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Wir sind nicht alt, wir sind Wracks geworden

Wir sind nicht alt, wir sind Wracks geworden
Unter Cousinen und Cousins. Wir sind alle ungefähr gleich alt - ja, alt geworden sind wir mittlerweile. Und durch die krummen Dinge in der Familie selber irgendwie krumm geworden, auch auf krumme Weise miteinander verbunden. Eben darum vermutlich ein Spiegelbild der ganzen Gesellschaft.
Kinder haben wir bekommen, die schon wieder so alt sind, wie ich sie alle noch vor mir sehe, wenn ich in ihre Gesichter blicke: Julia und Emilia, Luzie und Katja, Rouga und Rivtsche, Ben und Dov, Raffaele und Federico und die zwei Gianni schließlich, mit mir drei.
Ein seltsame Mischung aus Süd- und Osteuropa.

Grün sind sie gewesen, die Cousinnen, und schön, ganz so wie in dem berühmten Lied - geblüht haben sie, als sie noch unerfahren waren und sich in die Welt geträumt haben. Golden waren sie, Beine und Füße hatten sie, die zum Tanz aufforderten. Haare hatten sie wie Seide und Augen mit dem Blau des Frühlings und Lippen hatten sie wie Kirschen zum Küssen gemacht. Gegangen sind sie nicht, nur gesprungen und geredet haben sie nicht, nur gesungen. Voller Leben waren sie, fröhlich waren sie, gelacht haben sie, immer und zu jedem Anlass.
Heute jedoch sind sie geleeaertig aus ihren Kleidern heraus übergequellt, übellaunig, boshaft und nehmen an ihren Männern Rache für das, was ihnen die Natur und das Leben - in berechnet böser Absicht, wie sie denken - beschert hat.

Gianni Zwo flüstert in der Männerrunde anzügliche Witze: "Geht einer zum Blutspenden, weil's 30 Euro dafür gibt. Da sieht er im Gesundheitsamt ein Schild: Samenspende 100 Euro! Also stellt er sich dort an. Höflich zu der jungen sexy Frau vor ihm in der Schlange sagt er: 'Tschuldigung, ich glaube, Sie stehen hier falsch an!? - Sie mit vollen Backen: Hmmm, mmmmpf ..."
Statt heiserem, verschämten Lachen, sehe ich unzüchtiges Lächeln in graue Gesichter geschmiert - so also sieht Sex Ü50 aus ...

Schwerleibig und schwerfällig sind die Vettern alle, wie verdammt dazu, die Gesamtlasten ihrer Leben mit sich herumzuschleppen. Müde sehen sie aus wie geduldige, schwermütige, von Arbeit gezeichnete Ochsen - zu Menschen gewordene Bilder von Bydlo, wahrhaftig.
Ihre Gesichtszüge sind grob und stark ausgeprägt wie von einer strengen Hand geschnitzt oder gar gemeißelt: noch lebende Denkmäler des Kummers, der Enttäuschungen und der ernüchternden Erfahrungen, die sie innerlich zertrümmert haben.
Das Café machen sie zum Stall: Lauwarm ist der Dunst ihrer Resignation durch Verlust und Niederlagen, den sie transpirieren.
Dabei waren sie doch auch einmal jung, mit Träumen, Sehnsüchten und Hunger auf das Leben ...

Als hätte ich Röntgenaugen sehe ich plötzlich hinter die Fassaden ihrer Gesichter und die Betonwände ihrer Worte: Ich erblicke Zartes, Sachtes, Sanftes und deshalb absichtlich Zurückgehaltenes und Getarntes - Kann ich es Schönheit nennen?
Oder ist es nur meine Schönfärberei? Weil ich ja selbst der Armee der Gescheiterten angehöre?
Vielleicht habe ich aber auch einen ehrlichen Punkt erreicht, von dem aus ich gnädig sein kann, gar Erbarmen habe - oder agiere ich aus purem Selbstmitleid und Selbstschutz?
Das Alter jedenfalls, und unsere vertanen Leben - gemessen an den Ansprüchen, mit denen wir einst angetreten sind - liefern uns einander der Gnade aber auch der Grausamkeit aus. Warum also nicht zur Abwechslung einmal Gnade walten lassen?
Wir haben uns - Familie! - seid wir leben und aneinandergeschmiedet sind, in die Geiselhaft des jeweils anderen begeben - auf Gedeih und Verderb - so etwas wie Geheimnisse gibt es zwischen uns schon lange nicht mehr ... Egal, ob aus Lethargie oder Müdigkeit oder aus Einsicht und Besserem-Wissen: da wir nichts mehr zu verlieren haben, gewinnen wir vielleicht noch wenigstens etwas Ruhe, wenn wir unnötigen Zoff und Querelen von wer ist größer, stärker, reicher usw. vermeiden ...
Aus diesen Gedanken reißt mich lautstark Luzie, die sich über irgendetwas echauffiert, zurück auf den Boden der Realität, die ich eben dabei war, erfolgreich auszublenden: "Nach 25 Jahren Ehe!?!?!? Nach 25 Jahren Ehe hast du nur noch Verachtung füreinander übrig!!!"
Willkommen im Leben,
bisschen depri heute?

Du weißt schon, der Überbringer der schlechten Nachricht wird als erstes geköpft

Was mich zu tiefst erschreckt ist, dass Schulkameraden, Freundinnen, Familie, Bekannte, einfach alle um mich herum so unglaublich alt und so erschreckend farblos, öde und kalt geworden sind.
Von Äußerlichkeiten mag ich erst gar nicht reden.

Danke für den tollen Text. Woher kennst du mich?
"Niemand hat gesagt, das das Leben leicht
ist"
*********acht Frau
7.364 Beiträge
Resignation, oder doch nur Bequemlichkeit?

Meine Großfamilie väterlicherseits war da immer ganz anders. Die haben immer Ziele, Pläne, ein offenes Herz... und immer Spaß, egal ob mit 20, 30 oder 50, 60, 70... Trotz aller Schwierigkeiten und Malaisen, die das Leben mit sich bringt. Gerade deswegen.

Meine flotten Tantchen haben noch mit 65 auf dem Tisch getanzt, und sich Liebhaber genommen. Auch zum dritten Mal geheiratet, ach ja, die Liebe... Die Onkels sind etwas gesetzter, aber lebensfroh.

Ja, verstorbene Partner, Gewalterfahrungen, berufliche Durststrecken, Scheidungen und neue Lieben, wie das Leben so spielt. Wenn man es lässt. Und sie geben alle einen Sch**** aufs Alter.

Wozu resignieren, wenn man doch ganz anders leben kann, wenn man sich nur traut?
*********acht Frau
7.364 Beiträge
Aber ein schöner Text, und eine Mahnung, sich nicht aufzugeben.
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