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Lassen sich Beziehungen gedanklich durchspielen?

Lassen sich Beziehungen gedanklich durchspielen?
Vorweg nehmen? Und: Wie sehr lassen wir Prägungen durch Erfahrungen zu?
Eine prosaischer Versuch dazu:


Ein halbes Leben in einer halben Stunde

Nach einem halben Tag und einer Nacht ist das Doppelzimmer schon zu so etwas wie unserem Heim geworden: Das Tageslicht wird durch die Vorhänge angenehm gedämpft, die Nelken, die wir gerade aus der Stadt mitgebracht haben, passen in der Farbe zum Bezug der Sessel und deren Blumenmuster.
In einen der Sessel lasse ich mich fallen, streife die Pumps durch Druck auf die Absätze ab, spiele etwas mit den Zehen, spanne und biege sie, während mein Herr Neueliebe draußen versucht eine passende Vase aufzutreiben.
Als er nach erfolgreicher Jagd wieder kommt und die Nelken in das Wasser stellt, sage ich ehrlich, dass ich Migräne habe.
Er kippt das Fenster und kniet sich neben der Lehne zu mir. Streichelt mir mit den Fingerspitzen den Unterarm entlang, dass mich ein Schauer überläuft - aber das verstärkt nur meine plötzliche Gereiztheit und verwandelt sich in ein schauriges Ameisengekrabbel. Etwas zu herrisch entziehe ich ihm den Arm und er setzt sich in den anderen Sessel.

Durch die vielen Reize in der Stadt, die schlechte Luft dort ist mein Kopfweh ehrlich. Aber was ist schon Ehrlichkeit?
Wahrheit ist etwas für Naturwissenschaftler und die Gegenstände, die sie untersuchen; tatsächlich zieht sich die Ehrlichkeit unter Menschen relativ schnell in weite Fernen zurück. Bis hinter die Sonne, bis hinter die Sterne. Und ich denke, würde er mir sagen, dass er Migräne hat, würde ich verdorren, wenn mir nach Nähe ist.

Übersetzt, sage ich mir, heißt mein Theater nichts anderes, als dass ich ausprobieren möchte, wie unser gemeinsames Leben nach zehn, zwanzig Jahren wohl aussieht. Eine bloße Provokation von mir, an mir, noch mehr aber an ihm ...

"Hast du nichts Bequemes, Häusliches anzuziehen?", so treibe ich unsere kaum begonnene, eineinhalb Tage dauernde Geschichte in eine postverliebte Zukunft.
Artig wechselt er seine Hose mit einer Jeans, die an den Beinenden ausgefranst ist. Beschämt stelle ich allerdings fest, dass einfach alles, was ich habe, nicht damit konkurrieren kann - es ist alles in tadellosem Zustand und neu. Seine Jeans zeitigt den Triumph der Zeit ... und meine Gereiztheit nimmt nur noch mehr zu.
Was ist das für ein Vagabund? Sträfling? ... Penner?

Er errät meine Gedanken. "Ich weiß, dass ich nicht gerade vorzeigbar bin, ich kann auch hier bleiben und du kannst alleine gehen!?"
Denn am Abend bin ich zu dem Wohltätigkeitsball der Freunde und Förderer der Neckarwerkstätten (einer Einrichtung für gehandicapte Mitbürger, die als gesellschaftliches Stelldichein des Geldadels gilt) eingeladen und ich möchte ihn mitschleppen. Mädchenhaft unschuldig will ich nämlich die Welt um eine Zeugenschaft für meine Liebe bemühen ...

"Ich habe so lange genervt, bis auch du eingeladen wurdest. Deshalb will ich, dass du auch mitkommst!"
"Aber du kannst doch leicht eine Ausrede dafür erfinden, dass ich hier bleibe!? Sag´ doch einfach, ich hätte früher als erwartet abreisen müssen?"
"Wenn, dann erfinde ich auch eine Ausrede für mich. Zum Beispiel: Ich hätte mich im Datum geirrt!? - Die ganze Veranstaltung ist sowieso eine Veranstaltung abgekarteter Dummheit ..."
"Ich weiß nicht, was jetzt die Dummheit der Veranstaltung damit zu tun haben soll, dass ich nichts Passendes anzuziehen habe!?"

Da haben wir´s! Das Missverständnis ist da, die von mir verursachte Keimzelle eines zukünftigen Ehekrachs. Lässt sie sich ins Unermessliche steigern, bis im Endeffekt unser gemeinsames Leben unmöglich werden würde? Mit übel gelaunten Mittagessen, einsilbigen Abendessen, verhüstelten Gesellschaften?
So sehr ins Ungeheuerliche steigern lassen, dass die giftige Schlange des Grolls den Weg der Erinnerung zurück bis in dieses Hotel hier in Stuttgart finden würde ...
Damals schon in Stuttgart, bei dem ersten Krach, hätte mir klar sein müssen ... hätte ich wissen müssen ... dass ... dass nicht ... Beleidigtes Abwenden, laute Stimmen, verhärtete, durchbohrende Augen. Eine Liebe, wie die vieler, wie die von allen, in Verachtung gewandelt; ein ungepflegtes Grab voller Schmuck und Edelsteine längst geplündert und zerfleddert von Räubern, den Minuten und Stunden, Tagen und Monaten des Schweigens, der Kapitulation gegenüber dem Reich der Gewohnheit.

Herr Neueliebe packt aus seiner Tasche den Proviant aus und deckt schweigend den kleinen Tisch zwischen uns. Mir zu Ehren Baguettes, Salami, Tomaten, Gurken und eine Flasche Ca dei Frati Ronchedone. Ein Papiertaschentuch als Tischdecke.

Ihn nur mit einem Auge beobachtend erzeuge ich unablässig in mir weitere Schauergeschichten nichtiger Zerwürfnisse: Wo ist der Schlüssel? Ich warte seit einer halben Stunde! Warum liegen hier deine Socken? Wegen der Kühlgefrierpizza aus dem Backofen ... ein ständiges (und bescheuertes) Reiben mit feinem Schmirgelpapier ...
Als er die Flasche Wein mit dem Taschenmesser geöffnet hat, ist mir der Hunger vergangen. Appetitlosigkeit genauso wie Schlaflosigkeit in schon galaktischer Größe und Zeitlosigkeit einer vorweg genommenen, phantasielosen Eheroutine.
Ich will ihm nichts mehr sagen. Auch nichts mehr zu mir selber sagen. Alle Wörter und Sätze haben nur noch eine lustlose, muffige Tönung.
Ich habe es geschafft. Ich kann mich selbst nicht mir leiden. Ich habe es geschafft. Unser Schweigen ist voller unausgesprochener, aber genau spürbarer Feindseligkeit - wir sind nervöse Ehefrau und abgestumpfter Ehemann.
Ich habe es übertrieben. Aus Spiel ist Ernst geworden.

Eine unbewusste Kraft rettet mich, rettet uns, weil ich plötzlich anfangen muss zu lachen, bis sich alle Spannung gelöst und alle Misstöne aufgelöst haben. Schmal sein Lächeln als er mich verdutzt anschaut. Oh, wie ich sein Grübchen auf der linken Wange liebe ...

"Es war ein blödsinniges Spiel von mir - wir müssen etwas essen!"
"Ehefrau und Ehemann?"
"Ja. In einer halben Stunde habe ich versucht, ein halbes Leben unterzubringen. Uns beide als altes Ehepaar, träge beieinander, von Ritualen voller Nichtigkeiten und unnützer Streitereien aneinander gekettet ..."
"Zeitverschwendung! Das Jetzt zählt, sonst nichts."
Klugscheißer!
Alles lässt sich gedanklich durchspielen *ja*

Nur ist es völlig Sinnfrei
Weil erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
*klugscheisser*
Ja, ja ... denn sie wissen nicht, was sie tun ...
*******n_HH Frau
5.935 Beiträge
Vielen Dank für diese Zeilen...
Es erinnert mich da an jemanden...der mit guten Momenten, manchmal einfach schlecht umgehen kann und den Weg der Zerstörung wählt. Wie gut, wenn man dann auf einen stoischen Geist trifft der dieses Theater ignoriert oder unverblümt sagt: " Laß den scheiß." Für beides bin ich dankbar ...
LG Pia
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