Sagen wir mal so...trotz meines starken Bedarfs an Freiheit und Eigenständigkeit, habe ich ein ebenso starkes Bedürfnis nach einer Liebe die wie ein tragfähiger Teppich aus zweifärbigen, feinen aber robusten Seidenfäden miteinander verwoben ist. Zwei Fäden die gemeinsam zu etwas größerem und sinnvolleren werden, was sie alleine so niemals schaffen würden.
Momentan denke ich da an eine monogame Beziehung mit zwei getrennten Wohnungen in nächster Nähe.
Jedenfalls ist es mir wichtig, dass diese Beziehung eine ernst zu nehmende und loyale ist, ebenso wie leichtfüßig, humorvoll, sinnlich, wertschätzend und lustvoll.
Bei meinen Eltern habe ich das so nie erlebt. Es war immer destruktiv, unüberlegt und illoyal.
Ich wollte es immer anders - besser (!) machen.
Weil ich mir nicht sicher war, dass mir das jemals gelingen würde, habe ich mich bis zu meinem 30. Lebensjahr immer gegen die Ehe ausgesprochen. Danach vertrat ich die Meinung: "Ich heirate nur dann, wenn ich mir hunder Prozent sicher bin, dass ich es bis zum Lebensende mit diesem Partner schaffen kann."
So, und dann kam alles ganz anders:
Ich sah mich quasi dazu "gezwungen" zu heiraten. Nach einer siebenjährigen Fernbeziehung bin ich zu meinem Partner nach Deutschland gezogen. Mein österreichisches Studium wurde in Deutschland aber nicht anerkannt (!). So viel zur EU, Bachelor-, Master & Co-Umstellung. Alles Bullshit! Insofern hatte ich keine Arbeitserlaubnis für meinen Wunschberuf, für den ich neun Jahre lang gekämpft habe. Ebenso hatte ich in Deutschland kein Recht auf Arbeitslosengeld. Für meine Krankenversicherung hätte ich selbst aufkommen müssen. Für alle anderen Jobs wozu man keine Ausbildung braucht galt ich als "überqualifiziert". Es musste demnach schnell gehandelt werden: Ehe.
Naja, ich wusste zumindest, dass ich mich auf einen Kerl einlassen werde der mir bislang immer nur Gutes wollte. Das nahm mir zumindest die Angst.
Dennoch erkannte ich danach recht bald, dass es hier und mit ihm überhaupt keinen Sinn für mich macht. Ich konnte mich weder beruflich, noch familiär (er wollte keine Kinder mehr) verwirklichen und die Beziehung wurde das Zusammenleben immer schlechter.
Als ich wieder zurück nach Österreich kam, ging das Spiel von vorne los: Dadurch dass ich noch verheiratet war (ein verpflichtetes Trennungsjahr nach deutschem Recht) war mein (noch-)Mann dazu verpflichtet finanziell für mich vollständig aufzukommen. An dieser Stelle dachte ich mir: "Wahnsinn! Wenn man da an die falsche Frau oder den falschen Mann gerät, dann kann der*diejenige einem komplett ruinieren, sodass man (oder sogar beide) obdachlos auf der Straße sitzt. Unfassbar!"
Wir haben das jedenfalls zusammen prima gemeistert, sodass jeder gut (über-)leben kann und nachdem ich in Österreich zum Glück bereits nach zwei Monaten einen gut bezahlten Job in meiner Branche gefunden habe, war das Problem-Thema Finanzen auch wieder schnell vom Tisch.
Mit ihm habe ich diesbezüglich schlichtweg Glück gehabt und er mit mir auch!
Heute sind wir nach wie vor gut befreundet.
Von daher bin ich mir, was meine Zukunft angeht, nicht mehr so sicher was der richtige oder zumindest vernünftigste Weg ist. Eine Ehe kann einem in den Ruin treiben, aber genauso auch eine finanzielle Absicherung bieten. Oder lässt sich das alles auch alternativ bei einem Notar vertraglich regeln?
Und dann schreibt @*******m77 so einen wundervoll berührenden Beitrag, dass alles wieder hinfällig ist.