Immer, wenn ich etwas in der Richtung lese, dass der Partner zu etwas heran geführt, motiviert oder von etwas überzeugt werden soll, denke ichmir das Gleiche: Der eine Partner will, dass sich der andere ändert. Als Mittel dazu ist mehr oder weniger Manipulation vorgesehen. Unterm Strich soll sich also der eine Partner (deine Frau) ändern, damit es dem anderen (dir) besser geht. Aus meiner Sicht gilt allerdings: Ich kann nur immer etwas für mich ändern, nicht für meinen Partner. - Viele meiner Sorgen haben mit dieser heute von mir gelebten Einsicht ein Ende gefunden.
Du stellst fest, dass deine Partnerin nur mit dir Beziehungs- und sexuelle Erfahrungen gemacht hat. Ihr fehlt also der Vergleich. Sie weiß nicht aus erster Hand und vor allem nicht als positives Erlebnis, dass anderer Sex außer dem, den sie mit dir kennt, schön sein kann.
Du stellst weiterhin fest, dass sie bestimmte von dir vorgeschlagene Dinge wie einen Club-Besuch (welcher Club überhaupt?) ausschließt. Das ist legitim, "man" muss ja nicht alles ausprobieren.
In einer anderen Antwort wurde schon das klassische "love it, change it or leave it" zitiert. Lieben tust du deine Situation nicht, also bleibt dir nur, sie zu ändern oder sie zu akzeptieren. Ich spreche hier wohlgemerkt von deiner Situation, nicht von die deiner Frau, und auch davon, dass du etwas ändern musst, nicht sie.
Partner können etwas füreinander tun. Das heißt aber nicht, dass sie etwas tun sollen, was sie nicht tun wollen. Habt ihr schon einmal miteinander offen gesprochen, wie weit dieses "füreinander tun" in sexueller Hinsicht gehen kann?
Viele Paare haben Gesprächstabus. Ein Partner kann oder will über etwas nicht sprechen ist eine Seite davon. Häufiger ist aber, dass ein Partner etwas nicht hören will. Wenn du nun weißt, dass deine Frau bestimmte Dinge nicht hören will, dann vermeidest du womöglich, sie anzusprechen. Die Gründe dafür können von Behutsamkeit, den anderen nicht verletzten wollen bis zur Angst vor einem Wutausburch, einer Szene oder der Ablehnung der eigenen artikulierten Wünsche reichen. Ich glaube, dass "man" in einer Beziehung über alles reden können muss. Könnt ihr das? Über alles reden zu können, insb. über die eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürnisse und die eigene Sexualität heißt noch lange nicht, das Gewünschte auch tun zu müssen. Nur: Wenn der Partner nichts davon weiß, weil der andere Partner es (aus welchen Gründen auch immer) nicht ausspricht, wird sich gar nichts ändern.
Ich meinte eingangs, dass du nur für dich selbst etwas ändern kannst, nicht aber an deiner Frau. Was ich irgendwann angefangen habe ist, dass ich mich mitgeteilt habe. Das kann jeder tun, du auch. Du kannst nach dem Sex erzählen, wie du den Sex erlebt hast. Deine Frau wird darauf in irgendeiner Weise reagieren und sei es mit Schweigen. Wenn sie dir etwas in der Richtung sagt, dass du unzufrieden bist, meckerst o.ä., dann hat sich nicht wirklich verstanden, was du tust. Die passende Reaktion deinerseits ist dann, dass du sehr ruhig feststellst: "Ich meckere nicht. Ich verlange auch nicht, dass du etwas änderst. Ich teile dir mit, wie ich unseren Sex erlebt habe weil ich will, dass du das weißt." Du tust das für dich und nicht gegen sie.
Natürlich solltest du sie m.E. ermutigen, dasselbe zu tun. Sie soll dir erzählen, wie sie den Sex mit dir erlebt hat. Du hältst dabei den Mund, hörst dir das an und kommentierst es in keiner Weise. Du bedankst dich am Besten für ihre Ehrlichkeit, sagst ihr dann, dass du darüber nachdenken willst und dann überlegst du dir, was du für dich ändern willst, damit es für sie ein schöneres Erlebnis werden kann.
Beim BDSM ist es üblich, dass die Spielpartner vor einer Session ein Vorgespräch führen und nach der Session ein Nachgespräch. Warum nicht auch bei anderen Spielarten? "Normale" Leute (was immer du dir jetzt unter normal vorstellst) tun das nicht. D.h., sie springen miteinander ins Bett, tun, was sie tun und danach geht es weiter mit der üblichen Routine. Sie sprechen vorher nicht darüber, was sie jetzt eigentlich miteinander tun wollen, welche konkreten Praktiken sie anwenden wollen. Sie sprechen nicht darüber, wie sie sich fühlen, ob sie auf den anderen "scharf" sind, ob sie heute aktiv oder passiv sein sollen. Sie sprechen nicht darüber, wie sie heute berührt oder nicht berührt werden wollen. - Und sie sprechen nicht darüber, was ihnen besonders gut gefallen hat und was sie weniger toll fanden. Nach dem Liebesspiel (egal in welcher Spielart) sollten sich die Partner besser fühlen als vorher und das Liebesspiel sollte immer etwas besonderes und niemals Routine sein.
Vielleicht zeigst du die Antworten aus diesem Thread deiner Frau und fragst sie, was sie darüber denkt. Womöglich ist sie schockiert, dass du so eine Frage hier gestellt hast. Wenn du deiner Frau vertraust, dann kannst du dich ihr gegenüber auch verletzlich zeigen und kannst auch ihr Schockiert-Sein aushalten. Du hast schließlich nichts anderes getan, als wahrhaft zu sein und ihr zu zeigen, dass dich das Thema so sehr bewegt, dass du dir (anonymen) Rat gesucht hast. Vielleicht sucht ihr danach auch gemeinsam Rat bei einem Sexualtherapeuten. Zumindest du kannst das Rat Suchen auch alleine ausdehnen, indem du ohne deine Frau einen Sexualtherapeuten aufsuchst, wenn sie das für sich ablehnt. Denn: Du hast ein Problem und du willst oder musst etwas verändern, nicht deine Frau.