Junge Liebhaber leben gefährlich
So ein hübsches Mädchen! Aber immer, wenn er sich ihr näherte, zeigte sie ihm die kalte Schulter. Sie schien sehr beschäftigt und wollte sich nicht stören lassen.Aber er konnte nicht anders. Sie war weit und breit die anziehendste Dame, die er je gesehen hatte. Nicht dass er schon viele weibliche Begegnungen aufzählen konnte, außerdem war sie ein wenig älter als er, aber das konnte nicht schaden.
Er war noch ein unerfahrener, junger Bursche, den die Sexualhormone rastlos durch die Gegend trieben, um eine Partnerin zu finden. Deshalb wollte er nicht locker lassen bei diesem Weib. Wer weiß, wann sich wieder eine Gelegenheit ergab?
Also blieb er hartnäckig, tat vorsichtig Schritt um Schritt auf das Objekt seiner Begierde zu. Ups! Das war ein Schritt zuviel! Die werte Dame fauchte ihn schlecht gelaunt an, ihre Zähne blitzten gefährlich, woraufhin er vorsichtig zurück wich. Er blieb unbeweglich stehen. Jetzt sah sie ihn endlich an! Er hatte sie wohl beim Essen gestört, das verstand er nun und verharrte in seiner Position.
Keinesfalls wollte er bei seiner Angebeteten den Eindruck vermitteln, er wolle ihr das Essen stehlen. Stumm beobachtete er, wie sie ihre Mahlzeit beendete und sich pingelig den Mund reinigte. Eine echte Dame eben.
Dann wagte er wieder einen ganz winzigen Schritt in ihre Richtung. Sie schien es nicht zu bemerken. Hatte sie ihn vielleicht sogar vergessen?
Also mutig einen zweiten, etwas größeren Schritt. Das war zuviel! Sie schubste ihn grob zur Seite, weshalb ihm ein überraschtes "Grmpf" entfuhr. So eine empfindliche Schnepfe! Er wollte doch nur ihr Bestes! Warum verstand sie das denn nicht?
Nur mühsam drangen die Laute von raschelndem Laub in sein liebesverwirrtes Gehirn. Sie waren nicht mehr allein! Er musste dringend prüfen, ob Gefahr drohte. Für sich und seine zukünftige Liebste.
Durch die niedrigen Büsche in der Abenddämmerung drängte sich ein viel größerer Geschlechtsgenosse. Sein Rendezvous würde sich in Luft auflösen, wenn er nicht schnell handelte. Er holte tief Luft, machte sich so groß, wie es ihm möglich war. Der Rivale betrachtete ihn ruhig. Er war im gleichen Alter wie seine Eroberung, die den zweiten Herrn auf der Bühne der Balz bereits bemerkt hatte.
Die Dame des Begehrens wandte sich von dem sich anbahnenden Konflikt ab und tat geschäftig, als ob sie das alles gar nichts anginge. Also lag es nur in seiner Hand, wer am Schluss Händchen hielt und wer nicht.
Er schluckte seine Angst herunter und die in seinem Körper herumwabernden Hormone gaben ihm die Überzeugung, er wäre der Größte und Stärkste und der Einzige, der für dieses hübsche Mädel in Frage kam. Knurrend vor Aggressivität und sexueller Lust stakste er bedrohlich auf seinen Konkurrenten zu.
Dieser war überhaupt nicht beeindruckt, stellte sich nur etwas breitbeiniger hin, um gegen den unzweifelhaft folgenden Angriff gewappnet zu sein. Der Jüngling beschleunigte sein Tempo während der letzten Schritte, um den wartenden Herrn umzuwerfen und den Wettkampf für sich zu entscheiden.
Sein erfahrener Geschlechtsgenosse wehrte ihn jedoch mit einem gekonnten Hüftschwung ab, wodurch der Junge ins Taumeln geriet. Diese Schwäche nutzte der Ältere sofort aus, indem er den Jüngeren zu Boden schubste und einen Angriff auf dessen ungeschützten Bauch startete. Dieser rollte sich jedoch fest zusammen. Hier ging es um Leben und Tod!
Der Ältere schnaubte laut, was den Jüngling erschreckte und er sich noch fester zusammenrollte. Er war nun eine uneinnehmbare Festung, keiner konnte ihm etwas anhaben. Allerdings war das für ihn gleichzeitig eine Pattsituation. So konnte er seine Liebste niemals für sich gewinnen.
Seine Augen fest verschlossen lauschte er, ob noch ein Angriff folgen würde. Da er nichts vernahm außer das Herumkramen seiner Angebeteten, entspannte er den Körper und öffnete die Augen ein ganz klein wenig. Der Angreifer stand nach wie vor neben ihm und begann sofort zu knurren, als er die kleinsten Bewegungen des Gegners wahrnahm.
Der Ältere nahm Anlauf und stieß den jungen Mann fest an, der sich im gleichen Moment wieder zu einem kugelgleichen Gebilde verschloss. Diesmal fiel er aber nicht nur auf die andere Seite, sondern kullerte durch das abschüssige Gelände bedingt der Schwerkraft folgend bis zur tiefsten Stelle der Wiese. Unten angekommen blieb er schockiert in seiner Festung und versuchte zu begreifen, wo oben und wo unten ist.
Als sein Herz ein wenig zur Ruhe gekommen war, konnte er wieder andere Geräusche wahrnehmen als seinen rasenden Herzschlag. Er hörte zweistimmiges, langgezogenes Stöhnen und ahnte sofort, dass sein Rivale den Gewinn eingefordert hatte. Die Tonfolge variierte, wurde langsamer und leiser, dann wieder schneller, atemloser.
Traurig richtete sich der junge Kerl wieder auf und machte sich auf die Suche nach einer anderen Dame, die sich über seine Avancen freuen würde. Das letzte, was er wahrnahm, waren zwei kreisrunde, grelle Lichter, begleitet von einem lauten Brummen.
Copyright by Regina2