Reizvolle Kontraste
Ich finde es nicht sonderlich verwunderlich, dass der Anblick von „Verstärkungen“ bei Nylon- bzw. Perlonstrümpfen ein solch reizvolles Ziehen – im „Kleinhirn“ von Männern - auslöst.
Es gab Zeiten, da wurden Männer ganz buschig, wenn sie nur den Blick auf den Knöchel einer attraktiven Frau erhaschen konnten, die vielleicht gerade ihr Kleid etwas lupfte, um in eine Kutsche zu steigen.
Angebot und Nachfrage sollte man hier nicht unterschätzen. Lächel.
Das menschliche Auge bleibt, wenn es über eine perfekt homogene Oberfläche streichelt, grundsätzlich und prompt an allen „Störern“ nur zu gern hängen. Störer, Kontraste fallen einfach auf – gleich, ob sie modisch gewollt (Muster, Ziernähte), unbeabsichtigt (Laufmaschen - kreisch), produktionstechnisch bedingt (Nähte) oder völlig „unromantisch“ zweckdienlicher Natur sind (Verstärkungen erhöhen nun mal die Haltbarkeit in arg strapazierten Zonen).
Interessanterweise sind sämtliche „Verstärkungen“ und ihre Schattenspiele in den Bereichen zu finden, die für fetischistisch veranlagte Männer hocherogen sind: Füße, Zehen, Fersen, Oberschenkel … anders herum gesagt … da wo es „spannend“ wird, sind die „Verstärkungen“ zu Hause … und naturgemäß ist das seltenst „öffentlich“ zugänglich.
Die anonyme moderne Lady, die mir heute im Straßenbild, im Büro etc. pp. ins Auge fällt, bevorzugt den Strumpf ohne auffallende sichtbare Störer, eben das glatte makellose Make-up fürs Bein. Sie verabscheut geradezu „Störer“, die ihr modisch ästhetisches Empfinden torpedieren. Und die Industrie hat diesem Mainstreamwunsch der Frau im Laufe der Zeit durch neue Produktionsverfahren Rechnung getragen, denn für die Frau ist der Strumpf primär modisches Accessoire und erst auf zweiter Ebene geliebter erotischer Lockstoff – gleich, ob uns Männern diese Reihenfolge nun gefällt oder nicht. Oder kennt jemand eine modebewusste Frau, die zehenverstärkten Strümpfen gegenüber unverstärkten - zu hohen Abendsandaletten - freiwillig den Vorrang gibt?
Das gehört wohl eher in die „guten alten 50iger“ … ach ja, die 50iger … grins.
„Verstärkungen“, wie o. a. sieht Mann bei Frau heute wohl am ehesten nur noch zufällig oder ausschließlich im privaten Bereich. Und plötzlich bekommt hier das zur Schau getragene makellose Outdoor-Make-up, die perfekte glatte Erscheinung, die eine Dame anstrebt und schätzt, einen Riss, eine ganz andere, eine ganz neue Qualität – geradezu intim.
Mit so lächerlich erscheinenden Dingen, wie „präsentierten“ Verstärkungen offenbart uns die „perfekte“ Lady ungewollt einen Hauch reizvoller „Normalität“ im scheinbar ach so „perfekt gestyltem System“; sie „entthront“ sich gewissermaßen selbst und gewährt – ohne es auch nur zu ahnen – Zugang zu sonst Verborgenem – und das zieht uns nun mal magisch an - und erinnert uns vielleicht sogar an längst vergangene Zeiten. Und mit einwenig Glück werden wir Zeuge, wie das unbewusste, kontrastreiche Spiel ihrer Zehen uns fast immer um unser bisschen Verstand bringt. Aber das weiß die Schöne mit den strahlenden Augen dort auf dem Sofa ja Gott-sei-Dank nicht. Hmm … lächel … jetzt schon.
kyto