Die feuchte Danica und der dicke Wim

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Regenwahrscheinlichkeit 65 %.
Gebietsweise Regen, später nachlassend.
Schwacher bis mäßiger Südwestwind, im Bergland böig.
Milde 14 bis 18 Grad.
Tief Danica wird vom Hoch Wim größtenteils in Schach gehalten.

Die Regenwahrscheinlichkeit von wieviel Prozent auch immer hängt in dunklen Wolken am nördlichen Horizont. Über mir morgendliches Hellblau mit einigen orange betupften Wolkenfetzen. Unter mir das Grau der Landstraße. Lange Schatten wirft die noch tiefstehende Sonne.
Schwacher bis mäßiger Südwestwind. Luftpartikel prasseln auf den Helm. Ich fahre nach Osten, je schneller, desto stärker der Wind. Tiefgebeugt, den Motor halb umarmend, nähere ich mich dem Bergland, wo er böig sein soll. Man denkt, dreihundert Kilo - meine Maschine und mich - wirft so leicht nichts um. Meine Maschine und mich verbinden nur wenige Quadratzentimeter mit dem Asphalt. Das ist wie ein Scharnier - und der böige Wind wie ein Boxer, der aus dem Hinterhalt zuschlägt.
Gebietsweise Regen. Eines der vorhergesagten fünfundsechzig Prozent Regenwahrscheinlichkeit hat mich erwischt. Unter Bäumen kämpfe ich mich in die Regenkombi. Die milden 14 bis 18 Grad treiben mir den Schweiß auf die Stirn. Weiter geht's durch den Vorhang aus Wasserschnüren.
Später nachlassend. Wann genau beginnt später? Das Visier hat keine Scheibenwischer und ich sehe alles durch tausend Tropfenlinsen. Die Brille läuft an, ich öffne das Visier ein wenig. Die kalte Luft schmerzt im Gesicht - wo sind die versprochenen 18 Grad?
Tief Danica wird vom Hoch Wim größtenteils in Schach gehalten. Der dicke Wim schickt mir auf den letzten Kilometern ein paar Sonnenstrahlen. Grollend bereitet die feuchte Danica im Nordwesten ihren nächsten Angriff vor, während ich höhnisch durch die Sonnenblende blinzle.
Zur Kaffeepause quäle ich mich aus den dichten und undichten Schichten. Von innen und von außen nass. Die Frisur zerquetscht, die Wangen rot, die Augen glänzend.
Auf dem Nachhauseweg schlägt Danica wieder zu. Von wegen 'später nachlassend'!

Bin ich jetzt ein Kämpfer, weil ich den Unbillen des Wettergottes getrotzt habe? Nein, ich bin Pazifist und arrangiere mich mit den Gegebenheiten.
Bin ich jeck - halbblind über vor Laub und Dreck glitschige Straßen zu fahren? Nein, ich bin weitsichtig und vorausschauend - für den Moment und die danach.
Bin ich pervers, weil ich dabei auch noch Spaß hatte? Nein, ich bin genau richtig rum - und wenn nicht, schau ich einfach in den Rückspiegel!


Copyright by Regina2, Oktober 2022