"20 min" ist ein erfolgreiches Feierabendmagazin in der Schweiz aber sicher kein probates Konzept oder lobenswerter Ansatz, um ein Event zu erleben oder zu beurteilen. Da ist euch einiges entgangen.
Was die Räumlichkeiten, deren Interieur, die Lage und die sie umgebende Infrastruktur angeht, war und ist die GO eine sicher gute Wahl. Nur knapp 1km zwischen Hotel und Location, noch weniger zum Bahnhof, Parkplätze in direkter Nähe. Da kann ich mich an andere Aktionen erinnern, von Karlsruhe fange ich da am besten erst gar nicht an.
Unser Concierge hielt sich in Ganzgummi eingetuppert am Eingang auf. Bedauerlicherweise fordern Events die Organisatoren heute etwas mehr als früher, womit es sich gelegentlich etwas schwieriger gestaltet den ganzen Abend mit diesen unverschämt gut aussehenden Gummischlampen am Eingang zu stehen und für alles und jeden Gast den Kratzfuss und Diener zu machen, jedem ein Bussi und "Küssdiehond" hinterher zu werfen. Die "Herren an der Kasse" waren eigentlich nur ein Herren (Singular, kein Plural), das andere war eine Frau (auch Singular), deutlich an den primären Geschlechtsmerkmalen "Brüste" (Plural, da zwei vorhanden) zu erkennen. Der Herr hinter der Kasse gehörte übrigens zum gelobten Hauspersonal und war nahezu ganz nackig angezogen und gummifrei. Einen Concierge zu sehen, den es nicht gibt, in einem Fall das Outfit nicht wahrgenommen und auch noch die Titten der Chefin übersehen (wie geht das??? Der Ausschnitt war doch jetzt wirklich knapp genug!!!) - da würde ich entweder ruckizucki einen Optiker konsultieren oder auf Geruchssinn umsatteln. Normal würde ich jetzt anfügen "Siehste selbst, oder?" aber das wäre unfair und schwärzester Sarkasmus, da stellen wir lieber Stevie Wonder falsch herum auf die Bühne.
Die Begrüssungsdrinks wurden in Form von sehr erfrischenden Shots am Durchgang zum Hof gereicht. Sie bestanden aus heiss begehrten VWs (VodkaWackelpudding), waren in diversen Geschmacksrichtungen und deutlich überdimensionierter Anzahl vorhanden. Auch dieses schluckimpfende Personal war vollständig gummiert.
Die Polishstation von "Be Glossi" wurde in weiser Voraussicht samt vollkommen gummierter Polierzofe im Bereich der Garderobe platziert. Zum einen weil es wohl sinnig und durchdacht wirkte, die Gäste nach ihrer Ankunft und möglichem Outfitwechsel auf Glanz zu polieren (macht schon mehr Sinn als zwischen Eingang und Parkplatz). Zum anderen weil die dafür reservierte Dusche ein kühles und vom Platz her geräumiges Örtchen darstellte, von der Möglichkeit des Nach- und Abwaschens der Silikonsauerei ganz zu schweigen. Offenbar schlug der pragmatische Gedanke da sehr nachteilig zu Buche. Ich werde der Veranstalterin nahelegen das Mitdenken im Sinne des hospitanten Komforts und der Annehmlichkeit der Gäste künftig zu unterlassen. Da scheint ja tatsächlich etwas Durchdachtes dabei heraus zu kommen und daran müssen sich einige Gäste wohl erst gewöhnen. Im Übrigen: der Weg zum Polish führte unausweichlich an den WelcomeDrinks vorbei. Auf der nächsten Party wäre vielleicht so ein Leuchtstreifensystem wie im Flugzeug praktisch. Oder ich verleihe meinen besten Freund künftig als Gummiblindenhund.
Ob ihr die Pornos gut oder schlecht fandet, das kann ich aus eurem Post so nicht entnehmen, aber die habt ihr jedenfalls gesehen. Aber mal unter uns: wer wäre vom schieren Anblick einer drei Meter breiten feuchttriefenden Gummimöse nicht irgendwie ergriffen oder gar verstört? Sieht man ja nicht alle Tage.
Als "Servicepersonal im klimatisierten Playroom" schweige ich mich aus, wer es sich hinter zugezogenen Vorhängen und geschlossenen Türen mit wem wie intensiv wohin besorgt hat, aber die Geräuschkulisse liess vereinzelt darauf schliessen, dass man sich nicht zum beten dorthin zurückgezogen hatte. Eine Gästin sang auf dem Sibian gar eine ganze Opernarie.
Die Möglichkeit einen Verkaufsraum zu bieten, nun, was daran unnötig oder falsch sein soll, das versuche ich noch zu ergründen, es erschliesst sich mir nicht. Der ein oder andere wird es sicher als Mehrwert verstehen, wenn sich gleich drei renomierte österreichische Labels auf einmal mit Entwürfen in einer kurzen Modenshow und einem Nebenraum präsentieren. Es bestand die Möglichkeit zur freien Umschau, zum Stöbern oder dem praktischen sich vor Ort fachkundig vermessen zu lassen, falls man sich mit einem Outfit einzudecken gedenkt. Offensichtlich steht ein solcher Mehrwert der Party nur im Weg, ist sicher so angekommen. Also in Zukunft gleich ganz weglassen oder wie bei Omas Kaffeefahrt eine zweistündige Show im Hauptsaal mit gummiertem Einpeitscher, der kein Ende findet, bevor nicht mindestens vier Latexrheumadecken und drei Gummigeschirrservice verkauft wurden. Wenn ich mich drauf verlassen könnte, dass das funktionieren würde, die Chinesen könnten sofort produzieren und ich würds glatt noch selbst verkaufen. Danke für die Idee eines möglichen Geschäftskonzeptes.
Unterm Strich wäre also tatsächlich mal unverbindlich bei Fielmann vorbeischauen oder einfach länger als 20 Minuten vor Ort sein eine probate Option für weitere Parties. Dass bei diesen extremen Temperaturen die Party etwas später und zögerlicher in Gang kam, das erscheint jedenfalls mir nur allzu leicht nachvollziehbar und verständlich. Parties entwickeln sich aus sich selbst und dem was die Gäste daraus machen. Im Jahr 2016 ist es vollkommen normal, dass man eben auch das ein oder andere Gespräch führt, zusammen etwas trinkt, isst, chillt oder tanzt, anstatt sich sofort nach Ankunft wild und hemmungslos das Profil vom Outfit zu ficken. Und richtig, man geht hin und macht dieses neudeutsche "socialn" in neudeutschem "real", ganz altmodisch modern in offline. Es geht ja hoffentlich auch keiner mehr zum Lachen in den Keller. Ich, als Comedian, schon gar nicht...