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Messerberg

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**SK
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Themenersteller 
Messerberg
Es stürmten gefühlte Blutstropfen in den Schoß von Erda hinab, als sie barfüßig auf dem baumlosen Hochplateau des Messerberges im Schneidersitz saß und am Horrorzont die aufgerissenen Wolkengebirge betrachtete, wie sie das orangene Abendlicht im wilden Schattenspiel auf den Dächern der Stadt verteilten.
Die Fenster der ungezählten Wohnhöhlen waren wie Glühwürmchen erleuchtet, und die Lichter der Autos, Motorräder und Lastkraftwagen reihten sich wie Millionen von Perlenketten aneinander und schmückten die tief finsteren Häuserschluchten wie die Lichter der mit Wünschen eingeschneiten Bäume zum Julfest.

Erda war nicht mit sich allein. Hinter ihr wurzelte das Echo der Schatten, ein herrenloses, uraltes Schloss aus schwarzem Ebenholz, welches G(r)unda beherbergte, die eigentlich Friedbert hieß, aber bei Androhung einer durchkreischten und durchnässten Nacht von niemanden, niemals, im Leben nicht, so genannt werden wollte.
Friedbert, äh … beziehungsweise G(r)unda war dreiundvierzig Jahre alt. Alltäglich trug sie ihre pastellfarbenen und mit Perlen bestickten, seidigen Spitzenkleider und beschritt die Tage mit Lackpumps an den Füßen. Manchmal trug sie auch ihren Kopfschmuck aus Elfenbein im langen, offenen Haar, meist jedoch war dieses zu Zöpfen geflochten, die man zu je einer Ohrenschnecke neben den Schläfen zusammengekringelt hatte.

G(r)unda liebte ihre Einhornstoffiere ganz unterschiedlicher Größen und Materialien. Des Öfteren spielte sie mit einem von ihnen, nachdem sie das glückliche Tier via Eene-Meene-Muh ausgewählt hatte. Dann war sie die Prinzessin und das auserkoren Einhorn ihr verzauberter Galan, der aufgrund ihrer liebgereizten Windelhosen zum Menschen wurde, um ihren Bedürfnissen dienlich zu sein.
Niemand, aber auch wirklich niemand, nicht einmal Erda, durfte sie bei dieser Magie unterbrechen, noch nicht einmal, wenn der Himmel über ihr und ihrem entzauberten Galan und Erda und der ganzen Welt zusammenbrach …

Erda hüstelte und zog die Stirn kraus. Sie fragte sich, ob nicht vielmehr auf Friedbert beziehungsweise G(r)unda ein verfluchter Zauber gelegen war, der sie all das sein ließ, was sie zu sein schien.
Erda spielte mit dem Rätselwürfel aus Holz in ihren Händen. Ihre Finger betasten seine Maserung und die geschnitzten Muster auf der Oberfläche und verdrehten die einzelnen Teile zueinander, bis sie ein hölzernes Pferd in den Händen hielt, das sie an Troja und ihre beziehungsweise dessen längst verflossenen Kinder und Familien erinnerte.
Sie lächelte versonnen und flüsterte dem Pferd etwas in sein hölzernes Ohr …

Der Messerberg und sein Hochplateau grummelten in ihren Grundfesten, als die Wolkendecke direkt über dem Schloss der Schatten aufriss und einen blassen Sternenhimmel freigab, der noch mit seiner blauen Stunde zu kämpfen hatte.
Das hölzerne Pferd in Erdas Händen wieherte leise und stob Richtung Schloss auf und davon. Als es dort angekommen war, tauchte es ins Sternenlicht ein, welches das Echo der Schatten blass überflutet hatte und wandelte sich zu einem der von G(r)unda geliebten Spielzeuge.
Irgendwer hatte die eherne Zugbrücke heruntergelassen und das Eisentor halb geöffnet, als das nun trojanische Einhorn von unsichtbaren Händen in die Hallen der Schatten gelockt wurde, um es der Prinzessin G(r)unda unterzujubeln.

Am nächsten Morgen stand die friedbärtige G(r)unda im einhorngeblümten Strampelanzug und Bademantel aus lindgrünem Frottee und weinroten Puschelplüschschlappen an den Füßen vor dem erkalteten und verrußten Kamin.
Jemand hatte die schnarrende Tanne in der Mitte des Raumes mit allerlei Prächtigkeit angeputzt und die Lichter in den Zweigen angezündet. Sie sprühten wunderkerzenartige Funken und leuchteten in bunten Farben.

G(r)unda rieb sich die ungeschminkten Augen und gähnte herzhaft, als sie den Baum flüchtig betrachtete, weil sie sich – so wie jeden Morgen – von einem ihrer entzauberten Galane ihrer durchnässten Windelhose entledigen lassen wollte.
Niemand rümpfte die Nase, doch der Raum schien G(r)unda von allen Seiten mit Fingerzeig auf die rote Socke hinzuweisen, die über dem Kamin hing und ganz prall aussah.
Das Ebenholzgebälk des Schlosses stöhnte, und dessen Eulen schreckten hoch und schuhuten auf, als unsichtbare Hände die schweren Vorhänge vor den bodentiefen und deckenhohen Buntglasfenstern beiseiteschoben und das Sonnenlicht des Vormittags hereinließen, das augenblicklich die rote Socke über dem Kamin erhellte.

G(r)unda rieb sich die Hände und zögerte nicht lange, die nasse Windelhose schien für einen Augenblick von ihr vergessen worden zu sein. Sie griff nach der Socke, das trojanische Einhorn im Inneren wieherte schallend auf, und das rote Wollgewebe zerbarst in unzählige Ariadnefäden, die in einem unübersichtlichen Wirrwarr auf dem hölzernen Parkettfußboden endeten, als plötzlich ein galanter Zentaur vor der friedbärtigen G(r)unda aus dem Boden erwuchs, die Nüstern rümpfte und die Hufe nicht davorhielt, als er der G(r)unda weissagte, dass es hier stinken würde und dass sie für ihn und alle anderen auf diese Art eben keine Prinzessin sei und anders wohl auch nie sein sollte …

Das Gesicht von G(r)unda wurde puterrot und die Stimme schwoll zu einem ihrer charmanten Kreischkonzerte an, brach dann aber jäh ab, um zu einem leisen Wimmer zu verkommen, als sie in sich zu einem Häufchen Elend zusammensank und sich wütend die nasse Windelhose vom Leib riss, um sie wahllos in irgendeine Ecke des Raumes zu schleudern.
Da hustete und prustete der über Nacht erkaltete Kamin eine Rußwolke in den Raum, und plötzlich loderten grünliche und violettfarbene Flammen in ihm auf und leckten mit ihren gespaltenen Feuerzungen nach den Wänden, der Decke und dem Parkettfußboden.
Das Knäul aus losen Enden der roten Ariadnewollfäden formierte sich zu einem Geschwader aus Winzspinnentieren, stürzte sich ins Gefecht und ward für immer verschwunden.
Wohingegen der Zentaur nun ganz ungalant dem Friedbert, wie er ihn nannte, die benutze Windelhose als Frühstücksfraß vorwarf.

Die gespaltenen Feuerzungen ergriffen Besitz von dem uralten Schloss und ließen nichts vom Echo der Schatten übrig. Auch verschlangen sie die Prinzessin gründlich und hinterließen nur den nackten Friedbert und das stumme Pferdchen aus Eisenholz.
Erda trat schlussendlich zum Fuße des Aschehaufens hin, rief den nackten Friedbert bei seinem Namen und umarmte ihn. Dann steckte sie das hölzerne Pferd in ihre linke, große Manteltasche und wanderte mit ihrem lieb(st)en Freund in den späten Julvormittag hinaus …

© CRK, LE, 11/2019
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