Was versteht ihr unter 'Gentleman' und 'Gentle-like'?

Meine Definition eines Gentleman ist diese: er ist höflich und zuvorkommend, hält mir die Tür auf, diese Dinge alter Schule, welche eine moderne Frau nicht braucht, aber schön findet denn das bedeutet für mich, er ist aufmerksam, mein Wohlbefinden und Komfort sind ihm wichtig.
Dazu kommt außerdem, dass er ein guter Gesprächspartner ist, sich wohlüberlegt ausdrückt, sodass es Spaß macht sich mit ihm auszutauschen.
Natürlich grapscht er nicht wild rum (zunächst ), sondern tastet sich vor, wie es uns beiden zusagt.

Ich bin wirklich nicht konservativ, aber ich halte viel von einem wertschätzenden Umgang miteinander, und manchmal zweifele ich ernsthaft daran, ob diese Werte unbedingt als „altmodisch“ abgestempelt werden sollten, denn es gibt sie zwar schon länger, aber aus der Mode scheinen sie nicht völlig zu sein

Für mich sind das Männer, die Charakter, Ausstrahlung und Manieren haben.
Sie verhalten sich selbstverständlich respektvoll, sind aufmerksam, geben der Frau ihr Jackett wenn es kühl wird, sorgen dafür, dass Frau nach dem Date bis vor die Haustür begleitet wird, ...
Sie achten auf ihr Äußeres, sind gepflegt, kleiden sich stilvoll. Achten auf ihre Ausdrucksweise, führen gehaltvolle Gespräche und man bemerkt ihre Bildung und vorhandenes Niveau.
Und ein Gentleman hat keine Erwartungshaltung wie "Sie muss mich nach dem ersten Date küssen" oder ähnliches. Ein Gentleman erwartet (meiner Meinung nach) nur eines von einer Frau: ebenfalls Respekt und Manieren.

Für mich ist das Benutzen dieses - zugegeben - altmodischen Begriffes der Versuch sich von Grobheit, Unhöflichkeit, Respektlosigkeit abzugrenzen bzw. zu distanzieren (je nachdem, wer ihn verwendet).

In der Definition (so wie ich sie verstehe), stimme ich break_me zu.

Ich empfinde es freilich als schade, dass es notwendig ist das überhaupt zu tun. Die Erfahrung zeigt aber, dass das nicht unbegründet passiert, dass Männer sich explizit als Gentleman bezeichnen um das hervorzuheben und Frauen kommunizieren, dass ihnen das wichtig ist.

Danke erstmal für die ersten Beiträge !
Wie zu erkennen ist, sind ja die Werte eines Gentleman bekannt...!

redraven_78 hat da eben nen guten neuen Ansatz gebracht :

Viele Herren halten es offenbar für nötig, dass zu betonen, dass sie Gentleman sind...speziell hier im Joy beim Schreiben. Die Realität zeigt dann leider oft das genaue Gegenteil, glaub ich .

Manchmal denk ich echt, dass die Begrifflichkeit mehr zur Ausrede genommen wird, um irgendwas zu kaschieren oder zu verdecken (so will es redraven_78 wohl auch ausdrücken).

Wie steht für euch ein Gentleman zum Punkt Oberfläche und Empathie?

Nein ... so hatte ich es nicht gemeint. Ich meinte eher, dass Menschen den Begriff verwenden um zu kommunizieren, dass sie höflich, zuvorkommend usw. sind.

Ob das dann immer so ist, steht auf einem anderen Blatt.

Und, dass es Menschen für nötig halten liegt (wie schon geschrieben) meiner Meinung daran, dass es nötig ist.

ganz einfach.... nicht mehr und nicht weniger.

Knigge lässt grüßen - hier ist alles schön und ausführlich beschrieben

Grüssle

Stahlwittchen

Gentlemen ist ein Begriff der zum ersten mal 1386 schriftlich erwähnt wurde und jemanden zu charakterisieren versucht der auf Grund seiner Klasse und seines Verhaltens als "Ehrenmann" gelten kann. Heutzutage wird der Begriff anders verwendet, jedoch ist er m.E. immernoch abhängig von Klasse und somit auch Verhalten. Ich finde den Begriff und das Konstrukt dahinter hinterfragenswert. Ich kann selbst eine Tür öffnen, ich kann mir auch selbst eine Jacke anziehen und ich kann mir auch selber einen Stuhl unter den Hintern schieben. Alle Versuche von Männern mir bei diesen eher einfacheren Tätigkeiten "helfen zu wollen" endeten damit, dass ich ihnen die gleiche "Hilfestellung" aufgedrängt habe. Da haben die vielleicht doof geguckt. Beleidigt und verwirrt standen sie da. Warum sollte es bei mir anders sein? Ich kann all das selbst und möchte nicht auf Grund meines Geschlechts paternalistisch behandelt werden.

Wenn jemand höflich sein will und nicht weiß wie er/sie das tun kann ohne diese verstaubten Normen, dann kann er/sie fragen oder einfach aufmerksam sein und zuhören =)

Tür aufhalten, das machen ja tatsächlich noch die meisten. In die Jacke helfen auch noch... Autotür? Naja. Wobei mich das zugegeben, auch irritiert.
Ich habe festgestellt, dass ich das nicht gewohnt bin und manchmal gar nicht abwarten ob der Mann die Absicht dazu hätte.
Ich hatte einen jungen, attraktiven Kollegen der jeder Frau egal wie alt, egal welches Aussehen die Tür aufhielt. Daran musste ich mich erst gewöhnen.
Hielt er einer Frau nicht die Tür auf oder nahm ihr ein Paket ab war das für ihn eine wortlose, bewusste Beleidigung.

Knigge gut und schön. Aber ein Gentleman ist man für mich nicht mit dem Wissen um Anstand und Umgangsformen sondern eben diese immer an den Tag zu legen.

Wenn der Mann dies beim ersten Treffen kann, das können die meisten, sie dann aber nicht mehr für nötig erachtet, ist er für mich eben nicht wirklich ein Gentleman.

Nunja, ich bin bei solchen Gesten immer eher kritisch:

Blumen bekommt Frau nur solange, bis Er sie rumgekriegt hat.
Und später dann bei Geburtstagen, Jubiläen und schlechtem Gewissen...

Wenn Er der Frau in den Mantel hilft und die Jacke auf seine eigene Schulterhöhe hält,
weiß man auch, wo der Hase langläuft...

Höflich, freundlich, respektvoll, nett, zuvorkommend, empathisch zu sein zeigt sich im gesamten Wesen und nicht in einigen mehr oder weniger aufgesetzten Handlungen.

Aus meiner Sicht hast du auch sehr treffend erkannt, worauf ich mit dem Thema hinaus wollte.

Ich denk eher auch, dass viele den Gentleman nur so lang raushängen lassen, bis sie bekommen haben, was sie wollten.
Eher ne traurige Art der Manipulation, um das mal direkter zu sagen.

Der "Old-School-Knigge" ist nur in nem bestimmten Rahmen noch vertretbar, wie mir scheint.
Ich befürworte das Gentle-Dasein in Hinsicht der Beständigkeit der charakterlichen Werte auf lange Zeit...und nicht nur auf ne situationsabhängige Dauer...also nicht nur um den Finger wickeln, bis man/n bekommt, was er will.

wenn Frau so misstrauisch ist, dann verpasst sie vielleicht einen wirklichen Gentleman.

Ich bekomme gern mal ein Blümchen. Darf auch gern von der Wiese gepflückt sein oder eins im Blumentopf.
Ich lasse mir gern in die Jacke helfen, wenn der Herr das kann.
Es ist schön, auch mal die Tür aufgehalten zu bekommen.
Und wenn ich merke, er macht das gern, er macht das aus einem Selbstverständnis heraus oder er will eine Freude bereiten, dann freut es mich doppelt. Super, klasse alles.

Allerdings ist Menschenkenntnis immer gut, auch um in diesem Zusammenhang zu merken, ob das alles nicht doch Mittel zum Zweck ist...

ich (w) bin auch schon ein paar Tage auf der Welt wie lange geht denn so ne Testphase

Das ist keine Testphase, das nennt sich Kennenlernen.
Und zu merken, ob es passt, geht sehr schnell.

weiß ich auch und sogar nach 5 Jahren ist er ein Gentleman

sollte alles drwähnte nicht eigentlich selbstverständlich sein?

wobei ich weiter gehe und anhänge das ein wahrer gentlemen das gerne und aus überzeugung macht und nicht, nur weil er es sein will.
und ich geh sogar weiter und behaupte das ein gentlemen sich auch in einem außergewöhnlich sex wieder spiegelt...

also auf ihr frauen und erobert den don juan fürs wochenende...

Mit Knigge ist es m.E. nicht getan. Das ist mir zu oberflächlich.

Ein wahrer Gentleman zu sein ist für mich eine Grundeinstellung.
Eine Einstellung die auf inneren Überzeugungen und Werten beruht.
Deren wirkmächtige Sichtbarkeit auch durch Widrigkeiten hindurch bestehen bleibt.

Eine Gesinnung mit Maßstäben die eben nicht für alle Situationen und Zeiten in Stein gemeißelt sind.

Eine Haltung die sich nicht darin ergeht starsinnige Handlungen zu erzeugen, sondern Weiterentwicklung und Verbesserung als wichtigen Teil des Selbstverständnises beinhaltet.

Dabei geht es ganz und gar nicht darum irgendjemanden zu beeindrucken.
Ja, es beinhaltet für mich ein höflicher Zeitgenosse zu sein - solange es sinnvoll ist - nicht aber länger.

Ein Gentleman steht für sich selbst, dieses Eigenverständnis kann durch feinsinnige Beobachtung festgestellt werden anhand von Situationen die eben nicht in Lehrbüchern und Abhandlungen stehen.