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Eine Geschichte wie Viele

Eine Geschichte wie Viele
(Vorweg ein Wort des Autors: Ich stelle mich nun meinem Publikum, Stück für Stück. Ich würde mich über Feedback freuen. Und ich kündige an: Ich habe nicht die Absicht, Pornografie zu schreiben.)

Marc und Anne hatten das alte Herrenhaus am Ende doch noch gekauft. Marcs Idee, jemanden zur Untermiete aufzunehmen, hatte Annes Seelenqual ein Ende bereitet.
Auch bei der optimistischsten Kostenrechnung hatten fast zweitausend Franc im Monat gefehlt. Aber Anne war unsterblich in das Haus verliebt: Es lag in einem Villenviertel am Rande der Stadt, hatte einen wild verwucherten und weitläufigen Garten auf der Rückseite, im Keller eine Sauna und neben der Terrasse ein Schwimmbad, das zur Außenseite hin in einen viktorianischen Wintergarten überging.
Das gesamte Gebäude mochte gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts errichtet worden sein und obwohl jeder Besitzer im Laufe der Zeit viele kleine Änderungen vorgenommen hatte und seine persönlichen Bedürfnisse ein- und angebaut hatte, war der Gesamteindruck unverkennbar von der Verspieltheit des ursprünglichen Architekten geprägt.
Die Fassade war fast vollkommen vom Efeu überwuchert und die beiden Eichen rechts und links der Eingangstreppe ragten weit über das dunkle Schieferdach hinaus. Marc war bei der ersten Besichtigung auch aufgefallen, dass die Raumhöhe deutlich über das heutzutage übliche Maß hinausging. Ihm erschien diese Tatsache bemerkenswert, da die Menschen in früheren Zeiten doch im Durchschnitt kleiner gewesen waren und somit im Grunde nicht so viel Raum nach oben benötigt hätten.
Anne war allerdings egal, welchen Grund es für die Höhe der Räume geben mochte, sie lief wie ein kleines Kind durch die Korridore, riss jede Tür auf und sah in jedes Zimmer hinein. Immer wieder stieß sie kleine Jubelschreie aus, wenn ihr etwas Besonderes auffiel, wie etwa der offene Kamin in dem großzügig angelegten Tagesraum oder die tief eingelassene Badewanne, in der sich ohne Schwierigkeiten zwei oder sogar drei Personen vergnügen konnten.
Der Makler kam kaum hinter ihr her und da Marc die Räumlichkeiten lieber einer genaueren Prüfung unterzog, wusste der arme Mann nicht so recht, bei wem er bleiben sollte: Bei dem kritischen Herrn, um rechtzeitig auf die Vorzüge des Hauses hinzuweisen, falls es tatsächlich einen Grund für Reklamationen gab, oder bei der jungen und etwas verspielten Dame, um deren Eifer zu bremsen, wenn es ihm nötig erschien.
Marc sah Anne die Treppe hinauflaufen und gab dem Makler ein Zeichen.
„Holen sie doch bitte die Vertragsunterlagen. Ich denke, meiner Verlobten sagt das Anwesen zu.“
Der Mann rieb sich die Hände und beeilte sich, dem Wunsch nachzukommen. Als er außer Sichtweite war, überflog ein leises Lächeln Marcs Gesicht. Er folgte Anne, zwei Stufen auf einmal nehmend, und am Ende des Korridors sah er Sie stehen. Er verlangsamte seinen Schritt und seufzte.
„Da wir uns das Haus ohnehin nicht leisten können, Mon Amour, lass uns jetzt bitte nach Hause fahren.“
Sie war entsetzt. Sah ihr Geliebter denn nicht, dass sie nur noch glücklich sein konnte, wenn er mit ihr in dieses Haus zog? Sie verstand die Welt nicht mehr.
„Können wir es nicht wenigstens mieten?“
Sie zog einen Schmollmund. In ihren Worten schwang leiser Trotz mit. Marc lächelte hintergründig.
„Ich weiß nicht recht. Es würde viel zu lange dauern, den Kauf zu regeln. Ich will aber schnell nach Hause, denn ich habe plötzlich einen unheimlichen Appetit auf dich!“
Anne wich lachend zurück, hob die Hände über den Kopf, stellte sich auf die Zehenspitzen und drehte sich einmal um ihre Achse.
„Wenn es nur daran liegt: Dafür müssen wir nicht nach Hause fahren.“
Sie tänzelte rückwärts durch die nächste offene Tür. Marc folgte ihr in das muffige Halbdunkel des Zimmers. Die Fenster waren von außen zugenagelt und seit Monaten schien niemand mehr gelüftet zu haben. Marc stemmte die Hände in die Hüften.
„Du willst doch nicht hier…?“
Anstelle einer Antwort löste Anne ihren Gürtel und ließ ihr leichtes Sommerkleid zu Boden gleiten. Sie trug wie üblich nichts außer den Strumpfhaltern darunter. Marc stieß mit seinem Hacken gegen die Tür und das spärliche Licht, das durch diese Öffnung in den Raum gefallen war, wurde zu einem schmalen Strahl, in dem der Staub wirbelte. Anne sank auf die Knie und öffnete Marcs Hose.
Der Makler war inzwischen in das Haus zurückgekehrt. Er hob lauschend den Kopf. Eindeutige Geräusche drangen aus dem oberen Stockwerk. Er blickte missmutig auf die Uhr. Dann seufzte er, ging zu seinem Wagen und setzte sich hinein. Er öffnete das Verdeck, steckte sich eine Zigarette an und schaltete das Radio ein. Er kannte diese Situation: Die meisten Paare verhielten sich beim Kauf eines Hauses so oder so ähnlich. Später, wenn sie einige Jahre zusammen gewohnt hatten, kam es immer seltener vor und irgendwann hörte es völlig auf. Dann kam meistens die Scheidung und das Haus wurde wieder verkauft – in den meisten Fällen ein weiteres Geschäft für ihn.
Aber auch, wenn es seinen Feierabend unnötig hinauszog, störte er die beiden jungen Leute nicht. Sollten sie ihren Spaß haben: Es war klar, dass er dieses Haus verkauft hatte. Er nutzte die unverhoffte Pause um sich auszumalen, mit wem er wo und wann die nicht unbeträchtliche Provision für dieses Objekt durchbringen würde. Seine bevorzugten Vorstellungen gingen dann auch ziemlich in die Richtung dessen, was die beiden Jungverliebten gerade im ersten Stock des alten Herrenhauses auf dem staubigen Boden vollzogen, er würde lediglich darauf Wert legen, eine noch jüngere Frau als die Käuferin zu buchen, wenngleich, diese schon seinem bevorzugten Beuteschema entsprach: Blond, langhaarig, schlank, aber mit sichtbaren, festen Brüsten ausgestattet, lange Beine, schmale Nase, volle Lippen, schmale Taille – ja, diese Anne wäre auch nach seinem Geschmack gewesen. Aber sie war ja nun einmal frisch verliebt und trieb es gerade mit ihrem Ehemann auf dem schmutzigen Fußboden dort oben. Also würde er sich einen ähnlichen Typ Frau kaufen – wie so oft, wenn es etwas zu feiern gab – und darauf achten, dass es sich um eine echte Professionelle handelte, die ihm auch einige eher exotische Genüsse verschaffen konnte.
Eine Geschichte wie Viele - 2
*
Nur zwei Monate später waren Anne und Marc in das Haus eingezogen. Seit dem ersten Wochenende stand das Mietangebot in der örtlichen Tageszeitung. Anne war dabei, die großen kahlen Räume in emsiger Kleinarbeit nach und nach in ein behagliches Heim zu verwandeln. Sie hatte fast ihren ganzen Jahresurlaub zu diesem Zweck genommen, doch ihr schien, dass diese Zeit niemals ausreichen konnte, um wenigstens die grundsätzlichsten Aufgaben zu erledigen.

Zwei Wochen lang hatte sie die Handwerker beaufsichtigt, jetzt sahen die Wände und der Boden wieder aus wie neu. Nun war sie allein, denn Marc hatte sich nicht frei machen können: Seine Firma befand sich in einer hochaktiven Phase und selbst wenn er jemanden gefunden hätte, der seine Arbeit erledigen konnte, hatte sich doch niemand bereit gefunden, in dieser Phase auch noch seine Verantwortung zu übernehmen.

Anne war nicht nur voller Verständnis dafür, dass Marc ausgerechnet jetzt beruflich so eingebunden war, nein, insgeheim freute sie sich über die Chance, beim Bezug ihres neuen Hauses zu beweisen, dass er ihr vertrauen konnte. Von seiner Arbeit her war Marc gewohnt, zu kontrollieren und zu delegieren, oft prüfte er pedantisch den Briefwechsel, den Anne mit zum Beispiel ihrem Scheidungsanwalt, diversen Versicherungsgesellschaften und anderen Institutionen führte. Manchmal fühlte sie sich ein wenig von ihm bevormundet, aber im Grunde liebte sie die Sicherheit, die er ihr gab und das Selbstbewusstsein, mit dem er auftrat. Er war ein Mann, an den man sich anlehnen konnte – nun wollte sie aber zeigen, dass sie auch etwas bewegen konnte.

Neben den vielen Dingen, die beim Einzug zu tun waren, kümmerte sich Anne auch um die Bewerber für die Einliegerwohnung im Erdgeschoss. Die meisten Anrufer legten allerdings grußlos auf, wenn sie die Höhe der Miete nannte. Nachdem der erste Wochentag vergangen war und sich nicht ein einziger der vierzehn Interessenten die Wohnung wenigstens hatte anschauen wollen, war Anne sicher, dass sie für den verlangten Preis keinen Mieter finden würden.

Das Telefon klingelte erneut und sie meldete sich resigniert. Die Stimme auf der anderen Seite klang jugendlich und lebhaft.
„Guten Tag. Mein Name ist Sophie. Ist die angebotene Wohnung noch zu haben?“
Anne nickte unbewusst.
„Ja, aber sie kostet zweitausend Franc im Monat.“
In Gedanken war Anne schon wieder bei dem Karton Nummer vierunddreißig, in dem das Silberbesteck von Marcs Großeltern verstaut war.
„Wie viel Quadratmeter Wohnfläche hat sie denn?“
Anne seufzte.
„Zweitausend, habe ich doch schon gesagt…“
Aus dem Hörer erklang ein helles Lachen.
„Wie bitte? Vermieten sie eine Konzerthalle?“
Anne griff sich erschrocken an den Kopf und versuchte sich an den vergangen Dialog zu erinnern.
„Oh, Entschuldigung. Ich… äh... ich war wohl gerade abgelenkt. Was hatten sie eben gefragt?“
Obwohl sie ihre Gesprächspartnerin nicht sehen konnte, hatte Anne das Gefühl, dass sie lächelte. Ihre nächsten Worte klangen teilnahmsvoll und Anne war die Sprecherin augenblicklich sympathisch.
„Sie haben wohl einen schweren Tag hinter sich?“
Wieder nickte Anne, doch bevor sie etwas sagen konnte, sprach Sophie wieder.
„Wissen sie was? Halten sie die Wohnung für mich frei. Ich setze mich in meinen Wagen und komme zu ihnen. Dann bin ich vielleicht eine willkommene Unterbrechung für sie und kann mir selbst ein Bild von allem machen!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, legte die Frau auf. Nachdenklich betrachtete Anne das Telefon. Das war die bisher eleganteste Art gewesen, mit der sich ein Anrufer aus der Affäre gezogen hatte. Es hinterließ nicht den schalen Geschmack wie ein knappes „zu teuer“ oder gar ein Knacken im Hörer ohne weitere Worte. Ein wenig war Anne dem Mädchen dankbar. Sie wollte wieder ins Wohnzimmer gehen, als der Apparat erneut klingelte. Anne überlegte kurz, ob sie ihn einfach ignorieren sollte. Doch dann nahm sie ab. Marc meldete sich.
„Hallo, Schatz. Alles wohlauf bei dir?“
Sie wollte fast in Tränen ausbrechen, riss sich aber zusammen: Er sollte nicht merken, dass ihre Nerven schon ziemlich blank lagen. Dennoch schilderte sie ihm ausführlich die vergangenen Stunden. Marc hört ihr geduldig zu, obwohl sie spürte, dass er keine Zeit zu haben schien. Wahrscheinlich hatte er nur angerufen, um ihr mitzuteilen, dass er später als erwartet aus der Firma kommen würde. Nach einigen Minuten hörte sie auf zu reden und wartete auf seine Reaktion. Er klang wie gewohnt ruhig und selbstsicher.
„Mach dir keine Sorgen, Kleines. Ich werde mich mal mit ein paar Vertragspartnern hier unterhalten, die in der Branche tätig sind. Die finden bestimmt einen Mieter. Einige Leute schulden mir außerdem noch einen Gefallen, und wir wollen ja nicht den Erstbesten in unserem Haus wohnen lassen, oder?“
Sie fühlte sich sofort besser.
„Oh, Marc! Wie wäre mein Leben bloß ohne Dich?“
Ein Kussgeräusch drang aus dem Hörer, dann seine gelassene Stimme.
„Wahrscheinlich dasselbe wie meines, wenn es Dich nicht gäbe, mein Schatz: Einsam und unglücklich. So ist es aber besser.“
Sie flüsterte.
„Marc?“
„Mhmm?“
„Ich will dich haben! Jetzt sofort!“
Sie ließ sich auf die Knie sinken und legte ihre freie Hand in den Schritt. Seine Antwort vermochte nicht, sie deutlich zu ernüchtern.
„Kleines. Das geht doch nicht. Ich bin noch in der Firma! Warte bis später…“
Anne öffnete mit einer kurzen Bewegung den Bund ihre Sporthose und ihre Hand fand schnell den Weg in ihren Slip. Ihre Stimme klang belegt.
„Ich kann nicht warten, Liebster…“
Marc hatte offenbar nicht bemerkt, was Anne tat. Er sprach ruhig und leise weiter.
„Ich werde noch ein, vielleicht zwei Stunden länger ... Schatz, was ist mit dir?“
Anne hatte einen kurzen Seufzer ausgestoßen. Ihre Stimme war nun ein heiseres Flüstern.
„Ich... denke an ... Dich...Liebster. Ganz… ganz... fest...“
Marc begriff augenblicklich, was am anderen Ende der Leitung vor sich ging. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und auch seine Stimme klang ein wenig rauer.
„Kleines! Ich komme doch schon in zwei Stunden.“
Sie lachte kurz auf. Ihr Atem ging stoßweise.
„Ich komme … aber… gleich…gleich…“
Anne stellte auf Lautsprecher, legte den Hörer aus der Hand und sank neben ihm zu Boden. Sie spreizte die Beine so weit, wie es die Jogginghose zuließ. Sie war zu keinem Wort mehr fähig und seufzte und stöhnte nur noch. Marc räusperte sich und begann, kurze und unanständige Obszönitäten in den Hörer zu flüstern, immer mit einem Seitenblick auf seine Bürotür: Jeden Moment würde ihn jemand zum Meeting abholen, da er telefonisch ja im Moment nicht erreichbar war.

Sie steigerte sich, wurde lauter, jedes Wort, dass er ihr zuraunte schien sie näher zur Erfüllung zu führen. Sie atmete immer schneller und heftiger, als plötzlich die altertümliche Klingel an der Haustür schrillte. Erschrocken fuhr sie hoch.
„Oh Gott – Sie kommt tatsächlich, Marc! Ich dachte, sie blufft nur. Ich rufe dich nachher noch einmal an. Ich liebe Dich. Kuss.“

Marc konnte den Abschiedgruß gerade noch erwidern, dann war die Verbindung unterbrochen. Anne sprang auf, zog die Hose hoch und rannte zum Hausflur. Der Garderobenspiegel war noch nicht aufgehängt. Im ersten Impuls wollte Anne ins Bad rennen, um ihre Haare zu ordnen, doch ihr fiel ein, dass sich das Badezimmer im ersten Stockwerk befand. Während sie unschlüssig da stand, klingelte es erneut. Sie stieß einen Fluch aus und lief zur Haustür. Dort atmete sie ein paar Mal durch, drückte sich selbst die Daumen und öffnete.

Auf der Außentreppe stand eine junge Frau in ihrem Alter und musterte sie mit einem offenen Lächeln. Sie hatte ein paar Sommersprossen um die Nase, einen gesunden, frischen Teint und war ein wenig kleiner als Anne. Ihre Haare waren fast zu gleichmäßig schwarz, als dass es die Naturfarbe hätte sein können. Sie trug eine moderne Kurzfrisur, die ihren burschikosen Gesamteindruck verstärkte. Sie war mit einer leichten, hellen Bluse bekleidet, durch die man die zierliche, schlanke Figur recht gut erkennen konnte, und auch der lange, nicht zur warmen Jahreszeit passende Rock konnte nicht verbergen, dass seine Trägerin eine Figur wie ein Model hatte. Irgendwie drängte sich Anne bei dem Anblick die Überzeugung auf, die Besucherin müsse beruflich mit Mode oder Fotografie zu tun haben.

Impulsiv streckte Anne die Hand zur Begrüßung aus.
„Hallo ! Willkommen zur Besichtigung!“
Die junge Frau tat erstaunt. Dann lachte sie, nahm die angebotene Hand und schüttelte sie mit einem festen Griff. Ihre Haut fühlte sich kühl und sanft an. Anne erinnerte sich an die letzten Minuten und wurde verlegen.
„Sie sind doch Sophie, nicht wahr?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie ihre Besucherin beim Arm und führte sie in das Haus. Sie begann zu erklären, zeigte Sophie zuerst den großen Flur, dann die Einliegerwohnung und den dazu gehörenden Teil der Terrasse. Zu ihrer Freude stellte Sophie recht gezielte Fragen, so als hake sie im Kopf eine Checkliste ab, dennoch fühlte sich Anne während des Gespräches immer wieder beobachtet. Sie versuchte ihre Verlegenheit zu überspielen, indem sie schnell in den nächsten Raum ging oder Sophie ebenfalls konkrete Fragen stellte.

Nach über einer Stunde fanden sich die beiden im provisorisch eingerichteten Wohnzimmer ein. Annes Wangen glühten. Sie wusste nicht, ob ihr Telefonat mit Marc oder die Hausführung daran schuld war. Etwas atemlos bat sie Sophie, Platz zu nehmen.
„Darf ich ihnen etwas Anbieten? Kaffee? Oder Tee? Oder vielleicht etwas Kaltes?“
Sophie setzte sich und schlug die Beine übereinander. Dabei rutschte der Rock ein wenig zur Seite, und Anne erhaschte einen kurzen Blick auf das Darunter. Sophie bemerkte Annes Blick und schmunzelte.
„Ja, sie dürfen mir etwas anbieten.“
Anne erhob sich.
„Bieten sie mir das Du an. Nennen sie mich Sophie. Es geht einfacher, wenn man in einem Haus wohnt und sich duzt.“
Anne stutzte. Dann lachte sie auf.
„Was? Ach ja! Entschuldigen, oh, ich meine, entschuldige bitte, Sophie. Wir beide dürften ein Alter sein, und nein, ich bin mir nicht zu fein dafür. Also: Ich heiße Anne.“
Eine Geschichte wie Viele - 3
*
Die beiden Frauen regelten in der nächsten Stunde das Vertragliche. Die Miete war Sophie nicht zu hoch. Sie arbeitete tatsächlich als Model und verdiente gut. Ihr Beruf brachte es mit sich, dass sie oft auf Reisen war, sie hatte schon lange eine Wohnung gesucht, die nicht völlig verwaiste, wenn sie sich für mehrere Wochen im Ausland aufhielt, und Anne bot sich spontan an, die Blumen zu gießen und ähnliche Kleinigkeiten zu erledigen, wenn Sophie nicht daheim sein konnte.

Sophie stellte in Aussicht, sich mit reduzierten Vorführmodellen zu revanchieren. Als Anne daraufhin kicherte, zog Sophie überrascht ihre Augenbrauen hoch.
„Was lachst du? Magst du Haute Couture etwa nicht?“
Anne schüttelte den Kopf.
„Nein, ich kleide mich sehr gerne mal mit etwas Besserem. Aber die Modelle, die du zum Vorzugspreis bekommst, sind doch dieselben, die du auch vorführst, oder?“
Sophie nickte verständnislos. Annes Blick fuhr über Sophies Körper.
„Tja, und bei deiner Figur werden mir diese Kleider wohl nicht passen“.
Sophie sah Anne einen Moment verständnislos an. Dann entwich ihr geräuschvoll der Atem.
„Du spinnst!“
Anne hob abwehrend die Hand und wollte etwas erwidern, doch Sophie war bereits an sie herangetreten und nahm sie beim Arm.
„Steh' auf!“
Anne fühlte sich überrumpelt und tat, was Sophie gesagt hatte. Diese stellte sich vor Anne und hob ihr T-Shirt an der Taille hoch. Erschrocken wich Anne zurück.
„Was machst du...?“
Sophie seufzte ungeduldig.
„Stell dich nicht so an. Das ist mein Beruf, okay? Ich tu dir schon nichts.“
Zögernd kam Anne näher und ließ sich aus dem T-Shirt helfen. Sophie zog mit einem kurzen Ruck den Verschluss der Jogginghose auf und trat dann einen Schritt zurück.
„Die Hose bitte auch.“
Unbeholfen schälte sich Anne aus dem Kleidungsstück. Dann stand sie nur noch im Slip da. Sophie setzte sich wieder und gab Anne knappe Anweisungen.
„Arme über den Kopf!“
„Und streck deinen Körper mal!“
„So, und jetzt drehen, immer um die eigene Achse, schön langsam.“

Anne kam sich fast lächerlich vor, aber Sophie betrieb das Ganze mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass sie den Kommandos ohne Widerrede folgte. Sophie maß Anne mit abschätzendem Blick, nickte dann und stand auf. Sie begann, sich ebenfalls zu entkleiden. Anne wurde unbehaglich zumute. Die Situation wurde auf unvertraute Weise spannend. Sie wollte Sophie bremsen, doch die war so in ihrem Element, dass es nur einen Augenblick dauerte, bis sie ebenfalls nur noch mit einem schwarzen Spitzenhöschen bekleidet vor Anne stand. Sie stemmte die Arme in die Hüfte.
„So. Du meinst also, dein Körper passt nicht zu den edlen Modellen, die ich vorführe. Jetzt sag mir mal, wo der große Unterschied zwischen uns ist.“

Anne sah an sich herunter und dann wieder zu Sophie. Der erste Eindruck hatte sie nicht getäuscht. Sophies Körper war schlank und fest. Sie schien regelmäßig Sport zu treiben, denn unter ihrer beinahe samtigen, feinen Haut zeichneten sich ebenmäßige und feingliedrige Muskeln ab. Beine und Oberkörper hatten das richtige Verhältnis, der Busen war rund und klein, nur ein wenig größer als die berühmte Apfelhälfte, die für Beschreibungen dieses Körperteils so oft gebraucht wird. Anne verspürte den Impuls, die zarten Halbkugeln zu berühren, einfach, um festzustellen, ob sie echt waren. Sophies Stimme riss sie aus den Gedanken.
„Sieh mal. Du bist vielleicht vier oder fünf Zentimeter größer als ich. Deine Beine sind aber länger. An deinen Oberschenkeln ist kein Gramm Fett, deine Haut ist glatt und … zart.“
Mit den letzten Worten berührte Sophie Annes Bauch. Anne erzitterte leicht. Aber Sophie machte ungerührt weiter.
„Deine Brüste sind größer als meine. Auffällig größer, aber du kannst mir glauben, sie sind Extraklasse. Normalerweise wird bei solchen Maßen schnell ein Hängebusen daraus, aber deiner ist fest und straff.“
Auch diese Behauptung prüfte Sophie durch einen Grifftest. Fast hätte Anne aufgestöhnt. Zudem kam es ihr so vor, als würde die Hand von Sophie ein wenig länger verweilen als nötig.
„Und dann: die Problemzonen. Deine Taille könnte von einer Siebzehnjährigen sein, und dein Po, da möchte man reinbeißen, so knackig ist der...“

„Dann tu es doch“ schrie es in Anne, denn Sophie fuhr nun mit ihren beiden Händen sanft über die angesprochenen Körperteile. Anne versuchte zu erahnen, ob sich ihre Besucherin darüber im Klaren war, was sie damit anrichtete. Doch Sophie blieb sachlich.
„Ich will dir mal was sagen: Wenn du Lust hast, nehme ich dich morgen mit zu meiner Agentur und ich garantiere dir einen Vertrag. Jemand hat dir einen Minderwertigkeitskomplex eingepflanzt. Wahrscheinlich irgendein Kerl.“
Als Sophie losließ, stieß Anne einen kleinen Seufzer aus. Sophie tat so, als habe sie dies nicht bemerkt. Sie drehte sich suchend um.
„Hast du eigentlich keinen Spiegel hier?“

Anne schüttelte den Kopf. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden war sie höchst erregt gewesen, zum zweiten Mal hatte die Situation zu einem abrupten und unerfüllten Ende geführt. Und beide Male war Sophie Schuld gewesen. Annes Stimme klang matt, als sie in Richtung Flur deutete.
„Doch, da draußen steht einer. Aber der ist noch verpackt.“
Sophies Blick folgte Annes Arm und blieb an Marc hängen, der mit offenem Mund in der Wohnzimmertür stand.
Eine Geschichte wie Viele - 4
*
Die drei saßen zusammen bei einem Rotwein und prosteten einander zu. Anne hatte die Situation schnell klären können. Marc war außerdem nicht der Typ, der sich über etwas aufregte, bevor er nicht alle Hintergründe kannte. Außerdem war er weniger erstaunt als erfreut gewesen, denn so ein Anblick bot sich ja nicht jeden Tag. Er erklärte, andere Leute müssten eine Menge Geld bezahlen, um Sophies Körper in Kleidung sehen zu dürfen, er dagegen habe dieses Privileg nun völlig ohne Kosten genossen. Zudem habe er sogar mehr zu sehen bekommen als die meisten anderen Menschen. Dann machte er noch eine charmante, aber eindeutige Bemerkung über Sophies Figur und tatsächlich huschte eine Spur von Röte über ihr Gesicht – Marc war ein imponierender Mann und sie fühlte sich durchaus geschmeichelt.

Und sie war gleich zu Anfang von seinem unerschütterlichen Auftritt beeindruckt gewesen, obwohl er seine Regungen wegen ihres Anblickes nicht gänzlich hatte unterdrücken können. Auf der anderen Seite war auch Marc schnell für das zierliche Model eingenommen, vor allem, als Sophie ungeachtet ihrer Nacktheit eine leichte Verbeugung angedeutet und sich Marc formvollendet vorgestellt hatte, ganz so, als würde sie wie gewohnt in edler Garderobe einen offiziellen Termin wahrnehmen. Die Tatsache, dass sie – nur im schwarzen Spitzenhöschen – mit der ebenfalls fast unbekleideten Ehefrau des eben eintreffenden Hausherren gerade noch auf Tuchfühlung gewesen war, überspielte sie mit einer professionellen Souveränität, die Marc regelrecht faszinierte.

Anne beobachtete das Flirten der beiden mit heimlicher Genugtuung, denn einerseits war sie stolz darauf, einen so bestechenden Partner wie Marc zu haben, andererseits bestätigte das gute Verhältnis zwischen ihm und Sophie ihre Wahl. Immerhin hatte sie den Mietvertrag gemacht, ohne Marc zu fragen: Es wäre kompliziert geworden, wenn sich die Beiden nicht verstanden hätten.

Sie verbrachten den Abend mit Erzählungen aus ihrem Leben. Dabei stellten sie fest, dass sich ihre bisherigen Erfahrungen auf erstaunliche Weise ähnelten. Auch Sophie hatte eine unglückliche Beziehung hinter sich, und wie man aus ihren Äußerungen deuten konnte, war sie mit ihrer derzeitigen Unabhängigkeit so zufrieden, dass sie nicht daran dachte diesen Zustand so bald zu ändern. Ausgenommen, so fügte sie schmunzelnd hinzu, ihr liefe ein Prachtexemplar wie Marc über den Weg. Anne hob scherzhaft drohend den Zeigefinger, als ihr Lebensgefährte eine einladende Geste machte, und wieder lachten die drei. Vielleicht ahnten sie die schönen Zeiten, die auf sie zukommen mochten.

Es wurde spät in dieser Nacht. Sophie hatte getrunken und so war es eine Selbstverständlichkeit für Anne und Marc, sie bei sich übernachten zu lassen, zumal sie ja ohnehin bald in ihrem Haus wohnen würde. Da das bisher einzig zur Verfügung stehende Bett in Annes und Marcs Schlafzimmer stand, teilten sie es sich zu dritt. Bevor Marc einschlief dachte er darüber nach, dass ihn bestimmt viele Männer um diese Situation beneiden würden – sich allerdings sicher etwas mehr davon erwartet hätten. Er prüfte sich selbst, wie er dazu stand und kam zu dem Schluss, dass es ihm nicht unrecht wäre, wenn sich zwischen ihm und Anne und Sophie etwas mehr ergeben würde. Seine anschließenden Träume setzen dann auch ungefähr dasselbe Thema in zahlreiche anregende Bilder um.

*

Sophie war bald eingezogen. In der Anfangszeit musste sie nicht oft verreisen und sie half Anne beim Einrichten des großen Hauses. Die drei verbrachten viele Abende miteinander, nach und nach entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen den Frauen. Sophie verliebte sich ein bisschen in Marc und als sie es Anne gestand, war diese nicht böse auf die Freundin, sondern meinte nur, sie könne es verstehen, immerhin sei sie ja auch in Marc verliebt.

Trotzdem sprach sie mit Marc eines Nachts über Sophie und deren Gefühle für ihn.
Sie hatten sich geliebt und lagen entspannt im Bett. Marc räusperte sich. Dann sah er Anne fest in die Augen.
„Sophie ist eine bemerkenswerte Frau...“
Anne musste lachen.
„Bemerkenswert? Du meinst, sie ist geil, oder, mein Schatz?“
Marc wurde verlegen. Immerhin das hatte Anne selten genug bei ihm erlebt. Er zuckte die Schultern.
„Ich werde dich nicht betr...“
Anne legte Marc schnell den Finger auf die Lippen.
„Pst. Versprich nichts, was du vielleicht nicht halten kannst, Liebling. Außerdem....“
Sie zögerte.
„... Außerdem würde ich es nicht als Betrug empfinden. Sie ist so lieb ...“
Marc richtete sich auf und nahm Anne bei den Schultern.
„Was bedeutet das? Seid ihr so gute… Freundinnen?“
Anne legte den Kopf an seine Seite und begann, ihn sanft zu streicheln.
„Nein, mach dir keine Sorgen. Wir haben nicht miteinander geschlafen und werden es nicht tun. Aber wenn...“
Jetzt richtete sie sich auf und sah Marc an.
„... dann ist es genauso wenig Betrug als wenn du es tätest. Ich liebe dich und ein bisschen liebe ich sie, aber ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns zerstört wird. Wenn wir über alles rechtzeitig reden, kann nichts passieren.“

Sie schmiegte sich wieder an ihn. Marc strich ihr über den Rücken. Sein Blick war in weite Ferne gerichtet. Selbst als er ihre Lippen zwischen seinen Lenden spürte, konnte er dass Bild von Sophie nicht ganz aus seinem Kopf verbannen.
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
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******s23 Frau
12.703 Beiträge
Wie schade das die Träume geplatzt sind und es kein "Happy End" gab....

Vielen Dank fuer deine ungewöhnliche Geschichte *g* 👍🏻
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Völlig unerwartet und überraschend die Kehrtwendung. Ich hätte ihnen mehr gegönnt. *traurig*

Eine sanfte und anmutige Geschichte. Vielen Dank dafür. *bravo*
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