Nervöser Abschied, 05.2019
Da steht er an diesem frühen Morgen! Bald geht sein Zug. Countdowngefühle. Abholen ist toll, jetzt werde ich hier bleiben.
Zurück bringen, was man behalten möchte? Frei streunende Kater erinnert man besser als erste an die Freiheit.
Es ist so schön, ihn zu sehen! In dieser Suite, in diesem Licht! In seiner ruhigen, blanken Morgenspannung. Unsere Pläne sind beendet. Von ihm kommt nichts, außer Anschauen, Wegschauen, Hinschauen, in einer zunehmend nervöseren Attitüde. Schrammt es schon Richtung Peinlichkeit oder nur Unwissenheit? Wir kennen uns kaum. Und doch erkannte er mich die letzten Monate am besten. Und ich? Bin noch müde.
Erstmal Shirt und Shorts anziehen! Uns trennt viel, aber nicht dieser Morgen!
Frühstück? Die Espresso-Maschine auf der Hochkommode trifft unser beider Blick. Genau! Gib ihm was zu tun! Das hilft aus der Pause. ... funktioniert ja tatsächlich! Er hat das Ding sofort im Griff, schwächelt nicht.
Bemühe mich, nicht allzu begeistert zu sein und drapiere schon mal die italienischen Haselnussbällchen neben die eleganten Glastässchen. Und lasse ihn machen, sehe es mir gerne aus distanzierter Nähe an, reingeflätzt in diesen komischen Brit-chic-Sessel, ärgere ihn ein wenig: schließe die Augen.
Er registriert es sofort, auch unten.
Wir haben unser Thema!
Geschrieben von sen_suel, erlebt mit ihm, 05.2019