet eines Großküchen-Caterers erwartete - aber Großküche ist nicht automatisch schlecht. Auch wenn beispielsweise die Knödel teilweise ein wenig zu weich waren und sicher nicht die Qualität eines Spitzenrestaurants hatten, so haben wir uns doch immer wieder mal Nachschub geholt. Denn auch wenn es Massenküche war: Wir fanden es lecker. Da stören uns dann auch nicht die zugegebenermaßen ziemlich unbequemen Stühle im VIP-Bereich.
Die Mitarbeiter waren sehr herzlich, wir haben unzählige ausführliche
und sehr nette Gespräche mit unzähligen Ausstellern geführt - und jedesmal, wenn wir eine weitere Runde über die Messe gedreht haben, haben wir etwas Neues entdeckt. Klar gab es manche Sachen mehrmals, aber das lässt sich erstens nicht vermeiden, und zweitens war es keinesfalls wie auf einer normalen Erotik-Messe, wo es an zehn Ständen neunmal das Gleiche gibt (nur unterschiedlich beleuchtet).
Und letztlich ist doch eine Messe nicht zuletzt auch eine Verkaufsveranstaltung - wobei ich auch hier die Kritik an den Preisen teilweise nicht nachvollziehen kann. Mag sein, dass einige Dinge teurer waren als im Netz, aber die Kritik daran erinnert mich an das klassische Einzelhandel-Phänomen: Viele Menschen lassen sich im (fähigen) Einzelhandel beraten, sind dann aber nicht bereit, die Beratung auch irgendwie zu honorieren, sondern kaufen stattdessen anschließend billiger im Netz. Finde ich persönlich ehrlich gesagt unmöglich. Wenn ich irgendwo eine kompetente Beratung zu einem Produkt erhalte, bin ich gerne auch bereit, einen etwas höheren Preis zu bezahlen. Auch wenn mir natürlich klar ist, dass die am häufigsten vorherrschende Ansicht hierzu immer noch "Geiz ist geil" ist. Aber egal.
Zu den Shows: Ja, wir waren irgendwann ein wenig übersättigt, was japanisches Hängebondage betrifft - aber trotzdem gab es an vielen kleinen Ecken der Messe Interessantes zu sehen, daher hatten wir nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Die schönsten Fesseleinlagen fanden ohnehin eher im kleinen Rahmen an den Ecken irgendwelcher Stände statt.
Klar gibt es Sachen, die man hätte anders machen können, aber wir hatten dennoch volle drei Tage unseren Spaß und freuen uns schon auf das nächste Jahr, in dem wir wahrscheinlich wieder alle drei Tage auf der BC verbringen werden, weil sie uns als Event an sich einfach Spaß macht.
Chris
Disclaimer: Nein, ich bin kein Mitarbeiter der Boundcon oder eines Ausstellers, der hier ein wenig Guerilla-Marketing betreiben möchte.