Ü50 und unausstehlich
Sie ist eine Frau mit schottischem Plaid über den weißen SchulternIhre Schlüsselbeine lässt sie bewusst frei
Denn das Verlangen der Männer bestimmt immer noch ihren Selbstwert
Voll nervöser Empflindlichkeit beim Trauerspiel alt zu werden
Wo sie in Vornehmtuerei ihr Kainsmal etwas zu offensichtlich zur Schau stellt
Nicht ganz sauber
Mit gelben Zähnen vom Zigarettenrauch in körperlich dürstender Einsamkeit
Des Nirgendsdazugehörens
In heruntergekommener Verlassenheit
"Du hast mir schon lange keine Blumen mehr geschenkt!" - ihr Versuch eines Vorwurfs
Vergeblich
"Lieb' mich!" fleht sie
Schäbig die schlotternden Halterlosen
Verschlissen in der Distanziertheit zur jetzt welken Haut
Frierend und zitternd
"Liebst du mich?" fragt sie mich, weil sie genau das hören will
So die Verlegenheit mit besitzstrebend raffgieriger Hoffnungslosigkeit
Die sie nachts ins Klo kotzt, als hätte sie Benzin gesoffen, um ihr Elend auszuhalten
"Komm', lieb' mich!" fordert sie, weil sie weiß, dass es längst aus ist
Todesfurcht, Opportunismus und niedrige Instinkte verbinden uns
Zum Schämen, doch unsere Reue ist illoyal und unehrlich und
Schon lange insgeheim zu Hass aufeinander degeneriert, überempfindlich und beleidigt
Lustig eigentlich, wenn's nicht so beklemmend ernst wäre
"Lieb' mich!" so will sie mich funktionieren lassen
Um eine maulvoll Bitternis aufzuschnappen gegen die Leere
Wenn sie mich verzweifelt küsst
Ihre Beine spreizt
"Fick mich!" - Ihr letzter Einsatz (und als ob ich noch einen hochkriegen würde!?)
"Dass ich etwas spüre
Damit ich etwas in mir habe
In mich gekehrt in dumpfer Unausgefülltheit
Lieb' mich!"
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Ach, weißt du was!?
Kauf' dir 'nen Hund!