@octomer
...das stimmt nur zum teil. das hieße ja,alles was man negativ empfindet, ins gegenteil zu verkehren,wenn man nur lange genug darüber nachdenke. das funktioniert nicht. man kann über eine an sich ,,schlechte'' sache nicht so lange darüber
Erstens schreibe ich nirgends, daß man so jedes emotionale Problem in sich lösen kann oder muß - im Gegenteil, siehe etwas weiter unten im selben Beitrag. Aber wie das Beispiel hier so schön zeigt: die selbe Story x Leuten erzählt ruft ganz verschiedene Reaktionen hervor. Nämlich bei jedem basierend auf persönlicher Geschichte. Die Wertung ist also subjektiv und kann negativ aber auch positiv sein.
Und deswegen hilft es, sich erstmal zu fragen "Warum reagiere ICH hier negativ, was persönlich bei MIR bewirkt diese negative Wertung - und welche neutralen oder positiven Sichtweisen sind möglich. Was in MIR verhindert, daß ich die habe? Und was kann ich dagegen tun?". Ob man, nachdem man das dann geklärt hat (und erstmal akzeptiert, daß man die Situation nicht negativ sehen MUß, was viel Spannung rausnimmt), bereit ist, sich so zu bearbeiten, daß man die persönliche Wertung ändert - das ist ne andere Frage.
Aber was ich zumindest an mir feststelle, hilft es sehr oft, schon mal Lösungsmöglichkeiten zu sehen, wenn man sich unverblümt in Erinnerung ruft, daß das gerade subjektiv negativ ist, aber nicht absolut. Dann kann ich mich erstmal damit beschäftigen, warum gerade ich das negativ wahrnehme und was da in mir vielleicht Arbeit braucht.
Außerdem bedeutet das dann auch, daß der Gegenüber - genauso subjektiv - damit nichts Negatives verbinden muß. Und damit kann ich ihm auch kein "ist doch selbstverständlich, wie kannst Du nur" Vorwurf machen. D.h. die Konfrontation über den Konflikt fällt weg. Es geht dann um ein "Du kuck mal, ich hab da ein Problem mit, wegen dem und dem. Ich schaue grade, was ich dagegen machen kann, es wäre aber schön, wenn Du mir hilfst, indem Du vielleicht ... - wäre das ok für Dich?". Damit ist man sofort dabei, gemeinsam das Problem zu lösen, die "Stoßrichtung" ist eine völlig andere. Und das hilft bei der Auflösung des Konfliktes.
Und last but not least: Nur weil ich etwas negativ empfinde, heißt das nicht, das es nur ein Gegenteil geben kann, welches positiv wäre. Ich könnte jedesmal die Wände hochgehen, wenn solches digitale Denken kommt.
Es gibt immer x Arten, eine Sache zu betrachten, viele sind neutral, manche sind negativ, manche positiv. Es braucht aber Übung, sich von der eigenen "Was ich empfinde ist absolut richtig" Empfindung zu lösen und innerlich anzunehmen "Was ich empfinde ist punktuell und es gibt tausende andere Arten, das zu betrachten, ich bin nur gerade blind dafür".