Der Auto-Vergleich zu Beginn dieses Threads hat das Thema sicherlich in eine falsche Richtung gedrängt. Funktionell mag es richtig sein, emotional ist so ein Vergleich eine Katastrophe.
Ich (Chris) bin auch seit einigen Monaten in dieser Situation, nachdem Kiki Mitte 2010 an MS erkrankt ist. Passenderweise - denn 2010 war für uns in mehrerer Hinsicht ein richtig beschissenes Jahr - durfte ich sie an meinem Geburtstag das erste Mal ins Krankenhaus bringen.
Das Leben damit ist nicht einfach. Das umgehen damit noch viel weniger. Die Einschränkungen, die sich durch die Krankheit ergeben, zu akzeptieren dauert. Nun ist es ja leider so, dass u.U. der erste Schub gleich eine große Veränderung mit sich bringt, quasi von heute auf morgen. Man wird davon überrascht und mit einer neuen, radikal geänderten Situation, konfrontiert. Bei uns kam noch hinzu, dass wir eine große Familie sind, mit vier Kindern (alles Jungs, von 5-14), zwei großen Hunden und einem Kater. Und um das alles hat sie sich als Hausfrau gekümmert. Nun treffen bei uns auch Not und Elend aufeinander - ich als Rheumatiker, sie als MS-kranke. Als sie krank wurde war ich schon mehrere Monate arbeitsunfähig, d.h. ich musste in einer Zeit, die für mich selbst gesundheitlich nicht einfach war, zu Hause ihre Rolle übernehmen. Schlussendlich hat alles hingehauen, weil wir von unseren Familien auch sehr unterstützt wurden.
Sie hatte anfangs schwer mit der Diagnose zu kämpfen, obwohl sie eigentlich vorgewarnt war, denn ihre Mutter hat seit ca. 10 Jahren auch MS. Nun hat es Kiki allerdings auch gleich sehr hart erwischt, von heute auf morgen in den Rollstuhl zu müssen ist sicherlich kein leichtes Los. Sie hatte im ersten halben Jahr drei Schübe, die sie immer wieder wenn es etwas besser wurde, wieder zurückgeworfen haben. Mir blieb in der Zeit nur, sie zu unterstützen, mich zu Hause so gut ich konnte um alles zu kümmern und zu versuchen ihr die Kraft und Zeit zu geben, damit klar zu kommen.
Wir haben uns damit arrangiert, jeder mit seiner eigenen Erkrankung und den Einschränkungen die sie mit sich bringt und gegenseitig mit der Erkrankung des Partners. Mittlerweile geht vieles wieder seinen normalen Gang, so wie früher auch. Einige Dinge gehen nicht mehr so, dafür muss man Lösungen finden, meistens klappt es. Und wenn nicht, muss man das auch akzeptieren. Rumlamentieren und jammern hilft nichts, man muss seine Krankheit so nehmen, wie sie ist und damit klarkommen. Es hilft einfach nicht, immer nur zu sehen, was man nicht kann. Den Blick sollte man darauf richten, was man kann und das machen und genießen.
So beschissen und mies so eine Erkrankung auch ist - und glaubt mir, wenn beide so etwas haben ist es noch beschissener und mieser
- man lernt dadurch eine Menge über sich selbst und seinen Partner und im besten Fall - so ist es Gott sei Dank bei uns - wächst man weiter zusammen und lernt Dinge schätzen und lieben, die man vorher als Banalität abgetan hat, obwohl das auf Grund ihrer Bedeutung niemals gerecht ist.