Ach, den Unterschied merkt er gar nicht!
Wer Orgasmen vortäuscht oder nachmacht, oder vorgetäuschte oder nachgemachte Orgasmen in Umlauf bringt, wird mit sexueller Frustration einer möglicherweise sehr langen Zeit bestraft. Dieser Satz ist von den alten D-Mark Banknoten abgekupfert, die Älteren unter Ihnen, werden sich erinnern. Apropos Geld, wenn Sie versuchen in Photoshop CS™ eine Banknote einzuscannen, wird das Programm spätestens, wenn Sie sie bearbeiten oder ausdrucken wollen, streiken. Es erscheint ein Hinweis auf die Ungesetzlichkeit Ihres Tuns und das Programm verweigert seinen Dienst an Ihrer hoffentlich NICHT ungesetzlichen Sache – schade, dass Kondome DAS noch nicht können. Es gibt natürlich Situationen, wo Sie vielleicht heilfroh sind, einen Orgasmus vortäuschen zu können oder dies schon einmal praktiziert haben, sogar als Mann.Eine typische Situation ist die: Sie merken, dass der Liebhaber für eine Nacht, den Sie sich unvorsichtigerweise mit nach Hause genommen haben, zwar bemüht und sehr erregt ist, Sie aber seine Anstrengungen definitiv nicht mit Ihrem Orgasmus krönen werden oder können. In dieser Situation kann es durchaus hilfreich sein, die Wartezeit auf die Zigarette danach, nach der es Sie schon seit einer Viertelstunde gelüstet, durch einen vorgetäuschten Orgasmus spürbar abzukürzen. Was soll’s, Sie werden ihn nie wieder sehen und nie wieder sehen wollen, geschweige denn einen zweiten Versuch wagen. Soll er doch denken, er sein der größte Liebhaber seit Dschingis Khan. Hauptsache, Sie kriegen was zu Rauchen.
Wenn Sie dagegen Ihrem PARTNER etwas vorspielen, wird der Grundstein für Missverständnisse, mangelndes Vertrauen und gestörte Zweisamkeit gelegt. Francois Mauriac, ein französischer Schriftsteller, hat einmal gesagt: „Der Bau von Luftschlössern kostet nichts, aber ihre Zerstörung ist sehr teuer.“ Täuschen Sie Ihrem Partner zehn Jahre lang einen Orgasmus vor, wird die Offenbarung, dass Sie bisher nur in Ausnahmefällen einen Höhepunkt hatten, ihm also meistens ein Theater vorspielten, zu depressiven Verstimmungen, einem gekränkten Ego und vielleicht zu einem großen Scherbenhaufen führen. Und wie so oft, wird es Ihre Aufgabe sein, diesen Scherbenhaufen, der einmal Ihre Beziehung war, zusammen zu kehren und wenn es irgendwie geht, die Scherben wieder zu einem Teil zusammen zu setzen.
Ihr Mann ist ausnahmsweise einmal schuldlos. Er hat schließlich all die Jahre angenommen, es sei alles in Ordnung, wie hätte er denn zweifeln sollen? Der Mann, der eine vorgetäuschte von einer erlebten Klimax hundertprozentig unterscheiden kann, muss erst noch geboren werden (siehe „Harry & Sally“). Jetzt geht natürlich ein Aufschrei des Entrüstens durch die männliche Gemeinde meiner Leser: „Ich würde es IMMER merken, MIR hat noch KEINE einen Orgasmus vorgetäuscht!“ Ja genau, und die Erde ist eine Scheibe. Ich habe bisher jedenfalls mit keiner Frau gesprochen, die dies nicht schon einmal getan hätte. Punkt. Denken Sie doch, was Sie wollen.
Wenn Sie Ihrem Partner etwas vormachen, hören Sie auf. Noch heute. Nicht morgen oder demnächst, sondern so bald Sie dieses Buch aus der Hand gelegt haben. Je länger Sie damit warten, desto schwieriger wird es, diese vermeintlich lässliche Sünde zu beichten. Dass dann, meist nicht nur ein klärendes Gespräch folgt, ist unabwendbar, aber es ist zu Ihrem Besten und letztendlich zum Besten Ihres Partners und Ihrer gemeinsamen Liebesbeziehung.
Vielleicht denken Sie jetzt: ‚Ich habe doch schon drei Kinder und der Sex war mir sowieso nie so wichtig, und er wird mit der Zeit immer weniger, und eigentlich bin ich ja einigermaßen zufrieden.’ Glauben Sie mir, es wird irgendwann einmal wichtig werden, für Sie – der einzig Betrogene der ganzen Geschichte sind Sie selbst. Sie bringen sich selbst um eine ausgefüllte und befriedigende Sexualität. Wollen Sie – nach zwanzig Jahren und einem neuen Liebhaber, der Ihnen zum ersten Mal orgiastische Gefühle entlockt hat – auf zwei Dekaden unerfüllter Sexualität zurück blicken und sich eingestehen, dass Sie diese Wonnen schon viel früher hätten erleben können, hätten Sie Ihren Mund aufgemacht und angefangen mit Ihrem Partner zu sprechen?