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"Du sollst dir kein Bildnis machen"

Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.185 Beiträge
Themenersteller 
"Du sollst dir kein Bildnis machen"
Das Zitat eines Mannes in einem anderen Thread

Ich hielt fest, da ich ihr geglaubt hatte das zu sein, was sie mir als ihr Ich darstellte.

Brachte mich zu folgenden Überlegungen:

Wie oft passen wir unsere Selbstdarstellung nicht unserem eigenen inneren Bild unseres Selbst an sondern vielmehr den (vermeintlichen oder tatsächlichen) Erwartungen und Rollenbilder der Außenwelt an uns?

Das beginnt schon in frühester Kindheit, wenn wir uns redlich bemühen, so zu sein oder zu werden, wie unsere Eltern das von uns erwarten, damit wir geliebt werden.

Bei einigen von uns setzt sich dieses Verhalten im Erwachsenenalter fort, weil wir einen anderen Menschen brauchen, um unseren Selbstwert zu bestätigen.

Gerade die virtuelle Welt lädt zu diesen Projektionen ein - schnell ist ein Profil erstellt, das in Bild und Text weniger unser authentisches Sein beschreibt, sondern ein "Ich", wie ich es zum einen gerne wäre, zum anderen aber als am besten "vermarktbar" ansehe. Inwieweit diese Anpassung an unausgesprochene Erwartungen anderer oder medial transportierte ideale Personae eine bewusste Entscheidung ist oder auf unbewussten Mechanismen beruht, wäre ein weiterer interessanter Aspekt meiner Fragestellung.

Befinden sich dann zwei "Schauspieler" ihres verzerrten Selbstbildnis in einer Beziehung zueinander entsteht die Situation eines klassischen Double bind

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Doppelbindungstheorie - keiner kann sich aus der einmal eingenommenen Rolle lösen, da er damit das Beziehungskonstrukt aus dem künstlich hergestellten Gleichgewicht bringt. Jede Veränderung bzw. Rückkehr zum tatsächlichen Ich konfrontiert den anderen mit einer Person, die aus dem bisherigen Kontext gerissen wie ein bedrohlicher Fremder wirken muss.

Fraglich ist auch, ob und wie der Andere die angenommene Rolle durchschauen kann. Dem Mann aus dem oben zitierten Beispiel scheint es irgendwann gelungen zu sein.

Wenn Herr K. einen Menschen liebte

von Bertolt Brecht

"Was tun Sie", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben?" "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, daß er ihm ähnlich wird." "Wer? Der Entwurf?" "Nein", sagte Herr K., "der Mensch."

In diesem Sinne:

• wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?

• glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?

• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
„Du sollst dir kein Bildnis machen"
1.• wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?

2.• glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?

3.• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?

1. Persönlich, habe mir nie ein Bildnis von einem Partner gemacht...ich habe mir Zeit genommen, ihn im Wesen kennen zu lernen…ihn zu sehen wie er ist…

2. Ja, ich verstelle mich nicht und ich lebe so wie ich fühle…und ich sage auch was ich denke.. *zwinker*

3. Zur Zeit, erkenne ich öfter mal neue Seiten an mir… *smile*...damit lernen wir dann auch umzugehen…in dem wir „Neuem“ gegenüber offen sind...
******ool:
• wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?
War bei mir eigentlich immer so, und ist aus meiner Sicht auch verständlich. Man spricht nicht umsonst von der rosaroten Brille der Verliebten.
Ich persönlich kann das auch gar nicht verhindern. Das passiert einfach in mir. Ich finde daran nichts schlimmes und versuche auch gar nicht das zu verhindern. Die Realität hilft da im Laufe der Zeit schon von ganz alleine nach, mir taugt das so.
******ool:
• glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?
Teils, teils.
"Die Welt" sieht von mir ausschließlich das, was ich sie sehen lasse. Dafür inszeniere ich mich auch in der Weise wie ich will, dass es nach außen hin ankommt. Diese Inszenierung entspricht dann auch in etwa dem Bild, das ich für mich als gewünschtes Selbstbildnis habe.
Klar kommen dann immer mal wieder Schlaumeier um die Ecke und erklären mir, dass sie mich "durchschauen" würden und wüssten, wie ich wirklich sei, ohne mich zu kennen. Dem begegne ich inzwischen mit dem milden Lächeln des Alters.
"Die Partnerin" oder auch ganz enge Freunde deren es nicht mal eine Handvoll gibt, sehen, oder bekommen ein anderes Bild. Und auch das entspricht meinem inneren Selbst. In dem Fall nämlich dem was ich Menschen zeige, die mir nahe stehen.
Nichtsdestotrotz habe ich auch schon von diesen Menschen gehört, dass sie mich eigentlich nie wirklich kennen gelernt haben. Und auch das ist so gewollt.
Einzig mein bester Freund ist ganz nahe am echten Bild dran, der ist allerdings auch sehr begabter Psychotherapeut und auch wenn er natürlich versucht seine Arbeit von seinem Privatleben zu trennen, der hats einfach drauf und da ist es nicht leicht Dinge zu verbergen oder zu verbiegen. Damit kann ich allerdings leben, nicht umsonst ist er schon jahrzehntelang eben mein bester Freund.

******ool:
• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?
Das nehme ich so an wie es ist. Denn es ist ja mein Bild das im vorliegenden Fall dann "falsch" ist. Die Partnerin kann dafür ja überhaupt nichts. Ich alleine bin verantwortlich dafür was ich in anderen Mensche sehe.
Gab es da schon Enttäuschungen? Ja, die gab es, zumindest zweimal in meinem Leben. Letztlich aber eher Enttäuschung über mein eigenes Unvermögen mein Bild der Realität anzupassen.
***an Frau
11.002 Beiträge
die virtuelle Welt....
Gerade die virtuelle Welt lädt zu diesen Projektionen ein - schnell ist ein Profil erstellt, das in Bild und Text weniger unser authentisches Sein beschreibt, sondern ein "Ich", wie ich es zum einen gerne wäre,

ist nicht anders als meine Reale. Ich kenne mich mein Leben lang nur so wie ich mich wahrnehme. Das ist meine Authentizität die ja nicht unbedingt mit der Wahrnehmung meiner Person im Umfeld geteilt werden muss.

"Du sollst dir kein Bildnis machen" ist demnach nichts Relevantes, dass ich anders gestalten kann. Mein Spiegelbild zeigt mich immer noch so wie ich all die Jahre es eben sehe. Na ja, außer dass es sich inzwischen sichtbar verändert die das Alter halt so mit sich bringt.

Deswegen sage ich ja auch immer, dass Profil (selbst ein Generiertes sagt ja letzendlich was aus) und wenn vorhanden Forenbeiträge immer eine Authentizität haben die nur marginal abweicht vom tatsächlichen Bild der Person.
@******lyM: mir aus dem Mund genommen. Top.
********weiz Mann
10.714 Beiträge
Ich bin ich, doch wie viele bin ich eigentlich
Eigentlich bin ich doch immer ich, ich bin ich und keiner anderer. Selbstbewusst, gerade heraus. Habe es nicht nötig eine Rolle zuspielen, um Liebe oder Achtung zu heischen. Sowas machen doch nur die armen trostlosen Seelen im Netz die vergeblich und immer wieder nach der Liebe suchen....

Hm, wenn ich es so darüber nachdenke. Wer bin ich eigentlich. Bin ich der den ich selber in mir sehe. Der den meine Eltern in mir sehen, meine Geschwister, meine Freunde, meine Tochter, meine Ex, meine Freunde,... Bin ich da immer derselbe? Wenn ich mich mal etwas zurücknehme und versuche mich von aussen zu beobachten, sehe ich, dass ich immer auch auf mein Umfeld reagiere und mich etwas anpasse. Obwohl ich über 50 bin, falle ich bei meinen Eltern, Geschwistern manchmal noch in eine andere Rolle zurück. Im Beruf bin ich ein Anderer als in der Rolle als Vater. Sicher bin ich nicht jeweils total anders und doch wir immer eine anderes Seite von mir stärker akzentuiert. Kaum einer kennt eigentlich alle Seiten von mir. Nicht mal ich, bin ich mir doch meist gar nicht bewusst, dass ich mich jeweils anders verhalte. Ist das authentisch? Hm. Spiele ich eine Rolle? Man kann es so sehen. Doch spielt das überhaupt eine Rolle, wenn wir alle so sind. Wenn ich mir dessen bewusst bin und auch meine Mitmenschen in ihren wechselnden Rollen akzeptieren kann?
Dank meiner Frau fällt es mir ihr gegenüber leicht, pur mich selbst zu sein - das war nicht immer so, genauso wie ich in öffentlichen Auftritten immer genau das Bild anbiete, das ich zeigen will.

******ool:
• wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?
Ich habe kein statisches Bild meiner Frau, sondern ein dynamisches. Das einzig Stetige lm Leben ist der Wandel, das gilt für alles und jeden. Wir haben uns gefunden, uns kennen und lieben gelernt, und gemeinsam vereinbart, immer offen und ehrlich zueinander zu sein, uns immer sprichwörtlich mitzuteilen. Erwartungen und Projektionen entsprechen nicht unserer Mentalität, dafür sind wir viel zu sehr im Hier und Jetzt.

******ool:
• glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?
Im Grossen und Ganzen zeige ich mich immer authentisch, wenn auch manchmal mit Filtern, nie aber verfremdet oder gar verfälscht. Integrität und damit auch Ehrlichkeit sind mir sehr wichtig, die Menschen wissen, wen sie vor sich haben und können sich auf mich verlassen.

******ool:
• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?
So etwas habe ich in früheren Beziehungen kennen gelernt und daraus die Erkenntnis gewonnen, dass ich das nicht mehr haben will. Veränderungen sind Alltag, gut und richtig - wichtig ist, dass man achtsam und aufmerksam bleibt und alle Themen entgegenkommend bespricht. Für sich selbst zu wachsen und den anderen bei seinem Wachstum zu unterstützen gehört zu unseren gemeinsamen Zielen.
**2 Mann
6.156 Beiträge
wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?

Ich machte mir ein Bild das ich als solches wahrnahm, weil ich vertraute und es als wahr nahm wie sie sich zeigte.
Nicht sofort und nicht ohne achtsam zu sein - Stück für Stück, Tag für Tag - reflektierte, überlegte, verglich gesagtes mit getanem - fühlte nach, befragte mich und mich selbst.

Ein Satz war essentiell: Du meinst sogar was Du sagst und sagst was Du denkst.

Es war nicht lediglich ein Sinn im Spiel - es konzentierten alle Sinne, die diese Frau wahrnahmen.
Ich ließ mich ein und glaubte - an sie, ich glaubte ihr und ich glaubte mir selbst.
Letztenendlich bedurfte es eines Röntgensinnes um ihr wahres Ich zu erkennen, dass ich vor lauter Verblendung nicht erkannte. Sie ist was sie ist und alles Streben anders zu sein war von Anfang an zum Scheitern vorgesehen. Ich bin was ich bin und dito.
My bad? Nein, nur das ich es nicht früher erkannte.
Nein.
Ihr bad? Ich gehe nicht von Vorsatz aus.
Dito.
Nun...
• wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?

Bei einer neuen Begegnung lasse ich die Person erstmal auf mich wirken. Sogar eine ganze Zeit lang.
Je nachdem wie sich das entwickelt, formt sich für mich ein Bild- Welches ich flexibel halte, und deshalb nie versuchen würde diese Person da reinzupressen.
Wenn man bereit ist, einen Menschen so anzunehmen wie er ist, stellst du dir diese Frage nicht.


• glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?

Nein. Ich habe der Welt und meinem Partner eher etwas vorgespielt. Etwas was ich sein wollte, aber nicht bin.
Derzeit befinde ich mich in einer Phase, in der ich mein wahres Ich nach Außen trage. Mit allem was dazu gehört. Und ich finde es toll. Erleichternd ist es, ehrlich zu sich selbst zu sein und mein Leben so zu verändern wie ich es brauche.


• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?

Annehmen, flexibel sein, mit Allem was dazu gehört, wenn ich die Beziehung noch für stimmig erachte und diese mir weiterhin gut tut.

LG
******ool:
• wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?

Das passiert am Anfang eigentlich jedes mal - was aber völlig normal ist, denn man macht sich immer, anhand der eigenen Gedanken und des eigenen Lebens, ein Bild von jemandem,den man erst kennen gelernt hat. Ein konkretes Bild entsteht erst nach geraumer Zeit.
Ich habe mir angewöhnt, einen Menschen erst auf mich wirken zu lassen und zu hinterfragen, nachzufragen, damit ich mir ein Bild machen kann, das nicht nur meinen eigenen Gedanken entsprungen ist.

******ool:
• glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?

Ja, ich gebe mich so wie ich bin. Aber auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass mein Gegenüber anhand seiner Gedanken und Interpretation, sich ein anderes Bild anfangs gemacht hat und er erst nach und nach mich so gesehen hat, wie ich bin.
Wie beim ersten Punkt, macht jeder sicherlich auch (mal) die Erfahrung, dass andere ein "Wunschbild" im Kopf haben, dem man dann aber dann doch nicht so entspricht - gerade hier im Joy ist das ja sehr häufig so.

******ool:
• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?

Die Frage ist ja, ob sich mein Partner verändert hat oder ich. Veränderungen in einer Beziehung sind völlig normal und auch wichtig. Es ist nur die Frage, ob man Veränderungen an sich selbst wirklich so wahrnimmt, dass man unterscheiden kann, ob es wirklich der Partner ist, der sich plötzlich gewandelt hat oder man selbst durch eigene Veränderungen eine andere Wahrnehmung bekommen hat.
Es kommt sicherlich immer auf die Veränderungen und somit das Verhalten an, aber in einer gut "funktionierenden" Partnerschaft ist Kommunikation sehr wichtig und auch möglich.

Es gibt einen Text, gerade auch was Wahrnehmungen von Menschen betrifft ...leider ist der Autor (mir) unbekannt.

Ich bin.
Ja, ich bin.
Aber ich bin nicht der, der ihr meint, dass ich bin.
Gestern schien ich dem einen zornig zu sein.
der andere meinte, ich sei liebenswürdig,
der nächste hielt mich für provokant.
Auch heute erscheine ich meinen Mitmenschen höchst verschieden.
Manch einem erscheine ich vielleicht als ein Mensch ohne Standpunkt,
wankelmütig,
gestern so,
heute anders...
und wie werde ich morgen sein?
Das ist mein Schein. Doch ist es auch mein Sein?
Ja, ich bin.
Aber wer meint, mich erkannt zu haben, hat sich schon von mir entfernt.
Wer meint, mich einordnen zu können, tut meinem Sein Gewalt an.
Denn ich bin erst auf dem Weg zu meinem Sein,
ich bin nicht fertig,
ich bin im Werden.
Ich war gestern anders als ich heute bin und vielleicht morgen sein werde.
Aber eines bleibt gewiss:
ICH BIN.
Nur das Wie ist ungewiss.
So sage ich euch denn, wartet ab, begegnet mir immer aufs Neue:
Ich bin, der ich bin...
in meinem Werdegang...
und ich sage dir,
der du mehr über mich wissen willst,
wenn du erkennen willst,
wer ich wahrhaft bin,
dann bedenke:
"Du sollst dir kein Bild von mir machen!"
Möchte nicht lachen, wenn mir zum weinen ist,
möchte nicht lügen
weil ihr die Wahrheit nicht vertragt,
möchte mich nicht verbiegen
um so zu sein, wie ihr wollt,
möchte nicht leben
nach euren Vorstellungen,
möchte nicht so leben
wie es euch gefällt.
Möchte nur die Freiheit
ich selbst zu sein...

*******na57 Frau
22.193 Beiträge
JOY-Angels 
Sich ein Bild machen ... das zu vermeiden, ist sicher schwer, wie schon angemerkt. Wir alle zeigen uns in verschiedenen Situationen unterschiedlich, wir alle haben aber auch Entwicklungen in unserem Leben mitgemacht - ich z.B. habe gelernt, meine Ungeduld und meine Wutanfälle, mit denen ich als Teenager alle vor den Kopf stieß. bis auf seltene Fälle zu beherrschen.

Dennoch - ich denke, dass ich früher mehr dazu neigte, in einem anderen das zu sehen, was ich sehen wollte. Das betrifft ganz extrem meinen Ex - heute weiß ich, warum meine Mutter gegen unsere Verbindung war, aber ich konnte und wollte es nicht so sehen.

Im Prinzip habe ich früher sogar gedacht, dass das normal ist ... ist es ja auch, dass man im Wahn der Verliebtheits-Hormone manche Eigenschaften übersieht. Bei mir war es aber auch die mangelnde Fähigkeit, andere Leute realistischer zu sehen. Mich selber sah ich auch nicht realistisch: ich neigte dazu, andere zu überhöhen und mich klein zu machen.

Der Lernprozess begann nach meiner Scheidung - durch die Hilfe eines guten Freundes, dem ich endlich mal zuhörte, durch das Sammeln von Erfahrungen. Ich erkannte z.B., dass es stimmt, dass eine Kollegin gegen mich intrigierte, warum sie das tat (weil sie neidisch auf meine Erfolge ist und unzufrieden mit sich selber), dass sie davon abgesehen aber auch ein Mensch ist, der es nicht einfach hat (Gesundheit, pflegebedürftige Eltern) ... und wir kommen sehr gut miteinander aus, mittlerweile. Ich setze Grenzen, da, wo es nötig ist , aber sie respektiert das auch.

Auch das Verhältnis zu meinem Ex und die Gefühle ihm gegenüber sind seitdem besser. Mit dem heutigen Wissen hätte ich ihn nie geheiratet, aber wer weiß, wozu die Zeit gut war ? Ich hoffe, seine zweite Frau hat da einen besseren Blick.

Also, seitdem ich zu meinen Stärken und Schwächen stehen kann, ist auch mein Blick für andere realistischer geworden und das Verhältnis zu ihnen besser. Dass ich immer noch an das Gute im Menschen glaube und die Hoffnung in die meisten Menschen nicht verloren habe, ist eine meiner Eigenschaften, die ich bei allem Realismus nicht missen möchte, denn sie macht mich nun mal aus. Und sie ist auch für meinen Job sehr nützlich und meine seelische Gesundheit erhaltend.
• wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?

Am Anfang, wenn man sich noch nicht so gut kennt, kann das schonmal vorkommen, dass man überrascht wird. Das finde ich aber gar nicht schlimm, sondern eher spannend. Mir ist und war es zudem sehr wichtig, dass mein Partner er selbst ist. Das ist mir viel lieber, als wenn man mir etwas vorspielt, um mir gefallen zu wollen. Letzteres fliegt ja auch mit der Zeit auf - meistens sogar ziemlich schnell. Und dann ist die Enttäuschung natürlich groß. Deshalb bevorzuge ich es, wenn das erst gar nicht praktiziert wird. Wenn man das verstanden hat, kann man sich auch offener darauf einlassen, dass der Partner eben ein eigenständiger Mensch ist, der nicht in meine Schablone passt - und das auch gar nicht soll / muss.

• glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?

Ja, absolut. Ich habe schon sehr früh, durch gewisse Erlebnisse, gemerkt, dass es gar nichts bringt, irgendwas zu spielen. Man macht andere nicht wirklich glücklich und sich selbst erstrecht unglücklich.
Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen man sich trotzdem etwas verstellt bzw. sich nicht ganz offenbart (Vorstellungsgespräche z. B.), aber gerade in einer langjährigen Beziehung ist es doch nur mühsam (und vielleicht sogar unmöglich) ein falsches Bild dauerhaft aufrecht zu erhalten.

• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?

Naja, "plötzlich" passiert sowas ja eher selten. Dass Menschen sich durchaus verändern, ist aber klar und auch das finde ich nicht schlimm. Blöd wird es nur, wenn es in eine Richtung geht, die man gar nicht mehr mit sich selbst vereinbaren kann. Das ist mir aber nie passiert.
Dass wir alle aus unseren sinnlichen Wahrnehmungen Bilder malen und uns daraus unsere Welt zusammenbasteln, ist normal. Nicht krankheitsbedingt, nicht pathologisch oder gar als ein Merkmal von Schizophrenie ...

Nur denke ich, ist man gut beraten, seine Bilder nicht als Wahrheit, Objektivität, fixiert, betoniert oder gemeißelt zu betrachten.
Wenn ich mir schon Bilder male, dann habe ich meinen Radiergummi, meinen Bleistift, meine Farben dabei, um mein Bild zu korrigieren ... es also der sich verändernden Welt anzupassen und nicht umgekehrt (oft wird´s dann erst richtig schön:).

Um auf die Eingangsfrage mit der Doppelbindung zurückzukommen, so entsteht eine Kluft zwischen Wahrnehmung und Bild im Kopf dann, wenn einem eingetrichtert wird, die eigenen Sinneseindrücke und das, was man daraus macht, seien falsch, unrecht, zu verurteilen oder sonst wie zu negieren ... wenn das Ganze also mit Scham, Schande, Strafe usw. sanktioniert wird und man den eigenen Sinneseindrücken und dem, was sie in einem auslösen, selbst nicht mehr traut - dann beginnt man, Richtung Erwartung zu interpretieren, die Wirklichkeit zum gewünschten Bild zu malen.
Interessante, geradezu philosophische Fragestellungen! *top*

wie oft geschieht es, dass ihr euch ein Bildnis von eurem Partner macht und dann feststellt, dass er diesem gar nicht entspricht?

Ständig! Man geht einfach zu sehr von sich aus und erwartet vom Partner, dass er dem gerecht werden kann.

glaubt ihr, dass ihr der Welt/eurem Partner ein authentisches Bild bietet, das eurem inneren Selbstbild entspricht?

Lieber nicht! *lach*
In mir gehen manchmal Sachen vor, die bleiben besser drin.
Ich habe auch öfter als es für eine vernünftige Interaktion mit der Umwelt gut ist den Schalk im Nacken.
Da ist es meiner Erfahrung nach geschickter, dass man sich einfach nur bemüht, stattdessen den klar gesetzten Erwartungen zu entsprechen.

wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?

Kommt drauf an, welcher Art die Veränderungen sind.
Meine Partnerin ist mit den Jahren witziger und schlagfertiger geworden. Das gefällt mir, da bin ich positiv überrascht.
Andererseits passiert es auch immer wieder, dass sie auf eine Art enttäuschend reagiert, dass es mir nicht gelingt, die Frustration zu verbergen.
**2 Mann
6.156 Beiträge
• wie geht ihr mit Veränderungen in der Beziehung um, die sich dadurch ergeben, dass euer Partner plötzlich ganz andere Seiten von sich offenbart, die eurem Bild von ihm widersprechen?

Rückblickend kann ich nur sagen das was ich in den letzten 6 Monaten darstellte war alles Andere als das wirkliche oder besser gesagt vollständige Ich - ich war in diesem Zeitraum lediglich das, wozu ich im Stande gewesen bin zu sein.
Nun kann man sagen: zeitauthentisch, doch darauf bin ich nicht stolz.

Meine Intention und das was ich durch selbstrefletion zu erreichen bestrebt bin ist, mich nie wieder selbst in einen deartigen Zustand zu bringen.
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