Conscious aging statt Anti-Aging
Älter zu werden ist ein Lernprozess. Mit 40 hat ein Mann damit vielleicht noch das eine oder andere Problem, weil es neu und ungewohnt ist, dass das Leben beginnt, seine Spuren zu hinterlassen. Das Altern selbst lässt sich nicht aufhalten, auch wenn es noch so sehr gewünscht wird.
Tatsache ist, dass wir heute biologisch jünger sind, als die Menschen einige Generationen vor uns im gleichen Alter. Das zu erkennen und gleichzeitig nicht als selbstverständlich hinzunehmen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg. Denn nur durch unsere gesünderen Lebensumstände wird das Phänomen möglich, nicht durch die Produkte der Kosmetik- und Unterhaltungsindustrie.
Der Alterungsprozess bringt einige vermeidbare Begleitumstände mit sich, an denen ein Mann arbeiten kann. Er kann z.B. seinen Geist wach halten und der Fettleibigkeit entgegenwirken. Auch die innere Haltung zum Alter spielt eine Rolle. Altern und Reifen ist ein Gewinn und kann einen Mann interessant machen. Nie war mein Leben so spannend, wie über 50. Ich setze andere Prioritäten als mit 30, weiß, was für mich wichtig ist, kann zu mir und meinen Wünschen stehen und habe eine Gelassenheit und Haltung gegenüber dem Leben gewonnen, die mir ermöglicht, meine innere Mitte zu finden und zu wahren. Und die Falten, grauen Schläfen und Narben am Körper? Ich kann sie mit Würde tragen, denn sie sind das Inhaltsverzeichnis zu einer Biographie, wie sie bunter und spannender kaum sein kann.
In der Konsequenz verzichte ich auf alles, was einen „gepflegten Duft“ (auch wenn er manchen Frauen wichtig erscheinen mag) produziert. Waschen mit Lavaerde statt mit Duschgels, welche auf Dauer die Haut altern lassen, erhält eine angenehm zu fühlende Haut und ist Geruchsneutral. Als Deodorant reicht ein Alaunstein. Das Gerede um seinen Aluminiumgehalt ignoriere ich mal mit gutem Grund. Ergebnis der Kombination ist, dass ich tatsächlich nicht stinke. Eher bekomme ich das Feedback, angenehm zu riechen. Möglicherweise, weil die körpereigenen Pheromone wahrnehmbar, aber nicht riechbar sind. Zur täglichen Wellness gehört auch eine Nassrasur mit heißem Schaum von einer handgemachten Rasierseife aus biologischen Bestandteilen.
Bewusste Ernährung ist ein anderer wichtiger Bestandteil. Trotz meiner Vorliebe für Zigarillos, Kaffee, Tequila, Whiskey und Rotwein achte ich bei der Nahrung auf Ausgewogenheit. Dafür muss ich mich in keine Ernährungsschublade stecken. Meine Devise ist „aus dem Bauch für den Bauch“. Ich mag gutes Essen, habe aber auch ein Bewusstsein dafür entwickelt, wo die Grenze zwischen Genuss und Völlerei liegt und was für mich nicht gut ist. Also ernähre ich mich bevorzugt von Wild und Schalentieren mit einem hohen Anteil an Gemüse. Auch fleischlose Mahlzeiten gehören selbstverständlich zum Speisezettel, hier am liebsten Pastagerichte. Und achteran gibt es fast immer einen Espresso.
Espresso und Nassrasur sind aber nicht nur Bestandteile von Ernährung und Körperpflege, sondern gehören zu meinem persönlichen Entschleunigungskozept. Strikte Abgrenzung von Beruf und Freizeit, nicht mehr als ein Ehrenamt, keine oberflächlichen sozialen Verpflichtungen, regelmäßiger Schlaf von sechs Stunden pro Nacht – und es bleibt reichlich Zeit und Energie, um sowohl im Beruf als auch im privaten Bereich fokussiert und präsent zu sein.