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Beziehungsunfähig oder nur Erwartungen inkompatibel?

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*******icht Mann
3.453 Beiträge
Wenn ich das richtig verstehe, meint der TE speziell Zeitverzicht, der sich aus dem Beziehungsumstand ergibt. Es ist ja nicht so, dass Beteiligte einer exklusiven Zweierbeziehung nicht auch gegenseitig auf gemeinsame Zeit verzichten müssen. Dabei denke ich beispielsweise an den Beruf, der im Einzelfall einen zwölf Stundentag beanspruchen kann oder einen Berufszweig, in dem der Aufenthalt für eine längere Zeit außerorts bedarf, wie zum Beispiel ein Wochenendseminar oder drei Wochen im Ausland. Interessanter Weise wird dabei der Zeitverzicht entspannter hingenommen als der Verzicht einer Zeit, die der Partner einem anderen Menschen als einem selber aus persönlichem Interesse widmet.

Elementare eigene Bedürfnisse beziehen sich in diesem Fall nicht auf die Zeit, vielmehr auf den Kontext, der den Verzicht legitimiert oder nicht. Für schwierig halte ich es, sich die eigenen Bedürfnisse mal näher anzuschauen, um die eigentliche Ursache der unterschiedlichen Legitimationen zu verstehen. Wer es schafft, die Interessen und Leidenschaften seines Partners nicht in Beruf und Privat zu trennen, wird mMn mit dem Zeitverzicht allgemein entspannter umgehen können. Entstehende Konflikte sehe ich im Grundsätzlichen und nicht im speziellen Beziehungsmodell.

Daher halte ich es für überflüssig Menschen in zwei Lager wie Mono und Poly aufzuteilen. Sie unter Umständen auch noch gegeneinander antreten zu lassen.
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*******icht Mann
3.453 Beiträge
Das Ergebnis ist dann eine sehr buddhistische Lebenseinstellung wie sie auch sonne_licht hier präsentiert. Aber ich glaube nicht, dass dies die Situation wirklich löst. Vielleicht für mich selbst. Aber da bin ich nicht und weiß auch gar nicht, ob ich diesen Weg wirklich gehen will. Es streubt sich jedenfalls noch viel zu viel in mir drin dagegen.

Die Situation ist mMn nicht lösbar. Von Buddhismus verstehe ich nichts. Fernöstliche Philosophien lassen sich meines Erachtens schwer mit kapitalistischen Werten vereinen. Da ist mir Paul Watzlawick gedanklich näher, der sich mit dem Gedanken beschäftigt hat "Wenn die Lösung das Problem ist".

In mir streubte sich auch zu viel. Mal abgesehen von der Angst dadurch einer Gemeinschaft nicht mehr zugehörig zu fühlen, was sehr schmerzhaft sein kann. Mir ist es bisher in keiner meiner Monobeziehungen gelungen meinen Partner so zu verändern, dass es mir in der Beziehung mit ihm gut geht. Das Gleiche gelang mir auch nicht mit einer Gruppe und erstrecht nicht mit der Welt.

Mir blieb nichts anderes übrig als mich zu ändern, um mich selber aus diesem "Leidensdruck" der Dauerkonflikte zu befreien. Natürlich hätte ich auch in Hoffnung weiter darauf warten können, dass sich die anderen für mich ändern, weil sie mich lieben und ihnen nichts wichtiger auf dieser Welt ist, als das es MIR gut geht.

Was mir persönlich sehr geholfen hat um mich zu bewegen, war, meinen Blick nicht daruf zu legen wogegen ich bin, vielmehr darauf, wofür ich bin.
Mein Vegetarier stand im Beispiel stellvertretend für den Monogamen. Einem überzeugten Vegetarier ist es nicht möglich, einem anderen zuliebe heute Fleisch zu essen. Andersrum isst ein Fleischesser ja i.d.R. nicht nur Fleisch, er kann also eine zeitlang drauf verzichten ohne dass er deswegen hungern müsste.

Polyamore müssen ja nicht jederzeit mehrere Menschen lieben. Sie haben also im Gegensatz zum Momogamen eine Wahl.

Für viele Menschen ist z.B. die Car-Sharing-Idee eine hervorragende Sache. Man belastet sich nicht mit Besitz, man teilt und spart Geld. Die überzeugten Car-Sharer werden wenig Verständnis für Autoliebhaber haben, für die ein bestimmtes und vor allem das eigene Auto mit sehr viel Emotionen belegt ist. Du wirst eine solchen Autofan niemals davon überzeugen können, dass er seinen geliebten, tiefergelegten und mega-getunten Audi ab nächster Woche mit allen anderen in der Straße teilen soll. Selbst, wenn er nur einen gebrauchten Polo fährt, wird das nix.

Der Autofan sieht seinen Vorteil im Besitz, nicht im Nicht-Besitz. Der Atheist ist froh, dass er nicht im Glauben an eine unsichtbare, nicht nachweisbare Existenz gefangen ist. Der Gläubige ist froh, dass ihm der Glaube genau daran, Halt und Sicherheit gibt.

Ich glaube, dass manche Polys, vielleicht auch mit der Erinnerung an eigene gescheiterte Mono-Beziehungen, verkennen, wieviel Halt und Sicherheit Monos allein aus der Beziehungsform ziehen können. Gerade wenn es in der Mono-Beziehung kriselt, dann ist es das Mono, das wenigstens einen festen Pfeiler Sicherheit vermittelt. Von mir aus mag das wie der Glaube an einen unsichtbaren Gott wirken.

Bei der Diskussion geht es nicht um Logik oder nachweisbar bessere Argumente. Ich diskutiere auch nicht mit einem Priester das erste Gebot. Das Wort Monogamie beschreibt nicht "Die Liebe zu einem anderen", sondern"Die Liebe zu einem anderen". Und eine monogame Beziehung braucht zwei, die darin monogam leben.
*******na57 Frau
22.185 Beiträge
JOY-Angels 
Wobei "Monogamie" die EHE mit einem Menschen beschreibt, wenn ich hier mal den *klugscheisser* raushängen darf.

Aber egal, es ist einfach kürzer als "sexuell und emotional exklusive Zweierbeziehung"...

*sorry*
Du weißt ja, was ich meine. Ich meinte auch nicht den Wortsinn als solchen, sondern den Wortsinn in der Unterscheidung zu anderen Modellen.
*******na57 Frau
22.185 Beiträge
JOY-Angels 
*hi5* .. sorry, ich bin mal wieder im *klugscheisser* Modus.
*tuete*
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*******icht Mann
3.453 Beiträge
Polyamore müssen ja nicht jederzeit mehrere Menschen lieben. Sie haben also im Gegensatz zum Momogamen eine Wahl.

Mal abgesehen von dem Beziehungsmodell, bin ich froh und glücklich darüber, dass ich lieben darf und nicht muss. Was mich am meisten stört ist dieses Müssen. Ich muss im Alltag, Beruf und Leben ständig Verpflichtungen nachkommen, Absprachen einhalten und Regeln befolgen. Meine einzige Oase des Lebens könnte eine Beziehung zu einer Frau sein, die ich dafür liebe, wer und was sie ist. In dieser Oase möchte der sein dürfen, der ich in Wirklichkeit bin, ohne etwas zu müssen, wie zum Beispiel Erwartungen und Vorstellungen anderer zu erfüllen und mich wie im Alltag an Regeln, Absprachen und Verpflichtungen halten. Ich kann mich als Mensch nur dann fallen lassen, mich in Sicherheit wissen, wenn ich so sein darf, wie und wer ich wirklich bin. Wo sonst auf der Welt könnte diese Oase für mich sein, außer in mir selbst natürlich. Nur ohne wichtige Menschen um mich, mit den ich in Liebe in einer Beziehung stehe, würde ich meine innere Oase nicht erkennen können, weil mir der wichtige Spiegel fehlt.

Ich glaube, dass manche Polys, vielleicht auch mit der Erinnerung an eigene gescheiterte Mono-Beziehungen, verkennen, wieviel Halt und Sicherheit Monos allein aus der Beziehungsform ziehen können. Gerade wenn es in der Mono-Beziehung kriselt, dann ist es das Mono, das wenigstens einen festen Pfeiler Sicherheit vermittelt. Von mir aus mag das wie der Glaube an einen unsichtbaren Gott wirken.

Halt und Sicherheit sind Grundbedürfnisse des Menschen. Nach Maslow´s Bedürfnispyramide sind das Defizitbedürfnisse. Es gibt nach seiner Definition auch Wachstumsbedürfnisse. Um als Mensch in seiner Persönlichkeit wachsen zu können, muss er sich verändern, eigenständig bewegen können bzw. dürfen. Das Dürfen wird in vielen Monobeziehungen verhindert. Aus verständlichem Grund. Jegliche Veränderung des Partners, die nicht mit der eigenen Haltung mehr übereinstimmt, löst ein Gefühl der Unsicherheit aus und die Angst, die Beziehung bzw. den Partner dadurch zu verlieren. Jemand, der für sich im Leben Wachstumsbedürfnisse entwickelt, bekommt in der Regel Konflikte mit seinem eigenen Mono-Denkmodell. Noch nicht mal mir dem Partner. Da beisst sich die Sicherheit und der Halt selber in den Schwanz.

Vermeintliche Sicherheit und Halt ist für mich heute kein Grund mehr ein Konstrukt zu leben, in dem ich mich als Mensch nicht wohl fühle. Ich habe nicht nur den Typ meiner Partnerinnen im Gegensatz zu früher ausgetauscht, sondern auch meinen gesamten Freundeskreis. Im Gegensatz zu früher, fühle ich mich heute in wirklicher Sicherheit und Halt sehr gut aufgehoben. Heute weiß ich, dass mein soziales Netzwerk der Partnerinnen und Freunde mich in der tiefsten emotionalen Krise auffangen und stabilisieren kann.

Mehr wirkliche Sicherheit und Halt als heute hatte ich noch nie und mehr kann ich mir auch gerade nicht vorstellen.
*******na57 Frau
22.185 Beiträge
JOY-Angels 
Ich glaube, dass manche Polys, vielleicht auch mit der Erinnerung an eigene gescheiterte Mono-Beziehungen, verkennen, wieviel Halt und Sicherheit Monos allein aus der Beziehungsform ziehen können.

Meine Mono-Beziehungen exisitieren nicht mehr, die, die ich hatte, sind aus den verschiedenen Gründen auseinander gegangen. "Gescheitert" meinetwegen, wenn das Ziel einer Beziehung ist, dass man immer zusammen bleibt.

Ich sehe es mittlerweile anders - es hat nicht länger gepasst, mein Lebensweg ging in eine andere Richtung, aber die Zeit mit dem jeweiligen Mann ist keine verlorene Zeit, sie war wichtig und hat mich Vieles gelehrt.

Das kann man als "sich alles schön reden" bezeichnen, ich bezeichne es als "Resilienz", als die Fähigkeit, auch negative Erlebnisse positiv zu nutzen und sie damit zu verarbeiten.

Was mir diese Erlebnisse gebracht haben, ist die Erkenntnis, dass eine Beziehung mir (!) keine Sicherheit gibt. Es gibt überhaupt keine Sicherheit und schon gar keine für die Zukunft. Mein Gefühl von Halt und Sicherheit kommt woanders her.

Dass nicht alle Menschen so empfinden, ist mir klar. Ich kann es auch nicht ändern und schon gar nicht kann ich ihnen mein Denken und meine Erfahrungen aufzwingen.

Aber ich möchte auch nicht "bedauert" werden, weil ich ja so haltlos und unverbindlich in der Gegend herum lebe, denn das tue ich nicht. Auch wenn viele "Monos" das denken.

Um auf die Frage zurück zu kommen, wie man die Gegensätze überbrückt ... wohl nur, wenn beide Seiten genug Fantasie aufbringen wollen.
*******na57:
Aber ich möchte auch nicht "bedauert" werden, weil ich ja so haltlos und unverbindlich in der Gegend herum lebe, denn das tue ich nicht. Auch wenn viele "Monos" das denken.

Das ist echt spannend. Du hast das Gefühl, es könne von jemandem als bedauerlich betrachtet werden. Ich empfinde manche Beispiele so, als würden Monos belächelt für ihre Idee, diesen Halt in einer Beziehung zu finden.

So hat jeder seinen eigenen Filter vor Augen, mit dem die Äußerungen von anderen interpretiert werden. Und dann kommen auch noch die unterschiedlichen Absichten derer hinzu, die bestimmte Äußerungen tätigen.

Schwierig.
*******na57 Frau
22.185 Beiträge
JOY-Angels 
Es ist kein Filter, kein Gefühl, es ist das, was mir Leute schon gesagt haben.

Aber es stimmt, dass es auch die umgekehrte Wahrnehmung gibt. Entweder, weil man denkt, die anderen meinen das ... oder weil sie es wirklich so sagen.
****ot2 Mann
10.178 Beiträge
Verständnisfragen
Ich philosphiere ja gern darüber, wann eine Beziehung mehr ist als eine Freundschaft+, also worin sich Partnerschaft und Freundschaft+ unterscheiden.
Und letztlich kommen da sehr banale Indizien raus:
Für den Übergang von Freundschaft+ zur Partnerschaft spricht:
Das Zusammenwohnen und das gemeinsame Wirtschaften.

Meine Frage an den TE:
Lebt ihr zu dritt in einer Wohnung?
Wo ist dein Lebensmittelpunkt?
Bist du mit deinen Partnerinnen wirtschaftlich verflochten?
Bildet ihr eine Einstehensgemeinschaft?

Wie schätzt Du das ein:
Hast du zwei Freundschaften+ oder zwei Partnerschaften?

Und wie war die Eifersuchtsfrage gemeint? Rein sexuell?
Lg
Gernot
****ot2:
Für den Übergang von Freundschaft+ zur Partnerschaft spricht:
Das Zusammenwohnen und das gemeinsame Wirtschaften.

ist eindeutig deine Sicht
eine Partnerschaft muß nicht zwangsläufig eine Zusammenwohnwirtschaftsbeziehung sein
selbst (serielle) monogame Beziehungen sind in getrennten Lebensbereichen funktionierend
*******na57 Frau
22.185 Beiträge
JOY-Angels 
Für den Übergang von Freundschaft+ zur Partnerschaft spricht:
Das Zusammenwohnen und das gemeinsame Wirtschaften.

Dann sind Menschen, die eine Fernbeziehung führen, die zwei Wohnungen haben und nicht gemeinsam wirtschaften ... die sind dann keine Partnerschaft ?
*skeptisch*
****ot2 Mann
10.178 Beiträge
Dann sind Menschen, die eine Fernbeziehung führen, die zwei Wohnungen haben und nicht gemeinsam wirtschaften ... die sind dann keine Partnerschaft ?

Doch sicher, gibt es auch.... *g*

Ich frage mich nur, wie es Menschen schaffen gleich mehrere Beziehungen zu pflegen, - allein schon zeitlich...
Und - mit wem fährt der polyamore Mensch eigentlich in Urlaub?
Lg
Gernot
DIE ANTWORT AUF DEINE FRAGE
Achtung jetzt kommt es

WIR SIND ALLES MENSCHEN

als Mensch reagiert man überwiegend emotional
Regeln, Prinzipien , Philosophien etc - alles "Software" doch so leicht ist es nicht

Unsere Hardware agiert oftmals eigenständig

Vergesst das bei all den "Codes und Abläufen" mit denen man sich seine Welt zusammenbastelt nicht
insight-out
Die Diskussion wäre leichter, wenn sie von unbeteiligten Individuen geführt würde, die überhaupt nicht in irgendein Beziehungsmodell eingebunden sind (freilich: diese Menschen führten so eine Diskussion aber wohl aus Desinteresse am Thema nur recht kurz oder gar nicht). So aber bestimmt die Leidenschaft für die selbstgewählte Beziehungsform, der Hintergrund der eigenen Sozialisation (zu der auch der Grad der persönlichen Höflichkeit und Toleranz gehört) die Vehemenz, mit der man für das eine oder andere Beziehungsmodell eintritt und unwillkürlich Partei ergreift, Erklärungen allein daraus abzuleiten versucht, so tut, als wären diese alternativlos. Das vorab gewünschte "Auslassen von Grabenkämpfen" war vielleicht insofern ein unerfüllbarer Wunsch und doch wurde ja eine Frage gestellt, besteht also der Bedarf nach einer Antwort, auch wenn diese den eigenen Vorstellungen vielleicht zuwider läuft: Es soll entschieden werden, ob wir alle beziehungsunfähig sind, oder ob nur unsere Erwartungen inkompatibel sind.

Möglicherweise hilft bei der Beantwortung dieser Frage ein anderer Blickwinkel, denn nach meinem Eindruck zielt schon die Eingangsfrage in eine Richtung, in der es keine befriedigende Antwort gibt: nach außen.

Die grundsätzliche Frage, fernab davon mit wie vielen Menschen ich in einem Beziehungsgeflecht lebe (das tun Menschen, die sich als monogam bezeichnen genau so und vermutlich mit gleicher Intensität, wie Menschen die sich bewusst als Poly bezeichnen und alle, die in mehr oder weniger Zwischenstufen davon leben, Swinger, Affairenpartner, etc., übrigens z.T. uralte Beziehungsformen) ist doch: Was kann ich zuerst zu einer Beziehung selbst beitragen und finde ich damit letztlich auch mein eigenes Glück?

Grundsätzlich halte ich jeden Menchen für beziehungsfähig in jeder Art von Beziehungskonstrukt. Die ersten Einschränkungen dieser Beziehungsfähigkeit beginnen aber in diesem Menschen selbst. Fragen wie: Wie kann er sich selbst akzeptieren, wie zufrieden ist er mit sich, besitzt er ausreichende emotionale Stabilität, welche Ängste hat er, was erführe er selber gern, sie bestimmen die Basis der Beziehungsfähigkeit. Faktoren von außen kommen dazu: Welche Erfahrungen hat ein Mensch gemacht, wie ist er aufgewachsen, was wurde ihm vorgelebt. Die Verarbeitung dieser Faktoren führt zu einem intern gedachten Modell von Beziehung, das dieser Mensch sehr schnell nach außen trägt. Vielleicht ist das falsch? Vielleicht bedarf es einer viel intensiveren Sicht nach innen, bevor man sich nach außen in ein selbstgemachtes Beziehungmodell presst? Welche Werkzeuge für eine Beziehung könnten nützlich sein, wie kann ich sie in mir finden und trainieren? Wie selbstlos bin ich, wie viel Liebe für andere und mich kann ich aufbringen, wie tolerant kann ich sein?

"Habe ich alles doch längst empfunden und tausendfach durchdacht.", die Antwort war klar. Also findet man sein persönliches Beziehungsmodell und lebt darin mit allen Problemen, die der Alltag bringt. Das sollte man aber auch wirklich und mit aller Ehrlichkeit tun. Und wenn es ein Poly-Beziehungsgeflecht ist, in das man sich als Teil eingebracht hat, und in diesem mag es besonders wichtig sein, wenn alle Beteiligten gleichberechtigt nebeneinander stehen, dann lebt man das am besten auch tatsächlich gleichberechtigt und nicht insgeheim wertend. Dann stellt man nicht die Beziehungsfähigkeit anderer Menschen in diesem Netz oder Beziehungsfähigkeit generell in Frage, nur weil ein Metamour angeblich eifersüchtig aus der Reihe tanzt, sondern überdenkt die eigene Beziehungsfähigkeit und bezieht die Bedürfnisse dieses Metamouren in seine Beziehung stärker ein, redet mit ihm, mit der Partnerin, mit allen, die es betrifft. Man bemüht sich um eine Lösung in seiner Beziehung intern, ausgehend vom eigenen Verhalten und sich selbst. Alles andere wäre arrogant, wertend und von liebevoller Beziehung so weit entfernt, wie die Erde vom Mond. Und Liebe soll doch tragender Teil einer Beziehung sein, oder besteht nicht einmal darüber Konsens?
********ht76:
WIR SIND ALLES MENSCHEN

als Mensch reagiert man überwiegend emotional
Regeln, Prinzipien , Philosophien etc - alles "Software" doch so leicht ist es nicht

Unsere Hardware agiert oftmals eigenständig

Vergesst das bei all den "Codes und Abläufen" mit denen man sich seine Welt zusammenbastelt nicht

Fabelhaft zusamengefasst, viel besser als mein Geschwurbel!

Ich möchte sogar meinen, es ist mehr die Software, die wir nicht unter Kontrolle haben.
Sehr schönes Geschwurbel, @*******olus.

Richtig, die Fragestellung selbst beinhaltet schon falsche Rückschlüsse und führt uns in der Diskussion auf die falsche Fährte.

Wenn ein Mono eifersüchtig ist, dann ist er das nicht, weil er mono ist, sondern weil er eifersüchtig ist. Die Eifersucht entsteht in ihm und kommt nicht als Beigabe seines Beziehungsmodells.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Themenersteller 
*******olus:
Grundsätzlich halte ich jeden Menchen für beziehungsfähig in jeder Art von Beziehungskonstrukt.

Ist das nicht der erste Schritt zum Mentalismus? Alle Abweichung von der postulierten Beziehungsfähigkeit sind fehlende Schritte der Selbstoptimierung?

********ht76:
WIR SIND ALLES MENSCHEN

Sind wir nicht alle ein bißchen bluna? Aber ist das relevant? Wir sind unvollkommen.

*******olus:
Dann stellt man nicht die Beziehungsfähigkeit anderer Menschen in diesem Netz oder Beziehungsfähigkeit generell in Frage, nur weil ein Metamour angeblich eifersüchtig aus der Reihe tanzt, sondern überdenkt die eigene Beziehungsfähigkeit und bezieht die Bedürfnisse dieses Metamouren in seine Beziehung stärker ein, redet mit ihm, mit der Partnerin, mit allen, die es betrifft.

Das klingt jetzt widersprüchlich. Ich kann doch aus einer Beziehung - völlig gleich, ob aus zwei oder mehr Menschen bestehend - nicht den Anspruch ableiten, dass gefälligst Rücksicht auf meine Unzulänglichkeiten genommen wird. Sobald man in diese Denke abgleitet sind wir wieder bei Gesches Beispiel mit dem Vegetarier. Wer verzichtet? Der Monogame auf seine Exklusivität, der Polyamore auf seine Freiheit? Und ich kann Gesches Argumentation, dass Freiheit ja nicht so viel wert ist, wie die Exklusivität, nicht folgen.

Sicher redet man in der Situation mit ihm. Ist ja auch passiert. Hat aber eben nicht wirklich zum Ziel geführt. Die Gründe dafür habe ich entsprechend beschrieben. Klar, ich kann mich versuchen in die Schuhe des anderen zu versetzen. Aber genau das schaffe ich nicht. Ich bin Eifersuchtsautist. Ich spüre selber eher Neid denn Eifersucht. Und kann auch die Eifersucht eines anderen sehr selten nachvollziehen. Ich kann sie mir logisch erklären und herleiten. Es ist ja nicht so, dass es die in Polynetzwerken nicht gibt. Aber emotional nachvollziehen kann ich sie nicht. Das führt aber eben dazu, dass ich mich nicht in die Schuhe des anderen versetzen kann. Für mich führt das eher zu noch mehr Unverständnis.

Es also bei der jeweiligen Person lassen? Mich selber abgrenzen? Womit wir wieder beim Mentalismus sind. Es ist doch nicht möglich erstmal jeden potentiellen Metamour zur Psychotherapie zu schicken. Eifersucht ist hochgradig nervig und alles nur nicht konstruktiv, aber eben doch keine Krankheit. Und Metamour bedeutet ja auch, dass ich mit dieser Person praktisch eher wenig bis gar nichts zu tun habe, außer der Tatsache dass wir beide den gleichen Menschen lieben und von diesem geliebt werden.

Womit wir bei Gernots Fragen wären:

****ot2:
Lebt ihr zu dritt in einer Wohnung?
Wo ist dein Lebensmittelpunkt?
Bist du mit deinen Partnerinnen wirtschaftlich verflochten?
Bildet ihr eine Einstehensgemeinschaft?

Hast du zwei Freundschaften+ oder zwei Partnerschaften?

Und wie war die Eifersuchtsfrage gemeint? Rein sexuell?

Nein.
Zug, mit der Tendenz zu der Partnerin mit den Kindern.
Nein.
Was ist eine Einstehgemeinschaft? Bin ich für meine Partnerinnen da, wenn sie mich brauchen? Ja.
Partnerschaften.
Nein, sie waren nicht nur auf den sexuellen Kontakt eifersüchtig. Da war alles dabei: vom Küssen, bis zum beruflichen Schwanzvergleich.
Menschen ?
Ja das ist relevant
Und gleichzeitig dein Problem

Du sagst wir sind alle bluna und unvollkommen. Das meinst du jedoch nicht ernst und lebst es nicht

Direkt danach kommt wieder die beinahe maschinelle Ratio
*********eeker:
Ist das nicht der erste Schritt zum Mentalismus? Alle Abweichung von der postulierten Beziehungsfähigkeit sind fehlende Schritte der Selbstoptimierung?

Irgendeine Gemeinsamkeit unter allen Beteiligten nehme ich an, ich habe das mit Liebe zu beschreiben versucht. Sonst bezeichnete ich das, worüber ich mir hier gerade Gedanken mache nicht als Beziehung, sondern bestenfalls als paralleles Sein.

*********eeker:
Ich kann doch aus einer Beziehung - völlig gleich, ob aus zwei oder mehr Menschen bestehend - nicht den Anspruch ableiten, dass gefälligst Rücksicht auf meine Unzulänglichkeiten genommen wird.

Der Begriff "Unzulänglichkeit" impliziert die Wertung schon: für wen soll dieser Begriff gelten, für den Eifersüchtigen oder für den, der sich an der Eifersucht stört?

*********eeker:
Sicher redet man in der Situation mit ihm. Ist ja auch passiert. Hat aber eben nicht wirklich zum Ziel geführt.

Was genau war dieses Ziel und wer hat es definiert?

*********eeker:
Es also bei der jeweiligen Person lassen? Mich selber abgrenzen? Womit wir wieder beim Mentalismus sind. Es ist doch nicht möglich erstmal jeden potentiellen Metamour zur Psychotherapie zu schicken.

Den Metamour kann ich vermutlich nirgendwo hinschicken, aber vielleicht mich selbst? Das muss ja nicht im wörtlichen Therapiesinn sein, aber doch durch Selbstreflexion?

*********eeker:
Und Metamour bedeutet ja auch, dass ich mit dieser Person praktisch eher wenig bis gar nichts zu tun habe, außer der Tatsache dass wir beide den gleichen Menschen lieben und von diesem geliebt werden.

Wird diese Ansicht wirklich von allen Beteiligten im Konstrukt geteilt?
*******na57 Frau
22.185 Beiträge
JOY-Angels 
Mir stellt sich gerade die Frage, was "Beziehungsfähigkeit" überhaupt bedeutet.

Ich lebe gerne alleine. Ich bin auch gerne alleine. Ich empfinde Liebe zu mehr als einem Menschen und zu mehr als einem Mann. Ich fühle Verantwortung für andere Menschen in meinem Leben und gehe dieser Verantwortung auch nach. Mir geht es mit der Eifersucht auch so, dass ich sie selten, meistens vorübergehend und, je älter ich werde, immer weniger spüre.

Es gibt Menschen, die mich als "beziehungsunfähig" beschreiben ...*gruebel*

Laut dieser Diskussion bin ich es aber - denn da gehört auch "das Vertrauen in die eignen Fähigkeiten und das Wissen, auch alleine zurecht kommen zu können" dazu. Und das haben auch meine Partner.
https://www.partnerschaft-beziehung.de/beziehungsfaehigkeit.html

Und laut dieser Definition sehe ich schon die Unfähigkeit, Beziehungen zu Menschen aufzubauen, aber das ist wohl eine Sache von psychischen Störungen, die wir hier außen vor lassen.

Aber abgesehen davon gibt es doch unterschiedliche Wege, Beziehungen zu leben - nicht jeder braucht so viel Abstand, wie ich.

Und wenn unterschiedliche Vorstellungen aufeinander treffen, geht es nicht. Oder beide können mit der Andersartigkeit des Anderen leben, auch wenn er sie auslebt... und wer das kann, ist mit Sicherheit nicht beziehungsunfähig.
*******na57:
und wer das kann, ist mit Sicherheit nicht beziehungsunfähig.

*danke* genau so ist es
nur wird dieses wohl nicht von allen Beteiligten so gesehen, dadurch entstehen dann wieder und wieder die Voreingenommenheiten, statt zu sehen, wie bin ich mit mir im Gleichgewicht, kann ich mich so erleben und bin ich allein mir wichtig
dann kann ich das auch dem anderen Menschen, eben in der bestehenden oder aufzubauenden Beziehung zeigen und zusammen ist zu klären, paßt das so
dann paßt es
paßt es nicht, paßt diese Beziehungsform nicht für diese "Partner"
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Themenersteller 
********ht76:
Direkt danach kommt wieder die beinahe maschinelle Ratio

Könntest du sagen, was du damit meinst? Was stört dich an meinem Versuch, die Sache zu analysieren? Ich liebe keinen der genannten Metamouren. Es ist also durchaus berechtigt mir entsprechend Gefühlskälte vorzuwerfen. Aber nur weil meine Partnerin sich in einen anderen Mann verliebt hat, muss ich das doch nicht auch. Ich muss mit ihm klar kommen und mich mit den Notwendigkeiten arrangieren. Und gerade letzteres gelingt mir nicht besonders gut, wenn ich einen vor Eifersucht tobenden Menschen vor mir sehe oder mitbekomme wie er meine beruflichen Spuren gegooglet hat und jetzt mit der Info nicht klar kommt. Denn das schränkt meine Lebensqualität ein.

*******olus:
Der Begriff "Unzulänglichkeit" impliziert die Wertung schon: für wen soll dieser Begriff gelten, für den Eifersüchtigen oder für den, der sich an der Eifersucht stört?

In der Situation ja beide.

*******olus:
curious_seeker:
Sicher redet man in der Situation mit ihm. Ist ja auch passiert. Hat aber eben nicht wirklich zum Ziel geführt.

Was genau war dieses Ziel und wer hat es definiert?

Ich nehme mal den letzten Fall als Beispiel. Ich habe das Gespräch gesucht. Mir war aufgefallen, dass er mit der Situation überfordert war. Als Reaktion kam bei mir aber nur eine Abwehrhaltung an. Dass es doch gar kein Problem gäbe und mir die Situation doch auch unangenehm wäre. War sie aber bis dahin nicht. Mein Ziel war es herauszufinden, was er gebraucht hätte, damit es ihm besser ginge. Mit und nach dem Ausbruch klang es aber nur noch, dass wir (meine Partnerin und ich) auf ihn keine Rücksicht nehmen würden. Wir haben aber nach eigenem Empfinden sehr wohl sehr viel Rücksicht genommen. Hier liegt aber wieder das Missverständnis vor. Die Erwartungshaltung ist eine andere. Die Wahrnehmung ebenfalls und auch das Verständnis und die Kommunikation der Bedürfnisse hat nicht funktioniert.

*******olus:
Den Metamour kann ich vermutlich nirgendwo hinschicken, aber vielleicht mich selbst? Das muss ja nicht im wörtlichen Therapiesinn sein, aber doch durch Selbstreflexion?

Worüber soll ich reflektieren? Darüber warum mich das Verhalten piekt? Es zerstört die begrenzte wertvolle Freizeit, die ich mit meiner Partnerin verbringen möchte. Und das nicht nur in dem Moment, sondern auch in der Folge, weil sie es mitnimmt, wenn da ein anderer seinen emotionalen Balast bei ihr abläd. Weil solche Ausbrüche eben in das gesamte Netzwerk wirken. Auch bin ich mit meiner Reaktion nicht allein. Die anderen Metamouren von ihr haben ähnlich auf den Vorfall reagiert. Der geneigte Leser wird in der Polygruppe den entsprechenden Thread dazu finden.

*******olus:
Wird diese Ansicht wirklich von allen Beteiligten im Konstrukt geteilt?

Sicher steht manchmal im Raum, dass man sich mehr wünscht. Aber das ist Sache der Metamouren untereinander. Wir leben in einem offenen Netzwerk und nicht in einer Triade oder ähnlichem geschlossenen Konstrukt. Die meisten Metamouren haben sich gegenseitig kennen gelernt. Das wird auch von allen als wichtig angesehen. Aber wir sind uns einig, dass man es ja nicht erzwingen kann, dass die Metamouren Freundschaft oder gar mehr aufbauen. Sicher würde es das in einigen Situationen einfacher machen. Ist aber doch eher die Ausnahme.
Es braucht nur zwei Menschen, um unterschiedliche Ansichten haben zu können. Gibt es mehr Beteiligte, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es noch mehr unterschiedliche Meinungen geben wird.

Warum sollte das, wenn auch noch Liebe im Spiel ist, in einem Poly-Netzwerk auch nur irgendwie anders sein, als in jeder anderen Gruppe auch? Wenn man meint, Eifersucht habe in einem Poly-Konstrukt nichts zu suchen, dann müsste man konsequent jeden, der eifersüchtig ist, ausschließen. So ließe sich das Konzept ungestört verwirklichen.

Eigentlich unterscheidet der Konflikt sich nicht wesentlich von Problemen im Kleingartenverein oder in der hohen Politik. Demokratische Strukturen erfordern ein großes Maß an Kompromissbereitschaft.
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