no hard feelings intended
Eine interessante Sichtweise.
Danke
Wenn ich aber nun glaube, eine für mich und mein Leben zutreffende "objektive" Wahrheit gefunden zu haben und nach ihr lebe, auch nach ihr meine Freunde und Partner auswähle (z. B. danach, ob sie offen, ehrlich, aufrichtig sind) - wo ist dann der von Dir postulierte ihr innewohnende totalitäre Anspruch?
Du glaubst(ganz entscheidend), daß es objektiv ist, dabei ist es eine subjektive Wahrheit. Es gibt keine anderen Wahrheiten, denn um objektiv etwas beurteilen zu können, müsste man ausserhalb seines Bezugrahmens urteilen können, was niemand kann. Du nicht, ich nicht, der Priester nicht und auch ein Richter nicht. Wir können versuchen uns gegenseitig anzunähern, mehr nicht.
Der Totalitätsanspruch kommt ins Spiel, weil du zwangsläufig andere objektive Wahrheiten zurückweisen musst, weil es ja kaum gleichzeitig 2 objektive Wahrheiten geben kann.
Es mag bei deiner Partnersuche für andere Personen nicht so relevant sein, was du als objektive Wahrheit ansiehst, aber das wird es ganz gewiß, wenn es um Fragen des Sorgerechts für gemeinsame Kinder, dem Bohren nach Erdöl in einem Naturschutzgebiet oder der Frage nach Todesstrafe ja/nein(für Kinderschänder eventuell sogar ein wenig Folter vorab?) geht.
Ich muss doch deshalb nicht gleich wollen, dass alle Menschen gleich sind, nur weil ich etwas für gut und richtig halte und dazu stehe.
Du bringst hier Input (Erkenntnis) und Output (sichtbares Verhalten) durcheinander. Den gleichen Input haben(was ja nach meiner Definition von Wahrheit bzw. Subjektivität nicht möglich ist), muss(kann?) ja nicht zum gleichen Verhalten führen. Da stehen wieder subjektive Erfahrungen, Gelerntes, Bedürfnisse & Fähigkeiten davor.
Außerdem kann ich (ebenso wie Du) behaupten, so viel ich will (und sei es der größte Schwachsinn) - kein einziger muss sich danach richten oder davon überzeugen lassen. Wenn Du hier z. B. voller Überzeugung und Begeisterung behauptest, die Erde sei eine Scheibe und das Leben erst vor 5.000 Jahren entstanden, dann darf das Deine für Dich gültige "objektive" Wahrheit sein - ich bin dennoch anderer Meinung und werde darüber mit Dir diskutieren.
Klar kann man alles Mögliche behaupten und Menschen machen seit Anbeginn der Zeit nichts anderes. Niemand hat je jenseits seiner Wahrnehmungsfähigkeit geschaut. Es behaupten natürlich alle möglichen Menschen, daß ausgerechnet sie die Wahrheit wissen und verkünden sie lauthals, doch darf man dabei eines nicht vergessen:
Menschen haben Bedürfnisse, Motive und vor allem Ängste und diese Dinge sind ein verdammt großer Ansporn, seine subjektive Wahrheit in den Stand einer objektiven Wahrheit zu erheben und dann anzufangen, andere Menschen in diesem Sinne zu bekehren und zu belehren oder eben sich von ihnen fernzuhalten. Was du ja machen würdest, wenn du in Bezug auf die in diesem Thread angesprochenen "Werte" keine Übereinstimmung mit deinem Gegenüber vermutest und deswegen eine Beziehung ablehnst.
Aber natürlich ist alles was ich hier schreibe meine subjektive Wahrheit. Ich erwarte nicht, daß sie jemand ernst nimmt oder übernimmt. Wir können aber glücklicherweise drüber diskutieren...