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Der Nachmittag war grau, so wie jeder Tag in den letzten Wochen.
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*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Short Message
Die folgende Geschichte entstand in der guten alten Zeit, als manche - heute bereits im fortgeschrittenen Alter befindliche - Leute sich noch gebührenpflichtige SMS schrieben. Bereits damit konnte man sich das Kopfkino ordentlich befeuern und, wie eine Freundin von mir in der ihr eigenen - manchmal etwas vulgären - Sprache das gerne ausdrückt, das Hirn ficken.
Inflationäre WhatsApp-Nachrichten existierten noch nicht und die Lustwilligen waren gezwungen, ihre Fantasien auf hundertsechzig Zeichen zu begrenzen und dafür jedes Mal stramme 10 Cent zu verlieren. Gut, gemessen an einem XHamster-Abo ist das immer noch billig.

Jetzt, in der Adventszeit ist mir diese Erzählung wieder in die Finger gefallen. Sie hat etwas mehr Umfang, um meinem Hang zu blumigen Erzählungen gerecht zu werden. So teile ich die sechs Kapitel und einen Epilog in drei Blöcke, deren letzter Teil an Hl. Abend erscheinen wird.

Es handelt sich dabei um eine meiner wenigen erotischen Geschichten. Pornografisch ist sie trotzdem nicht und darf deshalb nach meinem Dafürhalten jugendfrei bleiben. Ich würde mich freuen, wenn die Moderation das genauso sieht.

Viel Spaß damit, ein friedliches Fest und gute Tage hin, zum Jahreswechsel.

Der Patrizier
© 2012




*****


1.

Freitag. Beim Aussteigen aus dem Zug drückt sie ihm mit klammen Fingern, aber wortlos einen Zettel in die Hand, den er ebenso kommentarlos und mit gesenktem Blick entgegennimmt. Ihre Handy-Nummer.

Lauwarme Frühlingstage. Das Grün der Bäume noch zart und hell, erste Insekten. Hier, zwar noch im Einzugsbereich der Stadt, aber schon an den bewaldeten Hängen und Ausläufern des Taunus, wohnte man fast in ländlicher Idylle. Etliche ihrer Kollegen gehörten, genau wie sie, zu den morgendlichen Pendlern, die der höheren Wohnqualität wegen die täglich zweimal zu absolvierende fünfundzwanzig minütige S-Bahnfahrt in Kauf nahmen.

Samstag. Sie hatte sich nichts vorgenommen an diesem Wochenende. Schlief lange, frühstückte ausgiebig auf dem kleinen, sonnigen Balkon ihrer großzügigen Etagenwohnung. Badete fast eine dreiviertel Stunde zu Berlioz´ Symphonie Fantastique, wusch sich das Haar, pflegte sich und schwelgte bisweilen in erregenden Erinnerungen. Jede sorgte für einen neuerlichen kleinen Hormonschub. Verdammte Frühjahrsrattigkeit, dachte sie im Stillen, ich brauche nen Kerl.
Nicht dass es ihr schwergefallen wäre, einen jungen, knackigen Helden für ein heißes Wochenende zu finden. Die Männer lagen ihr scharenweise zu Füßen. Im Büro gab es genügend Jungs, die für eine Nacht in ihrem Bett gemordet hätten und auch in den Kreisen ihrer männlichen Klienten wurde sie nicht nur wegen ihrer Sachkompetenz gern gesehen. So mancher hätte sicherlich Haus und Hof verlassen, um sich in ihre Arme zu stürzen. Doch das war nicht das Ziel ihrer Sehnsüchte.
Ihre Vorstellungen bezüglich eines Partners trugen eine gewisse Ambivalenz in sich. Ihre sexuell dominanten Fantasien fanden ihren Gegenpol darin, von einem Mann zu träumen, der ihr gewachsen sein möge. Einerseits intellektuell mindestens auf gleicher Ebene, andererseits sollte er sich ihr bei passender Gelegenheit unterwerfen und um das Maß an Unmöglichkeiten vollzumachen: Sie wollte unterworfen werden. Wenigstens manchmal. Und eine Schulter zum Anlehnen. Und groß sollte er sein. Und gut bestückt. Und zärtlich. Und ausdauernd. Und irgendwie unter der bürgerlichen Schale genauso verrückt und spielfreudig wie sie selbst. Dieses Lastenheft stellte eine schwere Bürde für den künftigen Herrn ihres Herzens dar. Nun ja, sie hatte Ansprüche und war nicht bereit sich mit der zweit- oder drittbesten Lösung abzufinden. Dafür fand sie, sei das Leben zu kostbar und zu kurz.

Sonntagnachmittag. Es verlangte sie nach einem Spaziergang durch die blühende Landschaft. Vielleicht vertrieb das die Erinnerungen. Die letzte Nacht war in immer wiederkehrenden Halbschlaf-Träumen vergangen. Nicht gut. Warum konnte der Kerl nicht einfach anrufen? Konnte er nicht? Durfte er nicht? Vielleicht war er gebunden. Sie erschrak ein wenig, als sie sich eingestand, nichts, aber auch gar nichts über ihn zu wissen. Sie benutzten beide täglich dieselbe S-Bahn und stiegen an derselben Station aus. Dann trennten sich ihre Wege.

Dieses Flirten der vergangenen Tage, die Demut in seinem Blick, die scheinbare Bereitschaft, sich ihrem Willen zu ergeben, die zarte Röte, die jedes Mal in ihm aufstieg, wenn sie ihn mit ihren Blicken in die schmuddeligen Polster der S-Bahn nagelte…

Das alles hatte sie irgendwie in ein völliges Gefühlschaos gestürzt. Der Kopf musste frei werden. Sie schüttelte die blonde Mähne, legte einen Zahn zu, beschloss, das Erlebnis in einen verborgenen Winkel ihrer biologischen Festplatte zu verbannen und gelegentlich als angenehmes Dessert hervorzukramen.


2.

Montag. Sie sitzen wie immer in der S-Bahn. Zwei Reihen voneinander entfernt. Die Gesichter einander zugewandt. Er, wie stets, rückwärts. Gegen die Fahrtrichtung. Kein Gruß auf dem Bahnsteig. Kein Hinweis auf geheimes Einverständnis. Kein flüchtiges Lächeln. Kein Kopfnicken. Nichts. Sie vermeiden einander anzusehen. Auch während der Fahrt.


An der nächsten Station mussten sie aussteigen. Sie hatte gerade beschlossen, ab morgen einen früheren oder späteren Zug zu nehmen. Sicher besser, ihm nicht mehr zu begegnen. Irgendwie fand sie es nun auch peinlich, ihm die Handy-Nummer gegeben zu haben.

„Pling. Sie haben eine neue Nachricht."
Umständlich kramte sie in ihrer großen Handtasche nach dem Telefon. Rufnummer unterdrückt.




Für einen Augenblick war sie völlig verwirrt. Was…? Wer…? Sie schaute sich irritiert um. Von wem konnte diese Nachricht…? Sollte etwa ER? Ihre Blicke suchten ihn. Er stand bereits im Türbereich, die Bahn rollte eben aus und blieb mit quietschenden Bremsen stehen. Kurz entschlossen packte sie ihre Handtasche und sprang auf. Einem Impuls folgend, wollte sie den vermeintlichen Sender der SMS ansprechen. Stattdessen rammte sie ihren Kollegen Schulze-Kleinert, der just an ihrer Sitzreihe entlang schlurfte. Das vereitelte ihr Vorhaben, denn nun war ER weg.

Ff.
****rni Frau
173 Beiträge
der Anfang macht schon neugierig auf mehr.. *grins*
Bin mal gespannt wies weiter geht.... *freu*
*******Dom Mann
4.230 Beiträge
Das machst Du wirklich gut, denn wenn die Spannung am höchsten ist, muss ich warten bis Du weiter veröffentlichst.

Kopfkino läuft an mit diversen Optionen, wie es weiter gehen wird.
Demut im Blick und Dominanz in den Worten.
Wenn da mal nicht die Ambivalenz bedient wird.

Bei mir wird auf jeden Fall die Neugier bedient und die Geduld auf eine harte Probe gestellt.

*ungeduldig*
*******n69 Mann
6.460 Beiträge
Hach mal wieder ein super spannender Anfang. Danke für diesen Appetithappen. Bleib gesund. Peter
Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
754 Beiträge
Heute noch hätte ich meine erste SMS zu verschicken. *lach* Das ging total an mir vorbei.
Wieder eine lecker literarische Bonbontüte von Dir! *top*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
3.

Kurt Schulze-Kleinert. Abteilungsleiter der Buchhaltung. Im Büro wurde er allgemein nur SK genannt. Die Interpretationen bezüglich dieser Abkürzung differierten. SonderKommando, nannten ihn die Einen, in Anspielung auf SK´s Eigenschaft, Spesen und Kilometerabrechungen zum Nutzen und Frommen seines Arbeitgebers aufs pedantischste zu kontrollieren. Damit konnte er sämtlichen Kollegen mächtig Druck machen. Eine Eigenschaft auf die SK selbst nicht wenig stolz schien. Es kursierten jedoch auch andere Versionen. Spesen-Kurt, noch eine der freundlicheren Art, am beliebtesten war jedoch diese Variante: Scheiß-Kerl.

SK feixte sein schmieriges, arrogant-dümmliches Buchhaltergrinsen.
„Sie wollte ich schon immer mal an meine Brust drücken!“, quiekte er jovial. Sie murmelte ein paar Worte der Entschuldigung und beeilte sich den Zug zu verlassen. SK gönnte sich derweil das Vergnügen, sie auf dem restlichen Weg ins Büro zu begleiten. Sie ertrug seine Anwesenheit klaglos und legte einen Schritt vor, der den engen Rock ihres Business-Kostüms fast zum Platzen brachte. SK semmelte auf kurzen Beinchen schnaufend neben ihr her, ein ums andere Mal bemüht, Konversation zu machen. Sie ließ ihn lächelnd abtropfen. Gut, dachte sie boshaft, dann hast du heute wenigstens EINMAL geschwitzt.

Am Aufzug trennten sich ihre Wege. Kurti ließ seinen übergewichtigen Körper nach oben befördern. Sie nahm aus Gründen der Fitness die Treppe. Es waren ohnehin nur zwei Stockwerke. Montage waren meist stressig und so blieb ihr wenig Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen. Telefonate, Gespräche, Meetings, der übliche Alltag. Erst als sie sich, gegen halb drei, zu einem späten Mittagessen in der Kantine aufraffte, überfiel sie die Erinnerung. Sie wählte einen Salat mit Putenstreifen, ließ sich ein Mineralwasser dazu geben und nahm einen, der um diese Zeit reichlichen, freien Tische an der großen Fensterfront mit Blick auf die Frankfurter Skyline.
Das Handy lag griffbereit auf dem Tablett. Während sie lustlos in ihrem Salat herumstocherte, las sie wieder und wieder diese Nachricht und versuchte den Text einzuordnen. Sie war unschlüssig. Möglicherweise erlaubte sich jemand einen Scherz mit ihr. Oder?

Wenn nun aber doch…? Ihre Erinnerungen glitten ab. Der Freitag…, sie hatte ihn völlig schamlos und ungeniert in der S-Bahn mit den Augen gefickt… Nein, es konnte nicht sein. Das traute sie ihm nicht zu. Er war ihr so…, ihr fiel kein besserer Ausdruck dafür ein, so unterwürfig erschienen. Ihre Fantasie hatte befohlen, sie hatte geführt, bestimmt, und er hatte zu erledigen, was ihre Träume von ihm verlangt hatten. Ihr Körper steigerte die Hormonproduktion. Sie spürte ausufernde Feuchtigkeit zwischen den Schenkeln. Der merkwürdige Begriff „prickelndes Unwohlsein“ kam ihr in den Sinn. Sie lächelte.

„Pling“. Sie haben eine neue Nachricht. Der Vibrationsalarm des Handys brachte das Wasserglas zum Scheppern und schreckte sie auf.


Sie schickte, unter langen Wimpern, einen verstohlenen Blick durch den Raum. Um diese Zeit war die Kantine fast leer. Einzelpersonen, die, aus welchen Gründen auch immer, die Hauptessenszeit verpasst hatten. In einer Ecke lümmelte SK und kaute vergnügt an seinem fettigen Schnitzel samt ebenso fettiger Pommes.
„Ich habe dich im Auge.“
Ein Stalker! Sie erinnerte sich dumpf an einen entsprechenden Zeitungsartikel, demzufolge ein Kerl verurteilt worden war, weil er eine Frau mit seinen Anrufen und Nachrichten fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Das musste es sein. Irgendwer hatte sie aufs Korn genommen und versuchte, sie zu beunruhigen. Nicht mit mir, dachte sie, in mir findest du deinen Meister, du Wichser.

Den Rest des Nachmittages verbrachte sie zwischen Zweifeln und Zorn. Sie würde diesen Zug nehmen, den Unbekannten stellen und ihm gehörig und lautstark die Meinung geigen. Nein, besser nicht. Zu wenig Leute im Zug um diese Zeit. Womöglich wollte der Mensch sie nur allein erwischen, um ihr sonst was anzutun. Andererseits: Um halb neun war es noch einigermaßen hell und selbst beim Einlaufen in die Zielstation würde es noch nicht ganz dunkel sein. Kämpfen oder kneifen? Was nun?
Gegen 18:00 verließ sie ihr Büro, warf die Post in den Ausgangskorb auf dem Flur und beeilte sich in die Stadt zu kommen. Sie hatte noch etwas zu besorgen. Der Stalker soll sein blaues Wunder erleben, dachte sie, während sie den Waffenladen in der Berliner Straße betrat und eine nagelneue Dose original TW 1000 Pepper-Fog erstand. Nur zur Vorsicht. Sie trottete zurück zum Römer, trank dort noch einen Espresso, las ein wenig in der Vogue und nahm dann die U-Bahn zum Hauptbahnhof.


4.

Als sie kurz nach acht auf dem Bahnhof erschien, fand sie nur wenige Passagiere vor. Bis zur Abfahrt des Zuges blieben noch fast fünfzehn Minuten und viele würden erst auf den letzten Drücker gerannt kommen. Sie setzte sich auf einen dieser unbequemen Drahtgittersessel, die längs des Bahnsteigs in Vierergruppen verteilt waren und nahm ihre Handtasche auf den Schoß. Den Reißverschluss hatte sie offen gelassen. Etwas verkrampft, bolzengerade, saß sie da und ließ zu, dass das kalte Metall ein unangenehmes Muster in ihre Oberschenkel drückte. Der Bahnsteig begann sich zu füllen.

SK kam luftschnappend angedackelt, bleckte seine gelben Pferdezähne und schien erfreut, sie zu sehen. Ungefragt nahm er neben ihr Platz und begann zu schwafeln. Die viele Arbeit… Er, die Stütze der Firma… Sie hörte nicht hin. Sein unerträgliches Duftgemisch aus Männerschweiß, Frittierfett und billigem Rasierwasser beleidigte ihre Nase. Abrupt stand sie auf und stöckelte einige Schritte auf und ab, während sie ihn verstohlen aus den Augenwinkeln musterte.

SK staunte ihr mit glubschigen Augen pikiert hinterher und fühlte den heftigen Wunsch, sich beim Anblick ihres davon schwingenden Hinterns am Sack zu kratzen, was er denn auch unverzüglich und ausgiebig tat. Seine mit Soßenflecken garnierte Krawatte hing schief. Auf seiner Stirnglatze glänzte fettiger Schweiß. Sie seufzte. Was für ein Bild von einem Mann. Arschloch.

Der Zug lief ein. Sie enterte den etwas schäbigen und schmuddeligen Großraumwagen der S-Bahn und setzte sich auf ihren gewohnten Platz. Wenig Betrieb, wie erwartet. SK machte Anstalten sich neben sie zu quetschen. Mit einem Eisblick, der weitaus kernigere Männer auf die Knie gezwungen hätte, hielt sie ihn davon ab. Er verdrückte sich einige Sitzreihen weiter und saß nun in ihrem Rücken. Eine starke Frau hält das aus, dachte sie. Zu ihrem großen Erstaunen saß auch ER auf seinem gewohnten Platz. Sie hatte ihn gar nicht kommen sehen. Vermutlich, weil sie gerade damit beschäftigt war, SK zu verscheuchen.

„Achtung an Gleis 103. Die S-Bahn S2 fährt wegen einer Betriebsstörung einige Minuten später ab!“, tönte es blechern aus dem Lautsprecher.

Das hatte ihr noch gefehlt. Sie fühlte sich unbehaglich, verwünschte ihren Entschluss, Detektivin spielen zu wollen. Die Zweifel kamen zurück. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zu IHM. Er beobachtete sie. Seine Augen schienen von einem dunklen Blau zu sein. Im Neonlicht nicht gut zu erkennen. Wieso war ihr das am Freitag nicht aufgefallen? Sie begegnete ihnen, diesen Augen. Freundlich blitzten sie, ein wenig amüsiert vielleicht. Sie strahlten Ruhe aus. Selbstbewusstsein. Ihre Kampflust erwachte. Sie hatte ihn schon öfter bezwungen und diese Art Spiel beherrschte sie ausgezeichnet. Er sollte seinen Blick als erstes senken. Aber er hielt ihr stand, heute. Merkwürdig. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Lächeln.

Scheiße, sah der Kerl gut aus. War das der gleiche Mann? Die Erinnerungen überrollten sie wie ein D-Zug und das Blut schoss ihr ins Gesicht. Schließlich senkte SIE den Blick und ergab sich. Diese völlig neue Erkenntnis schockierte sie nicht wenig. War er vielleicht doch der Absender der beiden SMS?

SK telefonierte. Lautstark und mit der selbstgefällig rechthaberischen Stimme des nach oben buckelnden, nach unten tretenden Angestellten, der seine Untergebenen, in diesem Fall wohl seine Frau, zusammenschiss.
„Scheißbahn… Verspätung… Essen… warmhalten… weiß ich noch nicht!“ Wortfetzen.


5.

Sie beobachtet die wenigen Passanten auf dem Bahnsteig. Riskiert aus dem Augenwinkel einige verstohlene Blicke in Richtung des Objekts ihrer Begierde. Immer wieder kurze Flashbacks, in ihre Wunschtraumwelt. Seine Hand, die quälend langsam den Reißverschluss seiner Hose öffnet… die Gier in seinen Augen… Waren sie wirklich blau…? Die Geilheit, das Prickeln, ausufernd, unbeherrschbar wie das Unkraut im Garten, als er...

Die Gedankenfetzen ließen sie schaudern. Amüsiert registrierte sie, wie sich ihre Brustwarzen unter dem dünnen Stoff ihrer Bluse aufgerichtet hatten und raffte unwillkürlich ihre Jacke etwas zusammen. Gänsehaut. Dazu passend: Die leichte Feuchtigkeit ihres Schoßes. Die Türen des Zuges schlossen sich und er setzte sich in Bewegung.

„Pling“. Sie haben eine neue Nachricht.


Sie zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Das Handy holte sie abrupt zurück in die Realität. Die Nachricht verschlug ihr den Atem. Selten war sie so auf dem falschen Fuß erwischt worden. Was? … Wer? Sie sah sich verstohlen um. ER hatte sein Gesicht in einer Zeitung vergraben. Die andern Mitfahrer sahen teils gelangweilt aus dem Fenster, oder dösten gleichmütig vor sich hin.

Erregung. Aufkeimende Angst. Adrenalin. Wieder dieses „Ich habe dich im Auge.“ Und hatte der Unbekannte nicht heute Morgen geschrieben, er würde da sein? Was lief hier für ein Spiel? Nur nicht die Nerven verlieren. Sie kämpfte gegen die Trockenheit im Mund. Schluckte. Leckte sich über die Lippen. Tausend Gedanken, Bewertungen, Alternativen.
Sollte sie?
Nein!
Auf keinen Fall!
Oder?
Niemals!
Doch!
„Du hast dich auf das Spiel eingelassen, nun bring es auch zu Ende. Wieso nicht? Hier in der Sitzreihe kann dich niemand sehen...“, flüsterte das Teufelchen auf ihrer Schulter.

Der Gedanke, von einem Unbekannten auf diese Art geführt zu werden, gab Wasser auf die Mühlen ihrer seit Tagen anhaltenden, latenten Geilheit. Sie stellte ihre Tasche beiseite, zog den engen Rock, gerade soweit als nötig die Oberschenkel hinauf und versuchte unauffällig ihren Slip zu erreichen. Mit einiger Mühe gelang das Kunststück. Zum Glück hatte sie angesichts des warmen Wetters heute auf eine Strumpfhose verzichtet. Mit einer raschen Bewegung streifte sie das Höschen über die Schuhe, bückte sich, hob es auf, zupfte ihren Rock wieder zu recht und ließ das Teil in der Tasche verschwinden.
Die S-Bahn hielt. Türen öffneten sich. Einige Leute stiegen aus. Die eindringende Zugluft erinnerte sie an die Nässe ihres Schoßes. Unwillkürlich schlug sie die Beine übereinander, was wegen der Enge der Platzverhältnisse ein wenig schwierig war. Türenschließen. Ein Ruck, die Bahn fuhr wieder an.

„Pling“. Sie haben eine neue Nachricht.


Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Sie wurde also tatsächlich beobachtet. Nur von wem? ER steckte noch immer hinter seiner Zeitung. Hinter sich, wusste sie SK. Sie zählte rasch durch. Insgesamt befanden sich noch zwölf Personen in diesem Waggon. Ihre feuchten Oberschenkel rieben aneinander. Sie schluckte, als es ihr bewusst wurde. Weiter. Sie musste das jetzt herausfinden.
Langsam öffnete sie die beiden obersten Knöpfe ihrer weißen Seidenbluse und zog die Enden behutsam auseinander. Gerade so viel, dass man den Spitzensaum ihres BHs und den Ansatz ihrer Brüste sehen konnte. Währenddessen beobachtete sie gespannt, unter halbgeschlossenen Lidern, ihre Umgebung. Nichts festzustellen. Keine rasche Bewegung. Kein vorwitziger Blick. Die Anderen schienen sie nicht wahr zu nehmen. Eines ihrer Beine begann einzuschlafen. Die Sitzhaltung wurde bei dieser engen Bestuhlung langsam unbequem. Sie parkte die Beine wieder nebeneinander. Das Kältegefühl nahm zu. Ihr Atem beschleunigte sich und sie holte ein-, zweimal tief Luft, versuchte ihren augenblicklichen Zustand zu analysieren.
Was tue ich hier eigentlich? Sitze in der Bahn, warte auf unsinnige Befehle eines Unbekannten und führe sie auch noch aus!
Der Zug ratterte über einige Weichen und die Passagiere wurden ordentlich durchgerüttelt. Der nächste Halt. Vier Personen stiegen aus. Türen zu. Weiter.


„Pling“. Sie haben eine neue Nachricht.


So etwas Ähnliches hatte sie bereits erwartet. Gut! Sie würde dem Spanner den Gefallen tun. Er sollte sich noch ein wenig amüsieren, bevor sie mit ihm abrechnete.
Gehorsam schob sie zunächst die linke Hand in den BH und kniff in ihren ohnedies schon steil aufgerichteten Nippel. Ein wenig fester, als notwendig gewesen wäre. Sie mochte dieses Gefühl. Es erregte sie. Sie war zwar hier, um eine Mission zu erfüllen, aber das musste ja nicht bedeuten, dass sie keinen Spaß daran haben durfte.
Nach einer knappen Minute wechselte sie die Hand und gönnte der anderen Brust das gleiche Vergnügen.
Quietschende Bremsen. Einlauf in den nächsten Bahnhof. Zwei Personen weniger.
Nun sind wir nur noch sechs.
Ich erwisch dich schon!
Wichser! Blöder!
Türen zu. Weiter.


„Pling“. Sie haben eine neue Nachricht.


Sie wusste ohne nachzudenken, was mit berühren gemeint war. Jetzt hatte er den Rubikon überschritten. Das Maß war voll. DAS würde sie nicht tun!
DIESMAL ging er zu weit.
Auf KEINEN Fall!
NIEMALS!
Unter keinen Umständen!
Hier, in aller Öffentlichkeit!
In der Bahn!
Ihre rechte Hand schien Eigenleben zu entwickeln und gehorchte ihr nicht. Während ihr Ego noch lautstark „Nein!“ schrie, hatte der Körper schon reagiert. Die Hand öffnete den seitlich angebrachten Reißverschluss ihres Rockes und verschwand unverzüglich unter dem so gelockerten Bund, suchte sich den kürzesten Weg zwischen die Schenkel, die sich willig öffneten und drang, mit dem Mittelfinger die nassen Lippen teilend, in ihr Allerheiligstes vor.
Die erlösende Berührung kämpfte die aufkommende Panikattacke nieder. Endlich. Mit dem kümmerlichen Rest ihrer Selbstbeherrschung gelang es ihr, das Stöhnen zu unterdrücken, während sie sich fingerte.
Ihr etwas glasiger Blick fixierte dabei IHN und verlor sich in seinen blauen Augen, die sie amüsiert über den Zeitungsrand hinweg musterten, während ihr schlanker Körper von den Wellen des durch die Umstände stark eingebremsten Orgasmus, den sie so gerne laut hinausgeschrien hätte, überrollt wurde. Sie war sich dessen nicht bewusst.

Ebenso wenig wie des heftig schnaufenden Kollegen SK, der klammheimlich unmittelbar hinter ihr Platz genommen hatte. Das IPhone hielt er noch in der Hand, mit der er ihr auf die Schulter tippte.


Ff.
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
6.

SK weiß nicht wie ihm geschieht. Wie eine Furie, mit hochrotem Kopf, verrutschtem Rock und derangierter Bluse springt sie auf.
„Scheißkerl!!! Du Sau! Blöder Wichser! Rühr mich nicht an!“, brüllt sie, während sie ihm eine knallt.
Die Ohrfeige ist so gewaltig, dass er taumelt und auf den Sitz zurückfällt, von dem er sich halb aufgerichtet hatte. Er beginnt zu stottern. Eigentlich will er sich nur verabschieden. An der nächsten Station muss er raus. Er starrt in die bedrohliche Mündung einer feuerroten Pfefferspraydose. SK ist kein Held und weiß, wann es besser ist, die Fliege zu machen. Er packt sein Handy und gibt Fersengeld. Es sind noch Leute im Zug. Was die wohl von ihm denken. Die Blicke sämtlicher verbliebener Passagiere sind auf ihn gerichtet. Kein Zweifel. Er wird hier der Schuldige sein, da braucht er gar nichts zu erklären. Der Zug hält. SK verdrückt sich blitzartig. Drei weitere Fahrgäste steigen aus. Türen zu. Weiter.



Sie waren nur noch zu zweit. Genau wie am Freitag.
Die Augen der Frau standen voller Tränen. Tränen der Wut, aber auch der Scham. Wie konnte sie so blöd sein?
Schulze-Kleinert also, dieser schmierige, kleine, geile Drecksack. Immerhin, sie hatte ihm eine gehörige Szene gemacht. Die drei Leute, die mit ihm ausgestiegen waren, dürften ihn kennen. Sie wohnten ja im gleichen Dorf. Er hatte also allen Grund die Klappe zu halten. Hoffentlich hatte er seine Lektion gelernt. Unter leisem, unterdrücktem Schluchzen bemühte sie sich, ihr Kostüm in Ordnung zu bringen. Den Slip ließ sie in der Tasche. Hier, vor IHM, konnte sie den nicht wieder anziehen.
„Pling“. Sie haben eine neue Nachricht.


Als sie aufsah, stand er in voller Größe an der Ausgangstür. Mit dem Rücken angelehnt gelang es ihm, beim Ausbalancieren der Fahrbewegungen des Zuges unglaublich sinnlich auszusehen. Sie versuchte gar nicht erst, Ordnung in das ausbrechende Gefühlschaos zu bringen. Mit weiblichem Urinstinkt wurde ihr die Sachlage schlagartig klar. Sie stolperte auf ihn zu und fiel in seine Arme, als die Bahn neuerlich bremste.


7. Epilog

Wortlos stapfen sie nebeneinander her. Völlig selbstverständlich und wie auf Verabredung schlagen sie den Weg zu ihrer Wohnung ein. Keine Berührungen. Keine Blicke. Nichts. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach und beide glauben zu wissen, was als Nächstes kommt.


Die Wohnungstür fiel hinter ihnen ins Schloss. Wie auf Kommando sank ihre Handtasche zu Boden. Die Pumps flogen davon und beide begannen sich gegenseitig, gierig, mit vor Aufregung und Geilheit zitternden Fingern, vollgepumpt mit Hormonen, des jeweils anderen Körpers zu bemächtigen. Sie hob ihren Rock, sprang ihn fast an, umklammerte seine Hüften mit den Beinen, während er noch versuchte, ihr die Jacke auszuziehen. Beider Lippen trafen sich zu einem heftigen und gar nicht zärtlichen Spiel, Zungen, Speichel, Hände, Finger, Beine… Die Wildheit in ihrem Blick schockierte ihn.

„Auahhh! Spinnst du?“, brüllte er, als sie ihn in die Unterlippe biss, die sofort anschwoll und etwas blutete.
„Und das ist für deine unverschämten SMS!“, fauchte sie zurück, während sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasste.

Er war so perplex, dass ihm der Mund offen stehen blieb. Keine Sekunde hatte er an den Gedanken zur Gegenwehr verschwendet. Sie packte ihn bei den Aufschlägen seiner Jacke, stieß ihn gegen die Wand und brachte ihr Gesicht ganz nahe an seines:
„Hast du geglaubt, du könntest mich hier besteigen, wie ein Bauernmädchen? Du wirst dich wundern! Das ist mein Revier und hier wird nach meinen Regeln gespielt. Besser, du begreifst das gleich! Ist das bei dir angekommen?“ Er wand sich unter ihrem Griff.
„Ich warte noch auf Antwort!“, der Unterton ihrer Stimme brachte irgendwo, tief in seinem Innern, ein paar Saiten zum Klingen, von denen er bislang nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab.
„Jja…“, stotterte er zögernd.„Bist du ein Mann oder ein Mädchen? Gib mir eine klare Antwort, oder verpiss dich!“
„Ja, ich habe dich verstanden!“
„Na, also!“, gurrte sie, „ich werde dir einen Knoten ins Ohr machen!“ Mit diesen Worten öffnete sie flink die oberen Knöpfe seines Hemdes und begann die Haut seiner Brust mit den Lippen zu liebkosen. Er schloss die Augen. Wenn sie das braucht, dachte er, innerlich grinsend, von mir aus.
Ihr Mund hatte sich inzwischen seiner Brustwarze bemächtigt und saugte heftig daran. Boah, was für eine Frau…

„Scheiße!“ Tat das weh.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ Er tauchte seitlich weg, um ihren Zähnen zu entkommen. Sie hatte ihn heftig in die Brust gebissen. Die Abdrücke ihrer kerngesunden Zähne konnte man als schönes Muster bläulichrot auf seiner Haut schimmern sehen.
„OK, du hast mich verstanden!“ Sie trat einen Schritt zurück und gab ihm den Weg frei. „Nun entscheide dich: Gehen oder bleiben?“

Er zögerte nicht eine Sekunde.


*****

Ende
*******n69 Mann
6.460 Beiträge
Hui, da wissen Zwei was zu tun ist. Danke oh herrlicher Geschichtenschreiber. Peter
*****169 Frau
6.114 Beiträge
Wehe, wenn sie losgelassen ... *zufaechel*
********lara Frau
5.941 Beiträge
Ooooh...eine Fleischfresserin...😨👍
******_AS Mann
9.014 Beiträge
Ja, mal was anderes ..... *zwinker*
********t_64 Frau
3.089 Beiträge
Sehr aufregend und amüsant geschrieben... hat mir sehr gefallen *spitze*
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