Stay ...

Truth
© Lonely-Girl (01/2011)

Mein ganzes Leben lang wartete ich auf den richtigen Moment, suchte den verschlungenen Pfad, der mich zu Dir führte. Ich ging ihn unbeirrbar, furchtlos, ohne zu wissen, was an der nächsten Biegung auf mich wartete. Bevor Du in mein Leben kamst, musste ich nicht vor meinen Gefühlen weglaufen, denn ich kannte sie nicht. Ich wehrte mich lange, sie zuzulassen, doch dieser Übermacht war ich nicht gewachsen, so sehr ich mir auch etwas vormachte. Meine Waffen blieben stumpf.

Die Liebe verbarg ein allzu scharfes Schwert unter ihrem Gefieder; die geschlagene Wunde wird verheilen, doch die Narbe bleibt. Ich sage Dir, dass der Tanz auf dem Vulkan nur etwas für Träumer oder Kinder ist, denn ihre Seelen haben Flügel. Ihre Leichtigkeit, die sie durch das Leben trägt, ist Fluch und Segen zugleich, denn derjenige, der Träume leben will, ist verwundbarer und scheitert oft an den Grenzen der Phantasielosigkeit; einem Ikarus gleich, der zu hoch fliegt, um dann abzustürzen ins Bodenlose; aber ist es nicht besser, diesen Flug überhaupt zu wagen, als sich ein Leben lang zu sagen: Warum habe ich es nicht wenigstens versucht?

Manch ein Mensch hinterlässt Fusspuren in unserem Herzen und wir müssen entscheiden, ob wir in ihnen wandeln wollen oder doch eher erleichtert sind, wenn der Wind der Zeit sie verweht. Das Magma verbrannte uns beide, doch vielleicht wird aus der schwarzen Asche eines Tages die Blume der Erkenntnis wachsen, dessen Samen wir bewusst oder unbewusst säten, in jenen Tagen, als das launische Schicksal unsere Lebensweichen stellte und ein Joint Venture zweier Menschen vorsah, die eine Zeitlang in einer Symbiose an einem schillernden Korallenriff leben sollten, geboren aus der virtuellen Welt. Das, was bleibt ist ein leises „Leb wohl", obwohl das Herz schreit: Bleib.

Wann wachsen Dir Flügel?