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Frei

Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
724 Beiträge
Themenersteller 
Frei
Nachdem die Geschichten Klassenkameraden und Badetag so viel Anklang gefunden haben, kommt hier was Neues und Kürzeres, ebenfalls aus den Eros Episoden (Homepage "Das zweite Buch - Eros Episoden" von Ana_Tom_Lieven)

!Warnung: Könnte Humor enthalten!

Frei

Gisela stand am offenen Grab. Selbstverständlich war sie schwarz gekleidet, so wie die anderen Trauergäste. Ein Schleier bedeckte ihr Haar und Gesicht, der ihre Mimik schattenhaft verbarg. Kondolierende Freunde und Bekannte defilierten an ihr vorbei und sprachen oder nuschelten Beileid.
»Er war ein so guter Mann«, sagte eine Frau, die, wie Gisela wusste, eine alte Schulfreundin von Herbert war, dem er bei seinem letzten Klassentreffen begegnete. Das fand ausgerechnet an ihrem achtundsechzigsten Geburtstag statt. Sie wäre froh gewesen, hätte er diesen Termin abgesagt. Aber er war hart geblieben, wie immer in den zehn Jahren seit dem Herzinfarkt. Nein, er war kein guter Mann, dachte sie, er hat mich verdorren lassen.
»Ach Gisela, es tut mir so leid. Jetzt bist du so alleine. Du kannst jederzeit zu uns kommen, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt«, versicherte ihr eine Nachbarin aus dem Stockwerk unter ihnen, die mit ihrem Gatten zur Beerdigung gekommen war.
»Vielen Dank, Martha. Ich werde bestimmt darauf zurückkommen«, erwiderte Gisela. Nein, ich bin nicht alleine, dachte sie bei sich, sondern endlich frei.
Der Pfarrer sagte etwas, aber sie hörte nicht richtig zu. Das Surren, das sie spürte, lenkte sie ab. Ihr war trotz des kühlen Tages Ende April mittlerweile wohlig warm. Wie unendlich ich mich danach gesehnt habe, die Erregung wieder wie früher zu spüren. Endlich ist diese Durststrecke vorbei und ich kann leben!
»Mein herzliches Beileid, Gisela. Herbert und du, ihr wart so ein treuer Teil unserer Gemeinde. Es zerreißt mir das Herz, dass du nun alleine zurückgeblieben bist«, sagte der Geistliche zu ihr. Sie beugte nur den Kopf und hielt kurz seine Hand.
»Danke, Hochwürden, für Ihre Anteilnahme.« Sie schaffte sogar einen kleinen Schluchzer. Das ist das Erste, was vorbei sein wird, diese Kirchen-Heuchelei. Du wirst mich nie wieder sehen, Pfaffe.

Sie nahm die Schaufel und warf einige Brocken Erde sowie eine rote Rose auf den Sarg und trat beiseite. Die anderen Gäste taten es ihr gleich. Gisela griff in ihre Handtasche und förderte nach kurzer Suche ein Taschentuch zutage, in das sie sich leise schnäuzte. Dann steckte sie es wieder zurück. Dabei drückte sie auf dem kleinen neuen Gerät den linken Knopf.
Nachdem alle Gäste Abschied genommen hatten, sagte der Pfarrer zu denen, die noch am Grab verharrten, einige Worte.
»Sollen wir noch bei dir bleiben? Du wirkst so unruhig«, fragte ihre Freundin Gabi, die ein paar Jahre jünger war. Und in vertraut leisem Ton zu ihr herübergebeugt: »Oder musst du vielleicht auf die Toilette, so wie du von einem Bein aufs andere trittst?«
Gisela lachte kurz auf, worauf die verbliebenen Gäste und der Geistliche missmutig blickten.
»Es ist alles in Ordnung. Ich bin froh, dass es nun vorbei ist«, antwortete sie.
»Ja, Beerdigungen sind immer anstrengend«, sagte ihre Freundin und wandte sich dann zum Gehen.
Nein, liebe Gabi, das ist nichts im Vergleich zu meinen letzten Jahren. Ich will nur alleine sein jetzt, dachte sie.

Langsam zerstreuten sich die Gäste. Gisela sah sich um. Nur sie stand noch am offenen Grab. Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Sie öffnete ihre Handtasche und betätigte wieder den linken Knopf, so wie sie es in der Anleitung gelesen hatte, die bei dem Paket dabei gewesen war, das sie letzte Woche nach Herberts Tod bei diesem Spezialversand in Leipzig bestellt hatte.
Noch einmal, erinnerte sie sich, I. Sie drückte.
Wenn jetzt jemand neben mir stehen würde, würde er garantiert das Surren hören, war ihr letzter Gedanke, bevor der kräftige Vibrator sie am Grab ihres Mannes zum Orgasmus brachte.
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Boah äh...
Das ist schwarzer Humor vom Allerfeinsten. Danke für diese Geschichte, die eines Roald Dahl würdig gewesen wäre. *top*
********rlin Frau
4.012 Beiträge
ich verstehe sie nur ZU gut ! Und nein, das ist für Millionen von Frauen leider alles andere als komisch oder schwarzer Humor, sondern traurige Realität.
Da kann man nur gratulieren und nicht etwa Beileid aussprechen .... und das ist jetzt *sarkasmus*
*******n69 Mann
6.487 Beiträge
Oh! Super, ja ich denke, dass ist oft die Realität.
Manche Ehefrau dürfte froh sein endlich frei zu sein. Und umgekehrt sicher auch.
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
724 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********zier:
Boah äh...
Das ist schwarzer Humor vom Allerfeinsten. Danke für diese Geschichte, die eines Roald Dahl würdig gewesen wäre. *top*

Das nehmen wir sehr gerne an. Ein Ritterschlag sozusagen von einem Meister des Wortwitzes und der Milieuzeichnung
*****169 Frau
6.132 Beiträge
Die Befreiung - heftig, aber trefflich und sehr gut skizziert *hutab*
*****rPe Mann
1.498 Beiträge
Kompliment an die Dame, so sollte es sein! Frei, Frei, Frei!!!
*******ng27 Frau
2.105 Beiträge
Meine Großmutter hat immer gesagt, dass sie erst anfing zu Leben als mein Großvater tot war. Er hatte sie finanziell immer sehr kurz gehalten und es gab nie auch nur etwas Luxus und dazu zählte meine Großmutter schon ein Essen im Restaurant oder Urlaub/Übernachtung im Hotel.

Das alles holte sie dann nach.
Autoren Dezember 2022
*********ieven Paar
724 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******ng27:
Meine Großmutter hat immer gesagt, dass sie erst anfing zu Leben als mein Großvater tot war. Er hatte sie finanziell immer sehr kurz gehalten und es gab nie auch nur etwas Luxus und dazu zählte meine Großmutter schon ein Essen im Restaurant oder Urlaub/Übernachtung im Hotel.

Das alles holte sie dann nach.

Genau, das ist der Metatext dieser Geschichte und für diejenigen, die Lust haben bei Roman zu gewinnen mitzumachen, mag sich doch noch die eine oder andere Überraschung ergeben
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