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Wo bleibt die so vehement von der anderen Seite immer eigeforderte Toleranz? Toleranz ist keine Einbahnstrasse, sie muss von beiden Seiten funktionieren
Im Falle körperlicher Selbstbestimmung sehe ich persönlich die Notwendigkeit der Toleranz auf Seite derjenigen, welche die sexuelle Individualdistanz anderer Menschen
ungefragt verletzen wollen. Nach wie vor ist es mir schleierhaft, dass jemand nicht begreifen will, dass es Menschen (und nicht gerade wenige) gibt, die beim Sex nicht einfach von Fremden angefasst werden wollen, als seien sie ein Buffet, an dem man sich bedienen darf.
Ich warte eigentlich immer noch auf die Beantwortung der Frage, warum jemand unbedingt den invasiven Weg wählt, anstatt Alternativen zu wählen, die weniger Potenzial haben, anderer Menschen sexuelle Selbstbestimmung (im Sinne von: ICH darf bestimmen, wer mich anfassen darf) zu verletzen.
Nun lehne ich mich mal weit aus dem Fenster und sage: Der Grund, warum manche einfach nicht die Finger bei sich behalten können, ist schlicht mangelnde Impulskontrolle und starker Egoismus. Auch wenn man abgewiesen wird, so hat man das Objekt der Begierde doch wenigstens mal angefasst, egal ob dieses das wollte, oder nicht. Egal ob man diesem das situative Erleben damit zerstört hat, oder nicht. Man hat es geschafft, jemanden anzufassen, den man begehrt und selbst wenn es nicht zum Sex führt, hat man doch trotzdem einen kleinen Gewinn eingefahren: Man durfte mal grapschen.
Ich kann nur von meinen bisherigen Erlebnissen sprechen und von den Unterhaltungen, die ich geführt habe, aber nach wie vor erlebe ich die Sachlage so, dass
niemand etwas gegen Berührungen jenseits der Matte hat. Es geht nicht um Berührungen im Allgemeinen. Es geht ganz speziell um das Einmischen, wenn man bereits Sex hat, um das Unterbrechen. Hier habe ich den Großteil der Menschen, die ich kennengelernt habe, als ablehnend erlebt. Sie wollten eben NICHT ungefragt beim Sex gestört werden, sondern bevorzugten den Blickkontakt und das Herannicken/winken.
Für mich ist es selbstverständlich, dass ich mich nicht unaufgefordert in fremden, bereits stattfindenen Sex einmische und dass ich nicht versuche, jemand anderen die "Beute" streitig zu machen, außer er lädt mich zum Essen ein. Bisher erlebe ich jene, die denken, es sei völlig okay, jemanden beim Sex zu unterbrechen, als in der Minderzahl. Deswegen halte ich "Berührungszimmer" für die bessere Lösung. Ich halte es insgesamt für die bessere Lösung, "erst fragen, dann anfassen" aus Respekt vor sexueller Selbstbestimmung zum Default zu machen und spezielle Armbänder/Zimmer für jene anzubieten, die explizit auch unaufgefordert beim Sex angefasst werden wollen, bzw nichts dagegen haben.