Wir haben lange geschwiegen. Und nein, Ernesto_69 , es war nicht das „dröhnende Schweigen“ des Veranstalters, das Du vielsagend erwähnst; denn Veranstalter der '8 Sünden' sind nicht wir, sondern ist das Catonium, dem zugetraut werden darf, für sich selbst sprechen zu können.
Wir sind die Gastgeber der '8 Sünden', aus freien Stücken und aus Freude daran, Partys gestalten und mit unseren Gästen feiern zu dürfen nach unseren Vorstellungen von dem, was eine Party sein sollte. Darin werden wir von einigen wundervollen Menschen hochherzig unterstützt – unser Team wie auch wir ziehen daraus keinerlei materiellen Vorteil. Insofern sind wir gegen jeglichen Vorwurf immun, aus Gewinnstreben jedem Hans und Franz den Zutritt zu unseren Partys zu gewähren. Uns motivieren die Lust auf die tausendfältigen positiven Momente in den Nächten der '8 Sünden', die Glücksgefühle beim Anblick einer im Partyrausch versinkenden Community, das strahlende Lächeln vieler entzückender Menschen, die sich an dem erfreuen, was wir mit Herzblut und vielen Stunden freiwillig geleisteter Arbeit für sie ins Werk gesetzt haben.
Und gemeinhin gibt uns das oftmals begeisterte Feedback, die ehrlich mitgeteilte Freude, die Umarmung zum Abschied das Fundament, berechtigte Kritik von Nörgelei, konstruktive Verbesserungsvorschläge von hanebüchenem Gemäkel unterscheiden zu können, um uns das eine zueigen zu machen und das andere souverän zu übersehen. Die unvermeidlichen Zeitgenossen, die das Haar aus jeder Suppe zu fischen verstehen, erkennen wir in ihren Nöten und lassen sie gewähren.
Hier aber ereignet sich anderes, und es trifft uns ins Mark, nimmt die Freude, killt die Motivation. In einer Diskussion, in der so viele daran Beteiligte ihre Befindlichkeiten so sehr zum Nabel der Welt machen, nehmen wir uns heraus, über unsere Befindlichkeit zu sprechen. Wir haben lange geschwiegen und den Lärm, der hier entstanden ist, in der Überzeugung ertragen, dass jede Gegenrede als Schönrednerei denunziert werden kann. Nun, da es ehrenrührig wird und der Geist, der unsere '8 Sünden' beseelen soll, in gröblichster Manier beschädigt wird, werden wir uns einmalig dazu äußern. Danach nicht mehr.
Das Problem der übergriffigen BesucherInnen und die Frage des Dresscodes beschäftigen uns vor, während und nach jeder Party. Jede sachliche Kritik ist berechtigt, jeder sachliche Verbesserungsvorschlag willkommen. Ohne Wenn und Aber: Respektvolles Miteinander, Einvernehmen in allen Handlungen, das Akzeptieren individuell gezogener und klar signalisierter Grenzen sind die heiligen, nicht verhandelbaren Grundlagen unserer Idee davon, wie wir feiern wollen. Diese Werte zu leben und zu erleben, hat unsere Liebe für die 'Szene' maßgeblich entflammt und getragen – lange bevor die Nonsense-Vokabel 'Awareness' ihren inflationären Siegeszug antrat, sind sie uns so selbstverständlich geworden, dass wir uns fast dafür schämen, dies hier eigens erwähnen zu müssen.
Dennoch, weil es in dem unsäglichen Brei der hier losgetretenen Diskussion ersichtlich erforderlich ist, bekennen wir es noch einmal in aller Klarheit: Niemand hat das Recht, das Spiel der anderen egal in welcher Weise zu stören. Nein ist Nein. Diese Prinzip ist unumstößlich; wir lassen darin keine Ausnahme zu. Es gilt unterschiedslos für alle Menschen, und gleich gar auf unseren Partys.
Auch deshalb verbitten wir uns schärfstens die hier und in den Eventbewertungen angestimmte Tonlage, die diesen Grundsatz verletzt. Jegliche Vermischung der zutiefst bedauerlichen Tatsache, dass Personen übergriffig, belästigend und in unappetitlicher Dreistigkeit unsere Gäste bedrängt haben, mit Hinweisen auf weitere keck verallgemeinerte Merkmale und mutmaßliche Hintergründe der Täter vergiftet die Debatte; die Übergriffe beim Namen zu nennen reicht allemal. Die Differenzierung nach ethnischen, sexuellen und religiösen Identitäten verändert nicht die Tat, sondern verstellt sie – woher der Täter kommt, ist so irrelevant wie die Frage, ob er dick oder dünn ist.
Es sei denn, man möchte – und zudem eher in feiger Andeutung als in aller Deutlichkeit – da gern noch etwas loswerden, was man immer schon einmal gern gesagt hätte und vermutlich auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit von sich gibt. Das mag ja derzeit trendy sein und füllt die Foren allenthalben: Egal, welches Thema angestimmt wird, biegen die Wutbürger mit ihrer monotonen Vehemenz die Diskussion auf ihr totes Gleis, begünstigt durch die Verlässlichkeit der Reflexe, die sich in den vernünftigen, freundlichen und reflektierten Menschen regen, befeuert durch die Ignoranz all derer, die das Halbverstandene zum Anlass nehmen, dann auch gleich noch ihren Senf dazugeben zu müssen. Ein Gebräu aus Niedertracht, Kleinmut und Dämlichkeit. Ermüdend. Zermürbend. Toxisch.
Und darum mal in aller Deutlichkeit, reflektiert und vernünftig, aber ohne die Freundlichkeit, die das Verständnis erschwert:
Nein, Boeni, es gab keine „Karawane von Soloherren“, sondern allenfalls ein paar Kamele, für deren Entfernung Du hättest sorgen können, wenn Du uns einen Hinweis gegeben hättest. Du hättest Deinen Anspruch an 'Awareness' einlösen und Deinen ungetrübten Spaß an der Party und der Musik erhalten können, und alle, die Dir hier im Nachhinein beipflichten, hätten Dich dabei unterstützen können, statt genervt zu sein oder zu bleiben. Wir schätzen Euch alle sehr als langjährige Gäste und wünschen uns Eure aktive Unterstützung. Damit es beim nächsten Mal besser wird. Dafür stehen, wie SZBenignus richtig geschrieben hat, zahlreiche couragierte, handlungsschnelle Menschen bereit, die unschwer zu erkennen sind.
Für uns indes nicht zu erkennen ist, wer sich auf der Party etwas zuschulden kommen lassen wird, und das liegt weder „an der Geldgier des Betreibers noch an seiner Blödheit“, wie Dr_SommerHH in seinem Beitrag zu unterstellen beliebt. Wir wie auch das Catonium sind, um gleich noch einmal aus dem insgesamt beschämenden Dokument zu zitieren, nämlich durchaus „übervordert“, mit hellseherischen Fähigkeiten zu antizipieren, wer sich daneben benehmen wird und wer nicht. Da sich die inkriminierten 'Soloherren' ihren Tatvorsatz nicht auf die Stirn tätowiert haben und da wir nicht bereit sind, die Selektionskriterien zu übernehmen, die der Stammtischbruder dort, befeuert von sechs Likes, deren Urheber sich in Grund und Boden schämen dürfen, geradezu lustvoll in platten Klischees badend ausbreitet, werden wir bis auf weiteres aushalten müssen, dem einen oder anderen Wanderwichser erst nach begangener Tat die Tür weisen zu können.
So wie wir sie künftig auch denen weisen werden, die sich eindeutig rassistisch oder anderen Menschen gegenüber diskriminierend verhalten. Denn das verletzt unsere Vorstellung von einer offenen, positiven, die Freiheit feiernden Gemeinschaft weitaus gravierender als vereinzelte Abweichungen vom Dresscode; wir haben diesbezüglich klare Regeln, aber wir brauchen kein unverrückbares Reglement, das uns verbietet, da und dort eine Ausnahme zu gestatten, weil wir nach Augenmaß und Menschenkenntnis entscheiden, von wem wir glauben, die Party eventuell bereichern zu können, und von wem wir dies eben nicht glauben. Die gibt es auch – auf jeder Party weisen wir Menschen ab, weil sie dem Dresscode nicht entsprechen. Kriegt allerdings niemand mit, weil es schon vor der Tür passiert.
Die 'harte Tür' überhaupt... Mit Verlaub, Herrschaften, aber die diesbezüglich hier unterbreiteten Vorschläge fanden wir allesamt komplett bescheuert. Gar keine Soloherren mehr zulassen? So unsäglich, dass sich jedes weitere Wort erübrigt. Soloherren in bestimmten Hosen und mit freiem Oberkörper selektieren? Dann kämen auch einige Urgesteine der 'Szene' nicht mehr an Deck, die sich über Jahre als fulminante Feierbiester etabliert und als Freunde in unser Herz geschmuggelt haben. Wo sie auch bleiben werden, obwohl sie sich hier gerade in untunlicher Weise engagieren. Blümchenkleider abweisen? Würde insbesondere vielen queeren Mitfeiernden den Weg versperren; auf die legen wir allerdings besonders großen Wert und verwahren uns schon deshalb entschieden gegen den Eindruck, der durch Frl_Luna und ihren mal eben so obenhin ins Blaue trompeteten Beitrag entsteht. „Es wurde halt mehrfach gefordert“ - ja. Aber nicht von uns und nicht vom Veranstalter. Es beleidigt uns zutiefst, so ein Etikett im Vorbeigehen aufgepappt zu bekommen, und sei es nur durch schlampige Formulierungen oder Desinteresse an differenzierterem Umgang mit anderen Menschen, wo man sich doch selbst so wichtig ist. In aller Klarheit: Queere und bunte Menschen sind bei uns so gut aufgehoben wie alle anderen auch, die unseren Spirit teilen. Wir schließen niemanden aus; und auch keine Soloherren – auch aus den von Dir genannten Gründen.
Und weil wir gerade einmal in Rage sind: Was wir überhaupt nicht akzeptieren, ist das Gemecker von Menschen, die nicht auf der Party waren. Sei es, weil sie sich, nun vorgebend, aufgrund ihrer Besorgnis, zu viele Soloherren auf der Gästeliste vorgefunden zu haben, von der Veranstaltung ferngehalten haben, tatsächlich aber im Vorfeld drei Mal an- und wieder abgemeldet haben; sei es das notorische Bescheidwissen von Leuten, die aus welchen Gründen auch immer nicht kommen konnten und nun ihren Sermon über uns ergießen. Ehrenrührig in Teilen des Gesagten und übergriffig im Ganzen, Sina_Trips. Ich-Geschichten, die im Wartezimmer Deines Arztes Gehör finden mögen, aber hier unerwünscht sind.
So unerwünscht wie die nun sattsam diskutierten Lästlinge, die nur zum Konsumieren kommen und keinen Beitrag zum Gelingen des Abends leisten, in ihrer Verbrauchermentalität allerdings nicht unähnlich den 'Kinkstern', die, auf Kiezveranstaltungen herangezüchtet und von Erklärbärchen umhüschelt, ohne Gruß und ohne Dank die '8 Sünden' als Dekoration für ihre egozentrischen Auftritte missverstehen, wie unwirsche Königskinder hereinrauschen, niemanden eines Blickes würdigen, „kein Personal“ erblicken, aber am lautesten danach quengeln, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Tut uns leid, Freunde, aber für Euch und Eure Vorstellung, ihr könntet Euch bei uns den perfekten Abend ohne eigenes Zutun kaufen, stehen wir nicht zur Verfügung. Wir sind Gastgeber, keine Dienstbolzen. Daran möchten wir erinnert haben, um nicht die Lust zu verlieren. Und um wieder den Blick freizubekommen für die vielen, vielen entzückenden Gäste, die seit Jahren oder seit kurzem oder demnächst lustvoll mit uns feiern. Mögen wir draußen darunter leiden, dass die Dummen zu laut und die Klugen zu leise sind – auf den '8 Sünden' machen wir die Musik.