Also, ich habe hier seit einer Woche mein Abo wieder aktiv geschaltet, um schlicht nette und interessante Menschen kennenzulernen (es soll ja bald möglich werden, vom Café aus auf den Rhein zu blicken usw.), aber reihenweise Frauen abgelehnt, d.h. ich beende Unterhaltungen konsequent und mit kurzer und ehrlicher Begründung.
Meist stört mich ein Selbstbild als "Diva" oder ähnliches, das wohl auf einer empirisch gewachsenen Annahme fußt, alle Männer lägen Frauen zu Füßen und bekämen Speichelfluss, sobald etwas Haut gezeigt wird.
Es langweilt furchtbar.
Vermutlich verselbständigt sich manches aufgrund einer Umgebung, in der Individuen sich gegenseitig subtil an den vorherrschenden Stil anpassen, was Fotos und Profiltexte angeht.
Neulich hatte eine dieser Diven die Legierung Implantanium mit einem "Implantat" verwechselt (es ging um mein Posting im Piercing-Forum) und mir allen Ernstes auf Grundlage ihrer Ahnungslosigkeit auf rotzige Art geschrieben, sprich: Ihren Frust und Selbsthass vor sich hergetragen und sich über mein "Unwissen" lustig gemacht ("Piercings seien keine Implantate"). Warum nicht etwas dezenter? Warum gleich dieser Maximalismus?
Was soll ich zu so etwas noch sagen!?? Fremdschämen? Das reicht schon lange nicht mehr aus.
Dazu kommt meist eine Prise gewohnten deutscher Humorlosigkeit (sofern man unterhalb der Mario Barth-Linie bleibt und Ironie oder Übertreibung nicht wie in ausländischen Filmen üblich durch dämliche Kommentare aus dem Off als Humor kenntlich macht)...
Kompliziertheit scheint eine Tugend zu sein, Arroganz (vor allem ohne erkennbar Erreichtes!) beliebte Kompensation von Schwächen oder Verletzungen. Man klickt sich durch Profile und langweilt sich, allzu oft dieses Muster zu sehen.
Man muss sich nicht über Kernphysik unterhalten können, und mich stört auch nicht, Frauen in Abendgarderobe vor Spiegeln in engen Mietwohnungen zu sehen usw..
Mein Respekt orientiert sich nicht an monetären oder akademischen Voraussetzungen, sondern an Persönlichkeiten, die mit sich selbst im Reinen sind.
Und daran hapert es hier wohl - ganz speziell auf dem Festival missverstandenen Hedonismus'.
"Wer schreibt hier wen an?" - Das würde ich unbedingt von der Frage des Geschlechts abtrennen!
Vielleicht muss man tatsächlich das Hirn ausschalten, dämlich baggern und kläffend Huldigungen produzieren, um manche Erwartungen zu erfüllen.
...und während ich dies tippe, nachts, mit einer Augenentzündung, die mich am Schlafen hindert, bekomme ich eine Nachricht meines besten Kumpels: Einer Frau.
Die sagt seit über 20 Jahren von sich selbst, "unkompliziert" (und somit glücklich!) zu sein, und geht tatsächlich ganz offen auf Menschen zu - vor allem in der Öffentlichkeit. Über uns "Profil-Inhabende" hat sie, die nie "soziale Medien" zum Kennenlernen genutzt hat, mir gegenüber so manche Witze gerissen, ohne verletzend zu sein. Sie ist Geschäftsführerin meiner Holding, war nebenbei Abgeordnete und Landrätin und hat zwei Kinder aus verschiedenen Beziehungen - und ist einfach entspannt und lebensfroh trotz vieler Niederschläge und Verluste. Und gerade kommentiert sie amüsiert Erlebnisse, die ich ihr berichtet hatte mit Kontakten aus dem Joyclub...
Last but not least, zur unbedingten Ehrenrettung vieler Frauen hier: Ich habe nette Menschen kennengelernt und gerade erst wieder zum Date getroffen.
Denn, ja: Es gibt sie. Frauen (Menschen), die WIRKLICH mit sich im Reinen sind. Ganz ohne bewusst oder (meist) unbewusst projizierten Selbsthass und Frust, der nicht selten in die eine oder andere Form von Arroganz übersetzt wird - gegenüber all den ja so primitiven Männern.
Allerdings scheinen es verblüffend wenige zu sein.