Sex ist für mich weitaus mehr, als die bloße Befriedigung eines Triebes. Er beinhaltet tiefste Intimität, symbiotischen Austausch mit meinem Partner, das eigene Sich-Fallen-lassen-Können, Verschmelzung.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke,
worunter ich am meisten gelitten habe,
so ist es die Verweigerung von Zärtlichkeit und Nähe, die mir mein Mann nicht mehr geben wollte und konnte. Und sie vielleicht von Anbeginn an nicht so verspürt und gewollt hat, wie ich.
Ich kannte diese symbiotische Verschmelzung, diese innige Nähe aus meiner vorherigen Beziehung, die ich aus verschiedenen Gründen aufgeben musste,weil sie keine Zukunft hatte.
Selbstverständlich nahm ich an, diese mit meinem Mann ebenfalls zu haben.
Aber das war ein Trugschluss.
Mein Mann hatte sich in seinen beiden vorherigen Ehen zu irgend einem Zeitpunkt aus der Beziehung ausgeklinkt und sich in sich und sein Schweigen zurück gezogen, bis seine Frauen ihn verließen, weil sie seinen emotionalen Rückzug nicht länger ertrugen.
Nur, das wusste ich nicht.
Heute vermute ich, das bei uns das gleiche Muster griff.
Und natürlich habe auch ich meine eigenen Muster mit in diese Beziehung gebracht, ohne sie zu kennen.
Die habe ich erst durch Therapie bewusster wahrnehmen können.
Sex war für mich immer der Indikator, was die Qualität der Beziehung angeht.
Ist er schlecht, steht es auch um die Beziehung nicht gut. Ist er gänzlich nicht mehr vorhanden, ist auch die Beziehung tot.
So jedenfalls meine Denke, die nicht
richtig war oder ist oder sein muss und schon gar nicht auf alle Beziehungen übertragbar.
Aber da der Sex und vor allem die Zärtlichkeiten,die ich gebe, für mich als Mittel des Ausdrucks meiner Liebe und Zuneigung in meiner Interaktion mit dem Partner steht, ist er für mich sehr wichtig.
Und ist dies nur noch einseitig der Fall,
findet keine Interaktion mit meinem Partner statt, denn dann verweigert er mir diese und hat sich von mir als Partnerin zurück gezogen.
Und wenn man mehrere Jahre darum kämpft, diese wieder zu erlangen, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln,
kann man wohl kaum von mangelnder Geduld und Druck, den man auf den Partner ausübt, reden.
Sondern lediglich davon, dass man etwas nicht so einfach aufgeben will,
weil man es liebt.
Bitter ist dann nur die Erkenntnis,
dass es vergebene Liebesmüh war,
da der andere nicht den Mut hatte,
einzugestehen, dass sich seine Gefühle eben nicht so verhielten, wie er behauptete. Warum auch immer.