Angsttraum

Ich habe schwer geträumt heut Nacht,
ein zweites Leben tat sich auf,
in dem war alles gut gemacht –
so schön erschien mir sein Verlauf.

Mein Handeln hatte einen Sinn,
ich kümmerte mich um die Tat
„gestehe, daß ich glücklich bin“ *
So hieß mein allerbester Rat.

Und ich genoss in vollen Zügen,
den Augenblick in meinem Leib,
ließ völlig frei Gefühle fliegen –
ich liebte mich und auch das Weib.

Für mich blieb vieles zu entdecken,
die Wirklichkeit gab sich komplex
im Riechen, Sehen, Hören, Schmecken
schien alles herrlich – doch perplex

war ich als ich dann verstand:
du hast bei all dem nicht gedacht!
Worauf der ganze Spuk verschwand…
ich habe schwer geträumt heut Nacht.


*in Bezug auf Friedrich Schiller
Der Ring des Polykrates


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