Depressiver Partner - Wie geht Ihr damit um?
Mich interessiert, welche Alltagsprobleme Ihr in einer Ehe/Partnerschaft mit einem depressiven Mann/Frau habt/hattet, wie Ihr damit umgeht, fertig werdet und ob es auch wieder bessere Zeiten gibt, was Euch dabei geholfen hat, dass es besser wurde.Gibt es Gemeinsamkeiten in Eurem Leben?
Mein Mann leidet seit vielen Jahren an Depressionen, macht Psychotherapie und nimmt Medikamente, z.Z. Citalopram.
Bisher konnte ich ganz gut mit ihm und seinen Depris leben.
Aber so nach und nach schleichen sich eigene depressive Phasen ein und ich bin mit vielem ganz unglücklich und auch überfordert.
Ich frage mich immer öfter, ob dieses Verhalten depressionstypisch ist.
Ich habe immer geglaubt, dass man Depressionen mit Medikamenten und langjähriger und intensiver Psychotherapie in den Griff bekommen kann und irgendwann wieder ein normales und geregeltes Leben möglich ist. Aber wann ist es nur so weit?
Erschwerend kommt hinzu, dass ich ein seelisch behindertes Kind in die Ehe gebracht habe, welches ebenfalls mit Samthandschuhen anzufassen ist und für das ich ständig Konflikte lösen muss – schulisch und inzwischen auch privat.
An folgenden Situationen habe ich besonders zu knabbern:
... an der Antriebslosigkeit meines Mannes – einziger Antrieb ist ein Computerspiel, welches den Tagesablauf bestimmt. Er sitzt stundenlang am PC, studiert seine Zeitschriften, probiert aus und schaut sich nebenher an einem zweiten PC Filme an.
... das Messen mit zweierlei Maß. Wenn er monatelang Unordnung hinterlässt, ist das in Ordnung, andere würde er dafür verurteilen.
... dass er kein Interesse an irgendwelchen Freizeitaktivitäten mit mir zusammen hat. Das war mal anders! Er kann sich nicht mehr daran erinnern, hat das völlig verdrängt. Spaziergänge, Radtouren, Veranstaltungen, schön Essen gehen, Ausflüge in die Umgebung findet er langweilig und ermüdend und lässt mich das auch überdeutlich spüren, in dem er kraftlos, gähnend und gelangweilt mit mir kommt – wenigstens wenn wir 2-3 Mal im Jahr Übernachtungsbesuch haben.
Den gemeinsamen Urlaub mit mir müsste ich planen und er würde mir zuliebe mitkommen, wo ich jedoch wieder deutlich Desinteresse und Langeweile zu spüren bekommen. Heute sagte er auch noch einen gemeinsamen Familienausflug ab, den sich Sohnemann sehr wünschte, weil er sich über ihn ärgerte. Darum soll ich allein mit Sohn fahren.
... entspannende Aktivitäten ermüden ihn, schöne Musik und Sprüche des Lebens sind überflüssiges Larifari, nur was effizient und sinnvoll in seinen Augen ist, kann er aushalten. Radfahren geht nur im Hochleistungsbetrieb, gemütlich mit schön Essen gehen unterwegs und womöglich einem Blick in die schöne Umgebung sind Zeitverschwendung.
... sexuelle Lustlosigkeit – hier ist interessant, ob Sex in anderen Beziehungen generell nicht oder nur selten statt findet, wenn gerade Lust besteht oder ob Euer Partner trotz Unlust doch das Bedürfnis hat, Euch hin und wieder zu verwöhnen.
Er möchte gerne von mir jederzeit entspannend oral oder durch Streicheln verwöhnt werden, mich zu verwöhnen ist ihm jedoch zu anstrengend.
... Meinen Sohn ärgert er häufig mit zynischen oder vorwurfsvollen Worten, weil er sich immer über irgend etwas ärgert und dessen Behinderung nicht anerkennt, sich auch nicht damit befasst.
Er meint auch, dass er dem Sohn kein Vorbild sein müsse – während ich die Auffassung vertrete, dass bestimmte Dinge nicht vom Kind verlangen kann, was er selbst nicht vorlebt.
Wegen zynischem Verhaltens, ständiger Suche nach einem Schuldigen wurde er gekündigt. Ich weiß und kann gut nachvollziehen, dass er zu Recht in seinem Job sehr unzufrieden war und dass ihm Abstand und ein Wechsel gut tun werden. Seit 3 Monaten ist er nun zu Hause, hat noch nicht intensiv nach etwas Neuem gesucht – zumindest habe ich nichts davon erfahren und meint, dass zu Hause alles so ablaufen müsse, was Haushalt und Garten angeht, wie bisher, also dass ich weiterhin für alles allein zuständig bin, weil er sich nicht dazu aufraffen kann.
Er allein bestimmt das Fernsehprogramm, momentan der einzige Ort, an dem ich mich in seiner Nähe befinden und mich ankuscheln kann. Äußere ich jedoch einen Programmwunsch, schaltet er um, steht auf und geht schlafen – mit den Worten „Du kannst ja noch weiter gucken, aber mich langweilt das. Ich empfinde dieses Verhalten so abwertend und gemein.
Es gibt noch viele Punkte, die ich gerne aufführen würde. Aber das sprengt den Rahmen.
Habt Ihr mit ähnlichen Problemen zu kämpfen?
Gemeinsame Freunde haben wir nicht. Es ist schon mit der Verwandtschaft schwierig, da seinerseits kein Interesse an Zusammenkünften besteht und ich mich bei alleinigem Erscheinen immer in Erklärungspflicht befinde. Mein Mann meint, mir einen Gefallen zu tun, wenn wir jemanden einladen, damit ich unterhalten bin. Es ist schon merkwürdig für alle Beteiligten, wenn er dann nur zum Essen erscheint und sonst an seinem PC sitzt oder schläft.
Ich fühle mich oft sehr einsam.
In einen Verein traue ich mich nicht, weil ich jemand bin, der nicht nein sagen kann und sich immer weich klopfen lässt. Die Last, die ich derzeit mit Mann und Sohn stemmen muss, ist jedoch so schon kaum zu tragen, dass ich Angst habe, mir weitere Lasten aufzubürden.
Ich freue mich über ernsthafte Kommentare.
Bemerkungen, wie „ ... Dem hätte ich schon längst den Laufpass gegeben ...“ o.ä. höre ich schon so genug.
Ich würde meinen Mann niemals einfach verlassen, weil er krank geworden ist. Vielmehr beschäftigt mich, ob und wie ich ihn in die richtige Richtung fordern kann, ohne ihn zu überfordern.
LG Silly.