Guten Abend,
unbefangen finde ich die Antwort einfach: Falls Du nicht verzeihen „kannst“, obwohl Du es „willst“ – dann musst Du Dich trennen (bzw. theoretisch-alternativ weiter leiden).
Dass Du Dir viele Gedanken machst und einen langen Post verfasst, weist aber deutlich daraufhin, dass es in Wirklichkeit womöglich wohl doch nicht so eindeutig ist.
Und dann sehe ich zwei Möglichkeiten:
1) Ihr könntet natürlich versuchen, die ganzen letzten 15 Jahre diesbezüglich aufzudröseln und zu schauen, wer was wann falsch gemacht hat, wie groß seine „Schuld“ ist, etc. Sozusagen die „Therapeuten“ (genauer: Analytiker)-Variante.
2) Oder Du fragst Dich: Die Vergangenheit können wir nicht ändern. Und unabhängig davon: So wie er / die Situation mit ihm jetzt ist – möchte ich mit diesem Mann weiterleben, oder nicht? Und ziehst dann die entsprechenden Konsequenzen.
Eine 1a / komplett Dich überzeugende Lösung wirst Du wahrscheinlich nicht finden, dazu ist zu viel passiert / Zeit vergangen. Aber das ist im Leben öfter so. Dann muss man eine Entscheidung treffen, mit der man guten Gewissens in den Spiegel schauen kann.
Einerseits sind Männer promisk, also auf der sexuellen Eben. Andererseits heißt das überhaupt nicht, dass sie deswegen die „angestammte“ Partnerin nicht mehr lieben oder aus der Beziehung raus wollen, also emotional. Das sind bei Männern getrennte Dinge. Heißt also: Einerseits: Ja: „In den 30 Minuten“ warst Du ihm ziemlich (vermutlich hatte er schon Gewissensbisse) egal. Und andererseits kann es trotzdem „echte Liebe“ seinerseits sein. Und das seit wohl einem Vierteljahrhundert oder mehr.
Ergänzungen:
• Als ich las „Verkäuferin … ob er mitkommen wolle“, dachte ich: „Wow, scheint ja ein attraktiver Mann (gewesen) zu sein.“. Ich kenne jedenfalls fast keine Männer, für die ein solches Szenario realistisch wäre. Heißt: Vielleicht hast Du auch einen richtig attraktiven Mann. Und das ist doch super. Umgekehrt ist ein „braver“ und immerzu „reflektierter“ Mann übrigens vielleicht auch etwas unmännlich.
• Ich finde nicht per se schlimm, dass er Sex mit einer anderen hatte. Problematisch finde ich die Unehrlichkeit dabei. Dahinter kann stehen, dass er diesbezüglich ein unsicherer Mensch ist. Es könnte aber auch heißen, dass er davon ausging, dass Du Dich daraufhin trennen würdest, es aus seiner Sicht also so oder so keine gute Lösung gab.
• Ich würde mich als Frau nicht mit seiner Affäre vergleichen: Es kann gut sein, dass Du ihm in einer langjährigen Beziehung nicht mehr den Kick / das Neue geben konntest, was er bei dieser Frau fand. Das ist aber völlig normal und heißt nicht, dass Du unattraktiv wärst, oder er Euch verlassen würde. Im Gegenteil: Männer beenden Ehen eher, weil sie es nicht mehr darin aushalten. Ewige Monogamie einzufordern kann für frau also auch ziemlich nach hinten los gehen…