Glorie Beck schrieb einmal: „Die wenigsten Menschen sind reflektiert und haben die Zivilcourage, selber zu denken. Das »sapere aude!«, der Weckruf der aufklärerischen Moderne reißt heute nur wenige aus dem Schlaf. Recht zutreffend finde ich.
Wenn ich von Menschen lese oder höre, sie seien so „selbstreflektiert“, bekomme ich gleich Schnappatmung. Menschen sind Meister im Selbstbetrug – wir sehen Schattenseiten lieber bei anderen als in uns selbst. Einige englische Studien zufolge, sind nur ca. 5 % die angeben reflektiert zu sein, auch tatsächlich reflektiert. Ca.95 % der Menschen, die angeben reflektiert zu sein, projizieren nur. Aus den Erkenntnissen meiner persönlichen Erfahrungen die ich erlebte, kann ich das nicht wirklich verleugnen.
Selbstreflexion ist in aller Munde und wird inzwischen als Mainstream wie Fiffty Shades of was weiß ich deklariert……. Wird bei den allermeisten aber häufig falsch verstanden oder angewendet.
Im Laufe meines Lebens habe ich in der Tat nur ganz wenige Menschen kennenlernen dürfen, die wirklich selbstreflektiert sind.
Nach meinem dafür bezeichnet die Selbstreflexion die Tätigkeit, über sich selbst nachzudenken. Im Kern stimmig, aber so einfach ist es ja doch nicht.
Das bedeutet aus meiner Sicht, das eigene Denken, Fühlen und Handeln gedanklich zu analysieren und zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden. Das ist für mich eigentlich mit einer der Kernaussagen der Selbstreflexion.
Sie ist daher weder leicht oder schnell, führt nicht zur Perfektion und „ein bisschen nachdenken“ wie viele meinen, reicht leider auch nicht.
Selbstreflexion ist eine einfache, schnelle Methode. Ein bisschen nachdenken reicht. Ein Irrtum!
Tatsache: Selbstreflexion ist anstrengend, herausfordernd, wenn man es wirklich begreift, können schon tiefe Wunden hervorgerufen werden, die oft schmerzen. Wer gibt zu, selbst verantwortlich für die eigenen Fehler / das eigene Fehlverhalten zu sein.
Ziel der Selbstreflexion ist Perfektion. Ein Irrtum!
Tatsache: Die Arbeit an den inneren Konflikten, Schattenseite etc., ist Selbstreflexion. Dieser Entwicklungsweg hört nie auf – es gibt eben keine Perfektion.
Ich meditiere, das ist doch das Gleiche. Ein Irrtum was weit verbreitet ist!
Tatsache: Distanziertes „achtsames“ Betrachten ist nicht immer hilfreich und löste keine Konflikte.
Selbstreflexion ist/macht egoistisch. Auch hier unterliegen die meisten einem Irrtum!
Tatsache: Selbstreflexion schaut nach Innen und übernimmt Verantwortung. Egoistisch ist eine Haltung, die nur sich selbst wichtig nimmt. Das hat nichts mit Selbstreflexion zu tun. Leider verkennen dies viele.
Selbstreflexion brauche ich nicht – ich habe keine Probleme, ich hatte eine glückliche Kindheit etc. Ein Irrtum! Tatsache: Menschen sind Meister im Selbstbetrug – wir sehen Schattenseiten lieber bei anderen als in uns selbst.
Daher projizieren die allermeisten und sind halt unreflektiert.
Die Ursache der Unreflektiertheit liegt meiner Meinung nach in der realitätsfremden Wahrnehmung seiner selbst und der daraus einhergehenden Projektion. Wenn man die Situation so einschätzt, dass die anderen das eigentliche Problem haben, schafft man es vielleicht, die Wirklichkeit so zu verzerren, bis diese anfangen, das zu glauben. Man fängt vor allem an, diese Fantasien selbst zu glauben und die eigenen Fehler und die wirklichen eigenen Probleme zu ignorieren bzw. diese dem anderen sprichwörtlich in die „Schuhe“ zu schieben.
Daher würde und kann ich von mir selbst nie behaupten, ich sei so selbstreflektiert. Sie ist gewiss wichtig, aber ob ich das immer so umsetzen kann, ist ein anderes Thema.
In diesem Sinne……wie so oft nur meine Meinung und keine Allgemeingültigkeit.