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Wie organisiert ihr euch?
Gibt es eine Hierarchie?
Gibt es unterschiedliche Bindungen?
Wie macht ihr es, dass es nicht zu kompliziert wird?
Ich lebe momentan in einer polyamoren Beziehung und ich habe schon vorher in verschiedenen polyamoren Beziehungen gelebt.
Meine Erfahrung hat mich drei grundsätzliche Dinge hierzu gelehrt:
- Jedes Geflecht ist, wie jede Beziehung und jeder Mensch auch, individuell, somit gibt es kein, immer gültiges, Patentrezept.
- Offenheit, Ehrlichkeit und Kommunikation sind die Grundlage jeglicher Beziehung und auch die Grundlage des Geflechtes.
- Versuche bei Regeln und Konstellationen das KISS-Prinzip umzusetzen:
Keep It Simple and Stupid
Für mich ist es so, dass polyamor bedeutet, dass ich grundsätzlich in der Lage bin und auch bereit bin mit mehr als einem Menschen gleichzeitig in einer Liebesbeziehung zu leben. Dies ist aber nicht zwingend für mich nötig, um glücklich zu sein, sonder es kommt nur zum tragen, wenn ich die richtigen Partnerinnen finde.
Das bedingt auch, dass sich bei den Geflechten, wo ich Mitbegründer war/bin, sich die Geflechte aus einer ersten Beziehung heraus entwickelt haben und meine jeweilige Partnerin und ich diese erste Beziehung mit anderen PartnerInnen erweitert haben.
Selbst, wenn es keine festgelegte Hirarchie gibt, so entsteht automatisch immer eine persönliche Abstufung, die sich aus der Dauer der Beziehung und den aktuellen Präferenzen und Emotionen der Beteiligten im Geflecht ergibt. Einfach ausgedrückt wird jedem Mitglied die eine Beziehung momentan, vielleicht nur ganz leicht, wichtiger sein als eine andere.
Wenn dann noch Komponenten wie gemeinsames Eigentum, gemeinsame Wohnung, Ehe und Kinder hinzukommen, so ergibt sich schon daraus eine eine materielle oder auch emotionale Gewichtung der Beziehungen, die auch eine Hierarchie ergibt.
Da diese Priorisierungen für jeden individuell sind, kann es leicht zum Konflikt kommen, wenn eine Beziehung von beiden Beteiligten unterschiedlich bewertet wird.
Auch die Vernetzung des Geflechtes ist ein Faktor, wie stabil und sicher das Geflecht ist. Wenn alle Beteiligten sich kennen, und auch freundschaftlich verkehren und offen direkt miteinander sprechen können, ist das sehr hilfreich, um Konflikte und Probleme schnell und sicher zu lösen.
Je enger die Vernetzung wird, auch sexuell und auf "Mehr-als-nur-Freunde"-Ebene, desto kritischer wird es auch, wenn eine dieser Verbindungen im Geflecht bricht, da es negative Auswirkungen auf das ganze Geflecht haben kann.
Hier ist es immer wichtig, dass eine konstruktive, offene Kommunikation zwischen allen immer aufrecht erhalten bleibt.
Gerade im BDSM gibt es häufiger Konstellationen mit Primärbeziehungen/Ehen, Spielbeziehungen, Zofen , Subs, Sklaven,....
Wichtig ist, das von Anfang an grundlegende Regeln zu Kommunikation, Zeitmanagement und Hierarchie (wenn vorhanden) festgelegt werden und klar und offen über Ziele und Wünsche der einzelnen Partner für die individuellen Beziehungen, aber auch für das Geflecht gesprochen wird.
Und da sich Ziele, Wünsche, Gefühle, Emotionen und somit Menschen und Beziehungen stetig ändern ist eine stetige, klare, offene und ehrliche Kommunikation auch so wichtig.