Gedankensplitter
Es ist interessant dass es doch bei vielen Menschen Fantasien gibt, von denen sie wie du sagen dass sie immer geheim bleiben werden und auch gar nicht dazu da sind umgesetzt zu werden .. was ist demnach ihr Sinn??
Ich habe da noch etwas von der "Dampfkesseltheorie der Zivilisation" im Hinterkopf, die IIRC besagt, daß eine Zivilisation wie unsere heutige und der zivilisierte Umgang miteinander nur durch Unterdrückung von Trieben möglich ist. Diese "brodeln" jedoch weiter im Dampfkessel und manchmal wächst der Druck zu sehr und es macht bumm.
Diese Phantasien, die nur in der eigenen Gedankenwelt leben, könnte ich mir sehr gut als ein Ventil vorstellen. Als Ausgeburt reiner emotionaler/leidenschaftlicher Triebhaftigkeit wird durch gedankliche Beschäftigung mit derlei Phantasien "Dampf abgelassen"
Daß es hier nicht unbedingt notwendig ist, eine reale Umsetzung auszuführen, sehe ich ein wenig als Parallele zum "myoclonic twitch"(sorry, grad tabula rasa bzgl. der Übersetzung). Das ist ein Phänomen, welches die meisten wahrscheinlich aus der Phase des Einschlafens kennen: Mann döselt langsam ein, denkt noch an etwas oder fängt an vor sich hin zu träumen, und wenn man dann im Traum/Gedanken eine Bewegung macht, zuckt auf einmal der entsprechende Körperteil real auch.
Der reine Gedanke daran reicht also, um eine körperliche Reaktion zu provozieren. Und so reicht die gedankliche Umsetzung der Phantasie aus, den dahinter stehenden Trieb zu befriedigen.
Wieso wollte schon die unglaublich kräftige und wehrhafte Brünhild aus dem Nibelungenlied erst niedergerungen werden, um sich dann hinzugeben? Es geht offenbar um eine Vorstellung von Dominanz und die damit verbundene Unterwerfungsfantasie, die schon sehr alt ist.
Auch neulich Siggi gesehen?
Dazu fallen mir aber noch ein paar Sachen ein: Vielleicht wollte sie den, der ihr überlegen war, mithin den, der sie wert war, im Gegensatz zu den anderen "Schwächlingen". Nur diesem einen konnte sie auch entsprechende Achtung entgegenbringen.
Interessant finde ich, daß es hier rein um körperliche Überlegenheit geht. Ob er ein netter Kerl war, charmant, intelligent usw. - who cares. Es sollte der starke Mann sein, der ihr endlich die Last der Verantwortung abnehmen würde, wo sie sich (vertrauensvoll?) fallen lassen konnte.
Aber gerade was Unterwerfungsphantasien jeglicher Art betrifft... vielleicht ist es wirklich der Reiz, in unserer Zeit, in der immer mehr Input verarbeitet werden muß, wo Kopflastigkeit kaum noch zu vermeiden ist, wo viele sich ständig Gedanken machen um Zukunft, Arbeit usw... endlich mal aus dem Gefängnis der eigenen Gedanke zu entkommen, indem man jemand anderem die Führung überlässt, nicht mehr über den nächsten Schritt nachdenken muss, sondern einfach erwarten kann und vielleicht so einen Übergang von Machen zu Sein schafft...
Das würde natürlich auch wieder einen evolutionären Bogen schlagen, zu den Zeiten, wo einfach "gemacht" wurde, immer nach der Prämisse der (darwinistisch?) körperlichen Überlegenheit...
Letzter Gedanke: Um das ganze auch mal wieder etwas positiver anzugehen: Vielleicht ist der Aspekt des "Benutztwerdens" auch eine Art emotionaler Stabilisierung - dem Partner wird Dominanz und Machtausübung freigestellt - wenn er diesen Freiraum dann nutzt, dabei aber eben Respekt und Liebe und auch Verantwortungsgefühl erkennen läßt, kann das zu neuer Tiefe und Verbundenheit führen.
Daß das nur auf bestimmte Phantasien anwendbar ist, versteht sich...
Darki