Ich finde das Thema unheimlich spannend und interessant die verschiedenen Meinungen und Erfahrungen zu lesen.
Vor allem deshalb, weil ich beide Seiten sehr gut kenne.
Ich war früher als Teenager extrem introvertiert und mochte neue Situationen mit neuen, fremden Menschen überhaupt nicht. Allein einen Anruf zu tätigen war fast ein Ding der Unmöglichkeit. Menschliche Interaktion? Nicht schon wieder! Nicht zu wissen was mich erwartet und niemanden zu kennen war ein Albtraum. Allein auf ne Party zu fahren, selbst wenn Freunde dort warten, undankbar. Was, wenn ich sie nicht finde? Oh, Gott! 😄
Heute bin ich das genaue Gegenteil. Ich will raus! Muss unter Leute. Corona war hart und ich merke, dass ich schnell deprimiert bin, wenn ich zu lange keine Gesellschaft habe. Manchmal bin ich nur einkaufen gegangen um mal raus zu kommen und unter Leuten zu sein.
Deswegen bin ich auch nicht der Meinung, dass Introvertiertheit ein angeborener Wesenszug ist. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung, das kann sich ändern. Total.
Heute bin ich lieber außerhalb meiner Komfortzone unterwegs und springe vollgas in ne unbekannte Menschenmenge, statt sie zu meiden.
Es war eines Tages einfach so, dass ich irgendwann aufgewacht bin und gemerkt hab, mir reicht's jetzt einfach! Ich hab's satt immer nur der Zuschauer in meiner eigenen Geschichte zu sein und auf der Ersatzbank zu hocken, während alle anderen Spaß haben. Und das nur, weil ich mich immer automatisch selbst ausschloss und mich früher einfach nie getraut hab irgendwo mitzumachen, selbst wenn es erwartet wurde und ich Lust drauf hatte. Ich brauchte den entscheidenden Schubs, die Einladung. Das Gefühl willkommen zu sein.
Heute ist mir das sowas von wurscht. Ich bin da, Baby! Komm damit klar. 😂
Wenn ich Bock auf etwas, oder jemanden hab - dann überleg ich nicht lange und hol mir was ich will, ich mach's einfach.
Ich kann vor einer unbekannten Menge frei sprechen ohne nervös zu stottern. Ich kann zu nem süßen Typen gehen und nach seiner Nr fragen. Ich kann in der Schlange im Mc'i anfangen zu tanzen, weil ich grad n geilen Song höre. Ich singe bei guter Laune laut mit, sodass es jeder hört, obwohl ich scheiße darin bin, einfach weil's mich glücklich macht. Ich liebe es ne Rampensau zu sein und kann's mir anders nicht mehr vorstellen.
Ich find's toll mit Intro's zu flirten und sie aus der Fassung zu bringen. Dieser panische Blick und die Frage: okay, was passiert hier?!
Ich liebe es mit Menschen zusammen zu sein, auf sie zuzugehen, GERADE wenn ich sie noch gar nicht kenne. Du hörst, siehst und lernst immer was neues, jedes Mal. Es ist toll.
Das soll jetzt keine Kritik sein, also bitte nicht falsch verstehen ihr lieben Menschen da draußen - aber Introvertierte überraschen mich einfach nicht. Sie tun das was du erwartest und leben etwas in ihrer eigenen, kleinen Welt. Sie fühlen sich alleine wohler, sind vermutlich weniger schnell einsam, können sich gut mit sich selbst beschäftigen. Sie sind meist sanftmütig und gutherzig.
Ich liebe solche Menschen.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich als Extrovertierte ganz oft einsam bin, weil ich nie die Gesellschaft von Menschen habe, die auch nur annähernd so ticken wie ich.
Ich hatte früher sogar ne imaginere Freundin die in meiner Vorstellung all die Dinge mit mir unternommen hat, zu denen ich niemanden im echten Leben bewegen konnte.
(Ich hab n gutes Ventil gefunden und n Buch über sie geschrieben. Sie existiert also noch)
Nochmal, das sind alles nur meine persönlichen Erfahrungen. Das heißt nicht, dass alle Introvertierten gleich sind. Ich sage das, weil ich weiß wie leicht sie sich angegriffen fühlen können und das will ich nicht.
Ich feiere es, wenn mein bester Freund (Intro af) mal Zeit für mich hat, weil ich weiß, dass er sehr viel Zeit für sich braucht. Er will nie was neues ausprobieren und muss immer genau wissen wo's hingeht und mit wem.
Mich zieht es jeden Tag nach draußen, während ihm ein kurzer Besuch einmal in der Woche völlig reicht. Wenn ich ihn mit auf ne Party genommen hab, hat er sich nie wohlgefühlt und immer überlegt, wann er abhauen kann, ohne das es unhöflich ist.
Zugegeben, ich wünsch mir insgeheim oft die Gesellschaft extrem extrovertierter Leute, weil ich manchmal das Gefühl habe, auch wenn's nicht unbedingt so ist, dass ich als Aussetzige in einer Welt voller Introvertierter lebe.
Ich höre oft von Intro's, dass sie bewundern wie offen und leicht ich auf andere zugehe. Ich dagegen beneide sie dafür, dass sie manchmal alleine besser zurecht kommen und glücklicher sind.
Beide Seiten haben was für sich.
Trotzdem muss ich sagen, ich liebe es wie es ist und ich will nie mehr zurück.
Ps, Liebe Extro's da draußen, bitte schreibt mir und haut mich einfach um, verdammte Scheiße! 😂😘🤗