Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Geschichte der O
2598 Mitglieder
zur Gruppe
Kopfkino
1517 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Inshala allah – Gott will es...

Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

„Sie kommt auch einmal ohne mich aus.“
Das hatte ich nicht hören wollen.
„Wie stark fühlt ihr euch heute?“
Ich bewegte vorsichtig meine Gliedmaßen, darauf bedacht, ihm meine Hand nicht zu entziehen. Dieser Moment, da er so dicht neben mir lag, war zu kostbar, um ihn jetzt schon zu beenden.
„Gut. Warum fragst du?“
„Wir werden heute reiten müssen.“ Konnte ich Sorge in seinem Blick erkennen? Oder war das nur ein Produkt meiner Einbildung, weil ich es mir wünschte?
„Zu den Stämmen?“
„Zu den Stämmen! Unterwegs werde ich euch alles beibringen, was ihr wissen müsst. Wie gut könnt ihr kämpfen?“
„Gut genug, um bis jetzt überlebt zu haben.“
Ein Lächeln veränderte für kurze Zeit sein Gesicht. Verschwunden waren die harten Züge um den Mund, die Wangenknochen traten weniger scharf vor und selbst die Augen schienen das Lachen aufzunehmen.
„Ich habe die Templer kämpfen gesehen. Ihr werdet lernen, so zu kämpfen, dass ihr wie ein Schatten in der erbarmungslosen Sonne seid.“
„Schatten ah so.“ Ich wollte eine kleine Neckerei beginnen, ihn aus der Reverse locken, mehr von diesem Lächeln haben. Stattdessen demonstrierte er mir, was er mit seinen Worten gemeint hatte. Ohne dass ich es vorher gespürt hatte war er aufgesprungen und hatte mich mit seinem Gewicht auf das Lager gedrückt. Meine Beine waren zwischen seinen Schenkeln fixiert und seine Hände hielten meine Arme erbarmungslos umklammert. Selbst mit größter Kraftanstrengung gelang es mir lediglich, mich ein wenig hin und her zuwinden.
„Wie hast du das gemacht?“ fragte ich.
„Das werden wir gemeinsam herausfinden.“ Versprach er mit einer merkwürdig belegt klingenden Stimme und erhob sich, um kurze Zeit später im Gang mit den Händen ein paar Mal zu klatschen. Nur wenige Momente später, als hätten sie auf dieses Zeichen gewartet, erschienen einige Frauen, die im Gegensatz zu Fatima bunte, leichte Stoffe trugen und sich mehr als auffällig oft in meiner Nähe aufhielten. Sie musterten mich verstohlen, während sie ihren Aufgaben nachkamen.
„Wir sehen uns in einer Stunde auf dem Sattelplatz.“ Salim schien meinen gehetzten Blick richtig zu interpretieren, der sagte, lass mich nicht mit ihnen alleine. Ein herausforderndes Heben einer Augenbraue ließ mich unwillig schnauben und ich hatte fast das Gefühl, dass er sich über mich lustig machte. Dann allerdings wurde ich durch die Farbenpracht, die sich plötzlich hier entfaltet hatte, aus meiner stillen Zwiesprache gerissen und bemerkte nur noch aus dem Augenwinkel, dass Salim ging.
Sämtliche Schranktüren standen offen und Kleidung wurde hervorgeholt, zusammengelegt und in große Taschen verstaut. Zwei Frauen halfen mir aus meiner Hose, was mir unangenehm war, da mich in dieser Art noch nie eine Frau berührt hatte, sah ich einmal von meiner Mutter ab. Darum stieg ich um so dankbarer wieder in die Kleidungsstücke, die sie mir später reichten, nachdem sie mir den Rücken versorgt und mich eingeölt hatten. Die Hosen, die sie mir reichten waren aus schwererem Stoff, als die, die ich hier bisher getragen hatte. Meine Füße steckten in weichen, halb hohen Stiefeln, die wie angegossen passten. Unter dem schwarz-blauen Mantel, mit dem ich in der Nacht so schlechte Erfahrungen gemacht hatte, trug ich nun ein langärmliges Hemd, mit Stickereien und einen Gürtel, der von einer goldenen Schnalle gehalten wurde. Die, meiner Meinung nach, Jüngste von ihnen trat zu mir und machte mir begreiflich, dass ich mich etwas herabbeugen sollte. Aus einem langen Schal band sie mir die Kopfbedeckung, die ich bei Salim und seinen Reitern gesehen hatte. Ich bewegte den Kopf ein wenig hin und her, als wenn ich den Sitz des Kopfputzes prüfen wollte, was ein nicht enden wollendes Kichern einsetzen ließ. Sie zeigte mir außerdem, wie ich ein loses Ende befestigen konnte, so dass mein Mund und meine Nase ebenfalls verhüllt waren und nur noch meine Augen davon zeugten, dass wirklich ein Mensch, und kein Dämon in dieser Vermummung steckte. Ich sah in den blankpolierten silbernen Spiegel und erkannte mich selbst kaum noch. Der einzige Unterschied zu Salim und seinen Mannen, meinen Männern, bestand darin, dass meine braunen Augen und die hellere Haut darum mein Anders sein dokumentierten.

Die Stimmen rund um mich verstummten plötzlich und ich sah zur Tür, die sich geöffnet hatte. Fatima stand in Begleitung von vier Sarazenen in ihr und scheuchte mit einer Handbewegung den bunten Wirbel von Frauen aus dem Zimmer.
„Wie ich sehe, seid ihr bereit Herr.“ Klang ihr Stimme vertraut unter den schweren Tüchern hervor. Nichts ließ erkennen, dass sie mir grollte, da ich sie in ihrer nächtlichen Affäre mit Salim gestört hatte und ihr den Liebhaber entzogen hatte.
Die Männer, alle ähnlich gekleidet wie ich, nahmen die Bündel auf, die auf dem Boden lagen und verließen wortlos den Gang in Richtung Haupthaus.
Da ich der Meinung war, dass ich ihnen folgen sollte, ging ich an Fatima vorbei und trat in den Gang hinaus. Dort blieb ich stehen und wandte mich so hastig um, das sie gegen mich prallte. Ich hielt sie fest, als sie zu fallen drohte.
Ihre wunderbaren Augen, die so viel Wärme ausstrahlten sahen mich fragend an.
„Ich wollte mich entschuldigen. Ich hatte nicht vor, euch in der Nacht zu stören.“ Brachte ich hervor, in der Hoffnung, dass sie mir vergeben würde.
„Ihr habt uns in nichts gestört Herr. Salim war in der Nacht bei euch?“
Ich zögerte einen Moment, bevor ich fast ohne den Kopf zu bewegen meine Zustimmung anzeigte. „Ich brauchte....“ begann ich eine Erklärung.
Aber sie legte mir nur ihre Hand weich über die Lippen.
„Es ist gut. Für euch beide.“ Jetzt war es an mir, sie erstaunt anzusehen. Sie fand es gut, dass ich mit ihrem Liebsten die Nacht verbracht hatte? Merkwürdige Sitten hatten die Muselmanen. Oder hatte ihr Salim davon berichtet, dass ich dringend menschliche Nähe benötigt hatte? Dann war es für mich nachvollziehbar, dass sie Verständnis dafür aufbrachte.
„Eure Männer erwarten euch Herr. Wir müssen uns beeilen.“ Sie löste sich aus meinen Händen, die unnötigerweise noch immer auf ihr ruhten und eilte voran. Im Gegensatz zu den Männern, die mich hatten vorangehen lassen, zeigte sie mir den Weg und eilte so hastig vorwärts, dass ich weit ausschreiten musste, um mit ihr Schritt halten zu können.

Im Hof, zu dem sie mich führte, wartete lediglich Salim. Erstaunt sah ich mich um. Aber da waren keine anderen Männer, wie ich erwartet hatte.
„Wie ich sehe, seid ihr fast bereit für unseren Ritt.“ Salim klatschte wieder in die Hände und ein Mann trat aus einem Torbogen herbei, in dem er offenbar gewartet hatte und dieser blieb vor mir stehen, senkte den Kopf und streckte mir einen länglichen Gegenstand entgegen, der in ein rotes Samttuch gewickelt war. Auf meinen Blick hin, nickte Salim mir zu und bedeutete mir, das Tuch aufzuschlagen.
Ich tat dies, da die Neugier überwog und enthüllte so eines der schönsten Schwerter, die ich je gesehen hatte. Allerdings war dieses dem meinen, dass ich verloren hatte, ähnlich und hatte nicht die gebogene Klinge der Sarazenen. Ebenso befand sich ein schmaler Dolch in einer edelsteinbesetzten, ledernen Hülle in dem Tuch.
Salim trat neben mich. So dicht, dass sein Mantel die Falten des meinen an meinen Körper drückten. „Kein Mann mit Macht sollte ohne angemessene Waffen sein. Diese hier sind die euren. Euer Vater hat sie für euch anfertigen lassen.“
„Mein Vater? Aber ich denke, er war nicht mehr in der Lage...“
„Er hatte eindeutige Anweisungen in seinen Briefen hinterlassen. Eine Waffe, die ihr, wie er dachte, auch gebrauchen könnt. Wenn ihr es wünscht, kann ich euch auch eines unserer Schwerter bringen lassen, aber noch seid ihr den Umgang mit dieser Waffe nicht gewohnt, die leichter und doch anders zu führen ist, als ihr es gewohnt seid.“
„Ich danke dir Salim.“ Als erstes nahm ich den Dolch an mich und befestigte diesen am Gürtel. Dann hob ich das Schwert und ließ die Sonne auf dem Stahl glänzen. Der Griff lag gut in der Hand und war mit feinstem Leder umwickelt. Blutrote Edelsteine zierten es und die Klinge wies Verzierungen auf, die den Schriftzeichen auf meiner Hand nicht unähnlich waren. Insgesamt war es eine hervorragende Waffe. Als ich sie an meiner Seite befestigt hatte, ging der Mann und Salim klatschte erneut in die Hand, worauf drei Pferde herbeigeführt wurden.
Zwei schwarze Hengste von so edlem Wuchs, dass sie einem König gebührten. Sie warfen stolz die Köpfe in die Höhe und schüttelten ihre vollen Mähnen. Schlanke Fesseln und kräftige Flanken waren bedeckt von glänzendem Fell. Sie strahlten eine ungeheure Kraft und Ausdauer aus, die ein Schlachtross kennzeichneten. Das dritte Pferd war ungleich kleiner und ein Schecke. Gegen die Hengste wirkte die kleine Stute wie ein Pony. Trotzdem stand sie in Beweglichkeit und Schönheit ihren großen Verwandten in nichts nach.
„Drei Pferde?“ fragte ich.
„Fatima wird uns begleiten.“ Lautete die einfache Begründung. Erstaunt sah ich zuerst Salim, dann Fatima an. Für sie schien es selbstverständlich, dass eine Frau auf einem solchen Zug dabei war. Wahrscheinlich kam sie zu Salims Vergnügen mit und mit einem Mal wurde die Sonne dunkler und die Blüten schienen weniger Farbe zu haben, als noch vor wenigen Sekunden.
Salim führte einen der Hengste zu mir. Von nahem konnte ich erkennen, dass er eine weiße Blesse in der Form eines Halbmondes auf der Stirn hatte. Auch war ein Streifen weißer Haare in seiner Mähne, was ihn von seinem pechschwarzen Bruder unterschied.
„Dies ist euer Pferd Herr. Sein Name ist Shalimar. Wenn ihr ihm jedoch einen anderen geben möchtet, dann wird er sich auch daran schnell gewöhnen.“
Ich nahm Salim die Zügel ab und strich mit der Hand über die weichen Nüstern und ließ Shalimar meinen Geruch aufnehmen. Er schnaubte leise und seine Ohren drehten sich nervös hin und her. Der Hengst bewegte sich unruhig. Ich ließ ihm Zeit und redete leise auf ihn ein.
Dann endlich rieb er sein Maul an meiner Schulter und stupste mich an, als wenn er sagen wollte, du bist in Ordnung und darfst auf mir reiten.
„Dann können wir also los. Ihr werdet mit mir an der Spitze reiten Herr.“
Wir saßen auf und mir fiel der Unterschied zu den Sätteln auf, die ich gewohnt war zu reiten. Der Sattel, in dem ich saß, war weicher und kleiner, als der Schwere, den unserer Pferde gewohnt waren. Ich hatte mehr Bewegungsfreiheit und saß nicht, wie in einem Scherenstuhl eingezwängt, sondern konnte mich ohne Probleme zu allen Seiten bewegen. Er war angenehm, aber gewöhnungsbedürftig. Fatima saß ebenso wie wir im Herrensitz und ich erkannte zum ersten Mal, dass auch sie Hosen trug, die in feinen Lederstiefeln steckten.
Shalimar setzte ohne mein Zutun in Bewegung, als Salim seinen Hengst antrieb. Schon nach dem zweiten offenen Hof, kamen wir auf den Hauptplatz, an dem ich vor einigen Tagen noch als befreiter Sklave, mittellos und ohne Lebenswillen, angekommen war.
Zwanzig Reiten saßen dort auf ihren Pferden und blickten uns entgegen. Sie hatten die Gesichter unverhüllt, so dass ich sie mir ansehen konnte. Es waren sehr viele ältere Krieger dabei, aber auch ein paar, die kaum mehr als 16 oder 18 Jahre zählen mochten. Salim nannte mir den Namen jedes Einzelnen und ich versuchte sie mir an ein paar Auffälligkeiten zu merken. Dabei dankte ich meiner Mutter, die mir dieses hervorragende Gedächtnis mitgegeben hatte. Namen und Gesichter, einmal gesehen, vergaß ich nie.

Ohne sich umzublicken, oder einen weiteren Befehl zu geben, ritt Salim am Ende der Reihe weiter und die unzähligen Hufschläge zeigten an, dass die Reiter uns folgten. Jetzt also begann mein Abenteuer. Aber wusste ich denn, was mich wirklich erwartete? Sie nannten mich ihren Herrn. Dabei war Salim der eigentliche Befehlshaber, der selbst mir zu erklären hatte, was ich tun musste.
Shalimar war ein leicht zu lenkendes Ross mit einer guten Ausbildung. Er folgte der kleinsten Bewegung meiner Zügel. Als nur noch die Wüste uns umgab, lenkte Salim sein Pferd dichter zu mir und neigte sich leicht herüber.
Mit ruhigen Worten erklärte er mir, was uns erwartete. „Wir werden heute Abend, mit Einbruch der Dunkelheit, eine Oase erreichen, in der Scheich Ibraim lebt. Er ist ein nicht ganz unbedeutender Mann. Seine Reiter sind die Schnellsten und ausdauerndsten. Sie kennen jedes Wasserloch, jede Oase in der Wüste und wenn wir einen Boten brauchen, oder auch nur Spione, dann sie sind die erste Wahl. Er ist recht bescheiden und nimmt als Bezahlung für seine Dienste unseren Schutz entgegen. Allerdings ist gerade das Dorf, das gestern überfallen wurde, eines der seinen gewesen und wir müssen ihm erklären, warum wir zu spät kamen.“
Er hörte sich sehr angespannt an, was ich in Anbetracht der Situation gut verstehen konnte. „Aber wie kann ich dabei behilflich sein? Ich kenne weder ihn, noch die örtlichen Begebenheiten, oder die Gründe, die zu den Überfällen führten.“
„Es reicht aus, wenn ihr gesehen werdet. Die Nachricht, dass ihr da seid, wird ausreichen, um die übrigen Fürsten in Aufregung zu versetzen. Nicht umsonst ist er unser erstes Ziel. Diese Botschaft wird sich in Windeseile herumsprechen. Mit viel Glück werden wir in einigen Tagen von einer Abordnung von ihnen empfangen werden, ohne dass wir jede Oase einzeln aufsuchen müssen.“
Ich blinzelte gegen die Sonne und versuchte durch die tränenden Augen etwas zu sehen. „Aber werden sie sich dann nicht gegen uns verbünden können? Wir sind nur so wenige.“
„Die Gefahr besteht natürlich. Aber ihr seid noch nicht in der Lage, einen wochenlangen Ritt durchzustehen. Euer Fieber ist erst wenige Tage weg und eure Kraftreserven sind noch zu gering. Jetzt fühlt ihr euch vielleicht ausgeruht, aber wartet ab, wie es am Abend sein wird.“ Salim sah mich wieder mit diesem unergründlichen Blick an.
„Ich werde durchhalten.“ Versprach ich mir selbst mehr, als ihm.

Allerdings musste ich mich sehr oft an dieses Versprechen erinnern, denn der Ritt in der Sonne war erbarmungslos. Oft liefen wir lange Strecken neben den Pferden her, um diese zu schonen. Dann versanken die Füße bis über die Knöchel im feinen Sand. Jeder Schritt wurde schwerer und schwerer. Bald ließ ich mich von Shalimar ziehen und setzte nur noch automatisch ein Bein vor das andere. Ich trank öfter, als die anderen Männer, aus den Wasserschläuchen. Doch niemand murrte, oder neidete es mir. Trotz des Schutzes vor Mund und Nase knirschte es zwischen meinen Zähnen. Der Tag schien kein Ende zu nehmen. Immer öfter war ich versucht einfach in den Sand zu fallen und dort liegen zu bleiben. Jede Faser meines Körpers schrie nach Ruhe und in den kleinen Pausen, die Salim uns gönnte, um die Pferde zu tränken, fragte ich mich, ob dieses Los wirklich besser war, als das eines Sklaven.
Fatima schien diese Tortur nichts auszumachen. Sie lief in den Pausen zwischen den Männern herum und reichte ihnen Wasser, behandelte kleine Blessuren, die von strauchelnden Pferden, oder herabfallenden Gepäckstücken entstanden sind. Nur ihr Anblick zwang mich jedes Mal, die Beine durchzustrecken und weiter zu laufen. Was eine so zierliche Frau konnte, das würde ich doch wohl auch schaffen. Plötzlich griff eine Hand schwer nach mir.
Ich musste kurz eingeschlafen ein, denn ich saß nach vorne geneigt im Sattel und Salim stützte mich, damit ich nicht herunter fallen würde.
„Ich glaube, wir hätten euch doch etwas mehr zu Kräften kommen müssen.“ Besorgtheit und.... etwas anderes schwangen in seinen Worten mit. „Wir sind gleich da. Seht, die Sonne sinkt bereits und die Hitze wird nachlassen.“ Noch immer lag seine Hand auf meinem Arm. Selbst als ich mich aufgesetzt hatte, zog er sie nicht zurück.
Meine Zunge klebte am Gaumen und bevor ich ihm antworten konnte, musste ich einen Schluck des warmen, abgestandenen Wassers nehmen.
„Ich bin nicht gerade der heldenhafte Mann, den ihr euch vielleicht erwünscht habt. Die Männer wären mit dir als Anführer besser dran.“ Ich sah ein, dass dies hier nie meine Welt sein würde.
Salim nahm das Tuch von seinem Gesicht. Auch er sah müde aus. Seine Augen waren gerötet vom Sand und seine Lippen rissig.
„Hier in der Wüste gibt es nur einen unumstrittenen Herrscher. Und das ist die Wüste selbst. In ihr sind wir alle nur klein und unbedeutend. Sie kann mit uns spielen und uns das Leben nehmen und es uns schenken. Und niemals wird sie es uns einfach machen. Die Männer haben Achtung vor dir. Es ist dein erster Marsch und du hast ihn überlebt. Alleine das, bringt dir genug Ehre ein. Sieh! Wir haben das erste Ziel unserer Reise erreicht!“ Er zeigte nach vorne. Halbrunde Zelte standen um einen kleinen funkelnden See, der mit wenigen Bäumen umstanden war. Auf einem winzigen Flecken Gras standen einige Pferde, vor allem aber Kamele. Menschen waren nicht zu sehen.
„Dort scheint niemand zu wohnen.“ Gab ich meine Bedenken zur Kenntnis.
Salim lachte leise.
„Oh doch, Aber sie wissen, wer sie besuchen kommt und nur dem Scheich selbst ist es überlassen, den hohen Besuch als Erster zu begrüßen.“
Hier sollte ein Scheich, ein Mann der Macht über andere Leben hausen? Es war für mich unvorstellbar. Jeder Bauer in unseren Dörfern schien eine bessere Behausung zu haben, als diese Menschen hier. Salims belustigtes Lächeln schwand nicht von seinem Gesicht.
„Wartet ab Herr.“ Sagte er nur, als wenn er meine Gedanken gelesen hätte.
Je näher wir dem Lager kamen, umso mehr Einzelheiten konnte ich erkennen. Der Sand war festgetreten. Immer mehr Pflanzen hatten sich in dem Boden Halt gesucht und vereinzelt konnte ich noch Fußspuren erkennen. Hier hing ein Kleidungsstück, dort lag ein vergessenes Spielzeug. Salim ritt durch die Zelte hindurch, direkt auf ein größeres zu, dessen Planen nach oben geschlagen waren und in dem ich jetzt Bewegung erkennen konnte. In weiße Mäntel gehüllte Männer kamen heraus und stellten sich voller Erwartung auf. Ich zählte 6. Alle waren bewaffnet und ihre Gesichter drückten nicht gerade Freundlichkeit aus.
Salim hielt an und ich zügelte Sahlimar. So elegant wie nur möglich stieg ich ab und zwei kleine Jungen schossen auf uns zu und nahmen uns die Zügel ab. Doch die Pferde blieben stehen, egal, wie sehr die beiden an den Zügeln zerrten. Ebenso wie Salim, gab ich Shalimar die Erlaubnis zu gehen, in dem ich ihm auf den Hals klopfte. Langsam trotteten die Pferde davon, gefolgt von den anderen. Jetzt also galt es. Ich wusste weder, was ich sagen, noch was tun sollte.
Der Anführer, in dem ich den Scheich vermutete, trat vor und was er sagte, hörte sich nicht sehr höflich an. Bevor ich reagieren konnte, war Salim vor mich getreten und antwortete in einem ebenso unhöflichen Ton. Waren wir schon nach den ersten paar Worten Feinde? Wenn es jetzt zum Kampf kommen sollte, wären wir bereits tot. Denn ich fühlte mich nicht in der Lage, das Schwert auch nur aus dem Gürtel zu ziehen.
Eine Handbewegung des Weißen und aus den umliegenden Zelten schwärmten Frauen und Mädchen herbei, alle in ähnlichen formlosen Kleidern, wie Fatima sie trug. Nur dass diese weiß, oder grau waren.
Salim drehte sich zu mir. „Die Gastfreundschaft gebietet es, dass die Gäste sich erst reinigen und dann ruhen. So haben sie Gelegenheit euch kennen zulernen und sich von den Gerüchten zu überzeugen, die im Umlauf sind. Fatima wird bei euch bleiben!“
Bevor ich antworten konnte, wurde meine Hand ergriffen und ich in eines der Zelte gezogen. Überraschenderweise war es kühl unter den Planen, die, wie ich jetzt erkannte, Felle waren, die nur verkehrt herum auf biegsame Stangen gelegt waren. Jemand nahm mir die Kopfbedeckung ab und flinke Finger hatten den Gürtel und meinen Umhang entfernt. Ich hatte kaum Gelegenheit, mich zu wehren. Als die Hände nach meinem Hemd und dem Hosenbund griffen, wich ich zurück. Leises Raunen und Murren hob an und wurde lauter. Erst als eine herrische, mir sehr gut bekannte Stimme einige Befehle rief, wurden die Frauen wieder stiller.
Ich drehte mich zu Fatima, dankbar für ihre Anwesenheit. Sie zog mir das Hemd über den Kopf. „Es ist üblich, dass sich die Frauen des Scheichs um den höchsten Gast kümmern. Lasst sie einfach ihre Aufgaben erfüllen, wenn ihr keinen Krieg heraufbeschwören wollt.“ Raunte sie mir leise zu.
„Aber ich kann mich alleine ausziehen und waschen!“ antwortete ich noch immer unzufrieden.
„Bitte Herr! Es ist nur eine Geste der Gastfreundschaft. Ich bleibe in der Nähe.“ Ihr Augen sahen mich so flehend an, dass ich nicht anders konnte, als mich damit einverstanden zu erklären.
Sie trat zurück und nickte den vier Frauen zu, die flüsternd zusammengedrängt neben dem Eingang gewartet hatten. Sofort kamen diese wieder heran und während eine von ihnen meine Stiefel auszog und mir half aus der Hose zu steigen, füllten zwei andere einen größeren Bottich mit Wasser. Die vierte ging hinaus. Sie kam erst wieder, als ich bereits im Wasser saß und stellte ein Tablett mit einem Krug, verschiedenen, mir unbekannten Früchten und Streifen dampfenden Fleisches hin. Wie ein Kind fütterte sie mich, während eine andere meine Kopfhaut massierte und den Sand aus meinen Haaren wusch. Widerwillen musste ich zugeben, dass diese Behandlung nach den Strapazen genau das Richtige war. Ich schloss die Augen und gab mich ganz der Kühle des Wassers hin und hörte auf die flüsternden Stimmen.
An der Art, wie sich ihre Stimmen hoben und senkten, konnte ich annähernd nachvollziehen, dass sie verwundert waren, über meine Haare, die sich in weichen Locken um meine Ohren kringelten. Entsetzen trat in ihre Stimmen, als ich mich auf die Knie erhob und sie meinen Rücken sehen konnten, auf dem die Peitschenstriemen sich erst vor kurzem geschlossen hatten. Sie waren sehr vorsichtig, als sie den Sand abspülten. Als sie mir mit Gesten begreiflich machten, dass ich mich aufstellen sollte, zwang mich nur der Blick von Fatima, meine Scheu zu überwinden. Aber es war schneller vorbei als ich dachte und erleichtert nahm ich das Tuch entgegen, mit dem ich meine Blöße bedecken konnte. Ich ließ mich auf die Kissen sinken, auf denen bereits Fatima saß, die alles genauestens überwacht hatte.
„Ich hasse es, wenn man mich wie ein Kleinkind behandelt.“ Knurrte ich ihr zu.
„Es ist ein Gebot der Höflichkeit. Auch wenn diese vollständige Prozedur etwas übertrieben war. Aber der Scheich wollte damit alle Gerüchte um eure Person überprüfen. Seine Frauen werden ihm jetzt berichten, dass ihr anders seid. Hellhäutig, geschlagen und mit dem Zeichen gekennzeichnet und..... und ein vollständiger Mann.“
„Ein was?“
Fatimas Körper wurde von einem Lachen geschüttelt. „Ein vollständiger Mann, mit allem, was da sein muss.“
„Wieso sollte das anders sein?“
„Viele der Stämme glauben, dass die Christen, die in unser Land kommen, nicht mehr... vollständig sein, damit sie der Fleischeslust mit unseren Frauen nicht nachgehen können.“
„Ihr spinnt!“ Sagte ich, der Situation entsprechend, in entrüstetem Ton.
Fatima beruhigte sich nur langsam.
„Dann hoffe ich, dass die Frauen zufrieden waren mit dem, was sie gesehen haben.“ Murmelte ich zwischen zwei Schlucken Wasser, was erneut mit einem Heiterkeitsausbruch von Fatima quittiert wurde.
„Der Scheich ist ein alter Mann und er hat nicht weniger als 6 Frauen, die wirklich dankbar sind für jeden Mann, den sie einmal sehen und berühren dürfen. Wenn ihr Glück habt, dann wird er eine von ihnen heute Nacht in euer Zelt schicken und ....“
„Nein Fatima. Ich will es nicht. Was auch immer das mit Gastfreundschaft zu tun hat, aber das wünsche ich nicht. Keine Frau! Verstanden?“
Sofort war ihr Lachen verstummt, als sie die Bestimmtheit in meinen Wort heraushörte.
„Aber...“
„Kein Aber. Es ist mir ernst. Ich werde jedes Weib, das versucht das Lager mit mir zu teilen an den Haaren hinausschleifen. Egal, wie viele Gesetze der Wüste ich damit breche.“ Dass ich keinen Scherz machte, konnte sie an meiner abweisenden Haltung sehen. Alleine der Gedanke daran, eine Frau neben mir zu spüren, ließ eine Spur von Ekel in mir aufkommen. Ich wusste seid den ersten Tagen als Knappe, dass ich mich nicht zu den schmutzigen Mägden hingezogen fühlte, die für einen Kreuzer zu bereitwillig die Röcke hoben und ihre prallen Brüste anboten. Vielmehr interessierte ich mich für die anderen Knappen und fand in Pierre einen geduldigen Lehrer und Freund. Er füllte oft genug die Leere aus, die mich überfiel, wenn ich an meine Mutter dachte und daran, dass ich niemanden mehr in meinem Leben hatte, der um mich trauern würde, wenn ich tot war. Wir wusste beide, dass es keine Liebe war, die uns verband, sondern nur das Gefühl der Einsamkeit und der Wunsch nach Nähe.
Fatima senkte die Augenlider und schwieg. Wir waren alleine im Zelt. Die Frauen des Scheichs hatten aufgeräumt und waren dann gegangen.
„Herr, ihr solltet ruhen. Der Scheich wird euch bald sehen wollen.“
„Ich weiß.“ Sagte ich und griff nach den Sachen, die mir Fatima bereitgelegt hatte.
„Wartet, ich helfe euch.“ Sie kniete vor mir und nahm das Hemd in die Hand. Sie behielt es in der Hand und als ich aufsah, um zu fragen, warum sie mir nicht half, begegnete ich ihrem Blick. „Darf ich euch etwas fragen Herr? Etwas sehr persönliches?“
Ich zögerte. Wie viel durfte ich von mir preisgeben? Gab es denn noch etwas, was diese Menschen nicht von mir wussten?
„Frag!“ forderte ich sie auf.
„Habt ihr in der Heimat jemanden, der auf eure Rückkehr wartet?“
Ich schüttelte verneinend den Kopf.
„Gab es eine Frau in eurem Leben, die eurer Herz besaß?“
Ein erneutes Kopfschütteln meinerseits.
„Liebt ihr Frauen?“ Die Frage war so allgemein, wie die Antwort eindeutig sein würde. Es war bei uns Christen eine Hochsünde und Verrat am Glauben, was ich fühlte und ich wusste, dass ich mich zu verstecken hatte. Sodomie war so ziemlich die schlimmste aller Sünden, die mit Folter und dem Vierteilen bestraft wurde. Es gab keine Absolution, keinen Freispruch vor dem Herrn. Mein Zögern schien Antwort genug für sie zu sein, denn sie forderte keine Worte mehr von mir, die es erklärten.
Dann half sie mir mich anzukleiden. Die Stoffe waren wieder weich und verziert mit kleinen, goldenen Stickereien. Auch der Mantel, den sie mir zum Schluss reichte, unterschied sich von dem, den ich auf dem Ritt getragen hatte. Er war leichter, bestand aus weniger Stoff und kühlte.
„Danke.“ Ich nahm den Dolch und das Schwert von Fatima entgegen, um die Waffen wieder am Gürtel zu befestigen. Dann hielt ich sie am Handgelenk zurück. „Fatima! Bitte kein Wort zu jemandem. Sorge nur dafür, dass ich nicht mit einer Frau das Bett teilen muss.“
Beruhigend legte sie ihre Hand auf meine. „Allahs Wege sind unergründlich. Es steht uns nicht zu, über ihn zu urteilen. Wenn er euch diesen Weg gezeigt habt, dann wird er dafür seine Gründe haben. Allerdings.... verzeiht, dass ich offen spreche. Ihr müsst einen Erben hinterlassen, wenn ihr diese Aufgabe annehmt.“ Schnell wandte sie sich um und verschwand hinter der schweren Zeltbahn.
Sie ließ mich mit meinen wirren Gedanken zurück und ich hatte das Gefühl, dass sie mir eben den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Einen Erben! Ein Kind! Damit hatte ich keine Wahl mehr! Ich musste dieses Land verlassen und würde damit die Blutlinie unterbrechen.
In meinem Hals spürte ich die bittere Galle aufsteigen. Wie konnte ich geglaubt haben, hierher zu gehören? In der Nähe von Salim bleiben zu können?
Ich stand regungslos. Meine Augen schienen auf den Zeltwänden zu ruhen, doch ich sah sie nicht. Mein Blick ging weiter, über die Wüste hinweg, zu den Städten, die von Kreuzrittern und Christen bevölkert wurden. Mein Schicksal bestand darin, gegen diese Menschen hier zu kämpfen und in irgendeinem sinnlosen Kampf zu fallen.
Erneut wurde die Plane am Eingang zurück geschlagen und Salim trat herein.
„Der Scheich erwartet uns. Ich werde sprechen und Fatima wird euch alles Gesagte übersetzen. Wenn ihr etwas sagen wollt, dann sprecht den Scheich direkt an. Ich werde dann eure Worte weitergeben.“
Ich nickte und ging wortlos an ihm vorbei.
„Balin? Ist alles in Ordnung?“
„Ja!“ Ohne mich nach ihm umzudrehen, ging ich hinaus. Erst auf dem Weg zum Zelt des Scheichs, vor dem mit zahlreichen Fackeln und Feuern ein kleines Kreis erhellt wurde, kam mir zu Bewusstsein, dass er mich zum ersten Mal mit meinem Namen angesprochen hatte. Aber es war zu spät, um zu ergründen, warum er das getan hatte, denn als wir uns näherten, standen drei Männer auf. Zwei von ihnen hatte ich bereits bei unserer Ankunft gesehen. Der dritte war dann wohl wirklich der Scheich.
Ich kopierte Salims Begrüßung und setzte mich dem Scheich gegenüber. Das Gespräch wurde nur von Salim und dem Mann geführt, der uns so unhöflich begrüßt hatte. Verstohlen musterte ich den Scheich. Er war wirklich alt. Tiefe Falten hatten sich in sein Gesicht gegraben und die Augen blickten trüb auf einen Punkt zwischen uns. Seine Hände zitterten und unwillkürlich musste ich an die Frauen denken, die neben ihm leben musste. Keine von ihnen war älter als 30 Jahre gewesen.
Dicht neben meinem Ohr hörte ich Fatimas Stimme, die mir flüsternd das Wichtigste übersetzte, was zwischen den beiden Männern gesagt wurde. Die eine Seite machte Vorwürfe, während Salim versuchte, sich zu verteidigen. Das konnte noch Stunden so gehen, ohne dass ein Ergebnis abzusehen war.
Ich musste kurz mit Salim alleine reden. Aber er hatte mir verboten, mich an ihn zu wenden und unruhig sah ich zwischen ihnen hin und her.
Fatima bemerkte die Anspannung, die von mir ausging. Heimlich, dass die anderen es nicht bemerkten, legte sie mir ihre Hand auf den Rücken. „Was ist Herr?“
„Gab es Überlebende des Dorfes?“ flüsterte ich so leise, wie ich konnte.
„Vier. Eine Frau, drei Kinder.“
„Wo sind sie?“
„In unserer Obhut. Salim brachte sie mit und wir haben sie versorgt. Sie werden wieder gesund.“
„Was passiert dann mit ihnen?“ Trotz der missbilligenden Blicke von Salim, fragte ich weiter.
„Sie werden sich wohl verkaufen müssen, da es niemanden gibt, der für sie sorgen wird.“
„Wie weit reicht meine angebliche Macht. Kann ich für sie sorgen?“
Fatima zögerte mit der Antwort. „Wollt ihr die Frau heiraten und die Kinder als eure annehmen?“
„Nein!“ entfuhr es mir lauter, als beabsichtigt.
„Aber nur das würde sie wieder zu angesehenen Menschen machen.“
„Eure Sitten sind widerwärtig!“
Salim sah nun offen zu mir und bedachte mich mit Blicken, die so feindselig waren, dass ich erschrak. Aber ich hatte einen Entschluss gefasst.
„Noch eine Frage. Wie viele Kinder hat der Scheich?“
„Keines.“ Lautete Fatimas Antwort. Auch sie kümmerte sich nicht um die Aufmerksamkeit, die uns beiden zugedacht wurde.
Sogar der Scheich selbst hatte den Kopf angehoben und bedachte mich mit einem langen Blick.
Ich hob die Hand und bat Salim damit zu schweigen. Er brach auch mitten im Satz ab und wenn er gekonnt hätte, dann wäre er über mich hergefallen und hätte mir das Herz herausgerissen. Ob er es bereute, mich gerettet zu haben?
„Salim, bitte den Scheich, mit mir unter vier Augen zu reden! Ich brauche dich als Übersetzer.“
„Herr, ich wisst nicht, was ihr tut!“
„Mach, was ich dir befohlen habe.“
Äußerst widerwillig, befolgte er meine Anweisung. Allerdings richtete er das Wort nicht direkt an den Scheich, sondern an den Mann, mit dem er sich auch vorher unterhalten hatte. Dieser wiederum redete auf den Scheich ein, der während dessen mich zum ersten Mal richtig wahrzunehmen schien. Ich hielt seinem Blick stand und straffte die Schultern.
Dann nickte er unmerklich und stand auf. Ich hatte einen gebrechlichen Mann erwartet, aber die Bewegungen waren noch immer kraftvoll und geschmeidig genug, um eine Ahnung dessen zu hinterlassen, wer dieser Mann einst war.
Ich folgte ihm und Salim konnte es nicht lassen, mir seinen Unmut zuzuflüstern.
„Was habt ihr vor? Wollt ihr denn alles aufs Spiel setzen? Sie könnten uns in der Nacht ermorden und niemand würde Fragen stellen!“
Ich antwortete ihn nicht, sondern versuchte noch einmal, den vagen Plan zu durchdenken. Natürlich setzte ich alles auf eine Karte. Ich kannte weder diese Menschen, noch ihre Sitten. Aber ich verließ mich auf meinen Instinkt und meine Menschenkenntnis und ein wenig auf mein Glück.
Der Scheich führte uns in sein Zelt. So unscheinbar, wie es von Außen aussah, so prachtvoll war es in seinem Inneren. Dicke Teppiche dämpften die Schritte und auch die Farben und Stoffe standen denen in meinem Zimmer in nichts nach. Er rief einige Worte zu einer abgetrennten Ecke des Zeltes und eine seiner Frauen kam herbei und stellte einen Tisch mit Bechern, Karaffen und einer dieser merkwürdigen Wasserpfeifen bereit, wie ich sie schon in Messina gesehen hatte.
Weitere Befehle und leises Rascheln von Kleidern ließ vermuten, dass die Frauen, die sich hinter der Abtrennung befunden haben, das Zelt verließen.
„Ihr wolltet mich sprechen Ungläubiger. Ich höre zu.“ Gebrochen, aber doch verständlich, hatte der Scheich mich angesprochen. Ich zeigte mich nicht überrascht, dass er meine Sprache beherrschte. Was mir viel mehr einen Schock versetzte war die Anrede, die er gebrauchte.
Jetzt konnte ich nur hoffen, dass Salim meine Sätze wortgetreu übersetzte und dass ich nur einen Bruchteil an Gesetzen brach.
„Scheich Ibraim, ich weiß, dass nichts den sinnlosen Tod dieser Menschen in der Oase wieder gut machen kann. Allah selbst hat sie zu sich geholt.“
„Rede du nicht von Allah, Christ!“ herrschte er mich an, noch bevor Salim etwas gesagt hatte.
Je aufgebrachter er wurde, um so ruhiger wurde ich. Kein Zittern war in meiner Stimme und die Worte gingen mir wie selbstverständlich über die Lippen.
„Ist nicht mein Gott aus diesen Landen gekommen? Hat er nicht seine Lehren hier empfangen? Es ist das eine, die Lehren zu befolgen und nach ihnen zu leben und etwas anderes, sie so auszulegen, um mit ihnen Herrschsucht auszuleben und Reichtum anzuhäufen, oder in seinem Namen andere Völker zu unterjochen. Ich liebe meinen Gott, wenn er mich denn erhört, aber ich verachte das, was in seinem Namen getan wird. Ist euer Gott denn nicht ebenso wie der meine? Sind es nicht die Menschen, die auch in seinem Namen Unrecht begehen? Beten wir nicht das gleiche Wesen an und geben wir ihm nur andere Namen?“
Salim hielt die Luft an. Gotteslästerung! Ich verglich unseren Gott mit dem ihren. Ja, ich hatte es sogar gewagt, sie als ein und das selbe Wesen darzustellen. Ich konnte eine Spannung fühlen, wie sie einem Gewitter vorausging, das sich stundenlang zusammen braute und kurz vor der Entladung stand.
„Du bist schlau Christ. Es wird mir eine Freude sein, mit dir darüber zu debattieren.“ Das Gewitter war fürs Erste vorbei gezogen.
„Sage mir, was meine Männer nicht hören dürfen.“ Forderte er mich auf.
Ich verneigte mich etwas vor ihm, um ihm meinen Respekt zu zeigen. „Scheich Ibraim! Wir sollten nicht weiter den Tod der Unglücklichen beklagen. Über sie muss jetzt ein anderer richten. Aber wir können etwas für die Überlebenden tun und gemeinsam dafür sorgen, dass es nicht mehr sinnlose Opfer zu beklagen gibt.“
Mit einer Handbewegung forderte er mich auf, weiterzusprechen. Salim hatte sich zurückgezogen und ich spürte seine Blicke in meinem Nacken. Ich glaube, ich spürte Hass. Aber jetzt musste ich mich konzentrieren und durfte mich nicht ablenken lassen. Salim würde eh für mich verloren sein, wenn ich das Land verlassen hatte.
„Wie ich hörte, sind eure Frauen nicht in der Lage, euch Kinder zu schenken. In jener Siedlung wurde eine junge Frau gerettet und drei Kinder. Sie brauchen jemanden, der seine starke, erprobte Hand über sie hält und sie schützt. Ich biete euch ihr Leben an. Die Kinder werden von meinen Männern im richtigen Alter ausgebildet und die Frau bekommt eine Mitgift gestellt, die eurem Stand entspricht.“ Es war heraus. Mehr konnte ich für diese vier Unseligen nicht machen.
Aus den Augenwinkeln nahm ich das leichte Kopfschütteln von Salim wahr.
Der Scheich blinzelte kurz. „Noch eine Frau? Ich habe bereits 6. Warum nimmst du sie dir nicht? So viel ich weiß, bist du ohne eine Frau hergekommen und mir wurde berichtet, dass du noch im Besitz deiner Manneskraft bist.“
Es war klar, dass diese Frage kommen würde.
„Ich bin nur ein Ungläubiger in eurem Land. Unwissend und nur durch das Wort von euch zu einem Mächtigen geworden. Warum soll ich diesen Unglücklichen noch mehr Leid antun, indem ich sie schände und unter den Rang eines Sklaven stelle, wenn ich sie mein eigen nenne?“
Belustigung stieg in Ibraims Augen auf.
„So soll es denn geschehen. Balin of Bellin, ihr seid ein Mann, von dem wir noch viel hören werden. Ich werde dann meine neuen Familienmitglieder holen kommen, wenn sie gesund genug sind, die Strapazen des Weges zu überstehen.“ Er beugte sich vor und streckte mir die Hand hin, die ich annahm. Damit war das erledigt.
„Und nun lasst uns feiern gehen. Ich denke, wir haben unsere Männer lange genug beunruhigt.“
Er stand auf und wir gingen wieder nach draußen, wo er seine Vertrauten davon in Kenntnis setzte, was geschehen war. Salim hatte mich zur Seite genommen und redete auf mich ein.
„Was hast du dir dabei gedacht? Dich auf eine Diskussion mit dem Scheich einzulassen? Ihm vier zusätzliche Mäuler zum Füttern anzubieten? Es ist ein Wunder, dass er dich nicht sofort getötet hat!“
„Salim, du vergisst dich!“ herrschte ich ihn an. So sehr ich mich darüber freute, dass er dieses Herrengetue abgelegt hatte, um so verärgerter wurde ich, dass er mir meinen kleinen Triumph nicht gönnte.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass er meine Sprache kann?“
„Weil ich nicht wusste, ob er es dir preisgeben will.“ Salim dachte gar nicht daran, sich zu beherrschen. „Geh ins Bett und ruh dich aus! Ich werde dich entschuldigen.“ Das ging nun wirklich zu weit, dass er mir Befehle gab. Denn in seinem Ton schwang keine Bitte mit. Unerbittlich sahen mich seine Augen an.
„Nein!“ Gab ich trotzig zurück, obwohl ich mir nichts lieber wünschte, als endlich auf die Kissen zufallen und meine brennenden Augen zu schließen.
Als ich an ihm vorbei stürmte, rannte ich fast Fatima um, die uns beobachtet hatte.
„Herr!“ rief sie mir leise nach und versuchte mich aufzuhalten. Aber ich riss mich los und gesellte mich unter die anderen Männer, die trinkend, rauchend und schwatzend um ein Feuer saßen. Ich verstand sie nicht und trank aus dem Becher, wenn er mir gereicht wurde. In mir brodelte es und umgeben von diesen vielen Menschen fühlte ich mich einsamer, als je zuvor.
Ab und zu fiel mein Blick zwischen die Zelte, wo ich Salim und Fatima sehen konnte, die sich aufgeregt unterhielten, wobei Fatima mehr redete als Salim. Dieser drehte sich dann plötzlich um und verschwand in der Dunkelheit. Es sah aus, als ob Fatima ihm folgen wollte. Sie überlegte es sich aber und sah statt dessen zu mir herüber. Ihr Blick schien zu sagen, dass ich ihm folgen sollte, um den Streit aus der Welt zu schaffen, aber ich konnte nicht. Der Stolz in mir war zu groß. Sie setzte sich in Bewegung und kam auf mich zu. Als sich aber jemand neben mir niederließ, änderte sie die Richtung und verschwand in einem der kleineren Zelte.
Es war der Scheich selbst, der neben mir saß und mir das Mundstück der Wasserpfeife anbot.
Ich nickte dankend und wir saßen schweigend nebeneinander und beobachteten. Ich sah immer wieder zu der Stelle, an der Salim verschwunden war, in der Hoffnung, dass er wieder auftauchen würde. Aber er kam nicht. Statt dessen sah ich Fatima mit ein paar Decken aus dem Zelt treten und in die gleiche Richtung verschwinden, wie mein Wächter vorher. Sie wollten wohl beide eine ungestörte Nacht verbringen. Ein Stachel bohrte sich tief in mein Herz und erschwerte mir das Atmen. Ich musste mich ablenken. Durfte nicht mehr daran denken, was dort im Dunkeln jetzt passierte.
„Woher könnt ihr meine Sprache so gut, Scheich?“
„Ihr wisst nichts über mich? Hat euch Salim nicht unterrichtet?“
Ich schüttelte den Kopf und hatte das Gefühl, ihn in Schutz nehmen zu müssen.
„Salim hatte noch nicht viel Zeit gehabt, mich genauer zu informieren.“
„Salim hat seine Pflichten nicht richtig erfüllt und er benimmt sich anmaßend. Ihr solltet ihm nicht so viele Freiheiten lassen.“ Belehrte er mich.
„Ich werde mir eure Worte merken und anwenden.“
„Wisst ihr, Balin of Ballin, ich kannte euren Vater sehr gut. Wir waren eine Zeit zusammen in eurem Land, bevor sich unsere Wege trennten. Er bat mich in einem Brief, den er auf seinem Todesbett schrieb, nach euch zu sehen, wenn mich mein Weg wieder in die kalten Lande führen sollte. Ihr ward ein Knabe von etwa 3 Jahren, als ich ihm diesen Wunsch erfüllen konnte. Ich erblickte euch nur aus der Ferne, da ich eure Mutter nicht erschrecken und nicht der sein wollte, der ihr die Nachricht vom Tod des geliebten Mannes überbringen musste.“ Er schwieg einen Moment. „Es war feige von mir, denn ich hätte euch eigentlich in Obhut nehmen und hierher bringen müssen. Dann wäre vielleicht vieles nicht passiert. Aber ich sah in euch das fremde Blut, den Christen und Ungläubigen.“
„Vielleicht ist eure Entscheidung richtig gewesen.“ Murmelte ich und blickte wieder in die Schwärze.
„Ihr fühlt euch nicht wohl hier?“
„Ich fühle, dass ich nicht her gehöre. Es ist mir alles fremd. Die Sprache, die Menschen, das Essen, die Bräuche.... es gibt hier nichts, was mich hält.“
„Und was ist mit Fatima?“
Mein Kopf ruckte herum und ich sah ihn fragend an.
„Fatima? Was soll mit ihr sein?“
„Vielleicht sollte ich mir Salim selber einmal vornehmen.“ Schimpfte der Scheich leise vor sich hin. „Fatima ist eure Schwester.“
Jetzt entlud sich das Gewitter und der Blitz traf direkt in mein Nervenzentrum. Mir schwindelte und es zog mir die Kraft aus den Gliedern.
„Ist euch nicht gut? Ihr seht blass aus. Vielleicht ist es besser, wenn ihr euch ausruhen geht. Der Ritt war anstrengend und ihr werdet morgen nach der Mittagszeit wieder aufbrechen. Wenig Zeit genug zu Erholung für jemanden, dessen Kräfte so begrenzt sind.“
„Bitte entschuldigt mich Scheich. Ich denke, dass ich euren Rat befolgen werde.“ Wankend stand ich auf und lehnte die Hilfe eines meiner Männer ab. Er folgte mir lediglich bis zu dem Zelt, das mir zugedacht war. In ihm empfing mich eine der Frauen, die mich auch vorher bereits gewaschen hatten. Dieses Mal wehrte ich mich nicht, als sie mich entkleidete und meine Haut mit einem warmen Öl einrieb. Sie stellte noch Getränke und Früchte bereit und verließ mich dann. Anscheinend hatte Fatima es erreicht, dass ich keines dieser merkwürdigen Gastgeschenke entgegen nehmen musste.
Alleine mit meinen Gedanken lag ich schlaflos zwischen den Kissen und fühlte die leichten Decken auf meinem Körper.
Fatima meine Schwester.... Salim und Fatima..... ich fröstelte und zog weitere Decken über mich, um die Kälte zu vertreiben. Aber diese saß tief und wurde nicht von den wärmenden Fellen verdrängt.
So sehr, wie es mich überrascht hatte, dass Fatima das Blut meines Vaters in sich hatte, so sehr freute es mich, denn ich mochte sie vom ersten Augenblick an.
Jetzt stand es für mich endgültig fest. Ich würde diese Aufgabe beenden und Salim dann bitten, mich wieder zu einem Hafen zu bringen. Ich würde nach Hause zurückkehren und das einfache Leben führen, dass ich gewohnt war. Macht.... ich wollte sie nicht.
Die Erschöpfung machte sich bemerkbar und ich schlief ein. In meinen Träumen spürte ich einen warmen Körper, der sich an mich drückte. Wärme kehrte in meine Glieder zurück und alle Gedanken waren verschwunden. Ich genoss das Gefühl des festen Körpers neben meinem, die leichten Berührungen der Hände und der Lippen. Mochte doch dieser Traum nie zu Ende gehen. Wie ein Ertrinkender hielt ich mich an den Lippen fest, die mir den köstlichen Atem einhauchten, den ich zum Leben brauchte. Eine süße Schwere drückte mich tief in die Kissen und als meine Männlichkeit sich fordernd aufrichtete, umfingen sie erfahrene Hände und führten mich auf den Gipfel der Gefühle. Ich empfand eine seltsame Ruhe und Befriedigung, als die Decken über mich gezogen wurden und ich mich den liebevollen Händen hingab.

Leises Kichern weckte mich. Ich reckte mich und tastete den Platz neben mir ab. Er war leer. Also war es doch nur ein Traum gewesen. Ein wunderbarer Traum. Auch, wenn ich nicht wusste, wer mir diese herrliche Nacht geschenkt hatte, so schloss ich ihn in mein stummes Gebet ein. Zwei alberne Mädchen huschten hin und her. Ein Bad wurde vorbereitet, sie legten mir meine Reisesachen bereit.
Ich hatte lange geschlafen. So lange, dass es fast Zeit zum Aufbruch war. Ich stand auf und schritt zum Badezuber, der gerade mit warmem Wasser gefüllt wurde. Das Kichern wurde lauter, als sie mich ohne Kleidung erblickten. So langsam gewöhnte ich mich daran, dass sie mich so sehen konnten. Ich tauchte gerade meine Hand in das Wasser, als der Eingang zur Seite geschlagen wurde und Fatima eintrat.
„Nun du Langschläfer? Endlich erwacht?“ Sie versuchte einen heiteren Ton anzuschlagen, was ihr aber nicht gelang. Anspannung lag in ihrer Stimme. Und ich wollte, dass das Versteckspiel aufhörte.
Sie scheuchte die Mädchen raus und krempelte die Ärmel hoch.
Ich setzte mich in den Zuber und sie begann meinen Rücken vorsichtig zu waschen.
„Fatima?“
„Ja?“
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“
„Was denn?“ kam es unsicher und ihre Hand begann zu zittern.
„Dass wir einen gemeinsamen Vater haben!“
Erschrocken stieß sie die Luft aus und zog ihre Hand zurück.
„Fatima?“
Ich drehte mich um, um sie anzusehen. Sie hatte die Hand auf den Rand des Holzbottichs gelegt und sah in das Wasser.
„Warum? Hat Salim es dir verboten?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bat ihn darum, es dir nicht zu sagen. Ich wollte dich nicht zusätzlich belasten. Du hast so viel durchgemacht und ich hielt es für das Beste, wenn du nichts von mir weißt.“ Sie rührte sich nicht.
„Aber du hast ebenso wenig Familie wie ich. Wie kann es mich noch mehr belasten zu wissen, dass ich eine Schwester habe?“
„Du weist doch nichts über mich. Ich bin eine Last, mehr nicht.“ Brach es aus ihr hervor.
„Wie kannst du eine Last sein?“
Mit einer zornigen Handbewegung riss sie ihren Schleier zur Seite, der bisher ihr Gesicht verhüllt hatte. So schön, wie ihre Augen waren, so schrecklich entstellt war der Rest ihres Gesichtes. Ich hatte schon einige Brandnarben gesehen, aber diese hier waren entsetzlich.
„Darum! Du wirst dich mein Leben lang um mich kümmern müssen. Ich werde nichts weiter sein, als deine Dienerin, die dir und deiner Familie Sklavendienste erfüllen darf, mit dem Unterschied, dass ihr mich nicht schlagen werdet. Ich will aber kein Mitleid und ich kann für mich alleine sorgen!“ ihre heftigen Worte trafen mich härter, als ihre Entstellung. Fahrig nestelte sie am Schleier, um sich wieder zu verhüllen. Ich hob meine Hand und nahm ihn ihr weg. Mit einem Finger strich ich über die narbige Wange und ließ die Hand dort liegen.
„Wie kannst du denken, dass ich dir abspreche, dass du nicht alleine klarkommst? Und...“ ich machte eine kleine Pause, „.... und hast du nicht Salim, der für dich da ist?“ Erschrecken wechselte mit Verstehen in ihren Augen.
„Salim? Du denkst, dass Salim und ich? Bei Allah! Du Dummkopf!“ sie lachte leise ihr perlendes Lachen und gab mir einen vorsichtigen Schwesternkuss.
„Salim hat mich aus dem Feuer geholt und mich mit sich genommen. Da er um meine Abstammung wusste, war es für ihn völlig natürlich, dass er für mich sorgte, als wäre ich seine eigene Schwester. Er hat nicht nur dir, sondern unserer Familie die Treue geschworen. Salim und ich? Das ist undenkbar.“ Ein Felsbrocken von den Ausmaßen Schottlands fiel gerade von mir ab.
„Aber.... ich habe euch gesehen. Im Haus und gestern.....“
„Dummer großer Junge... aber da mische ich mich wirklich nicht mehr ein. Ich habe genug getan. Salim brauch auch einmal jemanden, dem er seine Geheimnisse anvertraut oder der ihm den Kopf zurechtrückt, wenn er über die Strenge schlägt. Und jetzt raus aus dem Wasser, sonst bist du der letzte, der im Sattel sitzt!“ sie gab mir einen Klaps auf die Schulter und reichte mir ein Handtuch.
Schnell war ich wieder angezogen und Fatima sammelte die letzten Kleidungsstücke ein, die mir gehörten und verstaute sie.
Als ich das Zelt verließ und in die Sonne blinzelte, sah ich, dass unsere Pferde bereits gesattelt waren und Salim gerade in dem Moment verschwand, als ich ihn begrüßen wollte. Dann eben nicht. Sollte er doch schmollen. Ich begab mich zum Scheich und dankte ihm für seine Gastfreundschaft. Ich bat ihn Ausschau zu halten nach Fremden und jedes Gerücht darüber mir mitzuteilen. Er versprach seine Männer auszusenden.
Freundschaftlich verabschiedeten wir uns voneinander und bald ritt unser Tross wieder durch die Sandwüste. Shalimar war übermütig und er wollte unbedingt seine Kraft zeigen. Er zeigte sich unwillig, dass ich ihn immer wieder zügelte, statt ihn laufen zu lassen.

Obwohl wir lange bis in die Nacht hinein ritten, erreichten wir keine weitere Behausung. So heiß, wie es am Tag war, so schnell kühlte sich die Wüste ab und ich war froh, den dicken Mantel zu haben, der mir Wärme spendete. Als das erste Pferd stolperte, ließ ich halten. Offenbar hatte Salim nur darauf gewartet, dass ich den Befehl gab. Er selbst machte keine Anstalten, mir in irgendeiner Weise beizustehen und zu helfen.
Aber ich war nicht umsonst von Rittern aufgezogen worden. Das hier konnte sich ja kaum anders verhalten. Also ließ ich zuerst die Pferde versorgen. Auf Feuer würden wir verzichten, damit wir nicht auf uns aufmerksam machten. Fatima verteilte Brot, Fleisch und Wasser und ich bestimmte noch die Wachen.
Dann wurde es langsam ruhiger. Ich hatte während des Ritts keine Möglichkeit gehabt mit Fatima zu reden und auch jetzt schien sie meine Nähe zu meiden. Ebenso wie Salim, der immer am anderen Ende des Zuges etwas zu erledigen hatte. Es war eindeutig. Er wich mir aus. Sollte er! Ich hatte jetzt andere Probleme und eines davon bestand darin zu hoffen, dass der Traum der letzten Nacht, der mir so viel Kraft gegeben hatte, wiederkehren würde.

Langsam wurde es still in unserem provisorischen Lager. Ein letztes Mal ging ich die Wachen ab und sah mich auf einer Anhöhe um. Dunkelheit umgab uns von allen Seiten. Sollte sich jemand nähern, dann würde ich ihn erst bemerken, wenn er unmittelbar vor mir stand und mir das Messer an die Kehle setzte.
„Balin, leg dich zur Ruhe.“ Fatimas leichte Hand legte sich auf meinen Arm. Ich sah auf sie herab und drückte sie an mich. „Diese Wüste ist merkwürdig. Am Tag glaubt man, dass es nicht heißer werden kann und fühlt sich wie in der Hölle. Jeder Windhauch ist wie ein Geschenk Gottes und ich wäre dann für die heimatliche Kälte dankbar. Doch jetzt, wo die Sonne verschwunden ist, wünsche ich mir einen Teil der Wärme zurück, die ich noch vor wenigen Stunden verflucht habe.“
„Du wirst dich daran gewöhnen und sie lieben lernen.“
„Nein Fatima, hier ist nichts, was ich lieben könnte. Ich werde wieder nach Hause gehen.“
„Nichts? Balin, du belügst dich selber. Da ist so viel, was du jetzt bereits liebst. Du kannst nicht gehen.“
Ich konnte ihre Augen nicht erkennen und sah wieder in den Nachthimmel.
„Ich bringe dir noch eine Decke, damit dir wärmer wird.“ Fatima löste sich von mir.
„Und was ist mit dir? Du brauchst deine Decke doch auch.“
„Hassan wird mich wärmen.“ Sagte sie ein wenig hastig und eilte davon.
„Hassan?“ fragte ich leise hinter ihr und verließ ungleich langsamer die Düne.
Während ich mich zu der Stelle begab, an der die Pferde standen, kam ich an einigen Lagern meiner Männer vorbei und stellte mit nicht wenig Befremden fest, dass in den meisten Fällen sich immer zwei von ihnen die Decken teilten.
Leichte, schnelle Schritte zeugten davon, dass Fatima sich mir wieder näherte. Ich beschloss, sie darauf anzusprechen.
„Schwester, warum schlafen....“
„Niemand friert gerne. Es ist einfacher die Nacht zu überstehen, wenn sich zwei Körper die Wärme teilen. Hier, deine Decken. Versuche zu schlafen, Bruder.“ Sie verabschiedete sich mit einer flüchtigen Umarmung.
Nahe Shalimar, der mit gesenktem Kopf etwas abseits der anderen Pferde stand, drückte ich mich in eine Senke, die mir etwas Schutz vor der Kälte geben sollte.
So gut es eben ging, wickelte ich mich in die Decken ein und drehte mich auf den Rücken, um in den Sternenhimmel zu sehen. Selbst zu Hause, in klaren Nächten waren nicht halb so viele Sterne zu sehen, wie hier. Sie schienen ungleich heller zu sein, einige blinkten auf, und einmal sah ich sogar einen Stern herabfallen.
Sand knirschte, als sich Schritte näherten. Obwohl der Mann sich bemühte sehr leise zu sein, konnte er nicht verhindern, dass ich ihn bemerkte. Da sich Shalimar aber ruhig verhielt, konnte es kein Fremder sein. Im Gegenteil, jetzt begrüßte er den Ankommenden sogar mit einem freudigen Schnauben.
Noch bevor das Gesicht über mir auftauchte, wusste ich, wer neben mir stand.
„Salim, ist etwas passiert?“ Ich wollte mich aufsetzen, wurde aber durch seine Hand daran gehindert.
„Es ist alles in Ordnung. Schlaf!“
Er legte sich neben mich, alleine in seine Decke gehüllt, wie ich auch. Wir benahmen uns wie die kleinen Kinder. Er fror und ich ebenfalls. Also wickelte ich mich aus meinem Kokon und rückte dichter an ihn, deckte uns beide zu und sah wieder zu den unbekannten Sternbildern.
Salim hatte sich nicht bewegt.
„Schließ die Augen Balin.“ Hörte ich seine Stimme dicht neben meinem Ohr und ein Kälteschauer lief über meinen Rücken. Mein Herz begann das Blut so schnell zu pumpen, das es in meinen Ohren rauschte. Er war so nahe. Ich musste nur den Kopf drehen und meine Lippen würden die seinen berühren.
Eine Bewegung neben mir und Salim hatte seinen Arm über meine Brust gelegt. Mit den Fingern strich er sanft über meine Wange, mein unrasiertes Kinn und berührte vorsichtig meine Lippen. Mittlerweile glaubte ich, dass das ganze Lager meinen Herzschlag hören musste. Jetzt schloss ich die Augen und drehte mich um. Wie erwartet, spürte ich erst den warmen Atem auf meinen Gesicht und Salims raue Fingerspitzen wurden von seinen herrlichen Lippen abgelöst. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich diese Lippen kannte... es war kein Traum gewesen. Salim hatte in der letzten Nacht das Lager mit mir geteilt. Warum aber war er dann so abweisend gewesen? Ich schob die Gedanken zur Seite und erwiderte den forschenden Kuss mit mehr Leidenschaft. Genau das hatte ich mir gewünscht.
Ich öffnete meine Lippen und begegnete mit meiner Zunge der seinen, noch bevor ich in seinen Mund vordringen konnte. Sämtliche Knochen in meinen Körper schienen sich unter seinen Händen zu verflüssigen und trotz der schneidenden Kälte, wurde es unter unseren Decken plötzlich heiß. Wir ließen unsere Zungen miteinander spielen, als wären sie junge Fohlen, die wild und ungestüm das erste Mal auf einer Wiese standen. Salims Hände schienen überall zu sein. Ich verfluchte innerlich die Mäntel, die wir noch immer trugen, um die nächtliche Kälte zu überstehen.
Als hätte Salim erneut meine Gedanken erraten, setzte er sich auf und zog mich mit sich. Geschickt hatte er erst sich, dann mir den schweren Stoff abgestreift, wobei sich unsere Lippen nur so lange trennten, wie es notwenig war. Gierig erkundeten wir den Körper des jeweils anderen. Jeden Muskel konnte ich unter Salims Haut spielen spüren, als ich meine Hände unter das seidene Hemd geschoben hatte. Hart griffen seine Finger zu, um meinen Kopf an den Haare nach hinten zu ziehen, damit er mit seiner Zunge eine feuchte Spur über meine Kehle brennen konnte. Seine Zähne knabberten an meiner Haut und als es mir nicht mehr gelang, das leise Stöhnen zu unterdrücken, trafen sich unsere Lippen wieder.
Hart spürte ich den Beweis seiner Leidenschaft an meinem Schenkel. Wie einen kostbaren Schatz berührte ich ihn mit meiner Hand und jetzt war es an mir, sein Stöhnen zu trinken. Während meine Finger fordernd über seine wachsende Männlichkeit glitten und ich mich zu den prallen Hoden vortastete, spürte ich den Kampf in ihm. Einerseits wollte er sich mir entziehen, doch dann drückte er sich wieder gegen meine Hand. Ein Schnauben Shalimars ließ uns einen Moment innehalten. Unser Keuchen musste mittlerweile für alle hörbar geworden sein. Salim rollte sich auf mich und verhinderte damit, dass ich ihn weiter berühren konnte. Dafür rieb er sich jetzt an mir und es brachte mich fast um den Verstand, diesen wunderbaren Mann auf mir zu spüren und wie sehr es ihn nach mir verlangte.
Aber ich wurde enttäuscht. Salim hatte sich besser im Griff, als ich mich. Er ließ mit sanften, fast liebevollen Küssen seine Erregung abklingen.
„Nein.“ Murmelte ich enttäuscht.
„La...la....“ Fatima hatte mir wenigstens ein paar Worte beibringen können.
„Aiwa.... nicht hier und nicht jetzt.“ erwiderte Salim leise und legte sich wieder neben mich.
War ich enttäuscht? Ja, ich war es. Aber er hatte Recht. Auf einem solchen Ritt musste einfach die Vernunft siegen und Gefühle waren hier fehl.
„Ana asif.“ Entschuldigte sich Salim bei mir.
„Wofür? Es gibt nichts, was dir leid tun muss.“
„Schlaf Balin.“
Ich brauchte länger als er, um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Erst Salims regelmäßige Atemzüge gaben mir die notwendige Ruhe.

Es war noch dunkel, als ich wieder geweckt wurde. Salim war nicht mehr da und Shalimar stand bereits gesattelt neben mir und stieß mich mit seinem Maul an. „Du bist nicht gerade der, von dem ich am Morgen mit einem Kuss geweckt werden möchte.“ Ich stand noch benommen vom Schlaf auf und strich dem Hengst über die Nüstern.
Ein Blick in die Runde sagte mir, dass ich nicht der Letzte war. Andere Männer klopften sich den Sand aus den Kleidern und Fatima reichte gerade das Frühstück herum, das aus einem halben, trockenen Fladen, einigen Datteln und Feigen, sowie einem Becher Wasser bestand.
„Wie hast du geschlafen Bruder? Hast du gefroren?“ Der Schalk in ihren Augen verriet mir, dass sie genau wusste, dass ich nicht alleine geschlafen hatte.
„Ich habe wunderbar geschlafen!“ gestand ich ein.
„Dann kannst du die Wüste doch lieben lernen?“
Ich gab ihr den Becher wieder zurück.
„Ich weiß es noch nicht. Lass mir Zeit.“
Schnell wich die Freude aus ihrem Blick. „Salim ist schon vorausgeritten. Er wollte sehen, welchen Weg wir heute einschlagen können.“
„Shukran.“ Dankte ich ihr. Für mehr Worte war meine Kehle gerade nicht in der Lage. Er war einfach so davon geritten.
Schnell kleidete ich mich wieder an und ließ mir beim Turban helfen. Ich bekam das mit diesem Tuch noch immer nicht hin.

Drei weitere Tage führte uns der Weg durch die Wüste und in meinem Inneren wurde es mit jeder Stunde aufgewühlter. An den Tagen mied mich Salim. Er wechselte nur dann ein Wort mit mir, wenn es nicht mehr zu vermeiden war. In den Nächten, wenn der sternendurchsetzte Samtmantel der Nacht uns Schutz gab, war er der liebevollste Liebhaber, den ich haben konnte. Allerdings ging er nie zu weit. Wir erforschten unter den schweren Decken unsere Körper, ohne uns auch nur die entgültige Erlösung zu gönnen. Immer beendete es Salim mit den Worten: „Nicht hier und nicht jetzt.“
Ich schwor mir jedes Mal, dass ich ihn am nächsten Tag einfach nicht beachten würde. Aber wenn er dann neben mir lag und mein Gesicht in seine Hände nahm, dann waren alle Vorsätze dahin und ich gehörte ganz ihm.

Unsere Vorräte füllten wir an verborgenen Wasserlöchern auf, die kein Eingeweihter je finden würde. Die wenigen Nomaden, denen wir begegneten, hatten keine Fremden gesehen und waren auch keinen Überfällen ausgesetzt gewesen.
Zwei unbedeutendere Scheichs sagten uns ihre Unterstützung zu, nachdem sie sich von meiner Echtheit überzeugt hatten und Salim sie von der unbekannten Gefahr in Kenntnis gesetzt hatte.
Fatima war eine geduldige Lehrerin. Sie brachte mir die wichtigsten Worte bei, erklärte mir die Familienbande, die hier, anders als bei uns, einen sehr hohen Stellenwert hatten. Und ich erfuhr vieles über ihre Religion. Sie war der unseren nicht so sehr unähnlich und ich verstand immer weniger, welchem Sinn die Kreuzzüge dienten. Diese Menschen hatten einen so tiefen Glauben, dass sie sich nie freiwillig bekehren lassen würden.

Weiter ging die Reise und ich fühlte mich immer heimischer. Shalimar war ein wundervolles Tier. Stark und feurig und zusammen mit Hassan, dem Hauptmann, wie ich ihn bei mir nannte, übten wir so manchen Reiterkampf. Das neue Schwert war leicht für mich zu handhaben, während ich mit der gebogenen Waffe der Sarazenen meine Probleme hatte. Sie war mir einfach zu leicht und zu breit. Also blieb ich bei meinem Schwert.
Nach weiteren drei Tagen spürte ich bereits in den Morgenstunden eine besondere Unruhe unter meinen Begleitern. Salim war zur Abwechslung einmal bei uns geblieben und trieb sich in meiner Nähe herum. Ständig griff er nach seinen Waffen und prüfte, ob sie leicht zu ziehen wären.
„Salim, was ist los? Du machst mich nervös.“ Ich trat ihm in den Weg und zwang ihn mit meiner Hand an seinem Kinn, mich anzusehen.
„Wir werden beobachtet. Drei Reiter, hinter den Dünen.“
„Sind es die Gesuchten?“ Unauffällig sah ich in die Richtung, in die Salim gedeutet hatte. Ich konnte nichts erkennen.
„Möglich. Es können auch die Späher von Abu Sharim sein. Er ist der, den wir am meisten fürchten sollten. Wenn wir ihn auf unsere Seite ziehen können, dann haben wir auch alle anderen Stämme und können wieder heim.“
„Und wie erfahren wir, wer es ist?“
„Wenn sie uns angreifen. Im Moment sind sie alle Feinde.“ Er griff nach den Zügeln seines Hengstes und drehte sich mitten in der Bewegung wieder um.
„Pass auf dich auf Balin.“ Sagte er zu mir und ritt schon davon, noch bevor er richtig im Sattel saß.
„Irgendwann wirst du es mir erklären müssen.“ Knurrte ich, während ich mich auf Shalimar schwang und wir mit der Sonne im Rücken losritten. Unser Zug war heute bedeutend kürzer, da sich die Männer dicht zusammenhielten.. Die Pferde spürten die Gefahr und nicht selten brach eines aus und musste erst wieder von seinem Reiter unter Kontrolle gebracht werden.
Ab und zu erkannte sogar ich jetzt unsere heimlichen Begleiter. Sie gaben sich keine Mühe mehr, sich zu verbergen, denn ihnen war ebenso wie uns bewusst, dass wir hier keine Chance hatten, zu entkommen.
„Fatima, in die Mitte! Zieht die Waffen!“ Salim hatte sich umgedreht und noch ehe er seine Worte ausgesprochen hatte, tauchten links neben uns dunkle Punkte auf, die schnell größer wurden und die Umrisse von Reitern annahmen. Das Aufblitzen blanker Klingen zeigte eindeutig, dass sie nicht zum Reden kommen würden. Fatima hielt sich dicht neben Hassan, der ihr einen Dolch zu warf, den sie geschickt auffing. Ich hatte mein Schwert gezogen und den Dolch im Gürtel gelockert. Shalimars Zügel ließ ich lose hängen. Jetzt konnte er zeigen, ob er so gut war, wie Salim ihn gepriesen hatte. Nur kurz trafen sich unsere Blicke, als wir beide Seite an Seite vor unseren Männern den Gegnern entgegen preschten. Salim schien mir etwas zu zurufen, was aber im Geschrei der aufeinandertreffenden Fronten unterging. Und dann hatte ich keine Gelegenheit mehr, ihn zu fragen. Der Gegner zählte doppelt so viele Männer wie wir. Es war von vornherein ein aussichtsloser Kampf. Wir waren zu lange unterwegs gewesen und der lange Marsch durch die Wüste hatte an unseren Kräften gezerrt. Seit einem Tag hatten wir nur noch mit der Hälfte des Wassers auskommen müssen, da wir eines der Wasserlöcher ausgetrocknet vorgefunden haben.
Selbst die Pferde waren erschöpft.
Ich wehrte mich so gut es ging. Dank Hassan hatte ich Shalimar gut im Griff und er reagierte auf den kleinsten Druck meiner Fersen.
„Balin!“ Ich duckte mich und der Sperr streifte nur Shalimars Schulter. Er stieg und ich musste mich mit den Schenkeln an ihn klammern, um nicht den Halt zu verlieren. Dies nutzte einer der Angreifer aus und hieb mit seiner Waffe nach mir. Ich drehte mich in der Hüfte, Shalimar verstand das als Befehl sich nach Links zu wenden und er strauchelte und fiel. Schwer landete der Hengst auf meinem Bein und ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, s
Schwer landete der Hengst auf meinem Bein und ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, spürte ich den Schmerz dumpf in meinem Knie. Aber ich konnte aufstehen. Zum Glück war nichts gebrochen, denn das wäre mein Tod gewesen. Ich wich einem Reiter aus, der versuchte mich von den Hufen seines Pferdes zertrampeln zu lassen. Shalmiar in diesem Durcheinander zu finden, war unmöglich.
Ich wehrte mich, so gut ich konnte. Unsere Angreifer waren leicht zu erkennen. Zwar hatten auch sie blaue Mäntel übergezogen, aber ihre Turbane waren Rot. Erneut fiel einer von ihnen durch mein Schwert.
Dafür spürte ich nur nebenbei, dass ein Stich meine Schulter verletzte. Warm rann das Blut herunter und tränkte den Stoff. Es tat nicht mehr weh, als der Schmerz in meinem Knie. Das Klirren der Waffen, die aufeinander trafen wurde leiser. Oder bildete ich es mir nur ein? Für einen kurzen Moment hatte ich etwas Luft und konnte mir schnell einen Überblick verschaffen. Salim war nicht zu sehen und ich hoffte, dass er noch lebte. Fatima und Hassan wehrten sich Rücken an Rücken gegen drei Angreifer und schienen im Moment am meisten Hilfe zu brauchen. Ich schlug mich zu ihnen durch und lenkte den Größten von ihnen ab. Er schlug erbarmungslos auf mich ein und ich hatte kaum Zeit, zwischen seinen Hieben mein Schwert in Abwehrhaltung zu bringen. Er hätte mir unweigerlich den Schädel gespalten, als ich das Schwert plötzlich fallen ließ, wenn nicht im gleichen Moment ein Geheul losbrach, als wären sämtliche Dämonen der Hölle losgelassen.
Eine weiße Front schob sich zwischen die Kämpfenden und trennte sie schnell. Die Roten lagen schnell, tot oder verletzt, im Sand.
Ich tastete nach meinem Schwert, das neben mir auf dem Boden lag, als der nächste Schlag meines Goliath niederging. Als ich bereits mit dem Leben abgeschlossen hatte, sah ich das Glitzern eines goldenen Schaftes in seinem Hals. Er gurgelte. Das Blut schoss aus seinem Mund und der Halswunde und ich drehte den Kopf zur Seite, als die Spitze seines Schwertes herabfiel und die Waffe seinen toten Fingern entglitt. Bevor ich mich zur Seite drehen konnte, fiel er bereits auf mich und der Schwall seines warmen Blutes nässte mein Gesicht und meinen Körper. Angewidert stieß ich ihn von mir und sprang auf. Ich zog das Messer aus seinem Hals und blickte flüchtig darauf. Es gehörte Salim. Dann lebte er also noch und hatte mir eben das Leben gerettet. Zum zweiten Mal.
Ich hob mein Schwert auf und stieß die Spitze in den Boden. Es sollte mich stützen, denn ich wollte unseren Rettern stehend danken.
Ich sah mich um. Fatima schien unverletzt und kümmerte sich um Hassan, der eine Wunde an der Hüfte hatte. Ich erblickte drei meiner Leute, die tot im Sand lagen. Der Rest schien zumindest überlebt zu haben, wenn auch mit größeren Blessuren. Es schien fast an ein Wunder zu grenzen, dass nicht mehr Opfer zu beklagen waren. Dagegen hatten sich die Reihen der Angreifer erheblich gelichtet. Die Weißen trugen gerade die Toten zusammen und der Sand war an vielen Stellen mit Blut getränkt.
„Balin of Bellin?“
„Der bin ich! Ich danke euch für die Rettung Herr.” Gegen die Sonne konnte ich meinen Gegenüber nicht erkennen. Ich verstand ihn nur schwer und gab bestimmt nicht die korrekten Worte von mir, aber er schien mich zu verstehen.
„Wir waren fast zu spät gekommen. Nomaden fangen eure Spur am ausgetrockneten Wasserloch und informierten uns, welche Richtung ihr eingeschlagen habt. Warum hat Salim euch hier entlang geführt?“
„Ich weiß es nicht. Er wird seine Gründe gehabt haben.“
„Meine Männer werden euch sicher nach Islar begleiten. Der Scheich erwartet euch und ihr benötigt Wasser und eure Wunden müssen versorgt werden.“
Er gab einige Befehle und schnell wurden unsere Pferde zusammengetrieben und den Verwundeten wurde in die Sättel geholfen. Wer nicht alleine reiten konnte, wurde von einem der Männer des Scheichs gestützt.
„Was ist mit unseren Toten?“ fragte ich, als ich bereits in Shalimars Sattel sah.
„Wir werden für sie sorgen.“
Ich presste meinem Hengst die Fersen in die Flanke und er setzte sich in Bewegung. Salim hatte ich am Ende des kleinen Zuges entdeckt und ich zügelte Shalimar, um mich zurück fallen zu lassen. Salim sah blass aus und schwankte. Ein blutiges Rinnsal begann an seiner Stirn und versiegte in seinem Kragen.
„Du bist verletzt!“ rief ich entsetzt, als er nicht einmal den Kopf hob, um mich anzusehen.
Fast ohne den Kopf zu bewegen, versuchte er mir zu bedeuten, dass ihm nichts fehlte. Trotzdem wurde das Schwanken mehr und wenn ich nicht zugegriffen hätte, wäre er vom Pferd gestürzt.
„He du! Hilf mir!“ rief ich einem neben uns reitendem Mann zu. Er half mir, Salim zu mir zu ziehen. Obwohl er leise und abwehrend stöhnte, lehnte er nur wenig später seinen Kopf an meine unverletzte Schulter.
„Halte durch Liebster.“ Flüsterte ich ihm zu. Er konnte es nicht mehr hören, da er das Bewusstsein verloren hatte.
Unsere Retter legten ein erbarmungsloses Tempo für die Reiter vor. Aber sie hatten Recht. Wenn die Schwerverletzten noch länger in der Hitze sein würden, müssten wir noch mehr Verluste hinnehmen.
Endlich sah ich vor uns ein Felsplateau aufragen, in dessen Schatten eine Art Stadt zu erkennen war. Wie eine Fata Morgana erhob sich ein mehrstöckiges, sandfarbenes Gebäude vor den rötlichen Felsen. Palmen, oder Büsche waren nicht zu erkennen. Wenn es hier Wasser gab, dann nicht in Fülle.
Lautlos schwang ein riesiges Holztor auf, als wir uns näherten.
Der letzte Mann war gerade unter dem Torbogen hindurch, als sich die schweren Flügel wieder schlossen und ein mächtiger Balken, der von vier Mann getragen werden musste, dieses verschloss.
Frauen und Männer eilten herbei, um die Verwundeten in Empfang zu nehmen und wegzubringen. Ich wehrte die Hilfe ab und sorgte dafür, dass Salim als einer der Ersten Hilfe bekam.
Mit Fatima an meiner Seite bat ich einen Umstehenden, mich zum Scheich zu bringen, wenn dieser die Güte haben würde, mich Ungläubigen anzuhören.
Meine Schwester übersetzte meine Worte und zeigte sich mit meinem Vorhaben einverstanden. „Balin, du musst dich auch verbinden lassen.“
„Mir geht es gut, nur eine Fleischwunde. Das hat Zeit. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Aber Salim....“
Sie strich mir mit der Hand über die Wange.
„Denke jetzt nicht an ihn. Dazu hast du später Zeit. Der Scheich ist jetzt wichtiger. Dass er uns geholfen hat, ist ein gutes Zeichen. Und es ist richtig von dir, dass du ihm erst danken willst, bevor du dich den Annehmlichkeiten hingibst. Salim hätte es genauso gemacht. Er wird es schaffen.“
Fatimas Worte gaben mir Mut und so folgte ich dem Boten, der uns zum Scheich brachte.

Ich hatte einen prunkvollen Raum, eine Art Thronsaal erwartet, in dem er uns mit seiner Macht beeindrucken wollte. Statt dessen wurden wir in einen sonnendurchfluteten Raum gebeten, der nur einen Tisch, sechs Stühle und zwei Schränke enthielt. Kein Schmuck hing an den Wänden, keine Mosaike bedeckten den Boden, so wie es in meinem.... ich dachte wirklich von meinem.... Haus, üblich war.
Der Scheich selbst war ein kleiner, untersetzter Mann, der eher an einen übergewichtigen Mönch erinnerte, als an einen der gefährlichsten Männer der Tuareg. Doch als ich seine Stimme hörte, musste ich meine Meinung revidieren. Auch sein Blick schien durch mich hindurchzugehen und ich hatte fast das Gefühl, dass er in meiner Seele lesen konnte.
„Setzt euch Balin of Bellin. Ihr benötigt eine Stärkung.“ Der Scheich selbst schenkte erst sich, dann mir und zum Schluss Fatima einen Becher mit einem rötlichen Getränk ein, das sich nach den ersten Schlucken als ein starker, sehr herber Wein entpuppte.
Nach wenigen Sätzen, in denen ich ihm schilderte, wie unsere Reise bis dahin war und meinem Dank an ihn, uns seine Reiter zu schicken, redete er. Und ich war überrascht, wie gut er über alles und insbesondere über mich informiert war. Allerdings machte sich nun doch der Blutverlust bemerkbar und als ich ihm eine Antwort auf eine Frage schuldig blieb, weil ich sie einfach nicht gehört hatte, brach er das Gespräch ab.
„Entschuldigt, dass ich euch so in Anspruch nehme, aber ich war neugierig und konnte es kaum erwarten, diesen Mann kennen zulernen, der es geschafft hatte, Ibraim dem Geizkragen noch eine Frau und drei fremde Kinder anzudrehen. Das war ein Meisterstück von euch, über das noch einige Zeit geredet werden wird.“
Abu lachte und klopfte mir väterlich auf die Schulter, was mir ein Ächzen entlockte, da er sich für seine freundschaftliche Geste meine Verwundung ausgesucht hatte.
„Fatima, sorge dafür, dass dein Bruder gut untergebracht wird. Wie ich dich kenne, wirst du dich um sein leibliches Wohl alleine kümmern wollen. Wenn ihr etwas benötigt Balin, dann lasst es mich wissen.“
Erst als sich die Tür hinter uns geschlossen hatte, erlaubte ich Fatima mich zu stützen.
„Ich möchte zu Salim.“ Brachte ich hervor.
„Vergiss es! Du wirst jetzt gewaschen und ich nähe dir den Schnitt und dann schl....“
„Salim! Jetzt!“
„Sturkopf. Noch so einer! Als wenn ich nicht genug mit dem einen zu tun hätte, nein, jetzt habe ich zwei von der Sorte und einer ist schlimmer, als der andere.“ Wetterte sie leise unter ihrem Schleier hervor, als sie mich durch die Gänge führte.
„Willst du denn nicht auch wissen, wie es Hassan geht?“ konterte ich.
„Doch!“ sagte sie schon etwas ruhiger und beschleunigte den Schritt.
Die Wache vor der Tür ließ uns ein und ich eilte gleich zum Lager, auf dem ich Salims Umrisse unter einer Decke erkennen konnte. Er war gewaschen worden und ein Verband war um seine Stirn gebunden, den Fatima gleich wieder abzuwickeln begann.
„Diese Stümper! Wenn man nicht alles alleine macht!“
Er sah noch immer blass aus und rührte sich nicht.
„Fatima, ich möchte bei ihm bleiben.“ Flehend sah ich sie an. Sie konnte mir sagen, ob es gegen die Sitten verstieß. Denn ich glaube, sie wusste in der Zwischenzeit, was ich für ihn empfand.
„Mach aber keine Dummheiten Balin. Er brauch seine Ruhe und du auch. Zieh dich aus und wasch dich!“ Mit einem Kopfnicken deutete sie zu einem Trog, der mit frischem Wasser gefüllt war.
„Alleine?“ fragte ich belustigt, denn ich hatte mich in den letzten Wochen nicht mehr alleine waschen müssen. Als Antwort erhielt ich nur ein unwilliges Schnauben, was jede weitere Diskussion unterband.
Also entledigte ich mich der Sachen und weichte vorsichtig den Stoff von der Wunde. Ein hässlicher Riss kam zum Vorschein, der an seiner Ekelhaftigkeit nichts verlor, je mehr ich von dem Blut abwusch.
„Das wird eine Narbe ergeben, noch eine!“ sagte Fatima hinter mir und reichte mir ein Tuch, mit dem ich mich abtrocknete. Dann begann sie mit schnellen, geschickten Stichen die Haut zu nähen, ohne sich die Mühe zu geben, nach einem Betäubungsmittel zu greifen. Ein paar Mal war ich nahe daran das Bewusstsein zu verlieren, was sie dazu brachte, schneller zu werden.
„Fertig! Ich lass dir noch ein paar Sachen bringen und dann pass bitte auf Salim auf. Wenn er zu sich kommt, muss er etwas hiervon trinken.“ Sie zeigte auf einen Becher, der neben Salims Kopf stand. „Und wenn ihm wieder jemand was umwickeln will, dann jag ihn weg!“
„Ist er denn schwer verletzt?“ Ich beugte mich über ihn und besaß mir seine Stirn.
„Es geht. Er wird ein paar Tage Kopfschmerzen haben und nicht richtig sehen können. Am Schwersten wird es werden, ihn daran zu hindern aufzustehen, wenn er sich besser fühlt. Das darfst du dann übernehmen. Ich denke, dass dir da genügend einfällt, was ihn beschäftigen wird. Aber keine Überanstrengung!“
„Fatima!“ rief ich wahrhaftig entsetzt, denn diese Gedanken waren für eine junge Frau nun wirklich nicht geeignet.
„Hab dich nicht so. Ich bin kein kleines Kind mehr. Außerdem wird es Zeit, dass ihr euch findet, denn Salims Laune ist kaum noch zu ertragen.“
„Ich denke, du hast jetzt deine Meinung gesagt und kannst verschwinden!“ Ich winkte in Richtung Tür.
„Männer! Schlimmer als ein Rudel....“
„Danke Schwester.“ rief ich ihr nach, als sie die Tür schon fast geschlossen hatte. Sie lachte nur leise und endlich war ich mit ihm alleine. Mit dem Mann, der mich hier halten könnte. Dem mein Herz gehörte, wenn er es denn wollte. Ich schob mich zu ihm unter die Decken. Mein Knie war blau angelaufen und geschwollen und dankte es mir, als ich das Gewicht meines Körpers von ihm nahm. Ich drehte mich auf die unverletzte Seite und beobachtete Salim, dessen Brustkorb sich langsam hob und senkte.
Jetzt erst fiel mir auf, dass ich ihn nackt vor mir hatte. Ihn ansehen konnte, wenn die Sonne seine Haut liebkoste. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zog ich die Decke tiefer, und küsste jeden freigelegten Zentimeter seiner warmen Haut. Seine Brust war fast unbehaart, Nur wenige Härchen kräuselten sich dunkel in der Munde zwischen den festen Brustmuskeln. Seine Brustwarzen hoben sich nur schwach hervor und trotzdem schienen sie meine Zunge anzulocken, die sie leicht umkreiste und von ihnen naschte. Umständlich kroch ich etwas tiefer, um den flachen Bauch erkunden zu können. Ich konnte mit dem Finger seine Rippen nachzeichnen und spielte mit den Lippen um den Brunnen seines Nabels. Ein dunkler Streifen zeigte mir den Weg zu der eigentlichen Verlockung, die mich unter der Decke erwarten würde. Aber nutzte ich seine Hilflosigkeit nicht nur aus? Die Gier war stärker. Ich musste ihn jetzt sehen, fühlen und schmecken. Das konnte nicht mehr warten.
Mit den Lippen schob ich den Stoff Stück für Stück tiefer. An meiner Wange kitzelte bereits seine Behaarung und meine vorwitzige Hand hatte schon das heiße, feste Fleisch gefühlt. Wenn aber Salim auf meine Berührungen reagierte, dann.... ich hob den Kopf und versank augenblicklich in seinen schwarzen Augen.
Salim hob seine Hand und legte sie mir auf den Rücken. „Bist du sehr schwer verletzt?“
Fragte er mit trockenem Mund.
„Nicht SO schwer.“ Ich sollte ihm doch irgendwas geben? Was nur? Alle Gedanken waren wie weggeblasen.
Salims Hand, die sich langsam in Richtung meiner Beine bewegte und schwer auf meinem Po liegen blieb, bestärkte mich, einfach weiter zu machen. Ich nahm also meine Erkundungen wieder auf und zog den Stoff als letzte Barriere von seiner Männlichkeit, die sich wunderschön und von einem schwarzen, glänzende Pelz umhüllt, mir entgegen reckte. Als würde ich ihm nicht wehtun wollen, strich ich zuerst mit den Fingerspitzen über den langen Schaft hinweg und küsste die geschwollenen Hoden, die unter meinen Lippen zu erbeben schienen. Kehlige Laute kamen aus Salims Mund. Ich beschloss, dass er keine Schmerzen haben konnte.
Feucht schimmerte seine Spitze, die nicht von einer Haut umschlossen war. Es sah anders aus, als ich es kannte und doch einfach besser. Mit der Zungenspitze leckte ich über den salzigen Film und schmeckte meinen Geliebten zum ersten Mal. Ich ließ mir seinen Saft auf der Zunge zergehen, bevor ich nach mehr verlangte und meine Zunge schneller über die blanke Eichel schnellen ließ. Salim wurde lauter und ich legte ihm meinen Finger auf die Lippen, der von ihm sofort in den Mund genommen wurde und er begann an ihm zu saugen. Das Ziehen in meinen Lenden verstärkte sich und es war jetzt fast schmerzhaft, weiterhin auf dem Bauch liegen zu bleiben. Um mich nicht selber zu foltern, setzte ich mich auf meine Knie, Was ich sofort bereute, denn es knackte einmal und ich fiel mit dem Gesicht zwischen Salims Beine, als ich zur Seite kippte, um den Schmerz zu mindern.
„Balin....“ Salim keuchte erschrocken auf und nur meine Hand in seinem Gesicht verhinderte, dass er sich aufrichtete. Dafür musste ich mit Bedauern feststellen, dass sein stolzes Stück langsam in sich zusammenfiel.
„Alles in Ordnung!“ beteuerte ich ihm und als ich eine schmerzfreie Stellung gefunden hatte, die auch meinem Schwanz genug Platz bot, bemühte ich mich wieder um ihn, in dem ich seine Hoden leckte und an den harten Kugeln saugte. Bewusst, oder unbewusst hatte ich mich so neben ihn gebracht, dass er mich mit seiner Hand verwöhnen konnte. Ich präsentierte ihm meine empfindlichen Teile und knurrte zufrieden auf, als er mich streichelte.
Neben meinem Hals erhob sich wieder das Ziel meiner Bemühungen und diesmal zögerte ich nicht, sondern schloss meine Lippen um ihn und saugte ihn langsam in mich hinein. Er war so groß, dass ich ihn nicht vollständig aufnehmen konnte. Meine Hand massierte die kühlen, jetzt prall gefüllten Hoden, während ich ihn mit meinem Mund verwöhnte und sowohl die Zähne, als auch meine Zunge gekonnt einsetzte. Ich konnte es kaum erwarten, mehr von ihm aufnehmen zu können. Aber auch seine Berührungen waren nicht ohne Wirkung. Ich drehte mein Hinterteil, um ihm zu entkommen? Nein, um mich ihm in die Hand zu drücken, mich ihm hinzugeben. Als ich das Pulsieren zwischen meinen Lippen spürte, brach es auch aus mir heraus. Fast hätte ich vergessen zu schlucken, als ich die Explosion in meinem Inneren spürte. Nur langsam schienen wir uns zu beruhigen. Zu lange hatten wir unsere Lust aufgestaut gehabt.
Er ließ seine Hand zuerst sinken. Ich sollte ihn schonen und dann das! Besorgt reinigte ich ihn von den letzten Resten und küsste mich langsam wieder nach oben. Meine Hand ließ die Decke folgen, die ihn wieder wärmend umhüllte. Sein Herz raste unter meinen Lippen und sein Kehlkopf schluckte trocken, als ich an ihm knabberte.
„Fatima sagte, dass du dies hier trinken sollst.“ Ich hielt ihm den Becher an die Lippen.
„Ich möchte es von dir trinken.“ Sagte er und drückte den Becher zu mir herüber. Ich nahm einen Schluck und ließ das kühle Getränk zwischen seine Lippen gleiten. Aus jedem Schluck wurde so ein Kuss, der immer länger dauerte und irgendwann schlief Salim einfach ein. Ich stellte den Becher zur Seite und kuschelte mich neben ihn.

Ganze 4 Tage genossen wir die Gastfreundschaft des Scheichs, mit dem ich viele angenehme Stunden verbrachte. Er war fast wie ein väterlicher Freund geworden. Salim im Bett zu halten war relativ einfach. Ich drohte ihm damit, dass ich mir ein eigenes Zimmer suchen werde und schon war er einer der pflegeleichtesten Patienten, wie mir Fatima immer wieder beteuerte.
Am schönsten waren allerdings die Nächte. Je stärker sich Salim fühlte, um so leidenschaftlicher liebten wir uns. Nur eine körperliche Vereinigung wurde von ihm immer wieder verhindert. Dabei wollte ich nichts mehr, als ihn spüren. Wenn ich ihn fragte, warum er es tat, wich er aus. So mischte sich mit jeder Begegnung immer ein Wermutstropfen dazwischen, der einen kleinen Stachel der Eifersucht wachsen ließ.
Als ich ihn dann am Abreisetag in den Armen von Abu sah und wie dieser ihn küsste, sah ich rot. Die Wut raste in mir und wir hatten kaum das Tor hinter uns gelassen, als ich Shalimar antrieb und mich vom Tross absetzte. Dicht hinter mir hörte ich das Schnauben eines zweiten Pferdes und ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer mir da folgte.
Die Vernunft sagte mir, dass Salim sich auf keinen Fall so anstrengen durfte. Aber der Stachel trieb Dornen, die sich unweigerlich in mein Herz bohrten.
„Balin! Warte! Bitte!“ hörte ich seine Stimme hinter mir, die mich mit so vielen süßen Worten vergiftet hatte und die ich so liebte.
Statt langsamer zu werden, trieb ich den Hengst weiter an.
„Balin! Liebster!“
Ich drehte meinen Kopf nach hinten. Er war zurückgefallen. Da sein Hengst mit Shalimar ohne weiteres mithalten konnte, musste Salim ihn zurückhalten. Meine Sorge, dass es ihm schlechter gehen konnte, überwog und ich zog an den Zügeln, um ihn aufschließen zu lassen.
„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was sollte diese hirnrissige Aktion?“ brüllte mich Salim an und er sah wirklich sehr wütend aus.
„Das fragst du mich? Du machst doch mit Abu rum und willst mir erzählen, dass du mich...“
Salim lachte laut auf. „Dass ich dich was?.... beende deinen Satz Balin.... was habe ich zu dir gesagt?“
„Nichts.“ Musste ich zugeben, den Blick von Tränen des Zornes getrübt und ihm abgewandt.
„Nichts! Richtig! Ich habe dir nichts versprochen.“
„Dann ist ja alles geklärt!“ Ich wollte Shalimar antreiben, doch Salim nahm mir die Zügel aus der Hand.
„Sieh mich an.“
Ich ignorierte ihn.
„Sieh... mich... an!“ wiederholte er leiser, aber auch eindringlicher.
Langsam, damit er meinen Unmut sehen konnte, drehte ich den Kopf in seine Richtung und blickte auf den kleinen dunklen Flecken an seinem Hals, der ein Überbleibsel der letzten Nacht war.
„In die Augen.“ Seine Stimme hüllte mich ein, wie in einen Kokon aus Silberfäden, die meinen Blick empor hoben.
„Abu ist mein Vater und ich wollte erst seine Erlaubnis, bevor ich dir völlig gehöre.“
Ich war so ein Idiot. Nur sein Vater! Abu war Salims Vater? Warum aber dann mein Feind? Warum? Später!!! All diese Fragen würden eine Antwort finden. Später! Viel Später! Jetzt konnte ich mich nur vorbeugen und entschuldigend meine Lippen auf die seinen legen.
„Kannst du mir verzeihen?“
„Ich weiß nicht, ob du wirklich diesen Ärger wert bist, Ungläubiger. Du hast einen herrlich sündigen Körper und ein schönes, stolzes Schwert, aber kannst du damit auch umgehen?“ In seinen Augen blitzte es.
„Ich gebe dir gerne eine Probe meines Könnens, sobald das erste bequeme, abgeschiedene Schlachtfeld in der Nähe ist.“
„In vier Tagen sind wir wieder zu Hause.“ Versprach er.
„In vier Tagen also. Hoffentlich bist du dann auch genügend ausgeruht, Muselmane.“
Er zog belustigt eine Augenbraue in die Höhe und gab mir die Zügel zurück.
„Wir werden ja sehen, wer unten liegt.“

Salim sollte Recht behalten. Am Nachmittag des vierten Tages erblickten wir die ersten Hütten und nur wenige Stunden später waren die Pferde versorgt, die Männer wieder bei ihren Familien und Salim verschloss die Tür hinter uns.
„Hat mein Herr noch irgendwelche Wünsche, an seinen Diener?“
„Du wirst mich ausziehen und waschen!“ befahl ich ihm und wir rissen uns gegenseitig die Kleider vom Körper. Mit den Händen schöpften wir uns das kühlende Wasser über die heißen Leiber und vergaßen dabei keine Stelle. Meine Hautfarbe war noch immer blasser als seine, obwohl ich wochenlang der Sonne ausgesetzt gewesen war. Ich liebte es einfach, seinen herrlichen Händen zuzusehen, wenn sie über meinen Bauch strichen, meine Schenkel auseinander drückten und mich im Zentrum meiner Lust liebkosten. Es war unübersehbar, dass ihm dieses Spiel ebenso gefiel wie mir. Vorsichtig, um nicht auf den überschwemmten Fliesen auszugleiten, verließen wir den Zuber und Salim stieß mich plötzlich grob vorwärts.
Ich griff nach seiner Hand und zog ihn an mich, knickte in der Hüfte ein und drehte mich. Salim verlor den Halt und landete hart auf dem Boden. Schnell war ich über ihm und setzte mich auf seine Brust. „Und wer ist jetzt oben?“ triumphierte ich. Allerdings zu früh! Denn er hatte meine Beine ergriffen und drückte mich nach hinten, so dass ich wie ein Käfer auf dem Rücken zu liegen kam, mit Salim zwischen meinen geöffneten Schenkeln, die er mir auf die Brust drückte.
„Und wer präsentiert sich mir nun in äußerst schamloser Pose?“ Er drückte das Zeichen seiner Erregung zwischen meine Hinterbacken. Ich zitterte unter ihm. Doch es war keine Wut, keine Angst, sondern Verlangen. Ich zog seinen Kopf zu mir herunter um ihm mit meiner Zunge zu zeigen, was ich wollte. Ich schob sie mit sanfter Gewalt zwischen seine Lippen und bewegte sie ein paar mal mit kräftigen Stößen.
Mehr Aufforderung benötigte er nicht und drang behutsam in mich. Nach einem anfänglichen Schmerz, war ich nur noch die pure Lust.

Gegen Ende der Nacht war noch immer nicht entschieden, wer der Sieger in diesem Duell war. Der Christ, oder der Sarazene. Der Herr, oder sein Diener.
Aber kann es in der Liebe einen Sieger oder einen Gewinner geben?

Ich kann nur sagen, dass ich blieb. Die Wüste mochte ich nie sonderlich gerne. Dafür aber um so mehr die Menschen, die sich in meine Hand begaben. Und irgendwann werde ich meine Macht weitergeben. In zwei Tagen wird Fatimas Sohn das Brandmal bekommen und so die Linie weiterführen.

Jetzt muss ich meine Zeilen beenden, denn es wird Zeit für eine weitere Schlacht. Salim wartet bereits auf seinen Herr.
Mal was anderes!!!
Aber da ich historische Romane liebe, habe ich auch diese Geschichte verschlungen!!!! Echt klasse und mitreißend geschrieben!!!!!!!!!
**********kubus Paar
1.252 Beiträge
verschlungen
einfach toll! ich habe nicht aufhören können zu lesen und es hat sich mehr als gelohnt. danke für diese wundervolle geschichte.

liebe grüße
silke
Danke für das Featback. Ich freue mich, dass es dir gefallen hat.
*******lut Paar
322 Beiträge
Hallo Dany
Leider erst jetzt geschafft ein weiteres Werk von Dir zu lesen, es ist mal was anderes, aber auch diesmal muss ich Dir wieder mein Lob ausprechen, wiedermal wundervoll Geschrieben, vielen herzlichen Dank dafür!!

Liebe Grüsse
Marina
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.