@ Alraune
nun gibt sie klein bei und mischt sich nicht mehr ein und siehe da, friede, freude, eierkuchen! bravo und beim nächsten problem?
"Klein beigeben" ist eine Kategorie des Kampfes. In einer Liebe gibt es aber nicht einen Gewinner UND einen Verlierer. Entweder gewinnen beide, oder beide verlieren. Auch, wer gewinnt, wird verlieren, denn er hat seinen Sieg auf Kosten des anderen davongetragen. Eine Beziehung aber hält nur, wenn sich beide darin wiederfinden.
Auch über die Aufteilung von Pflichten, sei es Haushalt oder Kinder, können sich nur beide zusammen verständigen - der Modus Vivendi muss beide Naturelle in sich tragen: das fordernde Temperament des einen UND die Trägheit des Anderen, der Wert nach Ordnung des einen UND der Wert des sich gehenlassen wollen etc. Auch wenn ich einen Haushalt teile, heisst das noch lange nicht, dass ich mir vorschreiben lasse, wie ich den Abwasch zu erledigen habe. Wer einen gemeinsamen Mietvertrag unterschreibt, unterschreibt noch lange keinen Vertrag darüber, in welcher Form sich das Zusammenleben zu gestalten hat. Auch das gehört dazu: die Akzeptanz, dass der andere andere Werte und Prioritäten - aber auch andere Möglichkeiten in sich trägt (die Freiheit, eine gute Arbeit für sich zu finden, ist durchaus ein Wert gegen die Notwendigkeit, eine finden zu müssen). Entweder finden beide Menschen trotz dieser Gegensätze eine gemeinsame Ebene, oder eben nicht.
Du scheinst aber, entgegen Deiner Beteuerung, Dich von der Vorstellung, dass sich da einer gegen den anderen durchsetzen müsse, nicht lösen zu können oder zu wollen. Ich fürchte, dass Du Dich noch öfter wiederholen musst, wenn Du Dich nicht entscheiden kannst, ob die Lösung von Gegensätzen für Dich über die Herstellung von Gemeinsamkeit oder über den Kampf geht.
Und noch eins: Ich finde es höchst problematisch, wenn Du Deine persönliche Sicht, wo für Dich eine Grenze zu ziehen wäre, derart auf die TE projiziertst, und ihren Versuch, ihren Partner in einem für sie sehr schwierigen Punkt zu akzeptieren und von ihren Forderungen ein wenig zu lassen, als "Klein beigeben" denunzierst. Führe doch bitte Deine Kämpfe, so Du sie denn führen musst, in Deinem eigenen persönlichen Bereich und trage sie nicht in andere hinein. Ich möchte nicht wissen, wieviele Beziehungen durch derartiger "moralischer" Rückenwinde seitens guter Freunden aufs Riff getrieben und zerbrochen sind.