„Doch was ist, wenn man hinterher feststellen muß, die Offenheit der Beziehung gar nicht ausnutzen zu können?
Dann hat man zu früh aufgegeben und das Konzept "Freiheit" nicht verstanden!
Mir selbst ging es über einige Jahre hinweg eben so, dass ich zwar eine offene Beziehung hatte, aber keine Gelegenheit hatte, das "auszunutzen", weil mir einfach nicht die passenden Frauen über den Weg gelaufen sind.
Ich habe das nie als Einschränkung oder Problem wahrgenommen, denn ich war so keinesfalls schlechter gestellt, als wenn ich keine offene Beziehung gehabt hätte. Im Gegenteil, allein das Bewusstsein, die Freiheit zu genießen,
dass ich jederzeit die Gelegenheit nutzen könnte, wenn sie sich ergeben würde, hat mir all die Jahre ein gutes Gefühl gegeben.
Hängt allerdings auch damit zusammen, dass ich die Alternative der "nicht so offenen" Beziehung von ihrer hässlichen Seite erlebt habe, nämlich dass mir meine Ex ein angebliches Verhältnis zu einer ehemaligen Kollegin (Jahre danach) unterstellt hat und das zum Vorwand genommen hat, die Ehe durch massiven Vertrauensverlust systematisch kaputt zu machen.
Der "Witz" dabei ist, dass ihr das eine andere, missgünstige Ex-Kollegin geflüstert haben soll, die vorgab, es ganz genau zu wissen.
Da merkt man dann auch relativ schnell, dass es in so einer Situtation vollkommen irrelevant ist, wie man sich tatsächlich verhalten hat, denn so eine Unterstellung lässt sich nun mal nicht stichhaltig widerlegen.
Allein aus diesem Grunde kommt für mich aus Prinzip nur noch eine offene Beziehung in Frage, egal wie hoch oder niedrig die Chancen sind, das tatsächlich "ausnutzen" zu können.
Allein die Tatsache, dass eine offene Beziehung gegen diese Art der Diffamierung per Definition gefeit ist, ist es mir wert genug.
Hinzu kommt für mich der unschlagbare Vorteil, dass ich problemlos auf Partys oder Stammtischen flirten kann, ohne dass es jedes Mal wieder in so ein mittelschweres Eifersuchts-Drama ausartet.
Dass sich daraus über die Jahre dann doch irgendwann die eine oder andere weiter gehende Geschichte entwickelt hat, das ist für mich nur das Sahnehäubchen.
„Oder noch schlimmer: Nur einer kann sie nutzen, hüpft von einem Sexdate zum nächsten, hat den Himmel auf Erden gefunden, während der andere nur Zurückweisung erfährt und maßlos frustriert ist.
Wem ist das schon passiert?
Zurückweisung hat JEDER von uns schon erlebt, das ist die natürlichste Sache der Wert.
Man ist nun mal nicht Everybodys Darling!
Wenn DU deshalb maßlos frustriert bist, dann liegt der Fehler in deinem Selbstbewusstsein und nicht im Konstrukt der offenen Beziehung!
Und wenn du nicht damit umgehen kannst, dass deine Partnerin ggf. etwas weniger Zurückweisung erfährt als du, dann fehlt dir ggf. tatsächlich die notwendige sittliche Reife für eine offene Beziehung.
Das ist schade für dich, aber mit Sicherheit kein Grund, offene Beziehungen Anderer in Frage zu stellen.