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Mord Mord Nord ...

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2. Teil
Fessler inhalierte, wieder einmal, doch sein verbliebener linker Lungenflügel sollte ja noch eine Weile seine Funktion erfüllen. Die Lobektomie des rechten Lungenflügels war angesichts des ausgedehnten Karzinoms seine einzige Chance gewesen und was tat man nicht alles, für ein bisschen mehr Lebenszeit? Fessler war immer klar gewesen, dass er für seine exzessive Qualmerei eines Tages die Quittung bekommen würde und so war er über die Diagnose, die vor 11 Monaten über ihn hereinbrach, nicht einmal erstaunt. Die OP überstand er gut, nur die Fernmetastasen in der Leber zeigten ihm deutlich auf, seine Zeit lief ab.

Doch Fessler nahm diese Erkenntnis mit der ihm eigenen stoischen Ruhe. Nach einer gescheiterten Ehe und 40 Jahre Dienstzugehörigkeit bei der Polizei, den Hässlichkeiten und Abgründen der menschlichen Seele konnte ihn kaum etwas aus der Ruhe bringen. Doch, da gab es etwas: Keinen Tabak zu haben ... Auf dieses Laster verzichtete Fessler angesichts Gevatters Heins unsichtbarer Anwesenheit auch jetzt nicht. Der ihn behandelnde Arzt verbot ihm das Rauchen nicht. Ändern würde es an der Diagnose und dem Ausgang sowieso nichts. Fessler befand sich seit 2 Wochen in der Rehaklinik. Nach der OP und vor der anstehenden Chemotherapie sollte er noch einmal zu Kräften kommen. Durch die Krebserkrankung nahm sein Gewichtszustand kachektische Züge an. Ob die Chemotherapie etwas brachte, würde sich zeigen. Noch war die Messe nicht gelesen.

Fessler dachte an seinen morgendlichen Strandspaziergang. Eine Tote, hier? Trotz seines Krankenstandes ruhte Fesslers analytisches, kriminalistisches Gehirn nie. Es war für ihn schon eine Qual, seinen Job an den Nagel zu hängen. Seine Kollegen in Berlin gaben sich voller Inbrunst optimisch bezüglich einer Rückkehr auf seinen Dienstposten, doch Fessler wusste es besser. Er wollte seinen Nachruf nicht schon zu Lebzeiten hören. Fessler galt als besonnener Kopf, der sich nur zu gerne in seine Fälle nahezu verbiss und mit Geduld und Berufserfahrung sowie der Fähigkeit auch einmal außergewöhnliche Wege und Denkweisen zu gehen eine hohe Auflösungsquote vorweisen konnte.

Fesslers Anwendung war beendet. Er nickte knapp der netten Schwester zu und verließ den Raum. Langsam ging der Kommissar über den Gang. Trotz seines Aufenthaltes war es ihm noch nicht gelungen, Zugang zu den anderen Patienten zu finden, er war sein Leben lang ein Einzelkämpfer gewesen und hatte auch jetzt nicht die Absicht, sich die Leidensgeschichten anderer anzuhören. Ihm reichten schon die Mahlzeiten, bei denen er zwangsläufig mit den anderen Patienten zusammentraf.

Fessler ging in sein Einzelzimmer und nahm die Jacke vom Haken. Kurz darauf verließ er die Klinik und ging in das Dorf. Bald erreichte er die Fußgängerzone, die zu dieser Jahreszeit noch etwas verschlafen wirkte. Fessler ging in einen Supermarkt und holte sich eine Morgenzeitung, dann betrat er das gegenüberliegenden Dorf-Café. „Moin, moin.“ begrüßte ihn die blonde Serviererin. „Moin. Einen Tee bitte und ganz viel Kandis.“ Zucker war zwar schlecht für den Krebs, aber hol´s der Teufel, warum sollte er sich jetzt noch kasteien? Fessler ließ sich an einem Fensterplatz nieder und sank aufatmend in den weichen Sessel. Der Nebel lichtete sich und die Sonne übernahm ihr Regiment. Der Kommissar vertiefte sich in seine Zeitung. Wenig später stand der bernsteinfarbene Tee auf dem Stövchen und Fessler lutschte genüsslich den dicken Kandis.

Die Tür des Cafes ging auf. Schleyer, der Dorfpolizist, erschien. „Moin, Margot, 10 Brötchen, bitte.“ „Was war denn heute morgen los?“ fragte die Bedienung neugierig. „Du, wir haben eine tote Frau aus dem Meer gefischt.“ „Ja, und?“ „Margot, Du weißt doch, laufende Ermittlungen.“ Schleyer grinste. Wenn er Margot etwas erzählte, wusste es bald darauf die ganze Stadt, da konnte er den jetzigen Ermittlungsstand gleich im Tourismuszentrum an das schwarze Brett pinnen. Margot lächelte etwas säuerlich. Schleyer bezahlte seine Brötchen. „Tschö, Margot.“ „Tschau, bis bald.“ Der Polizist drehte auf dem Absatz um und wollte das Cafe verlassen. Seine kleinen Augen erspähten Fessler. „Moin, Kollege. Schon fertig für heute?“ Schleyer trat an den Tisch. Fessler ließ die Zeitung sinken. „Na, Kollege? Fall schon gelöst.“ „Nee, die Leiche ist erst einmal zur Gerichtsmedizin. Wir wissen noch gar nichts. Wenn da etwas war, nun, das Meer wartet ja nicht, bis die SpuSi fertig ist.“ Schleyer lachte meckernd. „Was wissen Sie denn?“ fragte er dann gespannt. „Tja, junge Frau, nackt, rote Haare, ihre Brustwarzen sind weggeschnitten worden.“

Fessler, der gerade an der Teetasse nippte, erstarrte. „Wie? Die Brustwarzen?“ In Fesslers Gehirn überschlugen sich die Gedanken. Das kam ihm bekannt vor. Hamburger Hafenbecken, August 2011, junge Frau, nackt, Fehlen der Brustwarzen. Identifizierung der Toten: Ella Schöneberg, hochpreisiges Callgirl, Mörder nie gefunden. Schleyer sah Fessler an und seine Intuition sagte ihm, dass die Verstümmelung der toten Frau etwas in seinem Gegenüber wachrief.

„Was ist los, Herr Kommissar?“ fragte Schleyer alarmiert. „Nun, wir hatten vor Jahren in Hamburg einen Leichenfund. Gleiches Verletzungsmuster. Wir vermuteten anhand dieser Verstümmelung eine Art Ritual und so wurde das BKA seinerzeit informiert und ein Profiler aus meiner Abteilung hinzugezogen. Wenige Wochen später wurde eine Frauenleiche aus der Spree gezogen, die gleichen Merkmale. Wir gingen damals von einer Serie aus. Beide Opfer arbeiteten in Begleitagenturen, beide waren rothaarig.“ „Moment.“ Schleyer unterbrach Fesslers Redefluss und erhob seine Stimme. „Margot, Du kannst ruhig hinter dem Vorhang hervorkommen.“ dröhnte die laute Stimme des Polizisten durch den Raum. Die Bedienung erschien mit hochrotem Kopf und kicherte albern. „Ach, was Du immer hast.“ Schnell verzog sich die blonde Frau in den hinteren Teil des Cafes und hantierte eifrig mit den Porzellantassen.

Fessler lachte. „Na, ist das ihre Dorfpost?“ Schleyer seufzte. „Noch viel schlimmer.“ antworte er dumpf, lachte dann aber ebenfalls. Die beiden Männer sahen sich an und eine Welle der Sympathie schwappte über den Tisch. „Können Sie mir die Akten von damals zukommen lassen? Ich erwarte den Anruf des Gerichtsmediziners, Fotos der Toten werden veröffentlicht.“ „Natürlich, gerne, ich muss nur einen Anruf tätigen und lasse Ihnen die Akten mit einem Kurier zukommen. Adresse?“ „Deichgrafenweg 4. So, ich muss dann weiter.“ Schleyer klopfte auf den Tisch. „Schönen Tag noch.“ „Bis dann.“ Fessler legte die Zeitung an die Seite und ergriff sein Smartphone. „Lutz? Hier Erich. Ja, mir geht es gut. Du, weswegen ich anrufe ... Du musst mir einen Gefallen tun. Erinnerst Du Dich noch an die beiden toten Frauen mit den abgeschnittenen Brustwarzen?“ Lutz erinnerte sich nur zu gut ...
*wow* ich warte mal sehnsüchtig auf die weiteren Teile *spitze*
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4. Teil
Schleyer saß in seiner Dienststelle. Das Telefon klingte: „Mehring, Gerichts-medizin Hamburg. Die tote Frau ist zwischen 30 und 35 Jahre alt, sie lag vor dem Auffinden ungefähr 3 - 4 Tage im Wasser, in den Lungen befand sich kein Wasser, demnach war sie zum Zeitpunkt des Verbringens schon tot. Die Brustwarzen wurden mit einem Skalpell abgetrennt. Bei der Leichenschau entdeckte ich einen Einstich in der linken Halsseite. Eine toxikologische Untersuchung ergab, dass die Frau mit einer Überdosis Morphium getötet wurde. Ich gehe anhand der Umstände davon aus, dass der oder die Täterin chirurgisches Hintergrundwissen besitzt. Bezüglich der Beschaffung des Morphiums gibt es einige Möglichkeiten, Krankenhäuser, vielleicht aber auch Privatbesitz aufgrund Erkrankungen im familiären Umfeld.“

„Hmm, hmm.“ brummte Schleyer. „Legen Sie mir den Obduktionsbericht auf das Fax? Die Bilder der Toten erscheinen morgen in allen größeren Tageszeitungen. Vielleicht haben wir ja bald einen Treffer.“ sagte Schleyer. „Noch etwas." Mehrings Bericht war noch nicht zu Ende. "Die Tote war schwanger, im 3. Monat. Spermaspuren an ihrem Körper waren aufgrund des Verbleibens in dem Salzwasser leider nicht mehr möglich. Auch keine Anzeichen eines Sexualdeliktes.“ „Alles klar, ich danke Ihnen, Herr Dr. Mehring. Auf Wiederhören.“ Schleyer legte auf und knetete sein Kinn. Morphium. Der Polizist erhob sich. Er musste zu Fessler.

Fessler und Schleyer trafen sich mittags bei Gosch zum Mittagessen. „Die Akten sind unterwegs, ich denke, dass sie in ein paar Stunden hier sein dürften.“ sagte Fessler und kaute seinen Bismarck. Schleyer gönnte sich eine Scholle mit Kartoffelsalat. Die beiden Männer saßen in Eintracht an einem der Tische und sahen dem bunten Treiben auf der Promenade zu. Die Sonne schien, fröhliche Menschen; nichts erinnerte an den grausamen Fund wenige hundert Meter von der Postkartenidylle entfernt. Natürlich war es DAS Gesprächsthema, aber man wollte die Touristen nicht verschrecken. Schlechte Publicity verdarb nun einmal das Geschäft.

Fessler wischte sich dem Mund mit der Serviette ab: „Also, wie gesagt, die eine Tote damals fand man im Hamburger Hafenbecken; sie muss schon länger dort gewesen sein, man vermutete, dass sie sich unter einem der Pontons verfing, dann aber durch die Strömung losgerissen wurde. Wir konnten sie durch ihre registrierten Fingerabdrücke identifizieren. Nichts Wildes, kleines Drogenvergehen. So kamen wir an ihren Namen und ihre Tätigkeit. Sie war bei der Begleitagentur „Lonely Boys“ als Callgirl, galt als zuverlässig, beliebt.

Ursprünglich kam sie aus einem kleinen Kaff aus der Nähe von Cloppenburg. Ihre Eltern fielen damals natürlich aus allen Wolken, keine Frage. Biedere, redliche Familie und dann die Tochter im Rotlichtmillieu. Für den Vater war es ganz schlimm. Das einzige Kind. Immer behütet wie ein Augapfel. Aber wie so oft, dem Küken wurde das Landleben zu fade, sie wollte hoch hinaus, ging nach Hamburg. Ihren Eltern teilte sie mit nebenbei gute Nebenjobs zu haben, einen vermögenden Freund und wenn sie zu Besuch kam, argwöhnten die Eltern nichts. Der Kleidungstil, das teure Auto, nun, die Eltern dachten einfach, dass ihre Tochter das große Los gezogen hat.

Man ermittelte in alle Richtungen, doch das erwies sich als schwierig. Die Agentur zeigte sich erst nach massivem Druck der ermittelnden Polizei kooperativ. Man wollte natürlich nicht durch Nachfragen das Klientel verschrecken. Alle Ermittlungen führten jedoch in eine Sackgasse, so, dass die Akte dann erst einmal geschlossen wurde. Ein schwerer Schlag, nicht nur für die Eltern. Da trieb ein Perverser sein Unwesen und Du kannst nichts machen.

Die Leiche in der Spree war auch eine Studentin, die aber auf eigene Rechnung ihre Dienste anbot. Jennifer Feiler. Die Tote konnten wir auch nur durch die Veröffentlichung eines Fotos identifizieren; der Vermieter meldete sich damals. Jennifer kam aus der Nähe von Leipzig, Vater unbekannt, Mutter verstorben, keine sonstigen Verwandten. Ein Mensch, den man quasi gar nicht vermisst, traurig das Ganze, sehr traurig.

Die gleiche Verstümmelung, ein Profiler wurde angeordnet, der aus meiner Abteilung kam. Hans Moldau. Sehr spezieller Mann, wahnsinnig menschenscheu, man könnte schon sagen, fast autistisch, aber der hatte eine Spürnase, nahezu unheimlich ... Er konnte auch nicht sagen, ob der Täter ein Mann oder eine Frau ist, bescheinigte aber medizinische Kenntnisse und das Verstümmeln als eine Art Ritual. Moldau glaubte sogar, dass die Brustwarzen als eine Art Trophäe aufbewahrt wurden.

Schleyer unterbrach sein Kauen und starrte Fessler an: „Ein Sadist? Serienkiller? Und hier, das 3. Opfer? Na, das kann ja heiter werden. Da dauert es nicht lange und uns wird der Fall abgezogen und Ihr könnt weiter ermitteln.“ Der Dorfpolizist lächelte schief. Das fehlte noch, die ganzen hochgestochenen Schnösel, die hier jedes Sandkorn mit ihrer Forensik, Analytik und Fallstatistik aufwirbeln würden. Fessler grinste. Er ahnte, was in seinem Gegenüber vorging. „Natürlich wird man kooperieren.“ sagte er versöhnlich und lächelte verschmitzt. Schleyer lachte verlegen. Man verstand sich, ohne Worte, fast wie ein altes Ehepaar.

Irgendwo in Deutschland bugsierten um die gleiche Uhrzeit behandschuhte, behutsame Finger zwei blutig-verkrustete Brustwarzen in ein Gefäß mit Formaldehyd; auf einem Zettel wurde die Beschriftung Nr. 3 angebracht. Die Erinnerungen an die Schreie, an die Qualen und an das Hochgefühl, das einen überflutete, wie das Wasser die Leichen der Frauen, unvergesslich ...
5. Teil
Am Nachmittag des folgenden Tages wusste man, wer die Tote aus dem Meer vor St. Peter-Ording war: Vivian Schlüter, Studentin der Biologie, Hamburg. Die Polizei Hamburg erhielt den Anruf einer jungen Frau, die die Tote kannte. Wenig später saß die Freundin auf der Wache, zitternd, schluchzend. „Vivian und ich kannten uns vom Studium und na, ja, von unserer „Nebenbeschäftigung“. Von dem bisschen Kellnern neben dem Studium kann man in Hamburg nicht leben. Es war ganz einfach, wir gaben in einschlägigen Foren unser Inserat auf: Weiblich, ledig, jung, sucht ... Die Kerle rannten uns die Bude ein. Es lief super. Die Kohle floss in Strömen, wir hatten Spaß und konnten uns ansonsten dem Studium widmen. „Kannten Sie die Freier Ihrer Freundin?“ „Nein, nur Vornamen; manchmal tauschten wir uns aus, wen man besser nicht mehr daten sollte, das war es dann aber auch schon.“ Die junge Frau unterschrieb ihre Aussage und wurde dann entlassen. Die Polizeidienststelle Hamburg unterrichtete Schleyer in St. Peter-Ording.

Am Abend trafen sich Fessler und Schleyer in der Friesenkate auf einen Absacker. Der Hauch von Frühling, der am Tage wie ein verheißungsvoller Schleier über der Küstenstadt gelegen hatte, wich ängstlich einem aufkommenden Sturmtief, das die grauen, dicken Wolken wie verschüchterte Hunde über die Sandbänke jagte. Die Menschen verzogen sich vor dem unwirtlichen Wetter in ihre warmen Gemäuer, labten sich bei Klönschnak und süffigen Getränken. „Hmm, hmm, also scheint da jemand wieder aktiv zu sein.“ brummte Fessler und starrte in sein Glas. „Ich werde Moldau anrufen.“ sagte er dann. „Ist der immer noch bei Ihrer Dienststelle in Berlin?“ fragte Schleyer neugierig. „Nee, nee, der ist abkommandiert worden, versetzt, man kann auch sagen weggelobt. Turnt jetzt irgendwo in Amiland herum.“ gab Fessler einsilbig zur Antwort.

Moldau, der Profiler, gurkte zur gleichen Zeit mit einem Wohnmobil durch Wyoming. Der menschenarme Staat kam dem seltsamen Mann nur zu Gute. Tagelang sah er keine Seele, nur Natur und weite Prärie. Das Ziel waren die Rocky Mountains. Dort würde er in einer Lodge mehrere Wochen verbringen, um dort seinem Lieblingshobby nachzugehen, dem Fliegenfischen. Diese Kunst wollte er hier perfektionieren. Moldau, von Haus aus vermögend, konnte sich den Luxus eines Privatiers leisten. Die Zeit in Berlin lag schon lange zurück und war nichts mehr als ein verblassender Schatten der Erinnerung. Moldau summte vor sich hin und genoss die grandiose Landschaft. Die Straße lag vor ihm, schnurgerade, über all dieser einsamen Pracht lag der stahlblaue, hohe Himmel. Das nervige Zirpen seines Handyklingeltons holte den Urlauber aus seiner Versunkenheit. Modau fuhr das Wohnmobil in eine Pannenbucht und schnappte sich das Telefon. „Moldau.“ Fessler war erleichtert, die heiserne Stimme des Profilers zu hören. „Moldau, Mensch! Wo stecken Sie denn gerade?“ „In meiner neuen Welt, die weit von der Ihrigen liegt. Wie gehts Ihnen?“ „Ach, Moldau, ich will Sie nicht mit meinen Krankengeschichten langweilen. Ich habe ein Problem.“ „Schießen Sie los, Fessler.“

Das Fliegenfischen musste warten. Am Abend des nächsten Tages landete Moldaus Flugzeug im kalten, verregneten Hamburg. Der große, schlaksige Mann betrat die Flughalle und wartete auf sein Gepäck, dann ging er zur Sicherheitskontrolle. Schon von Weitem sah er Fesslers Charakterkopf. Moldau grinste. „Moin, moin, da bin ich.“ Fessler lachte und schüttelte dem alten Bekannten die rechte Hand. Kurze Zeit später fuhren die Männer über die A23, Richtung Heide, dann weiter hoch, Ziel St. Peter-Ording.

Fessler buchte nach Moldaus Zusage ein Zimmer im Strandgut Resort. Die Nacht legte sich bereits über St. Peter-Ording als die Männer vor dem Hotel vor fuhren. Moldau checkte ein, ein Roomboy brachte das Gepäck in die Suite, die Männer schlenderten in das Hotelrestaurant und ließen sich an einem Tisch an der großen Fensterfront nieder. Regen peitschte an die Glasscheibe. „Es ist nicht Wyoming.“ grinste Fessler. Moldau lachte. Beide gönnten sich das Salzwiesenlamm und einen guten Rotwein.
6. Teil
Am nächsten Tag ging Moldau zur Polizeistation St. Peter-Ording. Schleyer wartete schon auf ihn und knetete sich nervös die Hände. Fessler war verhindert, er würde später auf der Dienststelle erscheinen. Schleyer sah mürrisch in den trüben Vormittag. Der Wind peitschte noch immer über das Land. Dieses Jahr ließ sich der Durchbruch des Frühlings Zeit. Schleyer sah einen großen Mann aus einem Taxi steigen, den Kragen des Trenchcoats hochgeschlagen, schlaksig, drahtig. Der Besucher sah den Dorfpolizisten hinter dem Fenster stehen und hob grüßend die rechte Hand. Schleyer winkte mit einem schiefen Grinsen zurück. Wenig später standen sich die beiden Männer gegenüber und reichten sich die Hände. „Angenehm, Schleyer.“ Hallo, Moldau“. Beide Männer begutachteten sich. „Setzen Sie sich.“ Schleyer wies dem Profiler einen Sessel zu. Moldau sah den Aktenstapel auf dem Schreibtisch. „Sind das auch die Altfälle?“ „Ja, alles komplett.“ „Wollen Sie einen Tee?“ „Gerne“.

Schleyer verschwand in der kleinen Küche und setzte den Wasserkocher in Gang. Moldau ließ seinen Blick schweifen. Klein, behaglich, übersichtlich. Womit mochte Schleyer sich hier herumschlagen? Geklaute Brieftaschen, Müllvergehen am Strand, wildgewordene Touristen und falsch geparkte Autos ... Moldau lächelte. Und dann das, eine verstümmelte Frauenleiche im Watt, ein weiteres Opfer eines gestörten Serientäters. Moldau schälte sich aus dem nassen Mantel. Darunter trug er einen wollweißen Norwegerpulli, der um den knochigen Körper schlackerte. Die letzten grauen Haare standen am Hinterkopf etwas ab und gaben Moldau das Aussehen eines zerrupften Hahnes. Schleyer erschien mit zwei dampfenden Teetassen. „Das BKA hat seine Zustimmung bereits gefaxt. Sie werden in alle Ermittlungen mit eingeschlossen. Fessler ist ja offiziell noch außer Dienst.“ sagte Schleyer und reichte seinem Gegenüber die Tasse. Moldau setze sich wieder. „Gab es hier jemals schon einen ähnlich gelagerten Fall? Kann es sein, dass die Tote irgendeine Verbindung hier zu dem Ort hat? Verwandte? Bekannte? Irgendwelche Bande, die sie hier nach St. Peter-Ording geführt hat?" „Nein, nichts, der Gerichtsmediziner sagte, dass es auch möglich sei, dass sie auf einem Segelboot getötet wurde und der Mörder sie einfach über Bord geworfen hat, aber unsere Ermittlungen hierzu sind im Sande verlaufen.“

Beide Männer schwiegen und rührten angestrengten in ihren Tassen. „O. K., dann würde ich mir jetzt gerne noch einmal die Akten ansehen.“ Machen Sie das, Herr Moldau. Ich muss jetzt sowieso zu einer alte Dame in der Badstraße, versuchter Einbruch. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.“ Schleyer lächelte süffisant und verließ die Dienststelle. Moldau seufzte und setzte sich an den Schreibtisch. Seine feingliedrigen Finger ergriffen die erste Akte. Eigentlich wollte er mit der ganzen Scheisse nichts mehr zu tun haben, zu lange musste er in Blut und Abgründe suhlen, aber Fessler konnte er einen Wunsch nicht abschlagen, niemals, dafür verdankte er ihm zuviel.

Fessler saß zur gleichen Zeit beim Chefarzt Dr. Mertens. „Tja, Herr Fessler, ich bin mit Ihrem Allgemeinzustand ganz zufrieden, die Blutwerte sind stabil, Ihr Gewicht auch. Ich denke, dass die Onkologie der Charité dann nach Beendigung der Reha mit der Chemotherapie anfangen kann.“ „Wie lange habe ich noch?“ fragte Fessler ausdruckslos. „Das kann Ihnen keiner sagen. Sie wissen ja um die Diagnose und die Tücken des Kleinzellers. Die Behandlung aufgrund der Metastasen erfolgt ja leider nur noch palliativ.“ Dr. Mertens sah Fessler an. Der nickte. „Ja, ich weiß, aber man hofft doch noch immer auf ein Wunder.“ Fessler griente. „Geben Sie die Hoffnung nicht auf, an der Charité sitzen die Koryphäen, da sind Sie genau an der richtigen Stelle. Lassen Sie sich nicht entmutigen, versuchen Sie gesund zu leben, die Ernährung ist gerade bei karzinösen Erkrankungen nicht unwichtig und vermeiden Sie Stress.“ Fessler lachte. „Ja, das werde ich wohl müssen.“ „Erholen Sie sich hier die restlichen Tage noch etwas. Genießen Sie unsere wunderbare Luft und das vorzügliche Essen.“ Dr. Mertens nickte seinem Patienten aufmunternd zu. Fessler nickte nur und verließ das Ärztezimmer.

Annas Leiche, das Berliner Callgird, wurde an diesem Tag gegen 8.00 Uhr morgens von einem Angler im Schlachtensee im Bezirk Steglitz gefunden. Der Angler würgte, als er das Objekt im dichten Schilf des Sees entdeckte, die blass marmorierte Haut, das lange rote Haar, in dem sich Blätter verfingen hatte, die Verstümmelung der Brust. Atemlos rannte der Mann zu seinem Wagen und informierte per Handy die Polizei. Eine Stunde später erhielt Fessler von seinem Kollegen Lutz aus Berlin einen Anruf. „Erich, wir haben wieder eine weibliche Leiche, die gleichen Merkmale.“ „Verdammt.“ Mehr brachte Fessler nicht hervor. Er war auf dem Weg zu Moldau. „Alles klar. Macht erst einmal weiter. Melde Dich dann. Die Nummer des Faxes hast Du ja.“ „Ja, klar. Und? Wie geht es Dir?“ „Na, Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht. Moldau brütet schon über den Akten.“ Lutz lachte: „Moldau, dass der noch einmal in unser Leben treten würde, hätten wir nicht gedacht, oder?“ „Nein, ganz bestimmt nicht, aber Du weißt ja, unverhofft kommt oft.“ „Pass gut auf Dich auf, Erich. Wir brauchen Dich hier. Wir sind wie eine Herde Schafe ohne Hirt.“ Fessler lachte verlegen, aber die Worte gingen ihm herunter wie Butter. Ja, verdammt, er wollte wieder arbeiten. „Bis dann, Lutz.“
*******007 Mann
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*floet* und wann/wie geht es weiter? *ungeduldig* *zwinker*
Gar nicht ... Das Lesen bleibt zahlendem Publikum vorbehalten. *lol*
*******007 Mann
9.293 Beiträge
*floet* Darauf sollte man aber vorher hingewiesen werden!
Diese "Wendung" hat sich erst im Nachhinein herauskristallisiert ... *ggg*
*zwinker* es gibt ja auch die Möglichkeit
a) sein eigenes *film* im Köpfchen zu nutzen
b) sich direkt an https://www.joyclub.de/my/2844571.ginger2014.html und um Zusendung der Modalitäten zu kümmern

*******007:
aber vorher hingewiesen
find ich dann doch eher mehr als *umfall*
wo bleibt da die eigene Handlung
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