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Sie kniete oft

Sie kniete oft
Seinerzeit bei den englischen Fräuleins im Internat, da war sie 9 Jahre alt.
Jeden Morgen um 6h zur heiligen Messe, und jeden Donnerstag um 18h zum Rosenkranz.
Da fühlte sie das schmerzliche Drücken der schmalen „Büßerbretter“ an den Knien,
murmelte das Vater unser einmal rauf und das Ave Maria einmal runter.
Gemurmelte Heucheleien, weil sie nie hinter den Sinn dieser Stunden kam.
Knien war nicht ihr Ding, schon gar nicht, eingezwängt in einem so strammen Korsett.
Das hatte sich dann erledigt, als sie selbst entscheiden durfte, ob sie gefirmt werden wollte oder eben nicht.
Nachdem die Kirchlichkeiten schon lange das Maß überschritten hatte, sagte sie ganz schnöde,
nein sie will nicht , sie will ungefirmt, unkirchlich und heidnisch werden und bis an ihr Lebensende bleiben.
Und,
sie würde auch nie wieder knien, nicht vor einem Gott,oder vor sonst irgendwem.

Gott (so es ihn denn gibt) musste irgendwo ziemlich gelacht haben........als sie diesen Ausspruch im Brustton der vollen Überzeugung von sich gab.


Er gab sich alle Mühe die Freiheit , aus ihr raus zu schlagen und was seine Schläge nicht schafften sollten seine Worte tun. Sie zu einer Gefangenen machen in sich selbst, ab und ausgeschlossen von der Welt.
Innerlich ging sie auf die Knie und seine Worte scheuerten ihre Seele wund.
Es waren lange Jahre, und als ihre Leidensfähigkeit sich dem Ende zuneigte und sie spürte wenn sie jetzt nichts tat, würde sie fallen wie ein Blatt im Wind,
schloss sie tränenleer diese Tür, drehte sich nicht noch einmal um und schwor sich, nie wieder, nie wieder würde sie knien, nicht innerlich und nicht äußerlich und schon gar nicht vor einem Menschen.

ER (so es ihn den gibt) hat garantiert irgendwo leise gekichert

die Welt mit all dem was sich darauf tummelte, war ihres, gehörte ihr, hatte sie sich erobert und erkämpft – sie kniete nicht mehr -nicht innen, nicht außen - und für Demut dieses unsägliche Wort , gab es schon dreimal keinen Grund.
Nach Jahren, als sie alle Schrecken feinsäuberlich in ihren Kellern abgelegt und sie angstfrei und senkrecht durch diese Welt ging, die ihr so selbstverständlich gehörte,
da musste ER (so es ihn denn gibt) gesagt haben : JETZT flute ich sie mit allem............und dann wollen wir mal sehen...............

Sie stand unter dem maigrünem Blätterdach eines Ahornbaums als sie dieses JETZT volle Breitseite traf - als ihre Seele so weit wurde um zu versuchen diese Größe zu fassen , die Farben zu sehen und die Gerüche in sich aufzunehmen, die Klänge zu hören und sich der monumentalen Größe dieser Welt bewusst zu werden.
Ein Blick in die Ewigkeit , ein Blick in die Schönheit, ein Blick in die Vergänglichkeit , ein Blick in das Jetzt und für einen Blick, einen Lebensblick bist du Teil des Ganzen und darfst daran teilnehmen.
Es traf sie das JETZT, mitten ins Herz, mitten in die Seele.............die Schönheit trieb ihr die Tränen in die Augen und es zog sie wie selbstverständlich auf die Knie.

Und IHN (so es ihn denn gibt) konnte man irgendwo schmunzeln hören.
Eine wunderbar erzählte Geschichte, die mich sehr an C.S.Lewis
erinnert, sein Suchen nach Antworten auf die Frage nach Gott,
sein radikales Verständnis von Liebe und Demut.
Ich mag solche Texte, die auch etwas von einem Gleichnis haben.

Gruß
Berglöwe
beklemmend, beeindruckend, faszinierend........................
schluck
Hallo@solis

Wunderschön geschrieben, aber doch sehr beklemmend. Aber sie ist auch absolut fazienierend. Klasse *top*

Lieben Gruß Golden_Girl
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Eine schöne Geschichte. Auf der Suche nach Gott oder dem Göttlichen oder wie immer wir ein höheres Wesen nennen möchten (sofern es eines gibt ;-), sind wir alle - ausser diejenigen, die ihre Wahrheit schon gefunden haben.

Das Knien finde ich ein gutes Beispiel. Deine Figur will nicht mehr knien müssen, bis sie es freiwilig und mit innerer Demut vor dem "Göttlichen" macht. WUNDERBAR!

Liebe Grüße
Hera *blumenschenk*
******iva Frau
2.842 Beiträge
wundervoll geschrieben!!!!!!!!! *blumenschenk*
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