Für mich gilt:
Ich bin in einer Beziehung mit einem Menschen.
Wir definieren die Regeln, Absprachen und unsere persönlichen Grenzen.
Wenn dort eine Dritte Person aktiv reingrätschte um mir zu erzählen was ich mit meiner Partnerin dürfte, dann wäre ich weg.
Die Initiative und die Gestaltungshoheit für unser Beziehungsleben liegt bei uns als beteiligte Personen.
Wenn eine Dritte Person dort mit ihrer möglichen Eifersucht reingrätschte wäre das in meiner Wahrnehmung übergriffig.
Etwas anderes ist es, wenn bestimmte Grenzen und Absprachen schlicht allgemeingültig gälten.
Sagen wir mal, dass beispielhaft ausgemacht wurde: Mittwoch ist bei einem Pärchen immer Paartag. Da machen die beiden etwas zusammen.. Ich komme nun als Dritte Person dazu. Dann ist bei dem Pärchen nun einmal Mittwoch der Paartag. Das akzeptiere ich nicht, weil der Partner meiner Partnerin mir das so sagt, sondern weil meine Partnerin das auch für sich so hält.
Generell sehe ich für mich aber einen Unterschied zwischen einer offenen Beziehung und einem Polykonstrukt.
Wenn ich als Dritter etwas mit einer Person anfange, die in einer offenen Beziehung ist, dann bin ich nicht automatisch Teil einer Beziehung. Die beiden haben eine offene Beziehung mit einem harten Kern.
Anders wäre es, wenn man ein Polykonstrukt eingeht. Dann besteht auch dort eine Paarbindung.
Also:
Partner 1 <-- Offene Beziehung --> Partner 2 --> Offen Sex mit --> Mensch 3
Das ist etwas anderes als:
Partner 1 <-- Polybeziehung --> Partner 2 <-- Polybeziehung --> Partner 3 <-- Polybeziehung --> Partner 4.
Im ersten Falle, wenn ich das "Dritte Rad am Wagen" eines offenen Paares bin, dann lasse ich mir zwar ebenfalls noch lange nichts vom Partner meiner Partnerin sagen, habe aber auch keine emotionalen Ansprüche und Erwartungen.
Im zweiten Falle, wenn es also eine Polybeziehung ist, dann lasse ich mir noch immer nichts vom Partner meiner Partnerin sagen, habe jedoch gewisse "Partnererwartungshaltungen" und lehne schon aus diesem heraus das aktive besitzergreifend Einmischen eines anderen Polypartners in meine Bindung zu einer Partnerin ab. Wenn der damit nicht klar kommt, dann soll er halt keine Polybeziehung eingehen.
Würde mir da jemand sagen, dass ich erst mit dem dritten Partner Rücksprache halten und Erlaubnis einholen müsse, damit ich meine Partnerin treffen könne, würde ich lachen und dann alles hinwerfen, sollte das von ihr ebenso gewünscht sein.
Ebenso wie jemand, der eine offene Beziehung eingeht, das sein lassen soll, wenn er Besitzanspruchs-, Exklusivitäts- und Eifersuchtsdenken, aus denen meist der Kontrollwunsch entspringt, nicht ablegen kann.