Amsterdam
Ich habe deine kleine Notiz in der ‚Box of Secrets’ im Amsterdammer Sexmuseum auch heute zwei Jahre später noch deutlich vor Augen. „Ich träume davon, einer fremden Frau mit verbundenen Augen beim masturbieren zuzusehen.“ darunter stand deine Handynummer. Ich schiebe es auf meinen angetrunken Zustand und die Ausgelassenheit des Abends, das ich ein „Ich wäre gern diese Frau..” ins vermeintliche Nichts schickte, begleitet vom Kichern meiner Freundinnen. Zwei Stunden später kam die Adresse vom Hotel und die Zimmernummer. Den weiteren Verlauf als aufgeklärte, selbstbestimmte, verantwortungsbewusste Frau zu erklären scheitert dann meist, naja sagen wir lieber immer, schon im Ansatz. Da schlafen im großen Schlafsaal des Hostels schwer war und dein Hotel exakt, so verriet mir Googlemaps 300m entfernt lag, schrieb ich „In 15 Minuten bin ich da.“ mehr als ein „Die Zimmertür wird offen sein.“ kam von dir nicht mehr.
Mit Fragen oder einem Aufhalten an der Rezeption habe ich nicht gerechnet, wir waren ja schließlich in Amsterdam, gefühlt habe ich mich wie eine Hure. Aber nass vor Erregung war ich da schon und mehr als meinen Herzschlag konnte ich seit dem Verlassen des Schlafsaals eh nicht mehr hören. Wie angekündigt war die Tür offen und du, dem Lichtschein unter der Tür nach zu urteilen, warst im Bad. Außer der Couch dem Bettgegenüber konnte ich vom Zimmer nichts wirklich wahrnehmen, alles war irgendwie verwischt.
Fahrig und unsicher bin ich aus meiner Kleidung geschlüpft, nicht alles habe ich auf Sofalehne ablegen können dafür habe ich zu sehr gezittert. Der weiße Slip wirkte irgendwie irreal so auf dem Teppich. Mit meinem Schal habe ich mir die Augen verbunden und mich mit gespreizten Beinen aufs knarzende Bett gelegt und zögernd angefangen mich zu berühren. Eigentlich dachte ich dir eine hinreißende Show bieten zu können, meine Selbstsicherheit hatte ich aber scheinbar mit dem Slip zu Boden fallen lassen.
Ich glaube der Orgasmus war der Schwerste zu dem ich mich in meinem Leben getrieben habe, vor lauter Zweifeln und Selbstunsicherheit. Wann du auf leisen Sohlen dazu gekommen bist habe ich nicht registriert. In meiner Vorstellung hast du dich mit meinem Slip in der Hand aufs Sofa gesetzt und an einem Glas Whiskey genippt.
Als ich es endlich geschafft hatte zu kommen und meine postorgiastische Ernüchterung schwer atmend über mich hinweg geschwappt ist, wäre ich gerne weggelaufen, aber das ging ja nicht, ohne dich zu sehen. Deine Schmetterlingsflügel gleiche Berührung an der Spitze meiner Brust und dann an meiner Unterlippe hat ein von Gänsehaut begleitetes, schillerndes Feuerwerk durch mich gejagt und irgendwie war klar jetzt wirst du mir die Augenbinde abnehmen. Mein geflüstertes „Bitte nicht.“ die einzige Bitte die du mir seit dem erfüllt hast, vielleicht auch die Einzige die ich in der Zeit seit dem ernsthaft gestellt habe.