Andere Herangehensweise
Beobachte das zwar ähnlich wie TE, für mich stimmt es so aber nicht.
Das erste ist, ich glaube nicht, dass mein Kopf mehr weiß als mein Herz. Meine Gefühle kennen die Wahrheit, mein Kopf ist dazu da, die Gefühle zu verstehen.
Somit ist es für mich völlig absurd, meine Gefühle kontrollieren und kategorisieren zu wollen. Wann soll es das denn Wert sein, sich diese Lebensqualität zu nehmen? Selten.
Somit ist Freundschaft plus nicht „ich schränke eine romantische Liebe auf Freundschaft ein“, sondern ich erweitere eine Freundschaft um Sex.
Für mich als Sprachfetischistöse auch die einzig denkbare Bedeutung. Das, was TE beschreibt, müsste ja dann Liebe Minus heißen oder Verliebt Minus oder wie ich sagen würde... Affaire.
Liebe ist in meiner Welt ein einseitiges Gefühl mit vielen Gesichtern. Ich liebe auch meine Freunde, romantisch ist das nicht. Das wird auch weder durch noch beim Sex romantisch. Das Gefühl ist schlicht nicht da. Wenn ich mit einem Freund schlafe, dann weil wir beide untervögelt sind, es unkompliziert ist und wir uns eh miteinander wohlfühlen. Eine tolle Qualität, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
Natürlich können sich Gefühle verändern, dann kann man das verstehen und wandeln, wenn denn beide das möchten.
Auch die Begegnungsqualität ist für mich mit einem Freund sehr anders beim Sex. Diese Freude an der Männlichkeit und Weiblichkeit ist sehr hintergründig, kein wirkliches Begehren. Mit einem Freund Sex zu haben ist nicht viel anders als mit ihm Tischtennis zu spielen. Macht Laune, bedeutet aber nichts.
Ich kann den anschauen und Dinge sagen wie „wie kann man nur so nen süßen Arsch haben ohne Photoshop“ und wir lachen und plaudern über das Potential des nächsten Dates mit anderen.
Ich mag, wie sehr jeder dem anderen ein Verlieben gönnen würde. Ich mag, dass das „Konstrukt“ nicht ständig bestätigt werden muss. Ich mag, dass wir ebenso selbstverständlich nicht miteinander Sex haben, je nachdem wo man eben gerade so ist mit seinen Gefühlen, Bedürfnissen und Baustellen im Leben.
Jemanden, den ich als Mann begehre, mit dem brauche ich Freundschaft ohnehin als Basis. Diese Geschichten, die manche da zelebrieren, nicht miteinander reden zu können, nicht offen füreinander zu sein, für sowas ist in meinem Leben kein Platz. Das würde mich so sehr zermürben.
Wenn da kein Platz ist, für die jeweiligen Gefühle, dann ist da nach meinem Verständnis kein Platz für die individuelle Wahrheit, was alleine die ganze Geschichte für mich schon ad absurdum führt.
Jemand darf nicht sein, aber ich liebe ihn... ??? Was liebe ich denn dann? Seine Nicht-Existenz? Gut das würde für mich das oft beschriebene Verschwinden der Libido erklären. Wie soll man den auch Lust auf jemand oder etwas nicht-existentes haben, außer auf Schokolade, wenn sie alle ist?
In dem romantischen Liebesgefühl gibt es für mich auch ganz unbedingt Freundschaft, aber der Fokus liegt ganz woanders. Da ist das Thema Mann und Frau sehr vordergründig, das Gefühl des Begehrens ganz anders motiviert.
Während in der F+ einfach nur der Druck einer körperlich motivierten Geilheit abgebaut wird, ist mir im romantischen Liebesgefühl der Körper lediglich das Wahrnehmungs- und Ausdrucksmittel. Das Begehren kommt aus dem Herzen, aus dem Gefühl.
Man teilt eine andere Intimität, da ist für mich so viel mehr Bewusstsein für diesen Mann und in der Begegnung mit ihm so viel mehr Bewusstsein meiner selbst als Frau.
Auch im romantischen Liebesgefühl empfindet jeder einseitig. Diese Freiheit nehme ich mir heraus. Ich konfrontiere ja „den Geliebten“ nicht mit der Erwartung das zu erwidern, allerdings mit der Herausforderung, das auszuhalten und mir lassen zu können.
Empfinde es auch als eine fürchterliche Unart aus dem Gefühl der eigenen Überforderung / des eigenen drängenden Wunsches, den anderen in seinem Gefühl nicht auszuhalten.
Selbstverständlich darf jemand anders empfinden als ich. Das ist doch ein eigener Mensch.
Darin beantwortet sich für mich auch die Frage, warum was nicht Beziehung wird, wobei ich das Partnerschaft nennen würde. Beziehung hat viele Formen.
Partnerschaft braucht, dass beide dieses romantische Liebesgefühl zueinander empfinden, dass beide den Wunsch haben, miteinander durch‘s Leben zu gehen.
Und dann gibt es eben noch diese Situationen, wo da ganz viel Gefühl ist und einer eben nicht „kann“ aus seiner Haut aus ... Umständen.
Dann stellt sich für mich die Frage, ob das, was trennt gelebt wird oder das was eint in die Lebendigkeit findet.
Freundschaft Plus ist und bleibt ein Kumpel mit dem ich Sex hab und zwar nicht in der Gefühlsregulationsschublade sondern aus dem Gefühl heraus.