„Was du ansprichst, hat mit dem Lustanteil von Scham zu tun. Die erniedrigenden Bemerkung dienen dazu, beim anderen das Gefühl von Beschämung auszulösen. Auf dem schmalen Grat der Scham liegt u.a. auch ein gehöriger Anteil Lust. Auf diesem Grat spielen unbewusst auch Kinder beim "Doktorspiel".
Im Erwachsenenalter wird der schamhafte, also zu beschämende Teil in dem Maße zurückgedrängt, wie wir ein freies und emanzipiertes Lustgefühl entwickeln. Ganz los werden wir die Scham, die sich auf den nackten Körper und seine Sexualität bezieht, aber nie. Wer damit vorsichtig spielen lässt, kann die sexualisierte Scham erotisieren und genießen. Der Grat ist allerdings sehr schmal. Wer sich daran schneidet, vergisst das in der Regel sein Leben lang nicht mehr.
Ich würde gerne sagen können, dass diese Form der sexuellen Beschämung safe ist, wenn es jemand macht, der einem in Liebe und absolutem Wohlwollen zugetan ist. Aber gerade dann kann eine Verletzung tiefgreifende Folgen haben und die Beziehung nachhaltig belasten und verändern. Der Vertrauensverlust ist zu fast 100 % irreversibel.
Beschämt einen jemand, den man nicht so gut kennt, geht zwar keine Beziehung zu Bruch, aber die Verletzung bleibt fortan eine ungeschützte wunde Stelle. Ich weiß, wovon ich rede. Wer das mit mir macht, sollte besser sehr schnell rennen können.
Ich empfehle, diese Pandora-Büchse ungeöffnet zu lassen.
Was ist denn der Lustanteil von Scham?
Ich kenne das jedenfalls so, dass wenn ich etwas nicht verstehe es nicht von der Ist-Seite, sondern von der gewünschten Seite her kommuniziere - in diesem Fall ja ausschließen möchte, das mir derartiges geschieht:
die Scham reduziert mein Verhalten in der Öffentlichkeit auf das sittliche Maß - das lasse ich mir gerne auch in's Gesicht sagen. Nicht-schamloses Verhalten im Intimen habe ich bisher noch nicht erlebt, wobei schamlos die Grenze ist, die von der Frau - aber nie von mir als Mann - gesetzt werden kann.
Andererseits ist das Gegenteil von Scham - und der Lustanteil - entweder der / ein Schmerz oder aber ein / der Ekel - und auf beides will ich evtl. vorbereitet sein, auf Abenteuer dieser Art bin ich nicht wirklich erpicht. Wenn ich jemanden mit ihrer Einwilligung von ihrer Scham befreie, oder / und sie mich, dann finde ich ist der Punkt erreicht, an dem ich mich soweit öffnen kann, dass ich auch meine allerintimsten Vorstellungen der Lust sofort teile. Ob das nun derart geschieht, dass man sich gemeinsam ein Video anschaut, ein Magazin liest, oder sich peu a eu in die Richtung vortastet durch Video-Ausschnitte ist für mich der Bestandteil meines persönlichen Geheimnisses, welches ich nicht mit jedem Menschen teile, sondern erst dann, wenn ich festgestellt habe, dass diese Absicht beiderseitig ist.
Ich bin mir was das mich öffnen können und das öffnen wollen immer noch an einer echten Hemmschwelle stehengeblieben, wobei ich schon über zahlreiche Brücken gegangen bin, die mir erklärt haben, was kommuniziert wird und in welchem Zusammenhang ich diese Information zur Kenntnis nehmen sollte.