Schwierige Sache...
Also bei dem Thema bin ich als Betroffene immer sehr vorsichtig mit wem ich darüber rede! Denn 1. kommen dann diese bereits erwähnten Sprüche "Morgen scheint doch wieder die Sonne!" etc. oder 2. die Menschen fühlen sich direkt hilflos und wollen Dich bemitleiden! Aber genau das brauche ich nicht!!
Ich merkte zuerst gar nicht bewußt dass ich eine Depression hatte! Ich wurde ungeplant schwanger, mein Partner entpuppte sich in der Situation ganz anders als er bisher war, dann hatte ich einen Unfall in der Schwangerschaft durch den ich 2 mal mit Kind im Bauch operiert werden musste! Die Ängste die ich während der Zeit durchstand waren höllisch! Dann eine schwere Geburt und nach der Geburt liess mich der Vater des Kindes völlig allein und ignorierte uns! Ich versuchte alles tapfer zu meistern und biss die Zähne zusammen!
Bis zu einem Punkt wo ich selber das Gefühl bekam irgendwas stimmt nicht mit Dir!
Ich saß auf der Arbeit und bekam eine Mail, in der Fotos waren. Ein Arbeitskollege von mir war gerade Vater geworden und in der Mail waren Fotos der 3 zu sehen! Als ich das 1. Foto ansah schossen mir sofort Tränen in die Augen und ein Gedanke schoß durch meinen Kopf: "Die sehen so glücklich aus und ich bin es nicht!" Ich erlitt in dem Moment eine Art Zusammenbruch, bekam einen richtig heftigen Heulkrampf, musste mich kurz danach erbrechen und mein Kopf dröhnte! Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf und die Tränen strömten ohne Unterlass!
Als ich mich beruhigt hatte kam mir der Gedanke an eine Depression und machte einen Termin bei meinem Hausarzt, bekam dort direkt Blut abgenommen (Depressionen können nach der Geburt auch durch Hormonprobleme ausgelöst werden) und ein langes Gespräch. Mein Arzt bestätigte mir dann dass ich an einer postpartalen Depression litt und verschrieb mir Johanniskraut weil ich mein Kind noch stillte. Zum Abschied sagte er mir dann noch: " Machen Sie sich keine Sorgen Frau .... das was Sie durchgemacht haben, geht auf keine Kuhhaut! Wenn Sie keine Depression bekommen hätten, würde ich Sie für unnormal halten!"
Das erleichterte mich irgendwie! Allein das Wissen beruhigte mich schon etwas!
Nach der Trennung vom Kindsvater flippte der dann auch noch aus und wurde zum Stalker, was meine Depressionen noch verstärkte. Ich begann nachts nich mehr zu schlafen, bekam Ängste und ging nicht mehr aus dem Haus weil ich Angst hätte die Menschen würden sehen wie schlecht es mir geht! Teilweise saß ich 1-2 Stunden regungslos auf meiner Couch und konnte nicht aufstehen!! Ich wollte aufstehen, aber ich konnte nicht!
Ich ging dann wieder zum Arzt und bekam dann richtige Antidepressiva verschrieben, bekam eine Mutter Kind Kur und so langsam ging es bergauf! In der Kur habe ich viel über die Depressionen gelernt und was für einen Sinn Sie für mich hatte!
Inzwischen habe ich mein Leben wieder im Griff, habe Spaß an mir und meinem Leben und bin froh dass ich das alles geschafft habe!
Ich weiß inzwischen dass in großen Beslatungssituationen es zu so etwas kommen kann, weil jeder Mensch nur ein bestimmtes Kraftarsenal zur Verfügung hat und wenn man dann nicht wieder auftankt und weitermacht so als wäre alles in Ordnung, dann kann es zu einer Depression oder anderen psychischen Problemen kommen.
Heute gehe ich bewußter mit meinen Gefühlen und Gedanken um, achte auf Signale die mir mein Körper sendet. Treibe regelmäßig Sport und kümmere mich mehr um mich und meine Bedürfnisse und siehe da mir geht es Prima!!
Also kopfhoch an alle denen es ähnlich geht, eine Depression muß keine Endstation sein, sondern nur eine Zwischenstation!
Aber ich finde es schön dass hier so ehrlich und offen drüber gesprochen wird.