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Beziehungsmuster ändern

**********bidum Frau
290 Beiträge
Themenersteller 
Beziehungsmuster ändern
Neulich noch hat ein Bekannter geschwärmt: "mit dir ist alles so einfach!" und insgeheim musste ich lachen - ja, weil wir keine Beziehung führen. Im zwischenmenschlichen Umgang halt ich mich tatsächlich für sehr unkompliziert, aber wehe, da wird mehr daraus, dann erwacht die Dramaqueen. Meine Beziehungsseite birgt enormes Problempotential, das muss ich mir mir mittlerweile eingestehen.

Je mehr ich über all meine gescheiterten Beziehungen nachdenke, umso mehr sehe ich meinen eigenen Anteil und umso weniger habe ich Lust, dieses Muster weiter zu leben. Es kostet Kraft und macht unzufrieden.

Wie aber ändert man Beziehungsmuster? Kann man etwas, das so festgefahren, so charakterimmanent scheint, tatsächlich maßgeblich beeinflussen, weg leiten von der Destruktion hin zu etwas Produktivem?

Ich meine mich zu erinnern, dass das destruktive Element, mein Dramatisieren, Leiden, Schluss machen aus Verzweiflung, keinen Ausweg mehr sehen früher nicht so ausgeprägt war, die Angst vor konventionellen Lebensentwürfen nicht so akut schien, aber irgendwas muss mich zu einem Beziehungssaboteur und Dramatiker erster Güte gemacht haben.

Davon abgesehen, dass ich mich natürlich frage, was ich ändern muss, würde mich jedoch interessieren: wie gehen andere mit ihren schädlichen Beziehungsmustern um? Welche habt ihr an euch selbst erkannt? Gibt es Auswege? Hat sich hier jemand tatsächlich von alten Pfaden weg gewagt und erfolgreich neue Nege beschritten?
Wenn Du mit Beziehungsmuster
durchbrechen meinst, wie es gelingt Persönlichkeitsstrukturen zu zerbrechen oder modifizieren, die sonst immer wieder Beziehungen durch das eigene Verhalten torpedieren, dann kann ich dazu einen Beitrag leisten:

Ich hatte sozusagen bis neulich das immer wiederkehrende Muster Nähe zu vermeiden. Das ist ja ein Klassiker.
Die Effekte des Nähevermeidens sind u.a.: körperliche Distanz halten, nicht reden über Probleme, Vermeidung von Sex innerhalb der Beziehung, geistige Abwesenheit, Gleichgültigkeit gegenüber der Partnerin (es gibt bestimmt noch mehr, muss jetzt mal reichen)

Irgendwann wurde mir das klar, das ich Nähe nicht will. Einmal auf dieses Problem aufmerksam geworden entdeckte ich immer mehr Punkte, wo Nähevermeidungsstrategien die Beziehung belasteten.
Immer wenn ich mir einen Ruck gegeben habe, über meinen Schatten gesprungen bin und doch - ein wenig gegen innere Widerstände - Nähe zugelassen habe, gab es kurzfristige Besserung. Das war aber nur punktuell, es hielt nicht vor. Innerhalb der Beziehung fing es wischen Nähe herstellen und Nähe vermeiden hin und herzuschaukeln. Eine Lösung war das nicht.

Ich bin etwas theoretisch veranlagt. Ich muss die Dinge in ihrer Funktionsweise verstehen, das hilft mir ungemein. Ich bin dann auf Literatur gestoßen, die mir in einer für mich hilfreichen Weise aufgeschlüsselt hat, was da mit diesem Nähevermeiden in der Beziehung eigentlich passiert.
Da wurde dann explizit darauf hingewiesen, das es ein System ist. Das Nähevermeiden betreibt nicht nur ein Partner, sondern der andere coagiert. Er spielt mit. In meinem Fall bedeutet das: er feuert mein Flucht vor der Nähe durch das ihr Suchen der Nähe weiter an.
Das war eine Entlastung zu begreifen, das ich nicht die alleinige Ursache bin. Ich spreche ganz bewusst nicht von Schuld!

Ich habe diesen Nähevermeidungskreislauf durchbrochen - und muss es auch immer wieder tun, aber es wird immer einfacher. Der Schlüssel war, in das unangenehme Gefühl das mich bei der Nähe empfinden umgab zu ertragen. Ganz bewusst zu lernen, das mir dabei nichts passiert (das Problem ist nämlich, das man irgendwann gelernt hat, das etwas passiert wenn man Nähe hat und das muss man durch neue Erfahrungen löschen)
Erst dann gelang es mir die Flucht sein zu lassen. Einfach stehen zu bleiben, nicht zu fliehen (im übertragenen sinn) und - ganz wichtig - ich war auf die Reaktion des Partners vorbereitet. Es passierte nämlich etwas was man normalerweise nicht erwarten würde, also nicht mit gesunden Menschenverstand. Ich lief nicht mehr weg, ließ die Nähe zu, da lief die Partnerin vor der Nähe weg. Ich war vorbereitet, habe es fast erwartet und konnte entsprechend darauf reagieren.
So habe ich das Muster durchbrechen können. In meinem Fall weniger indem ich es mit meiner Partnerin erarbeitet habe. Das bracht irgendwie nix. Ich habe das selber in die Hand genommen nach dem Muster: Die Ursache sind wir beide, ich bin schuld, aber wenn ich die Schuld habe habe ich auch die Macht es zu ändern. Und dann habe ich losgelegt. - In meinem Fall hat meine Frau die Idee sogar in großen Teilen gar nicht akzeptiert. Es war mir egal. Ich habe trotzdem gemacht und es hat funktioniert.

Mein Fall soll nur ein Beispiel sein. Es gibt ja sehr unterschiedliche Muster wie Beziehungen torpediert werden. Meine Methode war also mich theoretisch zu informieren wie das negativ wirkende Muster funktioniert.
Dann habe ich mich dem emotional ausgesetzt und der Sache entgegengewirkt. Da muss man ziemlich ausdauernd sein.

Übrigens habe ich dazu ein spezielles Tagebuch geführt, nur für dieses Problem, ganz exklusiv. Das ist wichtig, man beobachtet sonst die Entwicklungen nicht, man vergisst das und jeder Fortschritt verwischt.

Das ist richtig Arbeit. Ich bin mir sicher, Arbeit ist es bei jedem anderen Problem auch.

P.S.: Und falls es noch jemanden an Motivation zu so etwas fehlt: Ein solches Muster zu durchbrechen verleiht einem eine unglaubliche Macht. Die Macht die Beziehung in ihrer Qualität zu steuern - (ich meine nicht den Partner zu steuern, sondern die Beziehung) - das ist ein sehr befreiendes Gefühl, wenn man Jahre oder Jahrzehnte lang ohnmächtig vor dem eigenen Verhalten stand.
**********bidum Frau
290 Beiträge
Themenersteller 
*******ne71:
Wenn Du mit Beziehungsmuster
durchbrechen meinst, wie es gelingt Persönlichkeitsstrukturen zu zerbrechen oder modifizieren, die sonst immer wieder Beziehungen durch das eigene Verhalten torpedieren, dann kann ich dazu einen Beitrag leisten:

ja, so hab ich das gemeint. man könnte auch sagen eine art negatives beziehungs-déjà-vu. oder die erkenntnis, dass man gar nicht immer nur die falschen männer/frauen trifft, sondern sie sich gern auch selber sucht oder erschafft.

danke für deinen sehr interessanten beitrag dazu.
**********bidum Frau
290 Beiträge
Themenersteller 
zumindest auf mich bezogen würden außenstehende bei einigen sehr festgefahrenen verhaltensweisen vermutlich sagen, ich würde psychospielchen spielen. was ich wiederum immer vehement bestreite, weil das ja nicht absichtlich geschieht, sondern quasi als selbstläufer.

konkret bezieh ich mich da etwa auf beziehungsabbrüche im affekt. ich bin jedes mal überzeugt, ich könne nicht anders handeln, das wäre der einzig gangbare weg und hinterher, wenn alles in scherben liegt, merke ich, dass ich im grunde nur aus einer etwas angespannten situation raus wollte. stopp. rewind. neuer versuch - wenn das gegenüber dazu noch die nerven hat. bis zur nächsten anspannung und bis das gegenüber dann keine nerven mehr hat. am besten, bis der andere schluss macht. dann hab ich ja meine bestätigung des "das geht so nicht. und ernst meint er es auch nicht."

aktuell ertappe ich mich gerade wieder dabei, ein ähnliches programm abzuspulen. nicht wissend, weshalb und auch keinen blassen schimmer, wie man aus dieser zerstörungsspirale raus kommt.
*******111 Mann
61 Beiträge
**********bidum Frau
290 Beiträge
Themenersteller 
mir erschließt sich nicht, in wie weit polyamory negative beziehungsmuster auflösen können soll.
*******111 Mann
61 Beiträge
Jede neue positive Erfahrung löst alte negative Muster auf.
*******ne71:
Übrigens habe ich dazu ein spezielles Tagebuch geführt, nur für dieses Problem, ganz exklusiv. Das ist wichtig, man beobachtet sonst die Entwicklungen nicht, man vergisst das und jeder Fortschritt verwischt.
... dazu eine Frage ... es ist sicher wichtig sich gedanklich mit neuem zu befassen ... aber es aufzuschreiben?

Ich traue meinem Gefühl, meiner Wahrnehmung, meinem Orientierungssinn. All das dient mir und meine Wahrnehmung ist viel größer als mir bewußt ist. Ich "beweise" mir meine Veränderungen mit meinem jetztigen Gefühl in der Hoffnung das alte Gefühl verwischt sich und das neue lebe ich. Mich zu vergleichen, ob mit anderen oder mit meinem vergangenen Sein, bringt mich nicht weiter.

Einfach leben ist so einfach und wohl doch irgendwie kompliziert ... vermutlich machen wir es uns selber kompliziert ...
****s73 Mann
131 Beiträge
Sich lieber verstellen und somit....
eine Lüge leben? Wie lange geht das gut? Da geht doch eine Beziehung(und Du selbst) noch schneller kaputt, als wenn Du Dich "normal" gibtst. *headcrash*

Natürlich werden Menschen mit zunehmenden Alter eigen und haben "Macken"-aber das bist Du, das ist Dein Charakter. Man kann nicht einfach von heute auf morgen seinen Charakter ändern.

Dein Partner hat Dich so kennengelernt, wie Du bist-und Dich auch so akzeptiert. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.....das Sprichwort stimmt nicht zu 100%, man kann Teile seines Charakters durchaus noch modifizieren. Aber der Grundtenor, Deine Art, wie du bist, bleibt.

Wenn ich persönlich an meine letzten Beziehungen zurückdenke, dann liegt der Fehler sicherlich auch teilweise bei mir-aber eine Lüge leben, das werde ich nie. Man kann einfach aus mir keinen Familienmenschen, anhänglichen Klettenpartner mit "Knuddelfaktor" oder eine in der "Öffentlichkeit-dauernd-anschmiegsamen-Klettverschluss-Fummeltriene" machen-das mochte ich nie und werde dies auch nie. *motz*

Langfristig allein zu bleiben musst Du aber auch nicht-Du brauchst einfach nur einen Menschen, der Dich so akzeptiert, wie Du bist-und bleibst! *knuddel*
*******zie Frau
12 Beiträge
Einer meiner Lieblingssätze stammt von den Missfits:

"Wennze weiss, watte wills, musse machen, datte hinkomms".


Ich kenne das, was du beschreibst, zur Genüge, ich war nie so'n Beziehungsfreak. Mein Nähebedürfnis ist nicht sehr groß, ich fühle mich sehr schnell bedrängt und reagiere dann entsprechend. Moleskine71 hat das sehr gut beschrieben.

Als ich mich in meinen Mann verliebte, gewann das Ganze insofern an Brisanz, weil er meinem "Och du, Fernbeziehung mit 2 x im Monate Wochenende zusammen" sein "Wenn du mich willst, mußt du mit mir zusammenleben, was anderes läuft bei mir nicht" entgegensetzte.

All die Dramen inkl. Ehering inne Ecke feuern, Türenschmeißen, rausrennen usw. huuuust kenne ich, ebenso sein Nachsetzen, sein Versuch, Nähe herzustellen, wenn ich schon das Gefühl hatte zu ersticken.

Wir sind extrem gegensätzlich und vielleicht klingt's blöd: das befähigt uns, gemeinsame Wege zu finden, weil wir begriffen haben, daß Schuldzuweisungen Unfug sind. Keiner von uns verhält sich falsch, wir sind lediglich in der Situation, außerordentlich Gegensätzliches so koordinieren zu müssen, daß beide sich darin wohl fühlen.

Ähnlich wie Moleskine: Planen. Wünsche äußern. Sehen, was geht, sehen, wie viel Freiraum möglich ist, sehen auch, wieviel Nähe "gegeben" werden kann, ohne daß es den inneren Fluchtreflex auslöst. Sich bewußt einlassen - auch wenn's merkwürdig klingt, wenn man sagt: "Im Terminkalender steht heute Abend 21 Uhr bis 22 Uhr Massage drin".

Es fällt leichter, wenn man begreift, daß keiner der Partner "falsch" tickt, wenn man akzeptiert, daß der andere einfach anders tickt, andere Wahrnehmungen, andere Bedürfnisse hat - und die auch noch meist zu anderen Zeiten als man selbst. Es fällt leichter, wenn man sich klar macht, welche Sehnsüchte von sich selbst realistisch in der Beziehung erfüllt werden können und welche Sehnsüchte vielleicht nur deshalb so groß erscheinen, weil man Angst hat, nicht geliebt zu sein, wenn sie nicht erfüllt werden.

Tja, und dann: auch "Verhandeln". Wir leben inzwischen eine einseitig offene Ehe. War ein langer Prozeß, bis wir dahin gefunden haben, war mit Reden, Vertrauen aufbauen und der Akzeptanz unserer Unterschiede verbunden. Es hat ja seinen Grund, warum man sich ausgerechnet in den Menschen, mit dem man zusammen ist, verliebt hat - sich darauf einlassen und gemeinsam daran arbeiten, kann irrsinnig spannend sein. Wenn auch manchmal bissl anstrengend. *ggg*
*****lnd Mann
27.796 Beiträge
Ungern
verweise ich an Therapeuten, aber in diesem Fall schon. Es geht ja nicht darum, dass das Geschilderte "krank" wäre, sondern darum, dass geschickte Therapeut/inn/en dich so gedanklich zu führen vermögen, dass du selbst an die Quelle des Übels gelangen kannst und von dort neue Wege suchst.

Hier lässt sich alles Mögliche vermuten, aber nur in vielen Gesprächen mit dir lässt sich das Knäuel entwirren und den Faden verfolgen.
**********bidum Frau
290 Beiträge
Themenersteller 
*******111:
Jede neue positive Erfahrung löst alte negative Muster auf.

wenn die positive neue erfahrung mit dem negativen muster irgendwie in verbindung steht, dannn vielleicht.
weder bin ich polyamor, noch möcht ich es werden und ich behaupte einfach, dass das auch für eine mehrzahl der mitlesenden gilt.

ployamory macht nicht, dass plötzlich etwa die alte kindheitsangst von "der verlässt mich sowieso" und einer daraus resultierenden, ansich überholten, aber weiterhin angewandten bewältigungsstrategie plötzlich eitel wonne wird.

****s73:
Dein Partner hat Dich so kennengelernt, wie Du bist-und Dich auch so akzeptiert.

nein, hat er nicht. die "problematischen" verhaltensweisen treten ausschließlich in einer beziehung auf, nicht davor. erst wenn es ernst wird, wird es ernst.

mein "beziehungs-ich" ist streckenweise sehr konträr zu meinem "freundschafts-ich"

das hat nix mit lüge leben zu tun, sondern sich irgendwelche schutzmechanismen vor irgendwas antrainiert haben, die einen daran hindern, eine normale beziehung zu führen.
*******hen Frau
34.480 Beiträge
JOY-Team 
Man sollte mit sich selbst sehr stark in den Dialog innerlich gehen, wenn man weiß, welche Muster man eigentlich selbst total blöd und doof findet und merkt, oh oh, eben kommt das Muster wieder angeschlichen, versuchen mit sich selbst in den Dialog gehen um so versuchen evtl. doch noch die Kurve zu kriegen, bedarf natürlich sehr sehr lange Zeit und das Muster müsste ja auch öfter wieder auftauchen, ich selbst versuche so zumindest, etwas von den alten blöden Mustern, die mir so gar nicht gefallen, wegzukommen, und ich denke das ein oder andere mag einem dadurch auch sehr gut gelingen.

Der Rat sich Hilfe von einem Dritten zu holen, finde ich da sicherlich auch am besten, denn so lernt man, wie man vllt die Muster besser in den Griff bekommt, bekommt neue Wege aufgezeigt.

Eines ist klar, alte Muster abzulegen Bedarf super viel Zeit und Arbeit.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Wir alle haben bestimmte Muster, nach denen wir meistens handeln.

Haben wir das Gefühl, dass eines dieser Muster uns selber schadet, halte ich es für wichtig, sich selbst die Frage zu stellen, ob ich dieses Muster habe oder ob das Muster mich hat (ob ich ihm also total ausgeliefert bin).

Ich hab im Laufe meines Lebens mehrmals bemerkt, dass ich mich nicht von Mustern abhängig machen muss, dass ich in solchen Situationen nicht immer nur unbewusst handeln muss, sondern mir diese Muster bewusst machen und dann in den entsprechenden Situationen ganz bewusst andere Verhaltensweisen ausprobieren kann. Und so hab ich immer wieder mal Neues gelernt - und es war jedes Mal eine innere Befreiung.

Nur Mut! Und alles Gute!

(Der Antaghar)
Also wenn ich die TE
richtig verstehe geht es ihr weniger darum "normal" zu sein, sondern empfindet einen gehörigen Leidensdruck. Da darf man dann (also man selbst) schon mal schauen ob man damit leben kann oder nicht. Egal ob man mit seinem Verhalten gerade modisch neben der Normalität läuft oder nicht.

Die TE hat eine Problem. Und so ganz allein ist sie damit nicht. Sie kann es ja mal auseinandernehmen und dann immer noch überlegen bleib ich so wie ich bin oder mache ich mich zu etwas anderem (ja, das geht man kann!). Ich denke ihr Problem ist, das sie keine Option hat, und das führt zu der Lage die sie gerade hat.
Ein sehr häufiges Problem. Spiele Spielen ist ziemlich verbreitet. Zerstörende Beziehungsmuster noch mehr.

Ich finde das Thema übrigens super!

Ich bleibe mal bei dem Beispiel von TE und erläutere an diesem Beispiel wie ich das verfolgt habe und was ich zu diesen Mechanismen Denke. Ich glaube es interessiert jemanden, denn ich bekomme kräftig feedback auf meinen Beitrag.

TE schreibt:
konkret bezieh ich mich da etwa auf beziehungsabbrüche im affekt. ich bin jedes mal überzeugt, ich könne nicht anders handeln, das wäre der einzig gangbare weg und hinterher, wenn alles in scherben liegt, merke ich, dass ich im grunde nur aus einer etwas angespannten situation raus wollte. stopp. rewind. neuer versuch

Das meinst Du nicht nur. Das ist auch so, Du kannst gar nicht anders handeln. Das muss man sich einfach mal eingestehen. In der Konkreten Lage bist Du nicht in der Lage anders zu handeln WEIL genau - du hast es erkannt - du wolltest aus der angespannten situation heraus. Du hast Deine Situation genau richtig erfasst. So ist es genau richtig! -

Ich hole etwas aus: Wir denken immer, wir sind der Herr im Haus - also in unserem Kopf. Stimmt nicht. Das Unterbewußtsein ist der Chef. Das Verhältnis ist etwas so wie das eines Leibeigenen zum Lehnherren: Er gehört ihm ganz! Das wird jetzt vielen nicht gefallen, ist aber so.
Das Unterbewußtsein hat sehr weitreichend die Kontrolle über unser Verhalten und über unser Denken auch. Es bestimmt, was uns gefällt und was nicht, es bestimmt was man Wahrnimmt und was nicht, es bestimmt sogar, was das Unterbewußtsein wissen darf und was nicht, und es bestimmt zwischen welchen Entscheidungen das Bewußtsein mal wählen darf (wenn es denn mal darf) und zwischen welchen nicht. Es bestimmt sogar, wie die Konsequenzen vermutlich sein werden der Entscheidungen. - Was also Bewusst bleibt ist nicht viel.
Wer das nicht glaubt, der wende sich an die aktuelle Hirnforschung - ich diskutiere das nicht!

Wenn TE denkt es habe keine Option und handelt so wie es eben muss, dann ist das nichts anderes, als: Das Unterbewußtsein sagt Dir wo es langeht. - Das TE hinterher versteht, das sie aus einer Situation heraus wollte ist schon ziemlich viel! Da hat sie schon eine Menge verstanden. Denn genau so ist es. Denn genau das passiert da: Das Unterbewußtsein meldet eine Situation die es in irgendeiner Form an etwas erinnert was es auf keinen Fall will. Da verhält sich das Unterbewußtsein ziemlich resolut und lässt keine Komprommisse zu: es zwingt zu einem Verhalten das die Situation sprengt, egal wie!

Das TE das alles nicht versteht ist normal. Vor allem nicht das Warum. Das hat einen Grund! Das Unterbewusstsein will aus guten Gründen verhindern, das man dahinter kommt. Das klingt hinterlistig, ist es auch.
Denn das Unterbewußtsein hat nur einen einzige Aufgabe. EINE - nicht mehr: Stabilität. Es geht dem Unterbewußtsein in aller erster Linie um Stabilität. Hier bedeutet das: TE zieht ihre Spielchen ab, weil das Unterbewußtsein sagt diese Situation will ich nicht, also durch ein Spielchen sprengen. Das Unterbewußtsein sagt aber auch: Ich will auch nicht, das dieses Spielchen beendet werden, denn ich brauche sie für meine Stabilität. Also verhindert es das der betreffende erfährt warum es das macht. Es verstellt TE die Sicht auf das Problem.
das ist das hier:
nicht wissend, weshalb und auch keinen blassen schimmer, wie man aus dieser zerstörungsspirale raus kommt.


Das ist aber nicht hoffnungslos! Das ist ganz gut zu knacken. Man muss nur dranbleiben. Der erste Schritt wäre zu identifizieren, wann die Spielchen einsetzen. Es gibt immer einen Trigger, einen Auslöser für das Verhalten. Meist sehr zeitnah. Danach muss man suchen. Ganz systematisch, irgendwann findet man ihn. Man kann z.B. alle Situationen aufschreiben und Gemeinsamkeinten suche.
Wirklich gemein ist, das TE den Grund kennt. Sie weiß ihn. Sie weiß ihn ganz genau. Sie kommt nur nicht drauf, das Unterbewußtsein blockiert - systematisch macht es das. Aber irgendwann kommt man drauf.

Hilfe von außen hilft sehr. Das ist übrigens der Trick der meisten Therapien - nur so nebenbei.

P.S.: das soll nur mal ein Beispiel sein, wie man da vorgeht und gegen welchen Gegner man kämpft. Der Gegner ist das Unterbewußtsein und das sind mindestens 95% von einem selbst. *zwinker*
Genau TE
es sind Schutzmechanismen. So ist es. Und Du empfindest sie als sehr zerstörerisch. Und damit hast Du vollkommen recht.
Es gibt wesentlich kleinere Schutzmechanismen die Menschen haben die ihnen das ganze Leben versauen.

Alle Prozesse die einem das Leben oder die Partnerschaft versauen sind einen kräftigen, eindringlichen Blick wert.
@laufenderritter
Tagebuch oder ähnliches Format ist sehr sinnvoll.

Es ist natürlich nicht die Aufgabe die alten Gefühle zu erhalten. Nein es geht um drei Dinge dabei:

1. damit wird die Sache zu einem Projekt. Nicht nur so einer vagen Überlegung die man Mental zu den Akten legen kann, sondern etwas an das ich mich jeden Tag dransetze.
2. Schreiben geht ja in zwei Richtungen. Man muss Gefühle rationalisieren, und dann wieder zurück emotionalisieren. Das ist hervorragend geeignet ein wenig Abstand zu gewinnen und westzutreten was man denn da so munter fühlt.
Es gibt nicht viele Dinge die einem bei inneren Erkenntnisprozesse so helfen kann wie schreiben. Ich persönlich traue keinem einzigen Gedanken, den ich nicht in vernünftige Sätze packen kann.
3. Revision - Das Tagebuch ermöglicht den schonungslosen Rückblick. Wir haben ein Differenzialgedächnis, unser Gehirn arbeitet mit unterschieden, mit Differenzen. Muss es auf das sehr unzuverlässige Gedächtniss das die Eindrücke und Erinnerung mal so oder so verwischt verlasse, kommt das zwar oft was nettes raus. Hat aber mit etwas wirksamen nichts zu tun.
Aufschreiben, dann wirst Du Dich ein Jahr später auch konkret erinnern und weisst ob du drei Meter oder drei Zentimeter weiter stehst!
Der Gegner ist das Unterbewußtsein und das sind mindestens 95% von einem selbst.

aus meiner sicht der wichtigste ansatz...den dabei funktioniert alles UNTER und nicht BEWUßT---eben unterbewußt

dazu gesellen sich dann BEWUßTE glaubenssätze..die aber keiner hinterfragt ob diese auch tatsächlich stimmen und dazu noch mit der realität konform gehen. dazu hat byron katie ein schönes fragemodell ersonnen, welches man mal anwenden kann um einen glaubenssatz zu überprüfen...und wir donnern täglich hunderte glaubenssätze runter.*nixweiss*..diese sind übrigends auch tief verankert im unterbewußtsein...wo wir dann quasi wieder am anfang wären...und man darf sich die frage stellen,frei nach einem tollen film mit jason statham "revolver", ist das unterbewußt sein ich? oder bin ich das unterbewußtsein? ich bin du und nicht du ich...

aber ein weg zum therapeuten ist definitiv nicht schlecht,wenn man selber schon gemerkt hat das dauern was schief läuft und man dies quasi selber immer vermasselt. weil wenn mans selber vermasselt hat man eben nicht den schlüssel zur hand da dran was zu ändern (eigendlich schon,aber man weiß nicht wie man ihn benutzen soll,bzw. wie er aussieht)...und hilfe kann man ruhig annehmen..dafür soll ja hilfe dasein
*****lnd Mann
27.796 Beiträge
Ein Herr namens Thoreau
sagte:

Zur Wahrheit gehören Zwei, einer, der sie sagt und einer, der sie versteht.

Das lässt sich hier nicht nur auf viele Diskussionen anwenden, sondern auch auf das Verhältnis von Unbewusstem zu Bewusstem. Eigentlich sagt das Unbewusste sehr deutlich, was wahr ist, aber das Bewusstsein möchte es nicht annehmen, es besser wissen, nicht verstehen. Ich würde nicht behaupten, dass das Unbewusste Stabilität vertritt, sondern eher "Programm". Es ist sozusagen die Software zum Betriebssystem.
@fesselnd
na ja das ist jetzt alles auch ein wenig eine Frage des Modells mit dem man sich das Unterbewußtsein zu Gemüte führt. Ich denke wir sollten hier nicht das Unterbewusstsein an sich diskutieren - sehr interessant - sondern höchstens was es für dieses typische Problem - Beziehungsmuster/Verhaltensmuster - für eine Rolle spielt.

Und da ist doch wichtig zu betrachten, das das Unterbewusstsein in dem von mir angeführten Sinne nicht im mindesten daran interessiert ist die Probleme zu lösen. Du hast schon recht wenn Du von (einer Art) Programm sprichst. Aber es ist keine Software, sondern Programmatik auf jeden Fall und unter allen Umtänden der ungemütlichen Situation zu entfliehen.
In diesem Sinne verhindert das Unterbewußtsein aktiv den Bewustseinswerdensprozess - was für ein Wort! - Na halt das man kapiert warum man so tickt wie man tickt! - Das Unterbewusstsein will sich nicht ändern, es will das alles so bleibt wie es ist. Und damit da nicht rumgefuscht wird wirft es Nebelkerzen wo es kann, damit die Ursache unsichtbar wird. Es macht das aktiv. Wer das nicht glaubt lege sich mal auf eine Couch, da wird er erleben das das Unterbewusstsein sogar die Wahrnehmung der Wahrnehmung des Verhinderns der Vermeidung des Problems zu verhindern weiss. Ja- der Satz ist richtig. Das kann kann man sich dann auf Video später mal ansehen wie das so mauert das Unterbewusstsein - und nix davon weisst Du mehr, so tricky ist das Biest - lach. Da stehst de auf und Dein Glaube an das Bewußtsein bleibt für immer auf der Couch - ok, kleiner Scherz, aber so ungefähr.

Manchmal ist das einfach zu lösen. Man soll sich nicht abschrecken lassen Manchmal dauert es das ganze Leben, theoretisch sogar länger. Aber es gibt Tricks und um genau die geht es hier.

P.S.: jetzt habe ich es doch diskutiert - sorry, ich war in Fahrt
*****lnd Mann
27.796 Beiträge
Weniger
Modell, sondern gemachte Erfahrung. Ich arbeite schon sehr lange mit dem Unbewusstsein, das ich, um nicht ins Schleudern zu kommen beim Vergleich mit dem Unterbewusstsein, Seele nenne.

Ich kenne daher die Wege, die Seele zu überzeugen, zu gewinnen, statt sie zu Finten zu veranlassen, oder noch schlimmer zur Blockade.

Nur denke ich, dass das der TE nicht weiter hilft. Aus meiner Sicht kann ich aber sagen, dass es Wege gibt, Beziehungsmuster zu ändern. Sicher aber nicht durch Konditionierung des Bewusstseins, sondern durch Überzeugen der Seele.
ja ok
so kann man das auch formulieren. Letztlich überzeugt man das Unterbewußtsein/Seele, darauf läuft es hinaus. Wahrscheinlich meinen wir das gleich Ding, haben nur eine andere Perspektive.
**********bidum Frau
290 Beiträge
Themenersteller 
*****lnd:
Ungern
verweise ich an Therapeuten, aber in diesem Fall schon.


warum? weil mich interessiert, welche erfahrungen andere menschen mit ihren - als negativ empfundenen - verhaltensweisen oder strategien in beziehungen (und zwar solchen, die sich augenscheinlich personenunabhängig bei jedem partner irgendwie wiederholen) haben und wie sie damit umgehen?

den anspruch, meine probleme durch ein forum lösen zu lassen, den habe ich nicht. therapie oder nicht therapie (wie konnte die menschheit überhaupt bloß in all den jahrtausenden vor erfindung der psychotherapie überleben?) ist irrelevant. nicht eine diagnose interessiert mich, sondern erfahrungsberichte. ansichten von menschen, die sich mit ähnlichen fragen beschäftigen.

in diesem sinne auch ein herzliches danke gerade an Moleskine071 - wird zwar hier immer abgehobener, aber dennoch kann ich (und vielleicht auch ein paar andere) mir aus den bisherigen beiträgen bereits ein paar dinge raus ziehen.
*****lnd Mann
27.796 Beiträge
Wahrscheinlich
verstehen wir uns gegenseitig nur nicht richtig. Wenn du nach Wegen fragst, Muster zu ändern, dann nenne ich die Wege, die ich persönlich kenne. Ein Therapeut, so versuchte ich klar zu machen, muss kein wirklicher sein, sondern ich meine damit einen Gesprächspartner, Moderator, der den Weg zur Lösung intuitiv begleitet. Alleine wird man immer wieder auf die eigenen Denkmuster zurück geworfen, aber zu zweit läuft das ganz anders.
**********bidum Frau
290 Beiträge
Themenersteller 
*****lnd:
Wahrscheinlich
verstehen wir uns gegenseitig nur nicht richtig.

mag sein. ich krieg hier im forum in letzter zeit bloß beim mitlesen regelmäßig nervöse zuckungen, wenn die lösung für alles immer therapie sein soll. selbst für fragen theoretischer natur.
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