en(t)joy yourself
Ist es denn wirklich überwiegend das Missverständnis im Sinne von „falsch verstehen“ das einem hier im Forum begegnet, oder ist es nicht doch vielmehr ein grundsätzliches „Unverständnis“ mit dem sich viele Menschen hier begegnen. Ein Missverständnis lässt sich mit einiger Mühe ja noch auf die eine oder andere Weise ausräumen, aber wie begegnet man menschlichem Unverständnis, zumal wenn es sich aus zementierten Weltbildern erzeugt ?
Es ist leider ein spezielles Kennzeichen vieler Lifestyle-Foren, daß sich die Mehrzahl der Antworten im Forum kritisch mit dem Lifestyle der User auseinandersetzt – Darin spiegelt sich meiner Meinung nach jedoch lediglich der Zeitgeist. Wenn man das weiß, dann reagiert man entsprechend emotionsfrei – ich versuche auf eine Frage möglichst so zu beantworten, daß diese Antwort für sich stehen bleiben kann, wird sie dennoch zum Gegenstand kritischer Betrachtung, werde ich darauf kaum mehr eingehen, ich diskutiere weder meinen Lifestyle, noch die spirituellen, und weltanschaulichen Hintergründe aus denen er sich erzeugt hat. Trifft er auf Interesse, wird dieses Interesse Wege finden sich mitzuteilen, positive Energie ist stets willkommen - man möge es mir aber nachsehen, daß ich die negative da eher ausfiltere – dieses Forum lädt mich in einen „JOY-club“ ein, warum sollte ich mich hier also nicht primär „en(t)joyen“.
Es ist ein Problem unserer Zeit geworden, daß der allgemeine Anspruch einer möglichst libertinären und pluralistischen, Gesellschaft,oft auf erstaunlich eingeschränkte private Weltbilder stößt, die alles was sich jenseits ihrer eigenen Vorstellungswelt bewegt, nicht nur für sich im Stillen verwerfen, sondern diese Ablehnung mit erstaunlichem Verve offensiv nach außen kundtun muss – mit dem Hang zur Grundsatzerklärung. Für mich ein ungelöste Paradoxon unserer Zeit
Es erscheint fast wie einen permanente Kampfbereitschaft zur Selbstbehauptung des eigenen ideellen Gartenzauns – in der das einzelne Individuum sich im Meer der unbegrenzten gesellschaftlichen Möglichkeiten weit weniger als ein Fisch im Wasser fühlt, denn als eine Art menschliches Treibgut, das beständig dem inneren Zwang folgt, die persönlichen Standortbestimmung vorzunehmen.
Besonders deutlich wird das bei vielen Antworten an sogenannte „Ratsuchende“, die nach kurzer Zeit nicht mehr den Ratsuchenden, sondern sich selbst zum Gegenstand des Themas erheben.
Natürlich ist es all zu menschlich, im Rahmen von Fragen etwa nach sexuellen Präferenzen oder bevorzugten erotischen Spielarten, ein wenig Selbstdarstellung zu üben, schließlich ist dies der einfachste Weg sich auf gleichgesinnten aufmerksam zu machen. So leitet sich das Wort „Profil“ nicht zuletzt von der Wortbedeutung „.. einer bildlichen Darstellung des Menschen von der Seite“ ab, als Form des „Porträt“. Im Grunde werden wir in derlei Foren also ganz selbstverständlich aufgefodert, von uns ein „Porträt“ unserer Persönlichkeit zu erstellen.
Ist es da aber nicht erstaunlich, mit welcher Regelmäßigkeit dies dann auf die heftigsten Reaktionen stößt, und das nicht nur als Ablehnung in der Sache, sondern oft direkt als Ablehnung der ganzen Person ? - Der Mensch oder zumindest seine Botschaft wird als „Fake“ oder „Troll“ gehandelt, und schon sind wir wieder mittendrin in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.
Nur - was bleibt vom Anspruch an eine libertine Gesellschaftsordnung, wenn sich der Einzelne über Ablehnung und Abgrenzung des anderen definiert ? - Wenn der eigene „Horizont“ zum Maß der Dinge erhoben wird – um alles, diesen Horizont übersteigende Maß abzulehnen, ja pauschal deren ganze reale Existenz zu verneinen. Lust & Liebe als Geozentrisches Phänomen, das jedwede heliozentrische Möglichkeit mit der persönlichen Inquisition verfolgt ?
Wir erleben zur Zeit weltweit ein paar bedenkliche Gesellschaftspolitische Entwicklungen, die im Grunde gerade aus diesem Element menschlichen Versagens ihre Kraft ziehen. Wenn man es nicht mal in einem so heterogenen Erotikforum wie dem Joyclub schafft, die sexuellen Präferenzen und den damit zusammenhängenden Lifestyle Anderer einfach unbewertet für sich gelten zu lassen, dann haben wir ein wirkliches Problem, dann stecken wir mitten drin - im globalen Missverständnis.