Lydi

Der Abend mit Lydi war schon sensationell. Ein Konzert von Rudimental. Liquid Funk ist eigentlich nicht meine Musik, die Karten waren ein Geburtstagsgeschenk von meiner großen Schwester. Sie kennt meinen Musikgeschmack nicht. Die Atmo war aber gut, Lydi und ich, das hat so geknistert, Händchen halten, danach durch die Straßen Hamburgs gehen, irgendwann küssen. Sie fährt mit zu mir, ich bin aufgeregt, ich muss aber noch etwas mit ihr klären. In der U-Bahn ist es voll. Zwei Italiener sitzen uns gegenüber und schnattern so schnell, dass ich mit meinen Grundkenntnissen fast nichts verstehe.

Wir sind schon Sternschanze durch, viel Zeit ist nicht mehr, 5 Stationen. Lydi hat ihren Kopf gegen meine Schulter gelehnt, fühlt sich schön an. Dann ich, „Du Lydi, tust Du mir einen Gefallen?“ Ich spreche ganz leise, erkläre ihr, was ich möchte, sie schaut mich aus großen Rehleinaugen an, sagt aber nichts und mir wird schwindelig. War ein Fehler, definitiv. Ich könnte mir in die Fresse hauen dafür. Aber sie rückt nicht weg. Hoffnung? Dann nimmt sie doch wirklich, wirklich meine Hand, schaut mir vorher ins Gesicht und leckt ganz langsam mit ihrer Zunge über meinen Handrücken hoch bis zu den Fingerspitzen, nimmt meinen Mittelfinger ganz tief in den Mund.

Ich weiß nicht, wieviele Leute das jetzt gerade sehen, die Italiener sind verstummt. Der Finger steckt noch immer in ihrem Mund, sie lutscht ihn, es fühlt sich irre gut an. Ich bekomme Hitzewallungen. Jetzt sehe ich, dass wir doch Aufmerksamkeit bis tief in den Wagen hinein erregen. Wie habe ich mir das gewünscht, es sind noch drei Stationen bis wir raus müssen. Ich zieh den Finger wieder aus ihrem Mund und nehme ihre Hand ganz fest in meine. Lydi ist errötet, sie schaut nach unten und will nicht sehen, wie der Rest vom Wagen reagiert. Die Italiener reden weiter, haben aber nichts verstanden von dem, was sie da gesehen haben. Der eine meint nur, „typische Hamburger”, den Rest habe ich nicht gehört. Die kleine Lydi kommt mit zu mir. Wahnsinn!

m.brody