Schwammige Begrifflichkeiten
Wir sollten die Begriffe mal aufdröseln:
Eine Seitensprungagentur bei der nur Verheiratete/Gebundene "einen Ausgleich suchen" gibt es glaube ich in dieser reinen Form gar nicht. Zumindest ist mir kein Portal bekannt, bei der es Pflicht ist gebunden zu sein, um sich anmelden zu können. Im Prinzip kann jedes Kontaktportal mit der Absicht zum Fremdgehen genutzt werden, auch die ganz braven, die die Freundesuche in den Vordergrund stellen.
Eine Alibiagentur geht nur einen Schritt weiter und "versorgt" die erfolgreichen Seitenspringer mit Ausreden und Beihilfen bei dieser ausserehelichen Aktion.
Ein Sexportal bietet allen Sexinteressierten eine Plattform um sich auszutauschen, kennenzulernen und um Gleichgesinnte zu finden.
Eine Escortagentur bietet Begleitungen für wenige Stunden, die auch beim Sex enden können. Wer stundenweise (egal ob Mann oder Frau) einen unkomplizierten Kontakt sucht und diesen ohne viel Tamtam wieder loshaben will, ist hier wohl am Besten aufgehoben.
Egal auf welchen Plattformen sich jemand "rumtreibt", es findet sich immer jemand, der zwar selber dort aktiv ist, aber mit dem moralischen Zeigefinger winkt und es verwerflich findet wenn jemand in einer Partnerschaft steckt und sich "Beilagen" sucht. Sätze wie "ich/wir habe/n das nicht nötig" erscheinen dann arrogant, mögen aber nur einen Aspekt beleuchten, denn auch in einer funktionierenden Partnerschaft kann eine weitere Person eine Bereicherung darstellen und ist nach der Definition des suchenden Paares kein Seitensprung.
Hier ist neben der eigenen und freien Meinung etwas mehr Toleranz wünschenswert, denn darf nicht jeder versuchen nach seiner Facon seelig zu werden?
Wer fremdgeht hat sein eigenes Gewissen, dazu braucht es dann keine Fragen wie "Warum machst Du das?" und Statements wie "Ich finde das nicht fair gegenüber Deinem Partner!" Die Moral findet immer seine Jünger in Form von Hobbypsychologen. Sollte mal eine Outingwelle à la "Ja, ich gehe fremd - und das ist gut so!" über uns hereinschwappen, dann würde sich so mancher über die hohe Quote wundern. Das Internet bietet nur mehr Möglichkeiten, wer fremdgehen will hat es bereits im Kopf getan - ich nenne das geistige Untreue. Der Weg bis zur körperlichen Untreue ist dann nur noch eine Frage der Gelegenheit.
@********eger: Eine Frau KÖNNTE auch ohne virtuelle Unterstützung einen Mann abschleppen, doch dieser Online-Überschuss bietet einige Vorteile gegenüber dem RealLife: Meist wird sie angeschrieben, sie kann sich also bequem finden lassen, die Bilder stimulieren ihre Fantasie, die Männer geben sich Mühe in ihrem Postfach aufzufallen... In einer Stunde kann sie mehr Männer "kennenlernen" als in einer Bar und ein schriftlicher Flirt ist doch viiiel einfacher abzubrechen als ein gesagtes Nein. Und das Schwindeln ist für beide Seiten auch einfacher.
Doch sucht sie eine verwandte Seele? Einen ONS oder eine langfristige Affaire? Eine sexuelle Beziehung? Oder geht sie den Umweg über den Sex um die Hoffnung auf eine echte Partnerschaft zu nähren? Um erstmal herauszufinden was sie will (und jeder Mann schmunzelt jetzt oder verdreht die Augen
) kann sie sich durch den Männerdschungel schlagen, versuchen die Spreu vom Weizen zu trennen und muss wahrscheinlich viele Frösche küssen bis sie ihren Prinzen gefunden hat (sofern sie an Märchen glaubt).
Wenn sie Sex sucht, dann ist das schriftliche Vorspiel viel einfacher als in einem Lokal ihr Interesse zu zeigen (Schlampenstempel droht, auch wenn Männer vorgeben von einer willigen Frau zu träumen).
Oder findet sie die schriftlichen Flirts erstmal interessant, fühlt sich begehrt, und irgendwann wird es ihr zuviel, sie antwortet nicht (mehr) oder treibt die vermeintliche Chance ihre Geduld in die Höhe?
Was ist mit den Frauen, die entweder nicht die Möglichkeiten haben jeden Abend durch die Bars zu tingeln oder neu in der Stadt sind oder zu schüchtern sind Männer anzusprechen? Auch hier bietet die Anonymität des Internets mit seinen Kontaktportalen scheinbar einen großen Aktionsradius.
Doch egal ob frau einen Mann "fürs Leben" oder für Sex - oder für beides - sucht, die Männer sind in der virtuellen Welt die aktiveren, sie finanzieren sogar diese Welt und müssen mehr Enttäuschungen hinnehmen als die Frau.
Im Übrigen hat die gezielte Suche nach einem gebundenen Mann auch einen Vorteil: Beide müssen den Schnabel halten (manche nennen es Diskretion), so gesehen sind sie Gleichgesinnte, schonmal eine Gemeinsamkeit
Es gibt so viele Facetten zu diesem Thema, unterschiedlich wie die Menschen selbst. Ich frage mich nur eines: Hat ein gebundener Mann, der sein Gesicht im Profil zeigt, jemals Probleme bekommen - sei es dass Arbeitskollegen oder gar seine Partnerin ihn entdeckt haben? Das schreit ja förmlich nach einem neuen "Fred" oder?