• Selbstbefriedigung ist in meinen Augen
per definitionem kein Fremdgehen, denn du hast ja nur mit dir selbst Sex, und du bist eindeutig Teil der Beziehung.
• Dass du trotz offensichtlichem Sexdefizit nicht außerhäusig gesucht, sondern dich auf Masturbation beschränkt hast, spricht für und nicht gegen dich.
• Was wäre ihr denn lieber gewesen? Dass du deinen Sexualtrieb komplett unterdrückst, bis auf die wenigen Male, wo sie dich gnädigerweise ranlässt? Dass du in der Zwischenzeit entweder extrem frustriert bist oder bzw. gleichzeitig einen ganz enormen Druck aufbaust, den du dann nur mit ihr ablassen kannst? So dass sie dann evtl. nicht mal auf ihre Kosten kommt, weil du praktisch sofort abspritzt?
Dass sie sich von sexueller Enthaltsamkeit bei dir eine bessere "Performance" versprach, schließe ich auf der Basis deiner Äußerungen eher aus. Ebenso, dass dein aufgezwungenes Zölibat bzw. der aufgestaute Druck sie aus irgendeinem Grund besonders gekickt hätte oder dass sie aus dem Machtgefälle, das sich ergibt, wenn du ihre Anweisungen bzw. Verbote befolgst, einen Lustgewinn gezogen hätte.
Das Verbot von Selbstbefriedigung im BDSM-Kontext ist gerade aus diesem Aspekt der Kontrolle sowie der aufgestauten Lust heraus zu verstehen und hat insofern dann gewöhnlich für alle Beteiligten seine Berechtigung und seinen Reiz. In einer "normalen" Beziehung jedoch, wenn lediglich der Aspekt des "Fremdgehens" thematisiert wird, ist das für die Partnerschaft nicht bereichernd, sondern eher als Armutszeugnis zu verstehen. Hatte sie so ein geringes Selbstwertgefühl, dass sie sich durch Masturbation "betrogen" fühlte? Oder hatte sie dermaßen strenge Moralvorstellungen, dass sie davon ausging, dass Sexualität nur zwischen zwei (sich liebenden, einander treuen, verschiedengeschlechtlichen, am besten verheirateten …) Personen stattfinden darf (und natürlich am besten nur zum Zweck des Kinderkriegens, also ca. 1x im Monat)?
Ich finde es gut, dass du – wenn auch spät – deine Konsequenzen aus dieser deine Sexualität nicht befriedigenden Art der Beziehungsführung gezogen und die Beziehung beendet hast. Und ich hoffe, die Erfahrung sowie evtl. auch dieser Thread helfen dir dabei, nicht noch einmal in die gleiche Falle zu tappen, in der du aus "Liebe"
gegen deinen Willen (!) auf die Befriedigung deines Sexualtriebs verzichtest (bzw. verzichten sollst). Eine auf Liebe basierende Partnerschaft sollte einem gut tun, und zwar in jeder Hinsicht!
Ich ergänze:
• Betrogen hast du sie tatsächlich zu dem Zeitpunkt, als du dich
heimlich selbst befriedigt hast. Gegen klare Abmachungen zu handeln, heißt, den Partner zu hintergehen. Wobei für mich da nicht der Akt selbst, sondern lediglich die Heimlichkeit im Vordergrund steht; besser wäre es für eure Beziehung gewesen, dass du zu deinen Bedürfnissen und deren Ausleben stehst – auch wenn es ein früheres "Ende mit Schrecken" bedeutet hätte
• Betrügen muss rein theoretisch nicht unbedingt durch den Akt selbst geschehen; auch allzu konkrete erotische Gedanken über andere Personen können strenggenommen schon eine Form emotionalen Betrugs darstellen. Dies passiert natürlich leicht beim Masturbieren, wobei Pornos da eher harmlos sind, weil die Darsteller im Normalfall doch recht austauschbar sind. Aber auch beim Sex könntest du dir vorstellen, gerade mit jemand anders im Bett zu sein – auch hier, potenzieller emotionaler Betrug. Die Frage ist aber, wie weit kann man das Phantasieren und das Kopfkino tatsächlich unterbinden?